denn, wir werden vorher mit den Flugzeugen fertig.

Nur schade, da? wir keine modernen Waffen in diese ruckstandige Gegend mitgenommen haben.«

»Diesen Unsinn kannst du dir sparen«, warf der Gefangene ein. »Ihr habt keine besseren Waffen als die ubrigen Barbaren. Ich gebe zu, da? ich mich zunachst habe tauschen lassen, aber vorhin hast du dich verraten.«

»Weshalb glaubst du, da? ich luge?«

»Ich sehe keinen Grund, es dir zu erklaren«, antwortete Reejaaren trotzig.

»Ich kann mir vorstellen, worum es sich handelt, Barl«, warf Dondragmer ein. »Du erinnerst dich sicher an die Bedenken, die ich von Anfang an vorgebracht habe… Aber daran ist jetzt nichts mehr zu andern. Die Flugzeuge sind unser wichtigstes Problem; ich sehe keine Schiffe in der Nahe, und die Leute am Ufer haben nur drei oder vier Armbruste, mit denen sie nicht viel ausrichten konnen.

Ich nehme an, da? sie sich vorlaufig auf die Flugzeuge verlassen werden.« Er sprach auf Englisch weiter. »Haben die Flieger zufallig erwahnt, wie wir uns gegen diese verdammten Maschinen zur Wehr setzen konnten?«

Barlennan konnte sich nur an die gunstigen Luftstromungen uber dem Meer erinnern, die hier am Strand jedoch nicht sehr nutzlich waren. »Vielleicht konnen wir mit der Annbrust nach ihnen schie?en«, meinte er schlie?lich in seiner Sprache.

Reejaaren schnaubte verachtlich, aber Krendoranic, der Waffenoffizier der Bree, griff die Idee begierig auf.

»Ausgezeichnet, Barl!« rief er. »Dabei kann ich gleich etwas anderes versuchen, das mir seit unserem Erlebnis am Flu? vorschwebt.«

»Was?«

»Ich mochte es lieber nicht erklaren, solange u nser Freund zuhort. Zeigen wir es ihm doch gleich!«

Barlennan gab seine Zustimmung und wu?te nicht recht, was er sagen sollte, als Krendoranic daraufhin einen der Flammentanks offnete. Aber der Waffenoffizier wu?te, was er tat: Er nahm ein kleines Bundel heraus, das in lichtundurchlassigem Stoff eingeschlagen war, und zeigte nun, was ihm seit dem Uberfall am Flu? eingefallen war.

Das Bundel war kugelrund und sollte offenbar geworfen werden, denn Krendoranic hatte die Vorteile dieser neuen Methode rasch erkannt; aber jetzt verbesserte er sie sogar noch und befestigte das Bundel an einem Bolzen der Armbrust. Er hatte sich mit dieser Waffe bereits vertraut gemacht und war davon uberzeugt, ein ortsfestes Ziel aus gro?erer Entfernung treffen zu konnen. Bewegliche Ziele boten eher Schwierigkeiten, aber die Flugzeuge waren dafur entsprechend gro?er.

Krendoranic gab einem seiner Leute ein Zeichen, er solle sich mit einer Lunte neben ihm bereithalten, hob die Armbrust und zielte auf das nachste Flugzeug, das langsam heranschwebte. Als er seiner Sache sicher war, erteilte er dem Helfer einen kurzen Befehl und folgte dabei weiter der Bahn des Segelflugzeuges. Das Bundel an der Spitze des Bolzens fing Feuer, Krendoranic betatigte den Abzug, und eine Rauchfahne bezeichnete den Weg des Geschosses.

Der Waffenoffizier und sein Helfer warfen sich sofort zur Seite, um dem Rauch zu entgehen, und die Besatzungsmitglieder in der Nahe fluchteten ebenfalls. Als sie sich endlich in Sicherheit gebracht hatten, trat der gewunschte Erfolg bereits ein.

