denen viel weniger Zeit bleibt, so vorsichtig sind?«

Der Colonel gab ein unubersetzbares Gerausch von sich, als wurde er sich uber seinen Abstecher in philosophische Gefilde argern, und fuhr dann fort: »Auch wenn Sie mir etwas anderes versichert haben: Allein die Ankunft der Rhabwar und Ihres Teams hier sagt aus, wie wichtig der Auftrag in Wahrheit ist. Sollten Sie jedenfalls wahrend Ihrer Nachforschungen auf irgendwelche Hinweise sto?en, die auf ein fahrlassiges Verhalten seitens einiger meiner Offiziere seinerzeit schlie?en lassen konnten, werde ich Ihnen nicht erlauben, diese zu befragen, bevor ich mich nicht davon uberzeugt habe, da? sie sich mit einem Rechtsbeistanddes Monitorkorps zu diesen Vorwurfen au?ern. Haben Sie das verstanden, Doktor?«

Der zerbrechliche Korper und die streichholzdunnen Beine des Empathen zitterten kurz, als ob er die emotionale Ausstrahlung von Shech-Rar trotz der gro?en Entfernung wahrnehmen wurde, dann erwiderte er: »Ich versichere Ihnen, da? es bei den Untersuchungen uberhaupt nicht darum geht, irgendwelche Schuldfragen neu zu klaren. Wir bitten lediglich um die Erlaubnis, die Gegend genau erkunden zu durfen, in der die Vorfalle stattgefunden haben, und darum, die beteiligten Wesen zu befragen, soweit sich diese noch auf Etla befinden. Wir mochten nur wissen, woran sie sich noch erinnern konnen, nichts weiter, wobei wir etwaige Gedachtnislucken selbstverstandlich einkalkulieren werden. Der ungefahre Zeitpunkt des Unglucks ist uns zwar bekannt, aber wir werden Ihre Hilfe benotigen, die betreffenden Leute ausfindig zu machen. Im Augenblick kennen wir noch nicht einmal deren Namen.«

»Diese Informationen stehen bestimmt in der Akte meines Vorgangers«, meinte der Colonel. »Warten Sie einen Moment.«

Als Shech-Rar vom Bildschirm verschwand, blieb die Verbindung zwar bestehen, doch sein Bild wurde von dem Symbol des Monitorkorps auf dunkelblauem Hintergrund ersetzt, was daraufhindeutete, da? der Colonel nicht lange auf sich warten lassen wurde. Auf der Rhabwar herrschte absolutes Schweigen; offenbar wollte niemand ein Gesprach anfangen, das mit Sicherheit unterbrochen werden wurde.

Und tatsachlich tauchte kurz darauf das haarige Gesicht des Colonels auf dem Bildschirm wieder auf, der ohne lange Vorrede direkt zur Sache kam »Die von Ihnen gewunschten Namen lauten wie folgt: Major Stillman, ehemaliger Stabsarzt, der zwar im Ruhestand ist, aber immer noch als etianischer Kulturberater fur den Stutzpunkt tatig ist, und Doktor Hamilton, Spezialist fur ET-Zahnmedizin. Falls Sie mit Oberstabsarzt Telford, dem damaligen medizinischen Offizier, sprechen mochten, dann mussen Sie nach Dutha fliegen, denn er ist vor drei Jahren dorthin versetzt worden. Der jetzige Amtsinhaber, Stabsarzt Krack-Yar, wird Ihnen dieKrankenhausakten zur Verfugung stellen und sie auf Anfrage mit Ihnen gemeinsam durchgehen.«

»Nun, die Angelegenheit ist nicht wichtig genug, als da? ein Flug nach Dutha gerechtfertigt ware«, meinte Prilicla. »Sobald es Ihnen recht ist, ware es schon, wenn Sie uns eine Kopie der Akten des damaligen medizinischen Offiziers und den offiziellen Ermittlungsbericht des Flugzeugunglucks aushandigen konnten.«

Shech-Rar warf jemandem einen Blick zu, der sich au?erhalb der Bildschirmkamera befand, nickte dann zustimmend und sagte schlie?lich: »Sind Ihnen funfzehn Minuten schnell genug?«

»Sie halten wahrlich nichts von Zeitverschwendung, Colonel«, schmeichelte ihm Prilicla. »Selbstverstandlich ist das fruh genug, danke sehr!«

»Statt Ihnen die Namen, Standorte und eine Landkarte zu ubermitteln, konnten Sie viel Zeit sparen, wenn Ihnen Major Stillman als Fuhrer und Begleiter zur Seite stehen wurde«, schlug Shech-Rar vor. »Er ist ortskundig und kann Sie den betreffenden Leuten vorstellen. Vor allem wird er mir dann hoffentlich verraten konnen, was Sie hier nun wirklich treiben… «

Ganz offensichtlich hat der Oberst wirklich sehr viel Zeit mit Kelgianern verbracht, dachte Hewlitt.

