entfernt am Flusse und waren bereit, beim ersten Schu?, den sie horten, auf dieselben einzudringen.

Jetzt kam auch Droll mit Bill und dem Uncle.

«Alle drei?«fragte Old Firehand mi?billigend.»Es hatte wenigstens einer noch drau?en bleiben sollen.«

«Ich wu?te nicht, weshalb, wenn's notig ist, «antwortete Droll, wieder einmal in seine altgewohnte Redensart verfallend.

«Um die Tramps weiter zu beobachten naturlich.«

«Wurde uberflussig sein! Ich wei?, woran ich bin, habe mich so nahe an sie herangeschlichen, da? ich genug horen konnte. Sie argern sich riesig uber unsre Feuer, welche einen Uberfall unmoglich machen, und wollen abwarten, wie lange Holz und Kohlen bei uns reichen. Sie hegen die Absicht, da? nach einigen Stunden der Vorrat zu Ende sein wird, da der Farmer jedenfalls nicht auf so gro?e Brande eingerichtet ist. Dann wollen sie losbrechen.«

«Das ist ja sehr vorteilhaft fur uns, denn so bekommen wir Zeit, die Falle zuzuklappen.«

«Welche Falle?«

Old Firehand erklarte ihm, was er vorhatte.

«Das ist herrlich, hihihihi!«lachte Droll halblaut vor sich hin, wie er zu thun pflegte, wenn irgend etwas ihm gute Laune machte.»Das wird und mu? gelingen. Die Kerle meinen namlich, wir denken, da? sie sich noch immer da drau?en unter den Baumen befinden. Aber, Sir, es gibt dabei etwas zu bedenken, was von gro?er Bedeutung ist.«

«Was?«

«Die Lage der Gefangenen. Ich befurchte, da? man sie toten wird, sobald wir die Feindseligkeiten beginnen.«

«Meint Ihr, da? ich mir das nicht auch schon uberlegt habe? Glucklicherweise habe ich nicht die Sorge, welche Ihr soeben ausgesprochen habt. Freilich bin ich uberzeugt, da? die Gefangenen die ersten sein wurden, welche fallen mu?ten; aber wir konnen das verhuten, indem wir dafur sorgen, da? ihnen nichts geschehen kann. Wir schleichen uns an, und drei von uns haben, wenn wir losbrechen, sofort ihre Hande uber die beiden Butler und die junge Dame zu halten. Sind sie gefesselt?«

«Ja, aber nicht schwer.«

«Nun, so mussen sie schnell von ihren Banden befreit werden und dann — «

«Und dann mit ihnen ins Wasser, «fiel Droll schnell ein.

«Ins Wasser?«fragte Old Firehand erstaunt.

«Naturlich.«

«Ihr scherzt wohl, liebe Tante?«

«Scherzen? Fallt mir gar nicht ein!«Und als er die verwunderten Blicke sah, welche die Umstehenden auf ihn gerichtet hielten, fuhr er kichernd fort:»Ja ins Wasser mit ihnen; hihihihi, das ist der schonste Streich, den es geben kann. Was werden die Tramps fur Gesichter machen! und wie werden sie sich die Kopfe zerbrechen!«

«Dazu werden sie gar keine Zeit finden, da ihnen die Schadel ja von uns zerschmettert werden.«

«Nicht sofort, nicht sofort, sondern spater.«

«Spater? Wieso! Sollen wir ihnen Zeit lassen, uns zu entkommen?«

«Das nicht; aber wir werden ihnen die Gefangenen noch vor dem Uberfalle entfuhren.«

«Haltet Ihr das fur moglich?«

«Nicht nur fur moglich, sondern sogar fur sehr notwendig. Wahrend des Kampfes ist es schwer, fur die Sicherheit der Gefangenen zu sorgen; wir mussen sie also schon vorher der Gefahr entzogen haben. Und das ist gar nicht schwer.«

«Nicht? Nun, wie denkt Ihr Euch das? Ich wei?, Ihr seid ein schlauer Fuchs. Ihr habt schon manchen sonst klugen Kerl hinters Licht gefuhrt und Euern Kopf, der sicher verloren schien, heiler Haut aus der Schlinge gezogen. Ist Euch vielleicht auch jetzt so eine bunte Raupe angelaufen?«

«Will's meinen!«

«Nun, so beschreibt sie uns!«

«Gehort gar keine gro?e Klugheit dazu. Wundere mich, da? Ihr nicht schon selbst darauf gekommen seid. Denkt doch mal an den Kanal, welcher vom Hofe aus, da hinter dem Hause, nach dem Flusse geht! Er ist unterirdisch, oder richtiger gesagt, verdeckt, und die Tramps haben keine Ahnung von seinem Vorhandensein. Ich habe mich an ihnen voruber bis an den Flu? geschlichen und erkannte trotz der Dunkelheit den Ort, an welchem der Kanal mundet, an den gro?en Steinen, welche man dort in das Wasser geworfen hat, um einen kleinen Damm zu bilden, durch welchen die Wellen in den Kanal geleitet werden. Und, denkt Euch, Mesch'schurs, grad bei dieser Mundung lagern die Tramps. Sie haben am Ufer einen Halbkreis gebildet, in dessen Innern sich die Gefangenen befinden. Sie glauben, dieselben auf diese Weise ganz sicher zu haben, und doch ist es gerade dieser Umstand, welcher es uns moglich macht, sie ihnen zu entfuhren.«