Der Bolzen hatte das Ziel fast verfehlt, denn Krendoranic hatte die Geschwindigkeit des Flugzeugs unterschatzt. Das Brandgescho? steckte im hintersten Teil des Rumpfes und brannte dort knisternd weiter; dabei erzeugte es eine lange Rauchspur, der die folgenden Maschinen keineswegs auszuweichen versuchten. Die Besatzung des getroffenen Flugzeugs brauchte den giftigen Rauch nicht zu furchten, aber die Maschine lie? sich schon Sekunden spater nicht mehr steuern und sturzte ab. Pilot und Besatzung sprangen aus dem Wrack, bevor es am Strand zerschellte. Die beiden folgenden Flugzeuge schwankten heftig, als der Rauch die Besatzungen betaubte, und gingen in der Bucht nieder. Krendoranic hatte sich als Meister der Luftabwehr erwiesen.

Barlennan wartete nicht ab, bis das letzte Flugzeug abgesturzt war, sondern lie? alle Segel setzen.

Der Wind war nicht gunstig, aber durch geschicktes Kreuzen erreichte die Bree bald die Mitte der Fahrrinne. Vom Ufer her drohte keine Gefahr, denn die Insulaner waren erschrocken geflohen, als Krendoranic ein zweites Brandgescho? in ihre Richtung schickte.

Reejaaren hockte schweigend an Deck, aber allein seine Korperhaltung druckte tiefste Verzweiflung aus. Uber der Bucht schwebten noch weitere Segelflugzeuge, die jetzt Hohe zu gewinnen versuchten, als wollten sie von dort aus einen Angriff wagen; aber er wu?te, da? die Bree nur Zufallstreffer a bbekommen wurde, wenn der Angriff aus dieser Hohe erfolgte. Eines der Flugzeuge setzte in hundert Meter Hohe dazu an, aber Krendoranic erschreckte den Piloten mit einem Brandbolzen und unterband damit ahnliche Versuche. Die Maschinen zogen weite Kreise um die Bree, als das Schiff jetzt die Bucht verlie?.

»Was habt ihr eigentlich angestellt, Barl?« erkundigte Lackland sich, der die Ereignisse der letzten Tage nur teilweise auf seinen Bildschirmen gesehen hatte. »Ich wollte mich nicht einmischen, um deine Plane nicht zu storen, aber jetzt konntest du mir erzahlen, was geschehen ist.«

Barlennan schilderte ihm die jungste Entwicklung, nachdem er die Besatzung angewiesen hatte, das Schiff nachts in Ufernahe zu halten. Reejaaren verfolgte entsetzt das Gesprach, denn er nahm selbstverstandlich an, Barlennan melde jetzt weiter, was er ausspioniert hatte; er konnte sich allerdings nicht vorstellen, auf welche Weise die Verstandigung erfolgte. Bei Sonnenaufgang bat er demutig, hier in Land gelassen zu werden, solange die Bree noch in Ufernahe war; Barlennan hatte zum erstenmal fast Mitleid mit ihm und lie? ihn uber Bord gehen. Lackland beobachtete diese Szene erleichtert; er kannte Barlennan recht gut, war aber nicht imstande gewesen, genau zu beurteilen, was der Kommandant unter diesen Umstanden fur richtig halten wurde.

»Barl«, sagte er nach einer kurzen Pause, »konntest du einige Wochen lang nichts mehr anstellen, bis wir uns wieder einigerma?en erholt haben? Seit eurem letzten Abenteuer sind alle hier oben um zehn Jahre gealtert.«

»Und wer hat mich uberhaupt in diese Lage g ebracht?« fragte der Mesklinit ungeruhrt. »Hattet ihr mir nicht geraten, hier Schutz vor dem Sturm zu suchen, den wir auf dem Meer besser uberstanden hatten, ware ich den Inselbewohnern nie begegnet.

Aber ich bin ganz zufrieden damit; ich habe viel gelernt und wei?, da? einige deiner Freunde begeistert zugesehen haben. Unsere Fahrt war bisher fast langweilig; diese kleinen Auseinandersetzungen bringen Abwechslung in die Sache – und sogar Gewinn.«

»Was ist dir lieber: Abenteuer oder Gewinne?«

»Hmmm, das ist schwer zu sagen. Ich lasse mich manchmal auf Dinge ein, die interessant sein konnten; aber ich bin naturlich froh, wenn dabei ein Gewinn herauskommt.«

»Dann konzentrierst du dich bitte in Zukunft auf den Gewinn dieser Fahrt. Wenn du willst, sammeln wir hundert oder tausend Schiffsladungen Gewurze fur dich und bringen sie an den fruheren Liegeplatz der Bree. Als Gegenleistung erwarten wir nur, da? du auf weitere Abenteuer verzichtest.«

»Vielen Dank, ich verdiene auch so genug. Das ware zu langweilig.«

»Ich kann dir nichts befehlen«, antwortete Lackland, »aber ich hoffe, da? du daran denkst, wie viel vom Erfolg deiner Reise abhangt.«

Barlennan versicherte ihm, er denke standig daran, was in gewisser Beziehung zutraf, und setzte die weitere Fahrt in Richtung Suden fort.

