da? ich eine Dienerin der Gottin bin!« Samu spurte, wie sich der Skorpion auf ihrem Bauch ein kleines Stuck bewegte. Wurde der Zauber auf ihn wirken?

»Tjetet, erhore mich! Sage deinem Bruder, da? ich eine Dienerin der Gottin bin!« Wieder zog sie die Decke ein wenig tiefer. Die Stimme der Priesterin klang leise und monoton. Ihr Gesicht war na? von Schwei?. Sie versuchte, sich das Tier vorzustellen, das auf ihrem Bauch hockte. Versuchte, es im Netz der Magie einzufangen.

»»Matet, erhore mich! Sage deinem Bruder, da? ich eine Dienerin der Gottin bin!« Samu wollte alle sieben Skorpione anrufen, die der Isis gedient hatten. Sie waren die Machtigsten ihres Volkes, und einer von ihnen mu?te der Herrscher uber jenen Skorpion sein, der auf ihrem Bauch kauerte.

Die Priesterin hatte die Decke jetzt bis uber ihre Bruste hinabgezogen. Nur noch ein kleines Stuck, und sie wurde die Bestie sehen! »Mesetetef, erhore mich! Sage deinem Bruder, da? ich eine Dienerin der Gottin bin!« Wieder rutschte die Decke ein klein wenig tiefer. Das Tier verhielt sich weiterhin ruhig.

Die Priesterin leckte sich uber die trockenen Lippen.

»Mesetetef, erhore mich! Sage deinem Bruder, da? ich eine Dienerin der Gottin bin!«

Im selben Augenblick, in dem sie den Namen Mesetetef aussprach, begann das Tier sich zu bewegen. Langsam schoben sich seine Zangen unter der Decke hervor. Lautlos offneten und schlossen sie sich, so als wolle er ihr ein Zeichen geben oder sie einfach nur gru?en. Auf seinen dunnen Beinen kroch der Skorpion vorwarts, bis er zwischen ihren Brusten lag. Er war schwarz wie die Nacht und fast so gro? wie eine Menschenhand. Seinen Stachel hatte er drohend uber den Rucken erhoben.

»Ist Mesetetef dein Herrscher?«

Der Stachel des Skorpions zuckte auf und nieder.

»Ich bin Samu, Dienerin der Isis. Spurst du die Kraft der Gottin in mir? La? uns einen Bund schlie?en, so wie dein Herrscher einst mit meiner Herrin einen Bund geschlossen hat.« Samu sprach leise und bewegte bei ihren Worten kaum die Lippen. Langsam senkte sich der drohende Stachel.

»Bist du zu mir gekommen, so wie Mesetetef gekommen ist, um die Zauberreiche zu schutzen?«

Die Plane am Eingang des Zeltes wurde zuruckgeschlagen, und Haritat trat hinein. »Guten Morgen, Priesterin. Wenn du noch ...« Der Beduine verstummte. Schlagartig wich die Farbe aus seinem Gesicht. Seine Rechte glitt zu dem Dolch an seinem Gurtel.

Von der fremden Stimme erschreckt, hatte der Skorpion sich umgedreht und wieder drohend seinen Stachel erhoben.

»Beim Barte Melkarts! Bewege dich nicht, Priesterin!« Langsam zog der Beduine seinen Dolch. »Ich werde dich retten, aber bleib ganz ruhig.«

»La? ihn in Ruhe, Haritat! Die Gottin hat ihn geschickt, um uber mich zu wachen. Wie du siehst, hat er zwischen meinen Brusten geschlafen und mir nichts getan. Doch dich mag er nicht! Er hat mir gesagt, da? er in der nachsten Nacht seine Bruder mitbringen und dich besuchen wird.«

Der Beduine schlug mit der Linken ein Schutzzeichen.

Wahrenddessen kroch der Skorpion Samus Bauch hinab und kletterte auf die Decke. Die Priesterin atmete immer noch ganz flach. Sie war sich keineswegs sicher, ob sie dieser kleinen Bestie wirklich zu gebieten vermochte. Doch davon wurde sie sich nichts anmerken lassen!

»Ich glaube, mein Leibwachter mag dich nicht, Haritat! Ich habe ihm erzahlt, da? du mich in Fesseln nach Jerusalem fuhren willst. Er war daruber sehr zornig.« Samu konnte sehen, wie sich der Adamsapfel des Beduinen auf und ab bewegte. Haritat machte einen Schritt zuruck.