»… das Haus, das Sie eben erwahnt haben, wird ubrigens nicht mehr von Terrestriern bewohnt. Wollen Sie es trotzdem aufsuchen?«

Fur einen kurzen Augenblick geriet der schwebende Cinrussker etwas aus dem Gleichgewicht, doch fing er sich rasch wieder und sagte: »Ja, Colonel, und sei es nur zu dem einen Zweck, da? wir uns bei den Bewohnern des Hauses fur unsere ungebetene Landung in deren Hinterhof entschuldigen konnen.«

Da Prilicla sehr sensibel war, versuchte er unter allen Umstanden zu vermeiden, irgend etwas zu tun oder zu sagen, das bei jemand anderem eine unangenehme Reaktion hervorrufen konnte, da der Empath den Zorn oder den Kummer seines Gegenubers mitfuhlen wurde. Auch wenn derColonel weit au?erhalb seiner empathischen Reichweite lag, so war die Gewohnheit, stets die Wahrheit zu sagen, bei dem Cinrussker doch sehr stark ausgepragt. Nichtsdestoweniger hatte Hewlitt bereits einige Male herausgefunden, da? es durchaus Momente gab, in denen das zerbrechliche Wesen nur sehr sparsam mit der Wahrheit umzugehen pflegte, und er hatte das Gefuhl, da? dies auch jetzt der Fall war.

»Major Stillman wird in etwa drei Stunden an Ihrer Luftschleuse eintreffen. Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie behilflich sein, Doktor?«

Noch bevor Prilicla nein sagen und sich nochmals bedanken konnte, hatte sich Shech-Rar bereits ausgeblendet.

»Ich hatte Sie auch ohne Stillmans Hilfe zu dem Grundstuck und dem Haus fuhren konnen«, sagte Hewlitt. »Warum wollen Sie uberhaupt dorthin? Ich meine, ich wurde gern den wirklichen Grund horen und nicht die hoflich umschriebene Erklarung, die Sie dem Colonel gegeben haben.«

»Wenn wir die Hilfe der hier stationierten Einheit des Monitorkorps ablehnen, dann wurde der Colonel mit Sicherheit annehmen, da? wir etwas zu verheimlichen versuchen, Freund Hewlitt«, erklarte ihm Prilicla. »Dabei verheimlichen wir gar nichts, denn wir wissen ja noch nicht einmal, ob es uberhaupt etwas zu verheimlichen gibt – mit Ausnahme unserer eigenen Verlegenheit vielleicht, in die wir uns demnachst bringen konnten.

Der einzige Grund, das Haus aufzusuchen, besteht darin, altes Terrain zu erforschen, in der Hoffnung, da? uns oder Ihnen wahrenddessen etwas Hilfreiches einfallt. Ich spure, da? Sie mit Skepsis vermischte Enttauschung ausstrahlen. Vielleicht haben Sie einen triftigeren Grund erwartet. Die Wahrheit ist, da? wir keine klare Vorstellung von dem haben, was wir dort, falls uberhaupt, finden werden.

Und jetzt lassen Sie uns mit der Einsatzbesprechung fortfahren… «

Selbst wenn angeblich niemand wei?, wonach gesucht werden soll, so sind Captain Fletcher und das ganze medizinische Team fur dieses Vorhaben zumindest gut ausgerustet, dachte Hewlitt etwas spottisch. Auch wenn sein Kommunikator eingeschaltet war, so verlief das Gesprachdoch viel zu speziell und zu technisch, als da? er etwas hatte verstehen oder dazu beitragen konnen. Deshalb horte er nur zu, ohne etwas zu sagen, bis die Besprechung durch eine Ansage aus dem Wandlautsprecher unterbrochen wurde.

»Ich habe eine Mitteilung fur Sie. Das von Colonel Shech-Rar versprochene Material ist eingetroffen. Wie lauten die Anweisungen?«

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