da? er sich druben gar nicht horen lassen kann.«

«So mu? er es besser lernen!«

«Geht nicht! Es ist von allen Seiten an ihm herumgepaukt worden, doch nur mit dem einzigen Erfolge, da? er immer konfuser geworden ist. Reden wir von andern Dingen; er liebt dieses Thema nicht.«

Jetzt kam Old Firehand wieder, um die Leute darauf aufmerksam zu machen, da? es geraten sei, jetzt zur Ruhe zu gehen, da man sehr fruh schon wieder wach sein musse. Die Manner gehorchten dieser Aufforderung mit loblicher Bereitwilligkeit und begaben sich in einen Raum, in welchem auf Holzrahmen gespannte Haute hingen, die den Bediensteten der Farm sowohl als Hangematten, wie auch als Schlafstellen dienten. Fur Bequemlichkeit war durch weiche Unterlagen und Decken gesorgt. In diesen echt westlichen Bettstellen schliefen die Manner auf das prachtigste.

Siebentes Kapitel

Im Kampf um Butlers Farm

In fruher Morgenstunde wurden die Verteidiger der Farm wieder geweckt. Der Tag schien ein warmer, ja hei?er Sonnentag werden zu wollen und im freundlichen Morgenlichte nahm sich das gestern so dustere Gebaude heute ganz anders aus. Es war fur viele Bewohner eingerichtet, aus Backsteinen gebaut, sehr lang und tief, und bestand aus dem Parterre und einem oberen Stockwerke mit plattem Dache. Die Fenster waren sehr hoch, doch so schmal, da? ein Mensch nicht hindurchkriechen konnte. Diese Vorsichtsma?regel war in einer Gegend, welche oft von rauberischen Indianern durchzogen wird, sehr geboten. In jenen Gegenden kommt, oder wenigstens kam es oft vor, da? ein einsames Haus, eine Farm, mehrere Tage lang von den Bewohnern gegen solches Gesindel verteidigt werden mu?te.

Ebenso praktisch fur diesen Zweck erwies sich auch der gro?e, weite Hofraum, welcher von einer hohen, mit Schie?scharten versehenen Adobesmauer umgeben war. Zwischen den Schie?scharten waren breite Mauerbanke angebracht, auf welche man steigen konnte, wenn uber die Mauer hinweggeschossen werden sollte.

Unweit des Hauses rauschte der Flu? voruber, durch dessen Furt man gestern gekommen war. Sie konnte von der Mauer aus sehr bequem mit Buchsenkugeln bestrichen werden, und war wahrend der Nacht auf Befehl Old Firehands durch Verhaue unzuganglich gemacht worden. Als zweite und sehr notwendige Vorsichtsma?regel hatte der Genannte die Herden Butlers nach den Weideplatzen des nachsten Nachbars treiben lassen, auch schon wahrend der Nacht. Und sodann war ein Bote in die Gegend von Fort Dodge gesandt worden, um die beiden Bruder Butler zu warnen, falls diese sich etwa bereits auf dem Heimwege befinden sollten; sie durften nicht in die Hande der Tramps fallen.

Old Firehand fuhrte die Gefahrten auf das Dach des Hauses, von welchem aus man eine sehr weite Aussicht hatte, gegen Osten und Norden auf die wellige Grasprairie, gegen Suden und Westen auf umfangreiche und wohl angebaute Mais- und andre Felder.

«Wann werden die erwarteten Indianer kommen?«fragte Droll.

«Nach der Berechnung, welche der Hauptling gestern machte, konnten sie nun bald eintreffen, «antwortete Firehand.

«Darauf rechne ich nicht. Diese Roten mussen erst, vielleicht von weither, zusammengeholt werden, und treten einen Kriegszug niemals an, bevor ihren alten Gebrauchen genugt worden ist. Wir wollen froh sein, wenn sie zur Mittagszeit hier eintreffen. Dann aber konnen sich die Tramps auch schon in der Nahe befinden. Ich traue diesen Sheyennes und Arapahoes nicht viel zu.«

«Ich auch nicht, «stimmte Bill bei.»Beide Stamme sind sehr klein und haben seit langer, langer Zeit kein Kriegsbeil in den Handen gehabt. Wir konnen uns nicht auf sie verlassen; starke Nachbarn gibt es auch nicht, und so konnen wir uns auf eine lange Belagerung gefa?t machen.«

«Die ist nicht zu furchten, denn die Keller bergen gro?e Vorrate, «berichtete Old Firehand.