«Ah, ich beginne zu verstehen!«meinte Old Firehand.»Ihr wollt innerhalb des Hofes in den Kanal hinab und demselben bis zum Flusse folgen?«

«Ja. Ich freilich nicht allein; es mussen noch zwei mit, da? auf jeden Gefangenen einer kommt.«

«Hm! Dieser Gedanke ist freilich vortrefflich. Wir wollen uns aber erst genau erkundigen, ob der Kanal wirklich passierbar ist.«

Old Firehand fragte einige Knechte aus und erfuhr zu seiner Freude, da? der Kanal rein vom Schlamme sei und keine schlechte Luft enthalte; man konne denselben ganz gut beschreiten und — was ein ganz besonders glucklicher Umstand war — es sei an der Mundung ein kleines Boot verborgen, welches drei Manner fassen konne; dieses Boot sei da stets versteckt, damit es nicht von Indianern oder sonstigen Fremden gestohlen werde.

Der Plan der alten listigen Tante wurde nun eingehend besprochen, und man kam darin uberein, da? er von Droll, Humply-Bill und dem Gunstick-Uncle ausgefuhrt werden solle. Als man so weit war, kehrten Blenter und Tom zuruck; sie hatten einen ziemlich weiten Umkreis abgesucht, leider aber die Pferde nicht gefunden. Die Tramps waren so klug gewesen, dieselben moglichst weit von der Farm zu entfernen.

Zunachst schwang sich Old Firehand mit dem betreffenden Knechte uber die Mauer, um sich zu dem Osagenhauptling zu begeben und sich selbst zu uberzeugen, da? derselbe gut unterrichtet sei. Als das geschehen und er zuruckgekehrt war, zogen Droll, Bill und der Uncle ihre Oberkleider aus und stiegen in den Kanal hinab, wo ihnen eine Laterne mitgegeben wurde. Es zeigte sich, da? das Wasser ihnen nur bis an die Brust reichte. Sie nahmen die Gewehre auf die Schulter und befestigten sich die Messer, Revolver und Munitionsbeutel an den Hals. Der lange Gunstick-Uncle ging mit der Laterne voran. Als sie im Eingange des Kanals verschwunden waren, brach Old Firehand mit seinen Leuten auf.

Er lie? das Thor leise offnen und lie? es, als er mit seinen Begleitern dasselbe passiert hatte nur wieder anlehnen, damit er notigenfalls, wenn er gezwungen sein sollte, sich zuruckzuziehen, es gleich offen fand. Doch blieb ein Knecht zuruck, um zu wachen, und es sofort zu schlie?en, falls die Tramps sich nahern sollten. Die andern Knechte, und auch die Magde standen an der nach dem Flusse zu liegenden Mauer bereit, einen etwaigen Angriff nach Kraften abzuwehren.

Die Rafters, und besonders die bei ihnen sich befindenden Westmanner, waren im Anschleichen geubt. Unter Fuhrung des beruhmten Jagers schlugen sie zunachst einen Bogen nach Norden, um vom Scheine des Feuers nicht getroffen zu werden; dann, als sie den Flu? erreichten, kehrten sie kriechend am Ufer desselben nach Suden zuruck, bis sie annehmen konnten, da? sie die Tramps ziemlich erreicht hatten. Old Firehand kroch allein noch weiter, bis sein scharfes Auge trotz der Dunkelheit den Halbkreis der lagernden Vagabunden bemerkt; nun wu?te er, nach welchem Punkte der Angriff zu richten sei, und kehrte zu seinen Leuten zuruck, um sie zu orientieren und dann auf das Zeichen zu warten, welches mit den drei Befreiern der Gefangenen verabredet worden war.

Diese hatten inzwischen den Kanal passiert, dessen Wasser nicht so kalt war, da? es ihnen hatte beschwerlich werden konnen. Unweit der Mundung, noch im Innern des Kanales, lag das kleine Boot, welches an einen Eisenhaken befestigt war. Zwei Ruder lagen in demselben. Der Uncle loschte die Laterne aus und hing sie an den Haken; dann gebot Droll den beiden andern, hier zu warten; er wollte zunachst allein hinaus in den Flu?, um zu rekognoszieren. Es dauerte uber eine Viertelstunde, ehe er zuruckkehrte.

«Nun?«fragte Humply-Bill gespannt.

«Es war keine leichte Aufgabe, «antwortete die Tante.»Das Wasser ist uns nicht hinderlich, da es drau?en auch nicht tiefer ist, als hier; aber die Finsternis, welche zwischen den Buschen und Baumen herrscht, machte mir zu schaffen. Es war gar nichts zu sehen, und ich mu?te mich geradezu mit den Handen fortgreifen. Nun ich aber

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