er erlebte eine Revolution.
Schon unter Cheops und seinen Nachfolgern war die Sonne mehr und mehr zum Leitgestirn des Gotterhimmels geworden. Der Sonnengott Re beherrscht die Szene, wird identisch mit dem Pharao, dessen Nachkommen sich als Sohne des Re fuhlen durfen. Unter dem Titel
Aber die neue - eher spirituelle, einzig auf das Sonnensymbol gestutzte - Religion findet wenig Anklang. Moglicherweise weil sie zu wenig konkret, zu wenig anschaulich ist. Nach dem Tod dieses revolutionaren Pharaos, der seinen ursprunglichen, dem von ihm verachteten Reichsgott Amun nachgebildeten Namen abgelegt hatte und sich
Dafur sorgt Echnatons Sohn, der 1347 v. Chr. als Neunjahriger den Pharaonenthron besteigt und in einer programmatischen Geste seinen Namen von Tutanchaton in Tutanchamun andert, um den alten Gott wieder zu installieren. Obwohl er nur 18 Jahre alt wurde, zahlt er zu den beruhmtesten Pharaonen, seit Howard Carter am 4. November 1922 seine goldgeschmuckte Grabkammer entdeckte.
Mit Echnatons Tod waren auch die denkmalsturzenden Impulse erloschen, mit denen er nicht nur die Religion, sondern das gesamte geistige Leben seiner Zeit verandern wollte. Sein Name wurde aus den Konigslisten gestrichen, seine Inschriften getilgt, seine Bauten abgerissen. In den Ruinen der mittelagyptischen Stadt Amarna, wo Amenophis IV. seine dem Gott Aton geweihte Residenz errichtet hatte, fanden Ausgraber 1912 eines der beruhmtesten Zeugnisse der agyptischen Kunst: die um 1340 v. Chr. aus bemaltem Kalkstein und Gips gefertigte Modellbuste der
Der Sphinx von Giseh sah sein Land nun durch ein anderes Volk bedroht, das den Sphingen in seiner Baukunst und seiner Mythologie gro?en Raum gewahrte. Es waren die Hethiter, die im zweiten Jahrtausend v. Chr. im Osten Kleinasiens ihr Reich Hatti mit der Hauptstadt Hattusa gegrundet hatten.
Ihre Heerfuhrer waren bereits uber den Taurus nach Nordsyrien gezogen, hatten dort Aleppo, eine der altesten und bedeutendsten Stadte des Orients, erobert und einen Kriegszug in das sudliche Mesopotamien unternommen. Die dritte Gro?macht ihrer Zeit neben Agypten und Babylon richtete den Blick nun zur Mittagssonne und bedrohte das Land am Nil, das seinerseits im vierten Jahr der Regierung von Ramses II. einen Vorsto? nach Vorderasien unternommen und somit den hethitischen Gegenschlag provoziert hatte.
Die entscheidende Schlacht in der Nahe der fur den Nord-SudHandel wichtigen Stadt Kadesch am oberen Orontes, die im Jahr 1275 v. Chr. stattfand, hat Ramses II. auf vielfache Weise dokumentieren lassen, nicht nur auf amtlichen Papyri, sondern auch fur alle sichtbar auf gro?formatigen Tempelwanden. Muwatalli, der Hethiterkonig, hatte ein beeindruckendes Heer aus eigenen Truppen und Hilfsverbanden aufmarschieren lassen, darunter 2500 Streitwagen und 37 000 Fu?soldaten.
Der agyptische Pharao, der auf Zeugenaussagen zweier Beduinen hereingefallen war, die in Wirklichkeit Spione der Hethiter waren, stie? in der irrtumlichen Erwartung, der Feind sei noch weit entfernt, mit einer kleinen Vorhut bis in den Nordwesten von Kadesch vor. Diese vollige Fehleinschatzung der hethitischen Position fuhrte dazu, dass er sich nach dem uberfallartigen feindlichen Angriff nur durch erbitterte Gegenwehr bis zum Eintreffen der Verstarkung halten konnte.
Es waren nicht die vier Elitedivisionen unter den Gotterzeichen Amun, Re, Seth und Ptah, die die Situation entscharften, sondern eine Truppe von Spezialeinheiten, welche dem Konig vom nahe gelegenen Amurru her zu Hilfe eilten. So endete die Schlacht von Kadesch nicht mit einem Desaster fur die agyptische Armee, sondern mit einem Patt und einem Waffenstillstand. Da der Gottkonig Pharao stets zu siegen hat, wurde das knappe Remis in einen gro?en Triumph umgemunzt.
