auffallend bunte Bander gesteckt.

»Macht das genugend Eindruck, Boss?« fragte er.

»Wer hat Ihnen gesagt, dass Sie Hauptmann spielen sollen?«

Er blickte sie ernst an. »Es war meine Idee. Glauben Sie nicht, dass ich einen guten Hauptmann abgeben wurde?«

Catherine schuttelte den Kopf. »Nein, glaube ich nicht.«

Er verzog nachdenklich den Mund. »Oberleutnant?«

»Nein.«

»Wie war's mit Leutnant?«

»Ich glaube eigentlich nicht, dass Sie das Zeug zum Offizier haben.«

Seine dunklen Augen betrachteten sie spottisch. »Ach? Stimmt noch etwas nicht?« fragte er.

»Ja«, sagte sie. »Die Orden. Sie mussen unglaublich tapfer sein.«

Er lachte. »Ich dachte, ich konnte diesem verdammten Film etwas Farbe verleihen.«

»Sie haben nur eins vergessen«, sagte Catherine scharf. »Wir haben noch keinen Krieg. Sie hatten diese Auszeichnungen auf dem Karneval gewonnen haben mussen.«

Der Mann grinste sie an. »Sie haben recht«, gab er schuchtern zu. »Daran habe ich nicht gedacht. Ich werde einige davon abnehmen.«

»Nehmen Sie alle ab«, sagte Catherine.

Er grinste sie wieder auf seine trage, unverschamte Art an. »Gut, Boss.«

Beinahe hatte sie ihn angefahren: »Horen Sie auf, mich Boss zu nennen«, dachte aber dann, zum Teufel mit ihm, und kehrte ihm den Rucken, um sich mit O'Brien zu unterhalten.

Catherine schickte acht der Manner zum Austausch der Uniformen in die Garderobenabteilung zuruck und verbrachte die nachste Stunde damit, die Szene mit O'Brien zu besprechen. Der kleine Korporal war kurz zuruckgekommen und dann wieder verschwunden. Um so besser, dachte Catherine. Er konnte nur herummeckern und alle nervos machen. O'Brien hatte die erste Szene vor dem Mittagessen fertig gedreht, und Catherine dachte, dass alles ganz gut verlaufen ware. Nur ein Zwischenfall hatte den Morgen getrubt. Catherine hatte dem unverschamten Komparsen einen Text gegeben, um ihn klein zu kriegen. Sie wollte ihn bei der Aufnahme blamieren und ihm damit seine Unverschamtheit heimzahlen. Er hatte seinen Text perfekt gesprochen und die Szene schwungvoll gemeistert. Als er geendet hatte, wandte er sich an sie und fragte: »Gut so, Boss?«

In der Mittagspause ging Catherine in die riesige Studiokantine hinuber und setzte sich an einen kleinen Ecktisch. An einem gro?en Tisch neben ihr war eine Gruppe von Soldaten in Uniform. Catherine sa? der Tur gegenuber und sah den Komparsen hereinkommen; die drei Madchen hingen wie Kletten an ihm, und jedes versuchte, sich noch naher an ihn heranzudrangen. Catherine fuhlte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Sie kam zu dem Schluss, dass es sich um eine rein chemische Reaktion handeln musse. Es gab Menschen, die man auf den ersten Blick nicht ausstehen konnte, genau wie man andere sofort mochte. Irgend etwas an seiner Arroganz ging ihr gegen den Strich. Er hatte einen perfekten Gigolo abgegeben, und das war er wahrscheinlich auch.

Er fuhrte die Madchen an einen Tisch, blickte dann auf und sah Catherine, beugte sich zu den Madchen hinunter und sagte etwas. Sie sahen alle zu ihr hin und brachen in lautes Gelachter aus. Zum Teufel mit ihm! Sie beobachtete ihn, wie er langsam auf ihren Tisch zuging. Er starrte mit seinem beharrlichen, wissenden Lacheln auf sie hinab. »Darf ich mich einen Augenblick zu Ihnen setzen?« fragte er.

»Ich«, aber er sa? bereits und musterte sie mit prufendem und belustigtem Blick.

»Was wunschen Sie?« fragte Catherine steif.

