sto?en wird. Aber Rohren brauchen wir, wenn auch spater von Eisen, so zunachst nur von Holz. Und gibt es solches hier?«

«Massenhaft. Der Silbersee ist ganz von Wald umgeben.«

«Das ist prachtig! Vielleicht brauchen wir nicht die ganze Strecke mit Rohren zu belegen. Wir konnen ja etwas aufwarts von hier ein Reservoir anlegen. Vom See bis in dieses Reservoir kann das Wasser offen flie?en. Von da aus aber mu? es in Rohren genommen werden, damit wir den notigen Druck bekommen.«

«Ach, wegen der Spritzen?«

«Ja. Wir werden uns naturlich huten, das Gestein mit Hacke und Schaufel zu bearbeiten. Es wird mit Wasser gesprengt und nur da, wo die Spritze nicht greift, nehmen wir Pulver. Auch hier der metallhaltige Boden wird mit Wasser behandelt.«

«Aber dann mu? dasselbe einen Abflu? haben, sonst fullt sich der Kessel und wir konnen nicht arbeiten.«

«Ja, der Abflu?! Es gibt hier keinen, und doch mu? er geschafft werden. Ich denke, zunachst wird ein Pump- oder Paternosterwerk genugen, mit welchem wir das Wasser da zur Hohe heben, uber welche wir gekommen sind. Von da lauft es von selbst hinab und durch die Spalte in den Canon. Wahrend wir jetzt hinauf zum See reiten, werde ich sehen, ob und in welcher Weise sich die Sache machen la?t. Freilich sind uns Maschinen notig, welche wir nicht haben; aber das macht keine Schwierigkeit. In Zeit von einem Monat kann alles Notige beisammen sein. Zwei Punkte nur sind es, welche mir Bedenken machen.«

«Welche?«

«Erstens die Indianer. Wollen wir uns von ihnen nach und nach abschlachten lassen?«

«Das haben wir nicht zu besorgen. Old Shatterhand, Winnetou und ich, wir sind mit den betreffenden Stammen so gut befreundet, da? wir leicht ein gutes Abkommen mit ihnen treffen werden.«

«Gut! Aber der Grund und Boden? Wem gehort der?«

«Den Timbabatschen. Der Einflu? Winnetous wird sie bestimmen, ihn uns zu verkaufen.«

«Und wird die Regierung diesen Kauf anerkennen?«

«Ich mochte den Mann sehen, der mir dann meine Rechte streitig machen wollte! Dieser Punkt macht mir gar keine Schmerzen.«

«So bin ich befriedigt. Die Hauptsache ist die Moglichkeit, das Wasser des Sees nach hier zu leiten, und daruber werde ich mich wahrend unsers jetzigen Rittes instruieren. Wir wollen fort!«

Der kleine Spalt, welchen Old Firehand geoffnet hatte, wurde geschlossen und auch der Erzgang wieder zugeworfen; dann stieg die Gesellschaft wieder zu Pferde, um den unterbrochenen Ritt fortzusetzen. Es war eine Art Hohlweg, in welchem die gefangenen Roten mit ihren Wachtern gewartet hatten, eine durch das Wasser fruher in den Stein gefressene, vielfach gewundene Rinne von wenigstens zehn und hochstens zwanzig Fu? Breite, welche den Weg nach aufwarts bildete. Auch sie war vollstandig pflanzenleer. Der fruhere Wasserlauf war vollstandig vertrocknet und fuhrte vielleicht nur zur Fruhjahrszeit ein wenig Feuchtigkeit, welche nicht im stande war, vegetabilisches Leben hervorzurufen.

Die zwei Stunden waren fast vergangen, als das einstige Flu?bett plotzlich breiter wurde, um einen von Felsen eingefa?ten Plan zu bilden, welcher ein stehendes Gewasser enthielt. Hier gab es Gras, zum erstenmal nach einem langen Ritte. Die Pferde hatten infolge der Hitze, des Wassermangels und des schlechten Weges sehr gelitten. Sie wollten dem Zugel nicht mehr gehorchen, sondern fressen. Darum stiegen die Reiter ab, um ihnen den Willen zu thun. Sie setzten sich in einzelne Gruppen zusammen und unterhielten sich uber die Reichtumer, welche sie in der Zukunft zu besitzen hofften. Feindliche Indianer waren hier nicht zu befurchten; man wollte nur eine ganz kurze Zeit rasten und darum dachte man nicht daran, Wachen auszustellen.