Es folgte eine Friedensperiode von sechzig Jahren, die 1259 v. Chr., also im 21. Jahr der Regentschaft von Ramses II., durch einen - in Hieroglyphen und Keilschrift uberlieferten - Staatsvertrag abgesichert und eine kluge Heiratspolitik der beiden Machte gefestigt wurde.
Nicht nur durch die Auseinandersetzung mit den Hethitern, sondern auch als einer der gro?ten Bauherren Altagyptens ist Ramses in Erinnerung geblieben. Vier kolossale, 22 Meter hohe Sitzfiguren des Pharaos bilden die Fassade des Gro?en Tempels von Abu Simbel, den Ramses in Nubien nordlich des zweiten Katarakts am Ufer des Nils, noch ohne Verwendung des Eisens, in den gewachsenen Felsen hauen lie?. Den Amuntempel in Karnak stattete er mit einem dreis-chiffigen Saal aus, in dem sich 134 als Papyrusbundel gestaltete Saulen erheben, jede mit einem Umfang von mehr als zehn Metern. Das Ramesseum, der mit einem Konigspalast verbundene Totentempel des Pharaos, steht in Theben-West.
Gibt es uber Ramses II. ein Hochstma? an gesicherter Kenntnis, so gilt genau das Umgekehrte fur einen Mann, der haufig als sein argster Widersacher genannt wird: Moses, Prophet und spaterer Gesetzgeber der Israeliten, der sein Volk, das nur an einen einzigen Gott - Jahwe - glaubt, nach Sudpalastina in das gelobte Land Kanaan fuhren wird. Nach biblischer Uberlieferung verhandeln Moses und sein Bruder Aaron mit dem Pharao - bei dem es sich auch um Merenptah, den Sohn von Ramses II., handeln konnte -uber die Freilassung der im Nildelta zu Zwangsarbeiten eingesetzten Israeliten. Wir wissen, wie es weitergeht, und Sie kennen die wunderbaren Geschichten von den sieben (oder zehn) Plagen, die Jahwe uber Agypten verhangt, von der Flucht durch das Schilfmeer und den Zehn Geboten, die Moses wahrend des Exodus auf dem Berg Sinai empfangt.
Historisch ist die Gestalt des Moses nicht fassbar, und auch fur die Anwesenheit der Israeliten in Agypten gibt es keinen nachprufbaren Beleg. Gesichert ist zwar, dass die Stamme, die spater das Volk Israel bilden, um 1200 v. Chr. nach Kanaan einwandern, nicht aber ihre Herkunft. Der Name Israel taucht erstmals auf der agyptischen Stele des Merenptah um 1220 v. Chr. auf. Die Ereignisse um Moses und den Auszug der »Kinder Israel« sind somit Teil der biblischen, nicht aber der agyptischen Geschichte.
Rund 400 Jahre nach der Vertreibung der Hyksos und ein knappes Jahrhundert nach der Schlacht von Kadesch kundigten sich neue Invasoren an: indogermanische Seevolker, denen es gelungen war, die Staaten des ostlichen Mittelmeerraums zu zerschlagen und die mit libyscher Unterstutzung nun auch Agypten existenziell bedrohten. In zermurbenden Schlachten und Abwehrkampfen konnte Ramses III. (1184 -1153 v. Chr.) den agyptischen Konigsthron zwar noch einmal gegen die Eindringlinge sichern, aber es war nur noch eine Frage der Zeit, wann fremde Volker sich des Niltals bemachtigen wurden.
Sie standen, um es unwissenschaftlich auf den Punkt zu bringen, bereits Schlange: Libysche Soldnerfursten waren 200 Jahre nach den Pyrrhussiegen der spaten Pharaonen die Ersten, ihnen folgten Athiopier, Assyrer, Perser, Makedonier und Romer, alle mit dem Ziel, das Land auszubeuten. Die Kultur des alten Agypten lebte weiter, aber ihre Tage waren gezahlt.
Noch ein letztes Mal beschwor eine neue, sehr schone, sehr lebendige, sehr kluge und ehrgeizige Sphinx die Erinnerung an den Gottesstaat der Pharaonen: die agyptische Konigin Kleopatra VII., die Gro?e. Sie wollte eine machtpolitische Allianz mit Rom schmieden und zog zumindest die beiden Romer Caesar und Antonius so in ihren Bann, dass ein altes agyptisches Sprichwort wahr wurde: »Wer in den Nil schaut, vergisst sein Vaterland.«
Ein drittes Mal, bei Oktavian, gelang dies nicht mehr. Mit dem Selbstmord Kleopatras 30 v. Chr. endet es endgultig, das jahrtausendealte Imperium der Pharaonen. Die altagyptische Kultur aber endete erst mit der Christianisierung im 4. Jahrhundert.
5. Die Herren der See
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