mit einem jungen Schauspieler namens Kirk Douglas. Sie liebte Kitty Foyle mit Ginger Rogers, weil das Stuck sie an sich erinnerte. Eines Abends, in einer Auffuhrung des Hamlet, sah sie Fraser in einer Loge mit einem sehr feinen Madchen in einem teuren wei?en Abendkleid, das Catherine in Vogue gesehen hatte. Sie hatte keine Ahnung, wer das Madchen war. Fraser traf seine eigenen privaten Verabredungen, und sie wusste nie, wo er hinging und mit wem. Er blickte ins Parkett und bemerkte sie. Am nachsten Morgen sagte er nichts daruber, bis er seine Morgendiktate beendet hatte.

»Wie gefiel Ihnen Hamlet?« fragte er.

»Das Stuck ist gut inszeniert, aber von den Darstellern war ich nicht sehr angetan.«

»Mir gefielen die Schauspieler«, sagte er. »Besonders das Madchen, das die Ophelia spielte, war sehr gut.«

Catherine nickte und wandte sich zum Gehen.

»Mochten Sie die Ophelia nicht?« fragte Fraser hartnackig.

»Wenn Sie meine ehrliche Meinung horen wollen«, sagte Catherine bedachtig, »sie konnte sich gerade noch uber Wasser halten.« Drehte sich um und ging hinaus.

Als Catherine an jenem Abend in die Wohnung kam, wartete Susie schon auf sie.

»Es hat jemand nach dir gefragt«, sagte Susie.

»Wer?«

»Ein FBI-Mann. Sie ermitteln uber dich.«

Mein Gott, dachte Catherine. Die haben herausgekriegt, dass ich Jungfrau bin, und wahrscheinlich gibt es in Washington ein Gesetz dagegen. Laut sagte sie: »Warum sollte das FBI uber mich ermitteln?«

»Weil du jetzt bei der Regierung arbeitest.«

»Ach so.«

»Wie geht's deinem Mr. Fraser?«

»Meinem Mr. Fraser geht's ausgezeichnet«, sagte Catherine.

»Wie wurde ich ihm wohl gefallen?«

Catherine betrachtete prufend ihre gro?e gertenschlanke, brunette Wohnungskameradin. »Zum Fruhstuck.«

Im Laufe der folgenden Wochen wurde Catherine mit den

anderen Sekretarinnen in den nahe gelegenen Buros bekannt. Mehrere der Madchen hatten ein Verhaltnis mit ihrem Chef, und es schien ihnen gleichgultig zu sein, ob die Manner verheiratet oder ledig waren. Sie beneideten Catherine um ihren Posten bei William Fraser.

»Wie ist denn Golden Boy eigentlich?« fragte eine von ihnen Catherine eines Tages beim Lunch. »Hat er schon einen Annaherungsversuch gemacht?«

»Oh, damit gibt er sich gar nicht erst ab«, sagte Catherine mit ernstem Gesicht. »Ich komme jeden Morgen um neun Uhr herein, wir walzen uns auf der Couch herum bis ein Uhr, dann gibt's Lunchpause.«

»Nein, im Ernst, wie finden Sie ihn?«

»Soso«, log Catherine. Ihre Gefuhle William Fraser gegenuber waren seit ihrem ersten Streit betrachtlich freundlicher geworden. Er hatte ihr die Wahrheit gesagt, als er erklarte, er sei ein Perfektionist. Wann immer sie einen Fehler machte, wurde sie gerugt, aber er hatte sich als fair und verstandnisvoll erwiesen. Sie hatte erlebt, wie er seine kostbare Zeit darauf verwandte, anderen Menschen zu helfen, die nichts fur ihn tun konnten, und er richtete es so ein, dass er nie den Ruhm dafur einheimste. O ja, sie mochte William Fraser wirklich sehr, aber das ging nur sie etwas an.

Einmal, als eine Menge liegen gebliebene Arbeit nachzuholen war, hatte Fraser Catherine gebeten, bei ihm zu Hause zu Abend zu essen, damit sie danach noch langer arbeiten konnten. Talmadge, Frasers Fahrer, wartete mit der Limousine vor dem Gebaude. Mehrere aus dem Haus tretende Sekretarinnen sahen mit wissenden Augen zu, wie Fraser Catherine in den Rucksitz half und sich neben sie setzte. Die Limousine glitt ruhig in den Nachmittagsverkehr hinaus.

