schlecht ist, da? keine Flugmaschinen zu erwarten sind?« murmelte Dondragmer nachdenklich vor sich hin.

Der Kommandant sah nach oben. »Die Wolken sind zu tief, und der Wind ist zu stark«, sagte er dann. »Wenn die Flieger recht haben – und sie mu?ten es eigentlich wissen, finde ich –, ist heute kein Flugwetter. Trotzdem ist es vielleicht besser, gelegentlich danach Ausschau zu halten. Ich hoffe, da? wir bald wieder eine Flugmaschine sehen.«

»Gegen eine hatte ich nichts einzuwenden«, antwortete der Maat trocken. »Ich nehme an, da? du deine Sammlung bereichern willst, Barl, aber ich sage dir auch gleich, da? mich niemand in dieses Teufelsding bringt. Notfalls wurde ich vielleicht das Kanu besteigen – aber die Flugmaschine kannst du fur dich behalten.«

Barlennan antwortete nicht; er hatte bis jetzt noch nicht daran gedacht, sich eine dieser Maschinen zu verschaffen, aber der Maat hatte ihn auf eine gute Idee gebracht… Er zweifelte allerdings daran, da? er jemals den Mut aufbringen wurde, selbst damit durch die Luft zu fliegen.

Der Wetterbericht lautete gunstig, und in den nachsten Tagen lie? der Sturm allmahlich nach.

Zum Gluck stellte sich heraus, da? der Flu? schon wenige hundert Meter meerwarts breit und tief genug war, um einzelne Flo?e zu tragen. Barlennan hatte sich allerdings geirrt, als er annahm, das z usatzliche Gewicht spiele selbst hier keine Rolle; die Flo?e hatten ihr Gewicht verdoppelt, seitdem Lackland das letzte uber die Felswand herabgelassen hatte, und die Besatzung der Bree mu?te sie sogar entladen, um sie an den Flu? schleppen zu konnen.

Sobald die Flo?e jedoch den festen Boden verlassen hatten, war es nicht weiter schwierig, sie flu?abwarts zu bugsieren. Ein Teil der Besatzung wurde vorausgeschickt, um etwa auftauchende Hindernisse aus dem Weg zu raumen, wahrend die ubrigen Leute unter Barlennans Fuhrung die Ladung verstauten und dann die Leinen loswarfen. Insgesamt waren nur einige hundert Tage vergangen, als die lange Reihe von Flo?en in Richtung Meer flu?abwarts trieb.

Die Flugmaschinen tauchten wieder auf, als das vorderste Flo? nur noch funfhundert Meter von der Bucht entfernt war. Karondrasee, der zu diesem Zeitpunkt an Bord kochte, wahrend die anderen zogen, sah sie zuerst; sein Warnschrei schreckte Menschen und Meskliniten auf, aber die Manner im Beobachtungsraum wu?ten nicht, worum es sich handelte, da auf ihren Bildschirmen nur die Flu?ufer zu erkennen waren.

Barlennan sah jedoch alles nur zu deutlich. Die acht Segelflugzeuge naherten sich in geschlossener Formation, wendeten unmittelbar uber dem Schiff und flogen nacheinander in geringer Hohe vor dem ersten Flo? uber die Bucht hinaus. Etwa drei?ig Meter flu?abwarts lie?en die Flugzeuge etwas fallen und beschrieben dann einen weiten Bogen, um wieder Hohe zu gewinnen.

Die abgeworfenen Gegenstande waren deutlich genug zu erkennen; die Besatzung sah, da? es sich um Speere handelte, wie sie die Waldbewohner gebrauchten – aber diese Waffen waren langer und schwerer. Im ersten Augenblick drohte eine Panik unter der Besatzung auszubrechen, bis Barlennans Leute merkten, da? die Wurfgeschosse weit vor ihnen im Flu? landen wurden. Minuten spater stie?en die Flugzeuge wieder herab, und die Besatzung ging erschrocken in Deckung, weil sie furchtete, diesmal getroffen zu werden; aber die Speere fielen an die gleiche Stelle. Der dritte Angriff bewies, da? dieses Verfahren einen bestimmten Zweck verfolgen mu?te, der wenig spater deutlich wurde. Die Speere steckten tief im Flu?bett, so da? der schmale Weg zum Meer von zwei Dutzend Pfahlen versperrt war.