Der Ingenieur hatte dem zuruckgelegten Wege seine ganze Aufmerksamkeit zugewendet; jetzt au?erte er sich uber das Ergebnis.»Bis hierher bin ich au?erordentlich befriedigt. Der Hohlweg gibt Raum nicht nur zur Wasserleitung, sondern auch zum Transport jedes Gegenstandes, dessen wir bedurfen. Wenn unsre Anspruche noch weiter so befriedigt werden, so mu? ich sagen, da? die Natur uns in hochst freundlicher Weise entgegenkommt.«

«Du, «meinte der Hobble-Frank, indem er dem Altenburger einen Rippensto? versetzte,»horscht du's? Es wird mehrschtenteels etwas aus meiner Villa.«

«Und ebenso aus meinem Bauerngut! Na, freu' dich, Altenburg, wenn der beruhmteste deiner Sohne angefahre kommt mit eenem Geldsacke, zwanzig Elle lang! Vetter, komm her, ich mu? dich kusse!«

«Itzt noch nich!«wehrte Frank ab.»Noch liegt der Reichtum im Zeitenscho?e der konfernalen Zukunftsform verborgen, und wir mussen als vorsichtige Leute gewartig sein, da? meine Villa und dein Bauerngut in een substantielles Nichts verfliegen. Als geborener Sachse und gelernter Pfiffikus zweifle ich zwar gar nich, da? meine Hoffnungen sich in die schonste Erfullung absolvieren, aber zum Kussen is es denn doch noch nich. Ich bin — «

Er wurde unterbrochen, denn der Ingenieur rief in besorgtem Tone:»Ellen! Wo ist Ellen? Ich sehe sie nicht!«

Das Madchen hatte hier seit zwei Tagen nicht nur das erste Gras, sondern auch einige Blumen gesehen und sich beeilt, dieselben zu pflucken, um sie dem Vater zu bringen. Die Feuchtigkeit des nahen Sees durchdrang die Erde bis hierher; darum begann hier eine Vegetation, welche aufwarts immer kraftiger wurde und sogar den nach dem See fuhrenden Hohlweg bekleidete. Ellen war sorglos in denselben eingedrungen. Sie ging pfluckend weiter und weiter, bis sie an eine Biegung kam. Da fiel ihr ein, da? sie sich nicht so weit entfernen durfe. Eben wollte sie umkehren, als drei Manner um die Krummung des Weges traten, drei bewaffnete Indianer. Das Madchen war starr vor Schreck, wollte um Hilfe rufen, brachte aber keinen Laut hervor. Der Indianer ist durch Erziehung geistesgegenwartig; er handelt in jeder Lage schnell und mit Entschlossenheit. Kaum erblickten die drei das Madchen, so warfen sich zwei von ihnen auf sie, um sie zu ergreifen. Der eine pre?te ihr die Hand auf den Mund; der andre hielt ihr das Messer entgegen und drohte in gebrochenem Englisch:»Still, sonst tot!«

Der dritte huschte vorwarts, um nachzusehen, zu wem die Wei?e gehore, denn es verstand sich von selbst, da? sie nicht allein sei. Er kehrte nach kaum zwei Minuten zuruck und raunte seinen Gefahrten einige Worte zu, welche Ellen nicht verstand, dann wurde sie fortgerissen, ohne da? sie es wagte, einen Ton horen zu lassen.

Nach kurzer Zeit war der Hohlweg zu Ende; er mundete auf eine nicht hohe Berglehne, deren unterer Saum mit Buschen besetzt war, welche nach oben in Wald ubergingen. Ellen wurde zwischen die Busche hinein- und dann nach den Baumen gezerrt, wo eine Anzahl Indianer sa?en. Sie hatten ihre Waffen neben sich liegen, ergriffen sie aber sofort und sprangen auf, als sie ihre Kameraden mit dem Madchen kommen sahen.

Ellen verstand kein Wort von dem, was gesprochen wurde; aber sie sah die Blicke aller drohend auf sich gerichtet und glaubte sich infolgedessen in der gro?ten Gefahr. Da fiel ihr das Totem ein, welches der» kleine Bar «ihr auf dem Schiffe gegeben hatte. Er hatte ihr gesagt, da? diese Schrift sie vor jeder Feindschaft schutzen werde.»Sein Schatten ist mein Schatten, und sein Blut ist mein Blut; er ist mein alterer Bruder, «so lautete der Inhalt. Sie zog die Schnur hervor, an welcher sie das Totem hangen hatte, machte es los und gab es demjenigen Indianer, den sie seines grimmigen Aussehens wegen fur den gefahrlichsten hielt.

«Nintropan-homosch, «sagte sie dabei, denn sie hatte wiederholt gehort, da? der» kleine Bar «in seiner Sprache so hei?e.

Der Rote faltete das Leder auseinander, betrachtete die Figuren, stie? einen Ruf der Uberraschung aus und gab das Totem dem nachsten. Es ging von Hand zu Hand. Die Gesichter wurden freundlicher, und derjenige, welcher schon vorhin Ellen angesprochen hatte, fragte sie:»Wer — geben — dir?«

«Nintropan-homosch, «antwortete sie.

«Jung Hauptling?«

«Ja, «nickte sie.

«Wo?«

«Auf dem Schiffe.«

«Gro? Feuerkanot?«

«Ja.«

«Auf Arkansas?«

«Ja.

«Richtig sein. Nintropan-homosch auf Arkansas gewesen. Wer — Manner — dort?«

Er zeigte nach dem Hohlweg zuruck.

«Winnetou, Old Firehand, Old Shatterhand.«

Вы читаете Der Schatz im Silbersee
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату