sind immer nur mit Wurfgeschossen empfangen worden.« Zu Barlennans Erleichterung wechselte Reejaaren anschlie?end das Thema.
»Ihr wollt also mit uns Handel treiben? Was habt ihr anzubieten? Interessiert ihr euch auch fur unsere Stadte?«
Barlennan wich der Falle geschickt aus. »Wir konnen unsere Geschafte ebenso gut an Ort und Stelle abschlie?en. Allerdings haben wir nur Lebensmittel vom Festland anzubieten, die eure Flugzeuge vermutlich in beliebigen Mengen herbeischaffen.«
»Lebensmittel werden immer gekauft«, erwiderte der Dolmetscher. »Marreni entscheidet, wo der Handel stattfinden soll, aber ihr konnt euch gleich darauf einrichten, hier zu entladen. Selbstverstandlich ist das ubliche Hafengeld zu entrichten.«
»Hafengeld? Hier ist kein Hafen, und ich bin hier nicht gelandet, sondern angeschwemmt worden.«
»Fremde Schiffe entrichten Hafengeld. Marreni setzt den Betrag fest und la?t sich dabei von mir beraten. Ich erwahne diese Tatsache nur, um anzudeuten, da? du etwas hoflicher sein konntest.«
Barlennan beherrschte sich muhsam und machte dem Dolmetscher sogar noch einige Komplimente. Der andere schien damit zufrieden zu sein, denn er zog sich jedenfalls zuruck, ohne weitere Drohungen ausgesto?en zu haben.
Zwei seiner Begleiter kletterten hinter ihm ins Flugzeug; der dritte blieb davor stehen. Die Besatzungen der anderen Maschinen zogen das Segelflugzeug am Schwanz zuruck, wobei sich das Seil, mit dem es an dem Gerust befestigt war, geradezu unglaublich dehnte. Dann wurde die Maschine losgelassen, das Seil zog sich zusammen und schnellte das leichte Flugzeug in die Luft.
Barlennan wunschte sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher als ein gutes Stuck dieses dehnbaren Seils. Er erzahlte Dondragmer davon und fand verstandnisvolle Zustimmung.
»Wei?t du, Barl, ich glaube, wir konnten den unverschamten Lummel in seine Schranken weisen.
Hast du Lust dazu?«
»Und wie! Aber ich glaube, da? wir uns seinen Zorn erst zuziehen durfen, wenn wir au?er Reichweite der Flugzeuge sind. Ich habe keine Lust, von einem Speer aus der Luft getroffen zu werden.«
»Er soll nicht wutend werden, sondern Angst vor uns bekommen. ›Barbaren‹ hat er gesagt! Das mussen wir ihm heimzahlen, Barl! Mein Plan hangt allerdings davon ab, ob die Flieger wissen, wie diese Segelflugzeuge funktionieren.«
»Sie mu?ten es eigentlich wissen – es sei denn, sie haben es bereits wieder vergessen, weil ihre eigenen Flugzeuge besser sind…«
»Das kann uns nur recht sein«, meinte Dondragmer geheimnisvoll.
»Was hast du uberhaupt vor?« erkundigte Barlennan sich.
Der Maat schilderte ihm seinen Plan. Der Kommandant war zunachst mi?trauisch, konnte sich aber schlie?lich doch fur Dondragmers Idee begeistern; die beiden gingen gemeinsam ans nachste Funkgerat.
13
Glucklicherweise kehrte Reejaaren erst viele Tage spater zuruck. Die Bewacher blieben auf ihrem Posten; vier bis sechs Flugzeuge kreisten standig uber dem Flu?, die ubrigen standen auf den Hugeln vor ihren Katapulten. Barlennan und sein Maat hatten die Beobachter auf Toorey in ihren Plan eingeweiht und begeisterte Zustimmung gefunden.
Einige Besatzungsmitglieder waren geistig zu unbeweglich und wurden deshalb nur teilweise eingeweiht, aber der Kommandant zweifelte nicht daran, da? sie ebenfalls zum Gelingen des Plans beitragen wurden. In der Zwischenzeit waren sie vollig damit ausgelastet, die geknickten Masten instand zu setzen und die Takelage zu entwirren.
