hatten. Nach einem englischen Ultimatum an die Zulus, das unbeantwortet blieb, wurden Truppen ins Zululand geschickt, und im Januar wurde eine uber 1000 Mann starke britische Streitmacht bei Isandhlwana vollig aufgerieben. Die Englander blieben schlie?lich siegreich, aber der Eindruck der Niederlage blieb unausloschlich, auch wenn die Buren zu lange zogerten, um die angestrebte Unabhangigkeit wiederzugewinnen. Haggard, der sich in der Krise ausgezeichnet hatte, hatte eine glanzende Laufbahn vor sich gehabt. Statt dessen gab er seinen Regierungsposten plotzlich auf, verlie? Pretoria und lie? sich im Natal als Strau?en-farmer nieder. Ein Grund dafur mochte eine ungluckliche Liebesgeschichte mit einer englischen Schonheit sein, die er schon vor seiner Abreise nach Afrika kennengelernt hatte und heiraten wollte. Als Haggards Vater erfuhr, da? sein Sohn von seinem Posten nach Europa zuruckkehren wollte, um sie zu heiraten, verbot er es ihm in einem heftigen Brief. Haggard blieb, obwohl er sein Gepack bereits aufgegeben hatte, und bald darauf gab ihm die Dame den Laufpa?. Diese schwachliche Entscheidung bereute der Autor sein Leben lang und diese Enttauschung mag mit ein Grund sein, warum er so oft von wahrer Liebe schreibt, sogar uber die Jahrhunderte hinweg.

Haggard begab sich aber nicht gleich zu seiner Farm, sondern kehrte zunachst nach England zuruck, wo er bald, gegen den Widerstand ihres Vormundes, eine reiche Erbin aus einer Offiziersfamilie heiratete: eine brave, ein wenig phantasielose Frau, die sich fur seine Bucher uberhaupt nicht interessierte. In der Zwischenzeit hielten die Unruhen unter den Buren an, die schlie?lich offen zu den Waffen griffen und mehrere Gefechte gegen die Englander gewannen. Bei Majuba Hill fielen viele von Haggards engsten Freunden in Sudafrika. Ungeachtet der Kampfe gingen die Verhandlungen weiter, und 1881 wurde den Buren unter Kruger die Autonomie gewahrt. Haggard, der die britischen Konzessionen fur einen politischen Fehler hielt, erkannte, da? er in Sudafrika keine Zukunft mehr hatte, und kehrte nach England zuruck, wo das Ehepaar zunachst vom Vermogen der Frau lebte, wahrend Haggard Jurisprudenz studierte.

