Drau?en nahm er ihren Arm. Es zuckte wie ein Schlag durch ihren ganzen Korper. Es ging von ihm eine Elektrizitat aus, die sie versengte. »Cathy«, begann er.

»Um Gottes willen«, sagte sie verzweifelt. »Was wollen Sie von mir?«

»Alles«, sagte er ruhig. »Ich will Sie.«

»Nun, Sie konnen mich nicht haben«, rief sie klagend. »Qualen Sie eine andere.« Sie wollte gehen, aber er zog sie zuruck.

»Was soll das hei?en?«

»Ich wei? es nicht«, sagte Catherine, wahrend sich ihre Augen mit Tranen fullten. »Ich wei? nicht, was ich sage. Ich – ich habe einen Katzenjammer. Ich will sterben.«

Er lachelte sie teilnehmend an. »Ich habe eine wunderbare Kur fur Katzenjammer.« Er steuerte sie auf die Garage des Gebaudes zu.

»Wo gehen wir hin?« fragte sie in panischer Angst.

»Wir holen meinen Wagen.«

Catherine blickte zu ihm auf und suchte in seinen Zugen nach einem Zeichen von Triumph, aber alles, was sie sah, war sein kraftvolles, unglaublich schones Gesicht, das von Warme und Mitgefuhl erfullt war.

Der Parkwachter fuhr ein braunes Sportkabriolett mit offenem Verdeck heran. Larry half Catherine in den Wagen und schlupfte hinter das Lenkrad. Sie sa? da, blickte gerade vor sich hin, wusste, dass sie im Begriff war, ihr ganzes Leben wegzuwerfen, und war vollig unfahig, etwas dagegen zu tun. Es war, als ob all dies jemand anderem zustie?. Sie hatte am liebsten dem albernen, haltlosen Madchen im Wagen geraten zu fliehen.

»Zu Ihnen oder zu mir?« fragte Larry sanft.

Sie schuttelte den Kopf. »Ist ganz egal«, sagte sie resigniert.

»Dann zu mir.«

Er war also doch nicht ganz unempfindlich. Oder er hatte Angst davor, sich mit dem Schatten William Frasers zu messen.

Sie beobachtete ihn, wie er gewandt den Wagen durch den Verkehr des fruhen Abends lenkte. Nein, er hatte vor nichts Angst. Das war ein Teil seiner verdammten Anziehungskraft.

Sie versuchte sich einzureden, dass sie die Freiheit hatte, nein zu sagen, die Freiheit wegzugehen. Wie konnte sie William Fraser lieben und solche Gefuhle fur Larry empfinden?

»Wenn es ein bisschen hilft«, sagte Larry ruhig, »ich bin genauso nervos wie Sie.«

Catherine blickte zu ihm hinuber. »Danke«, sagte sie. Naturlich log er. Er sagte das wahrscheinlich zu allen seinen Opfern, wenn er sie ins Bett nahm. Aber wenigstens war er nicht hamisch. Was sie am meisten qualte, war, dass sie Bill Fraser betrog. Er war ein zu lieber Mensch, um ihm weh zu tun, und dies wurde ihn sehr verletzen. Catherine wusste es und wusste, dass sie falsch und sinnlos handelte, aber es war, als hatte sie keinen eigenen Willen mehr.

Sie waren in einer freundlichen Villengegend mit gro?en schattigen Baumen langs der Stra?e angelangt. Larry hielt vor einem Apartmenthaus. »Wir sind da«, sagte er ruhig.

Catherine wusste, dass dies ihre letzte Chance war, nein zu sagen, ihn aufzufordern, sie in Ruhe zu lassen. Sie sah schweigend zu, wie Larry um den Wagen herumging und die Tur offnete. Sie stieg aus und ging in sein Apartmenthaus.

Larrys Apartment war fur einen Mann eingerichtet. Es hatte kraftige, gediegene Farben und Mobel nach mannlichem Geschmack.

Als sie eintraten, nahm Larry Catherine den Mantel ab, und sie frostelte.

»Ist dir kalt?« fragte er.

»Nein.«

»Mochtest du einen Drink?«

»Nein.«

Er nahm sie zartlich in die Arme, und sie kussten sich. Es war, als ob ihr Korper in Flammen stunde. Wortlos fuhrte Larry sie in sein Schlafzimmer. Die Spannung wuchs ins Unertragliche, als sie sich schweigend auszogen. Sie lag nackt auf dem Bett, und er legte sich neben sie.