Lange bevor der Dolmetscher zuruckkehrte, machten Barlennan und Dondragmer sich eines Morgens auf den Weg, um die Probe aufs Exempel zu machen. Sie erstiegen den nachsten Hugel, auf dem ein halbes Dutzend Segelflugzeuge standen, deren Tragflachen im leichten Wind ruckartige Bewegungen machten, so da? die Besatzungen sie festhalten mu?ten. Der Kommandant und sein Maat naherten sich den Flugzeugen, bis sie angehalten wurden. Sie blieben in drei?ig oder vierzig Meter Entfernung stehen, betrachteten die Flugzeuge und kummerten sich nicht weiter um den feindseligen Blick des Postens, der sie aufgehalten hatte.
»Was gibt es da zu gaffen, Barbaren?« erkundigte der Flieger sich murrisch.
»Von euren Maschinen ist nicht viel zu lernen«, versicherte Barlennan ihm. »Ihr konntet euch zum Beispiel viel Arbeit sparen, indem ihr die Vorderkante der Flachen nach unten biegt – weshalb b eschaftigt ihr statt dessen so viele Leute damit?« Er hatte das englische Wort fur ›Flachen‹ gebraucht, weil er kein anderes kannte; der Posten lie? sich die Bedeutung erklaren und starrte ihn verblufft an.
»Du hast also schon fruher Segelflugzeuge gesehen? Wo?«
»Ich habe noch nie Flugzeuge dieser Art zu Gesicht bekommen«, antwortete Barlennan wahrheitsgema?, aber mit irrefuhrender Betonung. »Ich kann mir allerdings vorstellen, da? die leichten Konstruktionen unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen wurden, wenn sie weiter nach Suden fliegen sollten.«
»Wie…« Der andere schwieg betroffen, als ihm einfiel, da? er es schlie?lich mit Barbaren zu tun hatte. Er uberlegte kurz und beschlo? dann, das Problem auf dem Dienstweg weiterzugeben. »Reejaaren hort sich eure Verbesserungsvorschlage b estimmt gern an. Vielleicht erma?igt er sogar euer Hafengeld, wenn sie wertvoll genug sind. Aber bis dahin verschwindet ihr gefalligst wieder, sonst mu? ich euch als Spione festnehmen.«
Barlennan und sein Maat zogen sich wortlos z uruck, waren jedoch mit dem Erfolg ihrer Bemuhungen sehr zufrieden und schilderten Lackland das Gesprach in allen Einzelheiten.
»Wie hat er darauf reagiert, als ihr angedeutet habt, es konnte Segelflugzeuge geben, die wesentlich, gro?ere Belastungen aushalten?« fragte Lackland.
»Er hat uns fortgeschickt, bis Reejaaren zuruckkommt«, berichtete Dondragmer. »Ich habe allerdings das Gefuhl, da? die Saat auf fruchtbaren Boden gefallen ist.«
Dieser Verdacht konnte zutreffen, aber der Dolmetscher lie? sich nichts anmerken, als er zuruckkam, obwohl der Posten offensichtlich den Inhalt des Gesprachs mit den Barbaren wiedergegeben hatte.
»Der Kontrolleur der Au?eren Hafen hat beschlossen, euch vorlaufig als harmlos zu betrachten«, erklarte Reejaaren. »Er erkennt an, da? ihr nicht absichtlich gegen unsere Gesetze versto?en habt, und will deshalb Gnade vor Recht ergehen lassen. Er hat mich ermachtigt, eure Ladung zu inspizieren, damit ich Bu?geld und Hafengebuhren festsetzen kann.«
»Wurde der Kontrolleur uns nicht das Vergnugen machen, die Fracht selbst zu inspizieren und eine kleine Aufmerksamkeit fur seine Rucksichtnahme in Empfang zu nehmen?« fragte Barlennan hoflich.