An der Vierzig-g-Linie steuerte die Bree nach Sudosten, um einem Festlandsvorsprung auszuweichen, der nach Osten ins Meer hinausragte. Tatsachlich segelte das Schiff jetzt durch eine verhaltnisma?ig schmale Meeresstra?e, deren Kusten aber von Bord aus nicht zu sehen waren.

Als die Bree das andere Meer erreicht hatte und sich der Sechzig-g-Linie naherte, begann das Kanu, das noch immer im Schlepptau hing, allmahlich tiefer zu sinken. Eine Untersuchung ergab, da? der Bootsboden unter Methan stand, obwohl der Rumpf kein sichtbares Leck aufwies. Barlennan lie? das Kanu ausschopfen und bestimmte einen seiner Leute, der es regelma?ig kontrollieren sollte.

Diese Ma?nahme genugte zunachst; das Kanu schwamm nach jedem Ausschopfen so hoch wie fruher, aber das unsichtbare Leck schien immer gro?er zu werden. Lackland wu?te ebenfalls keine Erklarung fur dieses Phanomen, meinte aber, das Holz sei vielleicht poros; in diesem Fall hatte das Boot jedoch von Anfang an leck sein mussen.

Die Entwicklung erreichte ihren Hohepunkt vor der Zweihundert-g-Linie, als die Bree ein Drittel ihrer Seereise runter sich hatte. Der Besatzungsangehorige, den Barlennan fur diese Aufgabe abgestellt hatte, kletterte eines Tages wie gewohnlich in das Kanu, um es auszuschopfen. Das Boot sank unter seinem Gewicht selbstverstandlich etwas tiefer, und die Bordwande gaben eine Kleinigkeit nach; als die Seiten nachgaben, sank es noch tiefer… Als es noch tiefer sank, gaben die Seiten weiter nach… Der ganze Vorgang dauerte nur Bruchteile von Sekunden. Der uberraschte Matrose fand sich plotzlich im Meer wieder, stellte fest, da? das Boot dicht unter der Oberflache schwamm, weil die Ladung genugend Auftrieb besa?, und kletterte an Bord der Bree zuruck. Dort wurde er von der g esamten wachfreien Besatzung erwartet, die auf das Verschwinden des Kanus aufmerksam geworden war. Der Kommandant lie? es an Bord holen und entleeren; da das elastische Holz jedoch wieder seine fruhere Form angenommen hatte, konnte niemand sich vorstellen, was geschehen war.

Lackland wurde um seine Meinung gebeten und lie? sich ausfuhrlich schildern, wie das Boot versunken war. Als er dann erklarte, da? die Bordwande unter dem Druck der umgebenden Flussigkeit nachgegeben haben mu?ten, wich Barlennan Dondragmers Blick aus und fuhlte sich auch nicht getrostet, als der Maat hinzufugte, Reejaaren sei bestimmt nur deshalb mi?trauisch geworden.

Schwimmende Hohlkorper! Die Inselbewohner mu?ten langst erkannt haben, da? Boote dieser Art weiter im Suden nicht zu verwenden waren.

Das Kanu wurde am Deck vertaut, obwohl es dort wertvollen Platz einnahm, und Barlennan lie? es mit Nahrungsmitteln voll packen, die sonst nicht so hoch gestapelt werden konnten. Dondragmer brachte Bedenken vor, weil das Boot die Biegsamkeit des Schiffskorpers beeintrachtigte, da es sich uber drei Flo?e erstreckte, aber der Kommandant lie? sich nicht davon abbringen, es an Bord zu behalten. Die Zeit verging; erst Hunderte, dann

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