hat weder Zeit noch Gelegenheit noch auch Geld, seine abgerissenen Kleidungsstucke anders als durch das zu ersetzen, was ihm durch das abgeschiedene Leben an die Hand gegeben wird, und man trifft da haufig auf beruhmte Leute, deren Anzug ein solcher ist, da? anderwarts die Kinder schreiend und lachend hinterherlaufen wurden. In der Hand hatte der Mann ein doppellaufiges Gewehr, welches jedenfalls ein sehr ehrwurdiges Alter besa?. Ob er au?erdem noch Waffen bei sich habe, das konnte man nur vermuten, nicht aber sehen, da der Rock die Gestalt wie ein zugebundener Sack umschlo?, in dessen Inneren allerdings gar mancher Gegenstand verborgen sein konnte.

Der Knabe, welcher sich in der Gesellschaft dieses Originals befand, konnte vielleicht sechzehn Jahre zahlen. Er war blond, starkknochig und schaute sehr ernst, ja trotzig drein, wie einer, welcher seinen Weg schon selbst zu gehen wei?. Sein Anzug bestand aus Hut, Jagdhemd, Hose, Strumpfen und Schuhen, alles aus Leder gefertigt. Au?er der Flinte war er noch mit einem Messer und einem Revolver bewaffnet.

Als Tante Droll das Deck betrat, streckte sie dem schwarzen Tom die Hand entgegen und rief mit ihrer hohen, dunnen Fistelstimme:»Welcome, alter Tom! Welch eine Uberraschung! Eine wirkliche Ewigkeit, da? wir uns nicht gesehen haben. Woher des Weges und wohin?«

Sie schuttelten sich die Hande in der herzlichsten Weise, wobei Tom antwortete:»Vom Mississippi herauf. Will ins Kansas hinein, wo ich meine Rafters in den Waldern habe.«

«Well, so ist alles richtig. Wir haben ganz dieselbe Route. Will auch dorthin und gar noch weiter. Konnen also noch einige Zeit beisammen sein. Doch vor allen Dingen die Passage, Sir. Was haben wir zu zahlen, namlich ich und dieser kleine Mann, wenn's notig ist?«

Diese Frage war an den Kapitan gerichtet.

«Es fragt sich, wie weit ihr mitfahrt und welchen Platz ihr wollt, «antwortete dieser.

«Platz? Tante Droll fahrt stets auf dem ersten, also Kajute, Sir. Und wie weit? Sagen wir einstweilen Fort Gibson. Konnen das Lasso ja zu jeder Zeit langer machen. Nehmt Ihr Nuggets?«

«Ja, ganz gern.«

«Aber wie steht's da mit der Goldwage? Seid Ihr ehrlich?«

Diese Frage kam so drollig heraus, und die beiden Auglein zwinkerten dabei so eigenartig, da? sie gar nicht ubelgenommen werden konnte. Dennoch gab der Kapitan sich den Anschein, als ob er sich argere, und antwortete:»Fragt ja nicht noch einmal, sonst werfe ich Euch auf der Stelle uber Bord!«

«Oho! Meint Ihr, da? Tante Droll so leicht ins Wasser zu bringen sei? Da irrt Ihr Euch gewaltig. Versucht's einmal!«

«Na, «wehrte der Kapitan ab,»gegen Damen mu? man hoflich sein, und da Ihr eine Tante seid, so gehort Ihr ja zum schonen Geschlechte. Ich will also Eure Frage nicht so scharf nehmen. Ubrigens hat es mit dem Zahlen keine gro?e Eile. Wendet Euch gelegentlich an den Offizier!«

«Nein, ich borge nicht, keine Minute lang; das ist so mein Prinzip, wenn's notig ist.«

«Well! So kommt also mit zur Office.«

Die beiden entfernten sich und die andern tauschten gegenseitig ihre Ansichten uber den sonderbaren Menschen aus. Der Kapitan kehrte schneller zuruck als Droll. Er sagte in erstauntem Tone:»Mesch'schurs, die Nuggets hattet ihr sehen sollen, die Nuggets! Er fuhr mit der einen Hand in seinen Armel zuruck, und als er sie dann wieder aus dem Loche streckte, hatte er sie voller Goldkorner, erbsengro?, haselnu?gro? und sogar noch gro?er. Dieser Mann mu? eine Bonanza entdeckt und ausgenommen haben. Ich wette, er ist viel, viel reicher, als er aussieht.«

Droll bezahlte indessen in der Office das Passagegeld und sah sich dann in der Nahe um. Er erblickte zunachst die Leute des Cornels. Da er nicht derjenige war, der sich auf einem Schiffe befand, ohne zu erfahren, welche Mitpassagiere er habe, so schlenderte er langsam nach dem Vorderdecke zu und sah sich die Manner an. Sein Auge ruhte fur einige Augenblicke auf dem Cornel, dann fragte er ihn:»Verzeihung, Sir, haben wir uns nicht schon einmal gesehen?«

«Nicht da? ich wu?te, «antwortete der Gefragte.