»Wenn du mir dein Wort gibst, nicht zu fliehen, Priesterin, dann mu?t du keine Fesseln mehr tragen.«

»Hat dir Hophra eigentlich erzahlt, wer ich bin? Hast du dich nicht daruber gewundert, da? er mich bewu?tlos zu dir gebracht hat? Was glaubst du wohl, warum er das Weite gesucht hatte, noch bevor ich wieder zu mir gekommen bin?«

Haritat leckte sich nervos uber die Lippen. »Was willst du von mir, Priesterin? Ich habe dich nicht schlecht behandelt!«

Samu schnaubte verachtlich. »Ich bin deine Gefangene! Nennst du das gute Behandlung? Doch du und die Deinen werden dafur bu?en. Ich bin eine Dienerin der Isis. Sieben Jahre lang hat man mich die Geheimnisse der Gottin gelehrt. Ich vermag den Daimonen zu gebieten, und wenn ich es will, dann reichen drei Worte von mir, um deine samtlichen Kamelstuten unfruchtbar werden zu lassen und dich obendrein, Haritat. Kannst du dir vorstellen, wie der Stachel, den du so stolz zwischen deinen Beinen tragst, verdorrt und schlie?lich abfallt?«

Samu konnte sehen, wie sich die Faust des Beduinen um den Dolchgriff verkrampfte, so da? die Knochel wei? hervortraten. Schwei? stand ihm auf der Stirn.

»Denk lieber erst gar nicht daran! Hat man dir nie gesagt, da? der Fluch einer sterbenden Zauberin der machtigste ist, den sie in ihrem ganzen Leben spricht? Bis ins siebente Glied hinein wird er deine Ahnen verfolgen! Wer immer deiner Sippe angehort, den soll der Fluch des Skorpions treffen. Immer dann, wenn sich zum drei?igsten Mal der Tag ihrer Geburt jahrt, wird deine Kinder und Kindeskinder ein Skorpion heimsuchen und sie toten. So lange wird sich dies Schicksal wiederholen, bis deine Sippe ausgeloscht ist, Haritat. Das ist der Preis, den du zahlen wirst, wenn du eine Waffe gegen mich erhebst!«

Der Skorpion glitt jetzt an Samus Bein hinunter und eilte auf das Kleiderbundel zu, das dicht neben ihr auf dem Boden lag. Mit starrem Blick verfolgte der Beduine das Tier. Die Hand, in der er den Dolch hielt, zitterte leicht.

»Der Agypter hat mich betrogen, Priesterin. Er hat mir nicht die Wahrheit daruber gesagt, wer du bist. Also mu? ich mich auch nicht an das Wort gebunden fuhlen, das ich ihm gegeben habe.«

Samu lachelte zufrieden. »Wie ich sehe, bist du ein weiser Mann, Haritat.«

»Wenn ich dir ein Kamel satteln lasse und dir freien Abzug gewahre, wirst du dann darauf verzichten, mich zu verfluchen, Zauberin?«

»Gib mir noch einen Fuhrer, und wir sind handelseinig. Nicht du bist der, dem mein Zorn gilt. Ich will den Kopf des Mannes, der mich zu dir gebracht hat! Ich sehe, da? du von Hophra getauscht worden bist und dich keine Schuld trifft.«

Der Beduine nickte heftig. »Genauso ist es. Er hat mir gesagt, du seiest nur ein torichtes Weib, das sich in Schwierigkeiten gebracht hat. Davon, da? du eine Zauberin bist und in Fehde mit ihm liegst, hat er kein Wort gesagt.«

»Gehe jetzt und suche einen Mann, dem du traust! Doch versuche nicht, mich zu betrugen, Beduine. Mein Fluch uber dich ist ausgesprochen, und ich werde ihn erst zurucknehmen, wenn ich sicher im Lager der Romer bin, die nach Tyros marschieren.«

»Du willst zu den Romern?«

»Du wirst doch wohl wissen, wo ich sie finde, oder? Man sagt doch, ihr Beduinen wi?t um jeden, der durch die Wuste reist. Also wird dir doch nicht verborgen geblieben sein, da? eine ganze Armee nach Tyros marschiert.«

»Keine Armee, Priesterin. Drei Kohorten und eine Abteilung Reiter. Ich werde dich nicht fragen, was du von ihnen willst. In der Zeit, die die Sonne braucht, um zwei Finger breit uber den Himmel zu wandern, werde ich dir ein Kamel satteln lassen und einen Fuhrer auswahlen. Du wirst nicht weit reiten mussen, um zu den Romern zu gelangen.«

Samu lachelte zufrieden. »Ich sehe, du bist ein kluger Mann, Haritat. Du wirst dir keine Sorgen um die Zukunft deiner Sippe machen mussen.« 

20. KAPITEL

»Ich glaube nicht, da? der Magister equitum dich empfangen wird, Weib. Er berat

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