Die Ereignisse in Sudafrika waren zweifellos die entscheidenden Erlebnisse in Haggards Leben; dort mu?te er sich bewahren, dort gewann er innere Sicherheit und dort lernte er die Verhaltnisse aus eigener Anschauung kennen. Er lauschte den Erzahlungen der wei?en Jager und der Zulus und lernte die Zulus und ihre kriegerische Kultur zu bewundern, wahrend die Halsstarrigkeit und Ungehobeltheit der Buren, ihre Mi?achtung der Eingeborenen, seinen Abscheu erregten. Schon damals schrieb er kleine Skizzen uber die Gebrauche und Sitten der Zulus fur englische Zeitungen, z.B. eine lebendige Reportage uber einen Kriegstanz der Zulus. Sein erstes Buch uberhaupt, erschienen zu einer Zeit, als ganz England das lastige Burenvolk vergessen wollte, ist eine datenreiche und weitgehende objektive Darstellung der jungsten Geschichte Transvaals und Natals, Cetywayo and His White Neighhours (1882). Zwei unmittelbar darauf folgende, unma?ig komplizierte und nichtphantastische Melodramen Dawn (1884) und The Witch's Head (1885) erregten wenig Aufmerksamkeit und scheinen von Haggard nur aus Langeweile verfa?t worden zu sein. Der Durchbruch kam erst mit King Solomon's Mines (1885), einem der beruhmtesten Abenteuerromane des 19. Jahrhunderts. Dieses ungewohnlich erfolgreiche Buch entsprang einer Wette mit einem von Haggards Brudern, der behauptet hatte, Henry Rider konne nichts schreiben, was auch nur halb so gut sei wie Stevensons Schatzinsel, die damals Tagesgesprach in England war. Haggard nahm ihn beim Wort und schrieb in sechs Wochen King Solomon's Mines. Dieses Buch begrundete auch Haggards eigenen Reichtum, was dem Ratschlag eines anonymen Schreibers im Vorzimmer seines Verlegers zu verdanken ist. Vor die Wahl zwischen einer Pauschale von hundert Pfund (damals ein achtbarer Betrag) oder Tantiemen gestellt, hatte sich Haggard bereits fur die sichere Pauschale entschieden, als er, dem Rat des Vorzimmerschreibers folgend, seine Meinung anderte. Der Verleger war zwar verargert, holte aber den neuen Vertrag. Das Buch wurde uber Nacht ein Bestseller und war seit dem Erscheinen nie vergriffen. Der Roman ist die Geschichte einer aufregenden Schatzsuche in Afrika, ein farbiger und abenteuerlicher Expeditionsbericht, in dem Haggard seine Talente bei der Schilderung primitiver Volks-stamme und pittoresker Eingeborener voll entfaltete, im besonderen der Kukuanas, eines Zulustammes, der von dem einaugigen Riesen Twala regiert wird. Zu den bemerkenswertesten Charakteren des Buches gehort die verschrumpelte alte Hexe Gagool und ein riesiger Eingeborener namens Umbopas, der die Schatzsucher auf ihrer Expedition nach dem legendaren Schatz des Konigs Salomon ohne Bezahlung begleitet, und von dem sich herausstellt, da? er der legitime Konig der Kukuanas ist. Die Schlacht zwischen dem Usurpator Twala und den Anhangern Umbopas ist eines jener episch geschilderten Gemetzel, wie sie bei Haggard in fast jedem Buch vorkommen. Im Allan Quatermain etwa gibt es den Kampf gegen die Massai bei der Missionsstation, bei der Quatermain, Sir Henry Curtis, Umslopogaas und Gefahrten an die 200 Gegner erschlagen, und naturlich die Entscheidungsschlacht zwischen den beiden Koniginnen und das letzte Gefecht um den Palast, bei dem Allan Quatermain todlich verwundet wird. (Aber als Erzahler erst stirbt, nachdem er, wie es sich gehort, die Geschichte abgeschlossen und das Manuskript einem Boten mitgegeben hat.) In King Solomon's Mines fuhrt Haggards bereits die Charaktere ein, auf die er spater oftmals zuruckgriff: den alten, skeptischen Elefantenjager Allan Quatermain, Sir Henry Curtis, einen gro?gewachsenen, blonden Gentlemanabenteurer, und Sir John Good, die Karikatur des eitlen und pedantisch auf die Etikette der Kleidung bedachten pensionierten Seeoffiziers, der selbst im dichtesten Dschungel seine Paradeuniform im Koffer hat. Zu den eindringlichsten Bildern von King Solomon's Mines gehort sicher jener riesige Felsendom, in dem die durch Kieselsaure zu Tropfsteinen erstarrten toten Zulu-Konige sitzen; als die Abenteurer eintreffen, ist Twala schon an seinem Platz, den Kopf zwischen den Fu?en. King Solomon's Mines war von Anfang an ein ungeheurer Erfolg und wurde moglicherweise nur von She. A History of Adventure (1887) ubertroffen. Zu den Bewunderern des Buches zahlt Graham Greene, der in seiner Autobiographie Eine Art Leben schrieb: »Mein Lieblingsroman war naturlich King Solomon's Mines, doch was Quatermain spater an Abenteuern erlebte, fand ich langweilig. Ich verliebte mich heftig in Nada, die Lilie, und bewunderte Chaka, den gro?en Zulukonig, wegen seiner Grausamkeit.«