«O, mir ist genau so, als ob wir uns schon begegnet seien. Wart Ihr vielleicht schon einmal oben am Missouri?«

«Nein.«

«Auch nicht in Fort Sully?«

«Kenne es gar nicht.«

«Hm! Darf ich vielleicht Euren Namen erfahren?«

«Warum? Wozu?«

«Weil Ihr mir gefallt, Sir. Und sobald ich mein Wohlgefallen an einem Menschen habe, so la?t es mir nicht eher Ruhe, als bis ich erfahre, wie er hei?t.«

«Was das betrifft, so gefallt Ihr mir auch, «antwortete der Cornel in scharfem Tone;»trotzdem aber mochte ich nicht so unhoflich sein, Euch nach Eurem Namen zu fragen.«

«Warum? Ich halte das fur keine Unhoflichkeit und wurde Eure Frage sofort beantworten. Ich habe keine Veranlassung, meinen Namen zu verschweigen. Nur derjenige, der keine ganz ehrlichen Grunde hat, verschweigt es, wie er hei?t.«

«Das soll wohl eine Beleidigung sein, Sir?«

«Fallt mir gar nicht ein! Ich beleidige niemals ein Menschenkind, wenn's notig ist. Adieu, Sir, und behaltet Euren Namen fur Euch! Ich mag ihn nicht haben.«

Er drehte sich um und ging von dannen.

«Mir das!«knirschte der Rote.»Und ich mu? es so hinnehmen!«

«Warum leidest du es?«lachte einer seiner Leute.»Ich hatte diesem Ledersacke mit der Faust geantwortet.«

«Und den kurzern gezogen!«

«Pshaw! Diese Krote sah nicht nach gro?er Korperstarke aus.«

«Aber ein Mann, der einen schwarzen Panther bis auf den Handgriff herankommen la?t und ihm dann so kaltblutig die Ladung gibt, als ob er ein Prairiehuhn vor sich habe, der ist nicht zu mi?achten. Ubrigens handelt es sich nicht um ihn allein. Ich wurde sofort noch andre gegen mich haben, und wir mussen alles Aufsehen vermeiden.«

Droll war wieder nach hinten gegangen und stie? unterwegs auf die beiden Indianer, welche sich auf einen Tabakballen gesetzt hatten. Als sie ihn erblickten, erhoben sie sich wie Leute, welche erwarten, angeredet zu werden. Droll hemmte seinen Schritt, als er sie sah, ging dann eilig auf sie zu und rief aus:»Mira, el oso viejo y el oso mozo — siehe da, der alte Bar und der junge Bar!«

Das war spanisch. Er mu?te also wissen, da? die beiden Roten das Englisch nicht gut, das Spanisch aber gelaufiger sprachen und verstanden.

«Que sorpresa, la tia Droll — welche Uberraschung, die Tante Droll, «antwortete der alte Indsman, obgleich er ihn schon gesehen hatte, als er noch auf dem Flo?e sa?.

«Was thut ihr hier im Osten und auf diesem Schiffe?«fragte Droll, indem er beiden die Hand reichte.

«Wir waren mit mehreren roten Brudern in New Orleans, um Sachen einzukaufen, und befinden uns auf dem Heimwege, wahrend die andern die Sachen nachbringen. Es sind viele Monde vergangen, seit wir das Angesicht der Tante Droll nicht gesehen haben.«

«Ja, der junge Bar ist indessen doppelt so gro? und lang geworden, als er damals war. Leben meine roten Bruder mit ihren Nachbarn in Frieden?«

«Sie haben ihre Kriegsbeile in die Erde gelegt und wunschen nicht, sie ausgraben zu mussen.«

«Wann werdet ihr zu den Eurigen kommen?«

«Das wissen wir nicht. Wir glaubten, einen halben Mond zuzubringen, nun aber wird es langer wahren.«

«Nun aber? Was haben diese beiden Worte zu bedeuten?«

«Da? der alte Bar nicht eher heimkehren kann, bis er sein Messer in das Blut des Beleidigers getaucht hat.«

«Wer ist das?«

«Der wei?e Hund dort mit dem roten Haar. Er hat den alten Bar mit der Hand in das Gesicht geschlagen.«

«Alle Teufel! Ist dieser Kerl bei Sinnen gewesen! Er mu? doch wissen, was es hei?t, einen Indianer mit der

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