»Ich werde Sie um Ihren guten Ruf bringen«, sagte Catherine.

Fraser lachte. »Ich will Ihnen was sagen. Sollten Sie je eine

Affare mit einer allgemein bekannten Personlichkeit haben, dann offen, sozusagen im Freien.«

»Kann man sich da nicht erkalten?«

Er grinste. »Ich meinte, zeigen Sie sich mit Ihrem Geliebten, wenn das Wort noch gebrauchlich ist – in der Offentlichkeit, in bekannten Restaurants, im Theater.«

»In Shakespeare-Stucken?« fragte Catherine unschuldig.

Fraser ging nicht darauf ein. »Die Leute suchen immer abwegige Grunde. Sie sagen sich: >Aha – er fuhrt Soundso aus. Mochte blo? wissen, mit wem er sich im geheimen trifft.< Das Offensichtliche glauben die Menschen nie.«

»Eine interessante Theorie.«

»Edgar Allan Poe schrieb eine Erzahlung, die auf der Tauschung der Menschen mit dem Offensichtlichen beruht«, sagte Fraser. »Der Titel fallt mir augenblicklich nicht ein.«

»Sie hei?t >Der gestohlene Brief<.« Doch sofort bereute Catherine, was sie gesagt hatte. Die Manner mochten gescheite Madchen nicht. Andererseits, was spielte es fur eine Rolle? Sie war nicht sein Madchen, sie war seine Sekretarin.

Den Rest der Fahrt schwiegen sie.

Frasers Haus in Georgetown war wie aus einem Bilderbuch. Es war ein vierstockiges Haus im georgianischen Stil, mehr als zweihundert Jahre alt. Die Tur wurde von einem Butler in wei?er Jacke geoffnet. Fraser sagte: »Frank, das ist Miss Alexander.«

»Hallo, Frank. Wir haben schon miteinander telefoniert«, sagte Catherine.

»Ja, Ma'am. Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Miss Alexander.«

Catherine besah sich die Empfangshalle. Sie hatte eine schone alte, zum zweiten Stock hinauffuhrende, wunderbar schimmernde Eichentreppe. Der Boden war Marmor, und an der Decke hing ein herrlicher Luster.

Fraser blickte sie prufend an. »Gefallt es Ihnen?« fragte er.

»Ob es mir gefallt? O ja!«

Er lachelte, und Catherine uberlegte sich, ob sie zu begeistert geantwortet hatte, wie ein Madchen, dem Reichtum imponierte, wie eine dieser aufdringlichen Weiber, die ihm dauernd nachstellten. »Es wirkt ... es wirkt freundlich«, fugte sie lahm hinzu.

Fraser sah sie spottisch an, und Catherine hatte das grassliche Gefuhl, dass er ihre Gedanken lesen konnte. »Kommen Sie ins Herrenzimmer.«

Catherine folgte ihm in einen gro?en, mit Buchern gesaumten, dunkel getafelten Raum. Er hatte die Atmosphare eines anderen Zeitalters, die Anmut einer behaglicheren, freundlicheren Lebensweise.

Fraser sah sie an. »Nun?« fragte er ernst.

Diesmal wurde Catherine nicht mehr hereinfallen. »Es ist kleiner als die Kongressbibliothek«, sagte sie zuruckhaltend.

Er lachte lauthals. »Da haben Sie recht.«

Frank kam mit einem silbernen Eiskubel herein. Er stellte ihn auf die Bar in der Ecke. »Wann mochten Sie essen, Mr. Fraser?«

»Halb acht.«

»Ich werde es dem Koch sagen.« Frank ging hinaus.

»Was darf ich Ihnen mixen?«

»Nichts, danke.«

Er sah sie an. »Trinken Sie gar nicht, Catherine?«

»Nicht bei der Arbeit«, sagte sie. »Sonst bringe ich meine P und O durcheinander.«

»Sie meinen P und Q, nicht wahr?«

»Nein, P und O. Die liegen auf der Tastatur nebeneinander.«

»Wusste ich gar nicht.«

»Brauchen Sie auch nicht. Dafur zahlen Sie mir eine Riesensumme jede Woche.«

»Was zahle ich Ihnen denn?« fragte Fraser.

»Drei?ig Dollar und Dinner im schonsten Haus von Washington.«

»Wollen Sie sich's mit dem Drink nicht anders uberlegen?«

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