»Larry«, aber seine Lippen druckten sich auf die ihren, seine Hande begannen, uber ihren Korper zu streichen und sie sanft abzutasten, sie verga? alles uber der Wonne, die sie empfand, und ihre Hande begannen nach ihm zu greifen. Und sie fuhlte ihn hei?, hart und zuckend neben sich, und seine Finger waren in ihr, offneten sie sanft und liebevoll, und er war uber ihr und in ihr, und sie empfand ein so gro?es Entzucken, wie sie es nicht einmal im Traum fur moglich gehalten hatte; und dann waren sie zusammen, bewegten sich schneller und schneller in einem wunderbaren Rhythmus, der den ganzen Raum und die Welt und das Universum ergriff, und dann die Explosion, die zu einer Ekstase wie im Delirium fuhrte, eine unglaublich erschutternde Reise, ein Ankommen und Abreisen, ein Ende und ein Anfang, und Catherine lag ermattet und betaubt da, klammerte sich fest an ihn, wollte ihn nie wieder loslassen und wunschte, dass dieses Gefuhl ewig dauerte. Nichts, was sie je gelesen oder gehort hatte, hatte sie auf dies vorbereiten konnen. Es war unglaublich, dass der Korper eines anderen Menschen einem solches Entzucken bringen konnte. Sie lag in Frieden da: eine Frau. Und sie wusste, auch wenn sie ihn niemals wieder sehen sollte, ware sie ihm fur den Rest ihres Lebens dankbar.

»Cathy?«

Sie wandte sich langsam und trage um und blickte ihn an. »Ja?« Sogar ihre Stimme schien ihr tiefer, reifer.

»Konntest du deine Nagel aus meinem Rucken nehmen?«

Sie merkte plotzlich, dass sie ihre Nagel in sein Fleisch gekrallt hatte. »Oh, es tut mir leid!« rief sie aus. Sie tastete seinen Rucken ab, aber er griff nach ihren Handen und zog sie an sich.

»Es macht nichts. Bist du glucklich?«

»Glucklich?« Ihre Lippen zitterten, und zu ihrem Entsetzen begann sie zu heulen. Heftige Schluchzer, die ihren Korper erschutterten. Er hielt sie in seinen Armen, streichelte sie beruhigend und lie? den Sturm von selbst abflauen.

»Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich wei? nicht, weshalb ich das tat.«

»Enttauschung?«

Catherine blickte ihn schnell an, um zu protestieren, aber dann sah sie, dass er sie neckte. Er nahm sie in seine Arme, und sie liebten sich von neuem. Es war noch unglaublicher als vorher. Nachher lagen sie im Bett, und er sprach, aber sie horte ihm nicht zu. Alles, was sie horen wollte, war der Klang seiner Stimme, und es war unwichtig, was er sagte. Sie wusste, es wurde fur sie nie wieder einen anderen Mann geben als diesen. Und sie wusste, dass dieser Mann niemals einer Frau allein gehoren konnte, dass sie ihn wahrscheinlich nie wieder sehen wurde, dass sie nur eine Eroberung mehr fur ihn bedeutete. Sie merkte, dass er verstummt war und sie prufend ansah.

»Du hast nicht ein Wort gehort, was ich sagte.«

»Verzeih«, sagte sie. »Ich habe mit offenen Augen getraumt.«

»Ich sollte eigentlich beleidigt sein«, sagte er vorwurfsvoll. »Du hast nur Interesse fur meinen Korper.«

Sie lie? ihre Hande uber seine straffe, gebraunte Brust und seinen Leib gleiten. »Ich bin nicht erfahren«, sagte sie, »aber ich denke, der hier genugt vollkommen.« Sie lachelte. »Er hat vollkommen genugt.« Sie wollte ihn fragen, ob es ihm mit ihr gefallen hatte, aber sie hatte Angst davor.

»Du bist schon, Cathy.«

Es erregte sie, ihn das sagen zu horen, aber gleichzeitig argerte sie sich daruber. Alles, was er zu ihr sagte, hatte er tausendmal zu anderen Frauen gesagt. Sie fragte sich, wie er sich von ihr verabschieden wurde. Ruf mich mal an? Oder: Ich werde dich mal anrufen? Vielleicht wurde er sie sogar einoder zweimal wieder sehen wollen, bevor er zu einer anderen ging. Gut, es war ausschlie?lich ihre eigene Schuld. Sie hatte gewusst, in was sie sich einlie?. Ich bin in diese Geschichte mit weit offenen Augen und Beinen hineingelaufen. Was auch immer geschieht, ich darf ihm keine Schuld geben.

Er schlang seine Arme um sie und hielt sie fest an sich gedruckt.

»Wei?t du, dass du ein ganz besonderes Madchen bist, Cathy?«

Wei?t du, dass du ein ganz besonderes Madchen bist – Alice, Susan, Margaret, Peggy, Lana?

»Ich fuhlte es beim ersten Mal, als ich dich sah. Ich habe bei niemandem vorher dieses Gefuhl gehabt.«

Janet, Evelyn, Ruth, Georgia, ad infinitum. Sie grub ihren Kopf an seine Brust, wagte nicht zu sprechen und

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