Als die Bree sich der Barrikade naherte, wurde die Bombardierung eingestellt. Der Kommandant hatte schon erwartet, die Flieger wurden wieder angreifen, um zu verhindern, da? seine Leute das Hindernis entfernten, aber diese Ma?nahme erwies sich als uberflussig. Die Speere steckten fest und waren nicht zu beseitigen; sie waren aus drei?ig Meter Hohe bei sieben g abgeworfen worden und wurden im Flu?bett bleiben, bis das Hartholz verrottet war. Terblannen und Hars bemuhten sich funf Minuten lang, einen der Speere herauszuziehen, waren aber trotz aller Anstrengungen nicht dazu imstande.

»Konnt ihr sie nicht irgendwie abschneiden?« erkundigte Lackland sich. »Eure Zangen sind ziemlich kraftig, das wei? ich aus eigener Erfahrung.«

»Hier handelt es sich um Holz, nicht um Metall«, erklarte Barlennan ihm. »Wir brauchten eine eurer Sagen, die angeblich sogar unser Holz bewaltigen wurden – es sei denn, dir fallt eine Maschine ein, mit deren Hilfe wir die Speere herausziehen konnten.«

»Aber ihr mu?t doch Werkzeuge haben, die Holz durchschneiden – wie wollt ihr sonst euer Schiff reparieren? Die Flo?e wachsen schlie?lich nicht in dieser Form auf Baumen!«

»Unsere Schneidwerkzeuge bestehen aus Tierzahnen in kraftigen Rahmen und sind deshalb nicht sehr beweglich. Wir geben uns naturlich alle Muhe, aber ich bezweifle, da? uns die Flugzeuge ungestort arbeiten lassen.«

»Das Zeug in euren Flammentanks mu?te jeden Angreifer abwehren«, meinte Lackland.

»Selbstverstandlich – wenn sie gegen den Wind angreifen«, antwortete Barlennan. »Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, da? sie so dumm waren.«

Lackland schwieg nachdenklich, und die Besatzung machte sich an die Arbeit. Aber sie kam nicht weit damit.

Die Segelflugzeuge kreisten weiterhin uber den umliegenden Hugeln, und kurze Zeit spater erschienen weitere Flugzeuge am Himmel, bildeten mit den bereits vorhandenen zwei Gruppen und landeten auf den Hugeln uber dem Flu?. Jeweils vier Lebewesen sprangen aus den Maschinen und vertauten sie rasch im Unterholz; dabei zeigte sich erstmals, da? Barlennan und Lackland im stillen richtig vermutet hatten – die Flieger gehorten zur gleichen Rasse wie die Besatzung der Bree.

Sobald die Flugzeuge festlagen, stellten die Flieger vor jeder Maschine ein zusammenklappbares Gerust auf, von dem ein Seil zum Bug fuhrte, dessen Lange genau ausgemessen wurde. Erst dann wandten sie sich der Bree zu und krochen auf ein Signal hin zum Flu? hinunter. Bei Sonnenuntergang waren sie noch drei?ig Meter vom ersten Flo? entfernt, kamen aber nach Einbruch der Dunkelheit nicht naher, sondern schickten erst am nachsten Morgen einen der Piloten vor. Barlennan trat ihm entgegen, nachdem er dafur gesorgt hatte, da? eine Kamera die Szene ubertrug.

Der Pilot vergeudete keine Zeit, sondern begann sofort zu sprechen, als der Kommandant vor ihm stehenblieb. Barlennan verstand kein Wort. Der andere schien zu merken, da? sein Gegenuber ihm nicht folgen konnte und versuchte es deshalb etwas langsamer mit einem anderen Dialekt. Barlennan erklarte ihm in seiner eigenen Sprache, er habe leider auch diesmal nichts verstanden. Zu seiner Uberraschung benutzte der Fremde nun seinen Dialekt; die Aussprache war schlecht, aber der Sinn des Gesagten war durchaus klar.

»Ich habe deine Sprache schon lange nicht mehr gehort«, sagte der Pilot, »aber du verstehst mich hoffentlich trotzdem?«

»Ja«, antwortete Barlennan verblufft.

»Ausgezeichnet. Ich bin Reejaaren, Linguist fur Marreni, der Kontrolleur der Au?eren Hafen ist.

Ich habe den Auftrag, an Ort und Stelle zu erfragen, wer ihr seid, woher ihr kommt und was ihr hier wollt.«

»Wir sind als Handler ohne bestimmtes Ziel u nterwegs«, antwortete Barlennan, der nicht die Absicht hatte, seine Verbindung mit den Menschen auf Toorey preiszugeben. »Wir wu?ten nicht, da? hier Inseln liegen, sondern sind nur zufallig darauf gesto?en. Wir sind gern bereit, mit euch Handel zu treiben; habt ihr jedoch keine Lust dazu, mochten wir die Inseln so schnell wie moglich verlassen.«

»Unsere Schiffe und Flugzeuge beherrschen das Meer – wir haben bisher nie andere gesehen«, e rwiderte Reejaaren. »Ich verstehe nicht, was ihr hier zu suchen habt. Der Handler, von dem ich deine Sprache gelernt habe, hat mir erzahlt, seine Heimat liege jenseits des Meeres hinter dem westlichen Kontinent. Wir wissen, da? es keinen Seeweg zwischen seinem und unserem Meer gibt; aber ihr seid von Norden gekommen, als wir euch zuerst sahen.

Daraus schlie?en wir, da? ihr in unserem Meer nach Land Ausschau gehalten habt. Wie pa?t das zu deiner Behauptung? Wir haben nichts fur Spione ubrig.«

»Wir sind von Norden her gekommen und haben das Land zwischen unserem und eurem Ozean uberquert«, antwortete Barlennan. Er hatte nicht genugend Zeit, sich eine plausible Luge einfallen zu lassen, und ahnte bereits, da? der andere ihm ohnehin keinen Glauben schenken wurde. Reejaaren war tatsachlich keineswegs uberzeugt.

»Dein Schiff ist nicht mit dem Werkzeug gebaut worden, das du an Bord hast. Dazu braucht man eine Werft, aber nordlich von hier gibt es keine.

Soll ich etwa glauben, da? ihr das Schiff zerlegt und uber Land geschleppt habt?«

»Ja.« Barlennan glaubte einen Ausweg zu sehen.

»Wie?«

»Wie fliegt ihr? Das ist mindestens ebenso unwahrscheinlich.« Der Kommandant bereute seine Frage, als er die Reaktion des Dolmetschers sah.

»Das erzahle ich dir bestimmt nicht! Wer unser Land unbeabsichtigt betritt, hat keine Schwierigkeiten zu erwarten; aber Spione werden streng bestraft.« Der Kommandant hatte sich inzwischen eine Ausrede zurechtgelegt. »Ich wollte damit nur andeuten, da? ich ebenfalls nicht daran denke, dir zu verraten, wie wir den Kontinent uberquert haben.«

»Ich will und mu? es aber wissen!« sagte Reejaaren scharf. »Du scheinst deine Lage zu verkennen, Fremder. Was du von mir haltst, ist unwichtig; was ich von euch halte, ist sehr wichtig. Sofern es euch nicht gelingt, mich von eurer Harmlosigkeit zu uberzeugen, bleibt ihr unsere Gefangenen.«

»Aber wie konnten wir euch schaden – die Besatzung eines einzigen Schiffes? Warum furchtet ihr uns so sehr?«

»Wir furchten euch nicht!« antwortete der Dolmetscher nachdrucklich. »Wir wollen nur verhindern, da? ihr Informationen mitnehmt, die wir fur uns behalten mussen. Selbstverstandlich ist uns klar, da? die Barbaren das Geheimnis unserer Flugzeuge nicht ohne unsere Hilfe losen konnen – aber man kann nie vorsichtig genug sein.«

Barlennan betrachtete ihn nachdenklich und versuchte zu erraten, wie er Reejaaren besanftigen konnte. Vielleicht mit einer Halbwahrheit, die den Eindruck erwecken mu?te, er sei zum Nachgeben bereit?

»Wir haben das Schiff nicht ganz ohne fremde Hilfe uber Land gezogen«, erklarte er murrisch. »Die Felsenroller und Waldbewohner haben euch geholfen? Du mu?t ein au?erordentlich gewandter Redner sein. Wir

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