Bewegung, welche von einem dritten, der ihm zu Haupten sa?, bemerkt wurde. Dieser sagte mit leiser Stimme, indem er ihm die Hand auf den Kopf legte:»Wir haben das» lange Ohr «erkannt. Ich bin der» alte Donner«. Wenn das» lange Ohr «klug ist, wird ihm nichts geschehen; ist er aber unklug, so wird er die Messer kosten, welche er auf seiner Brust fuhlt. Er mag mir durch ein Nicken mit dem Kopfe zu erkennen geben, ob er meine Worte hort!«

Der gefangene Hauptling gab das gewunschte Zeichen. Er lag hier zwischen Leben und Tod, und es verstand sich ganz von selbst, da? er das Leben wahlte. Es uberkam ihn eine gro?e Genugthuung bei dem Gedanken, da? es ihm jetzt moglich sei, sich an den stolzen, eingebildeten Wei?en fur die ihm widerfahrene Zurucksetzung und Beleidigung zu rachen.

«Das» lange Ohr «mag mir ferner zu verstehen geben, ob er nur leise sprechen will, wenn ich ihm den Knebel aus dem Munde nehme, «fuhr der andre fort.

Der Aufgeforderte nickte wieder, und sofort wurde der Knebel entfernt, doch warnte der» alte Donner«:»Wenn du ein lautes Wort sprichst, wirst du sterben. Willst du dich aber mit mir verbinden, so soll dir alles verziehen sein, und du wirst teil an unsrer Beute haben. Antworte mir!«

Beute! Bei diesem Worte kam dem Timbabatsch ein Gedanke, ein gro?er, ein kostbarer Gedanke. Er hatte ein Gesprach zwischen dem gro?en und dem kleinen Baren belauscht, ein Gesprach, welches ihm noch jetzt Wort fur Wort im Ohre klang. Beute! Ja, Beute sollte es geben, Beute, wie sie noch nie nach einem Kampfe ausgeteilt worden war! Von diesem Augenblicke an war er der Sache der Utahs mit Leib und Seele ergeben.

«Ich hasse und verachte diese Wei?en, «antwortete er.»Wenn du mir hilfst, so werden wir sie vernichten.«

«Und den» Baren «auch?«

«Ja. Doch meine Krieger sollen leben bleiben!«

«Das verspreche ich dir. Warum aber warst du vorher mein Feind?«

«Weil ich das noch nicht wu?te, was ich heut wei?. Die Bleichgesichter haben mich so beleidigt, da? ich ihr Blut haben mu?.«

«Diese Rache soll dir werden. Ich werde bald sehen, ob du es ehrlich mit mir meinst oder mich betrugen willst.«

«Ich bin dir treu und werde es dir beweisen, besser und vollkommener, als du jetzt ahnen kannst.«

«So sage mir zunachst, ob es wahr ist, da? die Bleichgesichter unsre Hauptlinge als Gefangene bei sich haben!«

«Es ist wahr. Ich habe sie gesehen.«

«So sind diese Hunde mit dem bosen Geiste im Bunde, sonst ware ihnen nicht gelungen, was jedem andern Menschen unmoglich ist! Wo befinden sich die Hauptlinge der Utahs?«

«In dem Hause auf der Insel des Sees.«

«Von wem werden sie bewacht?«

«Von einem einzigen Bleichgesichte und einem Madchen, welches seine Tochter ist.«

«Ist das wahr? Ein einziger Mann und ein Madchen halten so viele tapfere und beruhmte Krieger fest! Du lugst!«

«Ich sage die Wahrheit. Du mu?t bedenken, da? die Gefangenen gefesselt sind.«

«So will ich es glauben. Das ist auf der Insel. Wie viele Krieger aber befinden sich am Ufer?«

«Keiner.«

«Mensch, wo ist dein Verstand!«

«Keiner! Die Wei?en und meine Timbabatschen waren da, sonst niemand. Und diese alle waren nach dem Canon geritten, um gegen euch zu kampfen.«

«Welche Unvorsichtigkeit! Und das soll ich fur Wahrheit halten?«

«Es ist keine Unvorsichtigkeit, denn diese Hunde halten dich fur unschadlich, weil es ihnen unmoglich erscheint, da? du ohne ihr Wissen nach dem See kommen kannst.«

«Ist das denn moglich?«

«Ja. Grad dadurch kann ich dir beweisen, da? ich es ehrlich mit dir meine.«

«Uff! Der Weg in diesem Canon hinauf ist nicht der einzige? Es gibt noch einen andern?«