Zu den gro?ten Bewunderern von Sie (She) wiederum gehort Henry Miller, der in Books in My Life uberschwenglich behauptete, verglichen mit Ayesha sei die schone Helena nichts als ein bleicher Mond; und der Psychologe C. G. Jung hat sie als klassisches Beispiel fur die anima, das Ewig Weibliche, interpretiert; sie vereinigt in sich unubertroffene Schonheit, ewige Jugend und uralte Weisheit. Sie ist die Traumfrau, die zugrundegehen mu?, wenn sie mit der harten Wirklichkeit in Beruhrung kommt. Ayesha oder Sie haust als unsterbliche weibliche Gottin uber ein Volk von Schwarzen in der Felsenstadt Kor. Im Agypten des Altertums hatte Ayesha einst Kallikra-tes, einen eidbruchigen Priester der Isis, geliebt und getotet, der mit der Prinzessin Amenartas aus seinem Lande geflohen war. Amenartas jedoch war ihr entkommen und hatte einen Sohn geboren, und von ihm stammt Leo Vincey, der Held der Geschichte, ein moderner Englander, ab. Zusammen mit Leo Holly, dem Freund seines Vaters, bricht Vincey nach Afrika auf, wo sich das Drama verschmahter Liebe nach zweitausend Jahren wiederholt, wenn auch abgewandelt. Eine Reinkarnation der Amenartas, eine Eingeborene, die sich in Vincey verliebt hatte, wird von Ayesha getotet; denn Ayesha hatte die ganze Zeit auf die Wiederkehr des Kallikrates gewartet, und Leo Vincey ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Leo Vincey verfallt dem Zauber Ayeshas, die ihren Geliebten ebenfalls unsterblich machen will. Er zogert jedoch vor der lebensspendenden Flammensaule; um ihn zu beruhigen, geht Ayesha voran, aber bei der neuerlichen Beruhrung der Flamme schrumpft sie zu einem verrunzelten Knochenskelett zusammen und zerfallt schlie?lich zu Asche.

18 Jahre spater, 1905, kehrt Ayesha in Ayesha: The Return of She in einer neuerlichen Inkarnation zuruck, diesmal irgendwo in der Gegend von Tibet, und Amenartas ist zu der schonen Atene geworden; und wiederum rivalisieren die beiden um die Liebe Vin-ceys. Die Flamme, die ihren vorherigen Korper vernichtet hat, hat Ayeshas neuen Korper verunstaltet; als sie jedoch, von Atene herausgefordert, ihren ha?lichen Korper vor Vincey enthullt, erlangt sie durch dieses Opfer ihre ubernaturliche Schonheit. Und wiederum kommt es zum Drama, denn sie ist ubermenschlich, und Vincey stirbt in ihrer Umarmung. Irdisches Gluck finden Haggards Helden nur im Kampf, aber nicht in der Liebe, und seine Gestalten sind dazu verurteilt, in immer neuen Inkarnationen einem platonischen Ideal vergebens nachzujagen. Erfullung gibt es nur im Jenseits.

In She and Allan (1921), einer weiteren afrikanischen Abenteuergeschichte, treffen Haggards bekannteste Abenteurergestalten zusammen, und Sie verrat einiges uber ihre Abstammung. Quatermain und seine Gefahrten halten Ayesha fur eine Hexe und sind nicht so von ihr beeindruckt wie Leo Vincey oder Henry Miller.

In Wisdom's Daughter (1923), dem letzten Roman des Quartetts, erzahlt Ayesha schlie?lich die Geschichte ihrer ersten Inkarnation: sie ist die Tochter der Isis und verkorpert wie sie das weibliche

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