Sein Grinsen wurde immer breiter. »Wollen Sie es wirklich wissen?«

Ihre Lippen wurden vor Zorn ganz schmal. »Horen Sie«

»Ich wollte Sie fragen«, sagte er schnell, »ob ich es heute morgen gut gemacht habe.« Er beugte sich mit ernstem Gesicht vor. »War es uberzeugend?«

»Vielleicht fur die dort druben«, sagte Catherine, zu den Madchen hinubernickend, »aber wenn Sie meine Meinung horen wollen: Sie sind ganz einfach ein Schwindler.«

»Habe ich etwas getan, was Sie beleidigt hat?«

»Alles, was Sie tun, beleidigt mich«, sagte sie gleichmutig. »Ich mag Ihren Typ nicht.«

»Was fur ein Typ bin ich?«

»An Ihnen ist alles unecht. Es macht Ihnen Spa?, diese Uniform zu tragen und um die Madchen herumzustolzieren, aber haben Sie mal daran gedacht, sich freiwillig zu melden?«

Er starrte sie unglaubig an. »Und einen Schuss in den Bauch zu kriegen?« fragte er. »Das ist fur die Dummen.« Er beugte sich vor und grinste. »Das hier macht viel mehr Spa?.«

Catherines Lippen zitterten vor Zorn. »Sind Sie denn nicht wehrpflichtig?«

»Genau genommen wahrscheinlich ja, aber ein Freund von mir kennt jemanden in Washington, und« – er senkte die Stimme – »ich glaube nicht, dass sie mich je schnappen werden.«

»Ich finde Sie verachtenswert«, platzte Catherine heraus.

»Warum?«

»Wenn Sie nicht wissen, warum, kann ich es Ihnen niemals erklaren.«

»Warum versuchen Sie es nicht? Heute beim Abendessen. Bei Ihnen. Konnen Sie kochen?«

Catherine erhob sich mit zornroten Wangen.

»Sie brauchen nicht mehr ins Studio zuruckzukommen«, sagte sie. »Ich werde Mr. O'Brien bitten, Ihnen einen Scheck fur Ihre Arbeit von heute morgen zu schicken.«

Sie wandte sich zum Gehen, da fiel ihr etwas ein, und sie fragte: »Wie hei?en Sie?«

»Douglas«, sagte er. »Larry Douglas.«

Am nachsten Abend rief Fraser Catherine aus London an, um sich zu erkundigen, ob alles geklappt habe. Sie berichtete uber den Verlauf des Tages, erwahnte aber den Vorfall mit Larry Douglas nicht. Sobald Fraser nach Washington zuruckkehrte, wurde sie ihm alles erzahlen, und sie wurden zusammen daruber lachen.

Am nachsten Morgen, als Catherine sich gerade fur das Studio fertig machte, klingelte es. Sie offnete die Bungalowtur, vor der ein Boy mit einem gro?en Strau? Rosen stand.

»Catherine Alexander?« fragte er.

»Ja.«

»Bitte unterschreiben Sie hier.«

Sie unterschrieb das Formular, das er ihr reichte.

»Wie herrlich«, sagte sie und nahm die Blumen.

»Ich bekomme funfzehn Dollar von Ihnen.«

»Wie bitte?«

»Funfzehn Dollar. Zahlung bei Empfang.«

»Ich verstehe nicht« Ihre Lippen zogen sich zusammen. Catherine griff nach dem Kartchen, das an den Blumen befestigt war, und zog es aus dem Umschlag. Darauf stand: »Ich hatte diese Blumen selbst bezahlt, aber leider bin ich arbeitslos. Ihr Larry.«

Sie starrte das Kartchen unglaubig an.

»Wollen Sie nun die Blumen oder nicht?« fragte der Boy.

»Nein«, fuhr sie ihn an und druckte ihm die Blumen in die Arme.

Er blickte sie verdutzt an. »Er sagte, Sie wurden lachen. Es ware eine Art Privatulk zwischen Ihnen.«

»Ich lache nicht«, sagte Catherine und schlug wutend die Tur zu.

Den ganzen Tag uber kam ihr dieser Vorfall immer wieder in den Sinn. Es waren ihr schon arrogante Manner uber den Weg gelaufen, aber Larry Douglas ubertraf sie alle an ma?loser Einbildung. Sie war sicher, dass er eine endlose Reihe von Siegen uber hirnlose Blondinen und vollbusige Brunette davongetragen hatte, die es kaum erwarten konnten, mit ihm ins Bett zu steigen. Aber dass er auch sie in diese Kategorie einreihte, empfand sie als Herabsetzung und Demutigung.

Der blo?e Gedanke an ihn machte sie kribbelig. Sie beschloss, ihn aus ihrem Sinn zu verbannen.

Um sieben Uhr abends des gleichen Tages wollte Catherine gerade das Studio verlassen, als ein Assistent mit einem Briefumschlag in der Hand auf sie zutrat.

»Haben Sie das angefordert, Miss Alexander?« fragte er. Es war ein Unkostenbeleg vom Zentralbesetzungsburo, und darauf stand:

Eine Uniform (Hauptmann)

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