«Ja. Wenn du willst, werde ich dich fuhren.«

«Wo ist dieser Pfad?«

«Eine Strecke abwarts von hier liegt zwischen zwei Felsensaulen eine Spalte, durch welche man uber eine Hohe in einen tiefen Felsenkessel gelangt, aus dem ein Hohlweg nach dem See fuhrt. Ich bin diesen Weg mit dem» gro?en Bar «geritten.«

«Und am See sind wirklich keine Krieger?«

«Nein, wenn nicht die zweihundert Navajos indessen gekommen sind, welche noch erwartet werden.«

«Sie sind noch nicht da, denn sonst waren sie sofort hierher in den Canon geeilt, um gegen uns zu kampfen. Wie lange braucht man, um von hier aus auf diesem andern Wege nach dem See zu gelangen?«

«Drei Stunden.«

«Das ist viel, sehr viel!«

«Aber der Lohn ist gro?; es fallen alle Feinde in deine Hande; du befreist deine Hauptlinge und Krieger und — «

Er stockte.

«Und — sprich weiter!«

«Und au?erdem findest du eine Beute, wie es noch niemals eine gegeben hat.«

«Eine Beute? Bei den Navajos? Du meinst ihre Pferde und Waffen? Denn weiter ist bei ihnen nichts zu finden.«

«Ich spreche nicht von den Navajos, sondern von den beiden Baren und ihrem Silbersee, auf dessen Grunde ungeheure Reichtumer aufbewahrt liegen, Gold, Silber und edle Steine in gro?er Menge.«

«Wer hat dir das weisgemacht?«

«Niemand. Ich habe es von den beiden selbst gehort. Ich lag des Abends im Dunkel unter den Baumen. Sie kamen und blieben ganz in meiner Nahe stehen, ohne zu wissen, da? ich mich dort befand. Da sprachen sie von diesen ungeheuren Schatzen.«

«Wie sind dieselben in den See gekommen?«

«Ein Volk, welches vor langer Zeit hier wohnte und unterjocht wurde, hat sie dort aufbewahrt.«

«So sind sie wohl langst verdorben. Und wie konnte man sie heraufbekommen, wenn sie auf dem Grunde des Meeres liegen? Man mu?te ihn ausschopfen.«

«Nein. Da, wo jetzt der See ist, hat fruher ein trockenes Thal gelegen. Jenes Volk hat einen Turm gebaut, dessen Spitze jetzt die Insel ist. Von diesem Turme aus wurde ein fester hohler Gang gebaut, welcher uber das Thal hinlief und da endete, wo jetzt der Canon beginnt. Dann errichtete man einen starken, breiten Damm, damit das Wasser nicht mehr nach Norden ablaufen konne. Das Thal fullte sich mit Wasser und wurde zum See, aus welchem nun die Spitze des Turmes als Insel ragt. Als er voll war, lief sein Wasser nach Suden ab. Das Ende des Ganges aber wurde durch Steine verdeckt.«

«Das alles soll wahr sein?«

«Vollstandig wahr. Ich habe mich uberzeugt, die Steine heimlich entfernt und den Gang gefunden. Da, wo er beginnt, liegen Fackeln, welche notwendig sind, um den Gang zu erleuchten. Dieser fuhrt auf dem Grunde des Sees hin nach der Insel, dem Turme, in dessen unterstem Stockwerke die Schatze liegen. Dieser Gang ist zugleich da, um das Wasser abzulassen und etwaige Feinde zu verderben, welche sich im Canon befinden. Man offnet eine Stelle des Ganges; das Wasser dringt ein und ergie?t sich in den Canon, und alles, was in demselben ist, mu? ersaufen.«

«Uff! Das ware etwas fur uns. Wenn wir die Bleichgesichter ersaufen lassen konnten!«

«Das darf ich nicht zugeben, weil meine Timbabatschen mit ertrinken wurden.«

«Das ist wahr. Aber wenn alles sich wirklich so verhalt, wie du sagst, so sind die Wei?en ohnedies verloren. Es wird sich finden, ob du es aufrichtig meinst. Willst du uns jetzt nach dem See fuhren?«

«Ja, ich bin sehr gern bereit dazu. Aber welchen Teil der Reichtumer werde ich bekommen?«

«Das werde ich bestimmen, sobald ich mich uberzeugt habe, da? du mir die Wahrheit gesagt hast. Ich werde dich jetzt losbinden und dir ein Pferd geben lassen. Aber beim geringsten Versuch zur Flucht bist du verloren.«

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