Reejaaren schien ehrlich uberrascht zu sein. »Lobenswert, sehr lobenswert«, murmelte er vor sich hin. »Ich bin davon uberzeugt, da? wir sehr gut miteinander auskommen werden. Leider hat der Kontrolleur auf den entferntesten Inseln zu tun und wird erst in vielen Tagen zuruckerwartet. Solltet ihr dann noch hier sein, wird er dein freundliches Angebot bestimmt gern annehmen. Aber inzwischen kommen wir lieber zur Sache.«
Wahrend der Inspektion von Schiff und Ladung verlor Reejaaren nichts von seiner arroganten Uberlegenheit, gab Barlennan jedoch einige Informationen, die er vermutlich nie freiwillig und absichtlich preisgegeben hatte. Er bemuhte sich selbstverstandlich, alles herunterzusetzen, was er sah, und sprach immer wieder von Marrenis ›Gnade‹, der die Besatzung ihr Leben zu verdanken schien. Andererseits beschlagnahmte e r verschiedene Fruchte, die Barlennans Leute wahrend der Landreise gesammelt hatten, wodurch das Bu?geld abgegolten war.
Diese Fruchte mu?ten jedoch verhaltnisma?ig leicht zu beschaffen sein, denn die Flugzeuge konnten ohne weiteres zum Festland hinuberfliegen – aber die ›Barbaren‹ schienen den kultivierten I nselbewohnern uberlegen zu sein, die ihrerseits keineswegs die Herren der Schopfung waren, die sie zu sein vorgaben.
Sobald die Inspektion beendet war, stromten die Zuschauer von den Hugeln auf die Bree zu, und der Kommandant stellte zu seiner Uberraschung fest, da? sich unter ihnen auch Handler befanden, die zum Teil seltsame Waren anzubieten hatten. Dazu gehorten die dehnbaren Seile und das fast durchsichtige Tuch der Flugzeuge, fur die Barlennan sich am meisten interessierte. Der Kommandant untersuchte den unglaublich dunnen und trotzdem unwahrscheinlich kraftigen Stoff eingehend, um sich davon zu uberzeugen, da? es sich wirklich um das Material der Tragflachen handelte. Reejaaren stand in seiner Nahe, so da? er vorsichtig sein mu?te, aber Barlennan erfuhr trotzdem, da? mit diesem Tuch ganze Flugzeuge bespannt wurden.
»Es ist also winddicht?« fragte er den Handler.
»Dann la?t es sich zu Hause bestimmt gut verkaufen. Fur praktische Zwecke ist es nicht fest genug, aber zur Ausschmuckung scheint es recht gut geeignet zu sein – besonders die farbigen Ballen. Als kluger Handler durfte ich das nicht zugeben, aber dieses Material ist die beste Ware, die ich bisher hier gesehen habe.«
»Nicht fest genug?« warf Reejaaren anstelle des Handlers ein. »Dieses Tuch wird nur auf unseren Inseln hergestellt und ist das einzige Material, das gleichzeitig fest und leicht genug ist, um als B espannung unserer Flugzeuge zu dienen. Wenn du es kaufen willst, bekommst du es nur in kleinen Ballen, die fur diesen Zweck zu klein sind – nur ein Narr wurde die Bespannung aus einzelnen Stucken zusammennahen.«
»Selbstverstandlich«, stimmte Barlennan zu. »Ich nehme an, da? dieses Material sich hier verwenden la?t, wo es fast nichts wiegt. Aber ich versichere dir, da? es in unseren Breiten wertlos ware; Tragflachen der erforderlichen Gro?e wurden beim ersten Windsto? zerbrechen.« Diese Erklarung stammte von Lackland, aber Barlennan brachte sie wie seine eigene Uberzeugung vor.
»Unsere Flugzeuge werden naturlich nicht sehr belastet«, antwortete Reejaaren. »Wir bauen sie auch nicht starker als unbedingt notwendig, denn dadurch sparen wir wieder Gewicht.«
Der Kommandant sah seine Oberzeugung bestatigt, da? der andere nicht uberma?ig intelligent sein konnte. »Das versteht sich von selbst«, antwortete er. »Ich nehme an, da? eure Schiffe starker sind, wenn sie diese Sturme aushalten mussen. Werden sie manchmal wie die Bree an Land geschwemmt?
Ich habe noch nie eine Flutwelle dieser Art erlebt.«
»Wir sind immer darauf vorbereitet, wenn ein Sturm heraufzieht«, erklarte Reejaaren. »Unsere