«Aber Wasser, was doch die Hauptsache ist!«meinte Droll.»Wenn die Tramps drau?en stehen, konnen wir doch nicht nach dem Flusse, um zu schopfen!«

«Ist auch nicht notig. In einem der Keller ist ein Brunnenloch, welches gutes Trinkwasser fur die Menschen liefert, und fur die Tiere ist durch den Kanal gesorgt.«

«Gibt es denn einen Kanal?«

«Ja. Es ist hier eben alles fur den Kriegsfall angelegt und eingerichtet. Hinter dem Hause konnt Ihr eine holzerne Fallthur bemerken. Offnet man diese, so sieht man Treppenstufen, welche zum uberwolbten Kanal fuhren, der drau?en mit dem Flusse in Verbindung steht.«

«Ist er tief?«

«Mannestief. Das Wasser reicht einem fast bis an die Brust.«

«Und seine Mundung in den Flu? ist offen?«

«O nein. Der Feind darf sie nicht bemerken; darum ist die betreffende Stelle des Ufers dicht mit Buschen und Schlinggewachsen bepflanzt worden.«

Es war keine eigentlich klar bewu?te Absicht, welche Droll veranla?te, sich so genau nach dem Kanale zu erkundigen, aber spater kam ihm diese Kenntnis au?erordentlich zu statten.

Die Dame des Hauses war noch nicht zu sprechen; sie hatte mit Old Firehand die ganze Nacht in Sorgen durchwacht, und sich erst mit Tagesanbruch in ihr Gemach zuruckgezogen; dennoch hatten die Gaste uber keine Vernachlassigung zu klagen, da fur Erfullung aller ihrer Wunsche gesorgt worden war. Die Tafeln, Tische, Stuhle und Banke, an denen gestern abend gegessen worden war, wurden in den Hof geschafft, damit das Fruhstuck im Freien eingenommen werden konne. Dann wurden alle im Hause vorhandenen Waffen und Munitionsvorrate zusammengebracht, um auf ihre Brauchbarkeit untersucht zu werden.

Spater sa? Old Firehand mit Frau Butler auf der Plattform des Hauses und schaute sehnsuchtig nach Suden aus, woher die erwarteten Indianer kommen mu?ten. Endlich, der Mittag war bereits voruber, naherte sich, eine lange, lange Reihe roter, im Gansemarsch hintereinander herschreitender Gestalten; es waren die Erwarteten, und die» gro?e Sonne «befand sich zu Pferde an ihrer Spitze.

Als sie durch da? Thor einzogen, zahlte Old Firehand uber zweihundert Mann. Leider waren nur wenige von ihnen wirklich gut bewaffnet. Die meisten von ihnen besa?en keine Pferde und die wenigen, welche sich im Besitze solcher befanden, hatten sich geweigert, dieselben mitzunehmen, sie wollten lieber sich als ihre Pferde verwunden oder gar erschie?en lassen. Ubrigens waren zur Verteidigung dieses festen Platzes gar keine Reiter notig.

Old Firehand teilte diese einst so stolzen und jetzt herabgekommenen Roten in zwei Trupps, der erste sollte auf der Farm bleiben, und der zweite sich unter der Anfuhrung des Osagenhauptlings an der Grenze gegen den Nachbar aufstellen, auf dessen Weiden sich die fortgetriebenen Herden befanden. Diese Leute hatten die Aufgabe, einen etwaigen Versuch der Tramps, dort einzufallen, zuruckzuweisen. Um sie zur Aufmerksamkeit und Tapferkeit anzuspornen, wurde fur jeden getoteten Tramp ein Preis ausgesetzt, dann bog der Hauptling mit dieser seiner Abteilung ab. Innerhalb der Mauer der Farm befanden sich nun einige uber hundert Indianer, zwanzig Rafters und die sonst mit Namen genannten Jager. Der gro?en Zahl der Tramps gegenuber war das gewi? nicht viel; aber ein Jager oder Rafter wog gewi? mehrere Tramps auf und der Schutz, welchen Mauer und Haus gewahrten, war gewi? auch nicht gering anzuschlagen. Besondere Befehle konnten jetzt noch nicht erteilt werden, da man noch nicht wu?te, in welcher Weise die Tramps ihren Angriff ausfuhren wurden.

Nun konnte man nichts weiter thun, als die Ankunft derselben ruhig abwarten. Ein gro?es Gluck war es zu nennen, da? Mistre? Butler der Gefahr mit ziemlicher Ruhe entgegenblickte. Es fiel ihr nicht ein, ihre Leute durch Wehklagen zu verwirren; vielmehr lie? sie dieselben zu sich kommen und verhie? ihnen fur ein treues und mutiges Verhalten eine entsprechende Belohnung. Das waren auch gegen zwanzig Knechte, welche ihre Waffen zu gebrauchen verstanden und auf die Old Firehand sicher rechnen konnte. Als alle Vorbereitungen getroffen waren, sa? Old Firehand mit der Dame und dem Englander wieder oben. Er hatte das Riesenfernrohr des letzteren in der Hand und suchte flei?ig denjenigen Teil des Horizontes ab, an welchem die Tramps erscheinen mu?ten. Nach lange vergeblich angestrengter Aufmerksamkeit entdeckte er endlich an einer Stelle, welche mit dem unbewaffneten Auge unmoglich erreicht werden konnte, eine Menge Menschen und Pferde. Das waren gewi? die Tramps. Bald sonderten sich von ihnen drei Gestalten ab, welche sich in der Richtung der Farm weiter bewegten, nicht zu Pferde, sondern zu Fu?.

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