Angestellte, besonders wenn sie gut sind. Wie dem auch sei« Sie machte eine kleine Pause. »Ich glaube, jemand wie Sie hat das Recht, so viel aus dem Leben herauszuholen, wie er kann. Es sei denn naturlich«, fugte sie abschatzig hinzu, »Sie wollen Ihr ganzes Leben fur andere arbeiten.«

»Das will ich nicht«, sagte Whitestone schnell und erkannte plotzlich, dass er sich gebunden hatte. Er musterte Noelles Gesicht, um zu sehen, ob er die Andeutung einer Falle darin entdecken konnte, aber alles, was er darin las, war mitfuhlendes Verstandnis. »Jeder Mann, der etwas taugt, mochte gern sein eigenes Geschaft haben«, sagte er zu seiner Rechtfertigung.

»Naturlich«, gab Noelle zu. »Denken Sie daruber nach, und wir sprechen noch einmal daruber.« Und dann fugte sie warnend hinzu: »Es bleibt unter uns.«

»Selbstverstandlich«, sagte Whitestone, »und vielen Dank. Wenn es zustande kame, ware es schon fabelhaft.«

Noelle nickte. »Ich habe das Gefuhl, es kommt zustande.«

Catherine

Washington-Paris 1946

Um 9 Uhr am Montag morgen meldete sich Larry Douglas bei dem Chef-Piloten, Kapitan Hai Sakowitz, im Buro der PanAm auf dem La Guardia Flugplatz von New York. Als Larry eintrat, nahm Sakowitz die Kopie von Larrys Personalbogen, die er gerade studiert hatte, und schob sie in eine Schreibtischschublade.

Kapitan Sakowitz war ein untersetzter, robust wirkender Mann mit einem durchfurchten, Wetter gegerbten Gesicht und den gro?ten Handen, die Larry je gesehen hatte. Sakowitz war einer der wahren Veteranen der Luftfahrt. Er hatte in den fruhesten Tagen der Luftakrobatik angefangen, hatte einmotorige Postflugzeuge fur die Regierung geflogen, war zwanzig Jahre lang Fluglinienpilot gewesen und PanAm-Chefpilot wahrend der letzten funf Jahre.

»Ich freue mich, Sie bei uns zu haben, Douglas«, sagte er.

»Ich freue mich, hier zu sein«, entgegnete Larry.

»Brennen Sie darauf, wieder in ein Flugzeug zu steigen?«

»Wer braucht schon ein Flugzeug?« grinste Larry. »Stellen Sie mich in die richtige Windrichtung, und ich starte.«

Sakowitz zeigte auf einen Stuhl. »Setzen Sie sich. Ich lerne gerne euch Jungs kennen, die hier hereinkommen, um meinen Job zu ubernehmen.«

Larry lachte. »Sie haben es also bemerkt.«

»Oh, ich mache keinem von euch einen Vorwurf. Ihr seid alle tolle Piloten, habt gro?artige Kampferfahrung, ihr kommt hier herein und denkt: >Wenn dieser damliche Sakowitz Chefpilot sein kann, dann mussten sie mich zum Prasidenten der Gesellschaft machen.< Keiner von euch Jungen hat die Absicht, sehr lange Navigator zu bleiben. Es ist nur ein

Sprungbrett zum Piloten. Das ist ganz naturlich, und so soll es auch sein.«

»Es freut mich, dass Sie dieser Ansicht sind«, sagte Larry.

»Aber da gibt es etwas, was Sie von vornherein wissen mussen. Wir alle gehoren einer Gewerkschaft an, Douglas, und Beforderungen gehen streng nach dem Dienstalter.«

»Ich verstehe.«

»Aber was Sie vielleicht nicht verstehen, ist, dass dies hier verdammt gute Jobs sind und mehr Leute kommen als gehen. Die Beforderungen gehen dadurch langsamer vor sich.«

»Ich werde mein Gluck versuchen«, erwiderte Larry.

Sakowitz' Sekretarin brachte Kaffee und danisches Geback, und die beiden Manner verbrachten die nachste Stunde damit, sich zu unterhalten und miteinander bekannt zu werden. Sakowitz' Benehmen war freundlich und leutselig, und viele seiner Fragen waren anscheinend belanglos und trivial, aber als Larry ihn verlie?, um in seine erste Unterrichtsstunde zu gehen, hatte Sakowitz eine Menge uber Larry Douglas erfahren. Ein paar Minuten nachdem Larry gegangen war, kam Carl Eastman in das Buro.

»Wie ist es verlaufen?« fragte Eastman.

»O. K.«

Eastman sah ihn scharf an. »Was halten Sie von ihm, Sak?«

»Wir werden ihn ausprobieren.«

»Ich fragte Sie, was Sie von ihm halten.«

Sakowitz zuckte die Schultern. »O. K. Ich werde es Ihnen sagen. Mein Gefuhl ist, dass er ein verdammt guter Pilot ist. Er muss es sein, bei seiner Kriegserfahrung. Stecken Sie ihn in eine Maschine, und lassen Sie einen Haufen feindlicher Kampfflieger auf ihn schie?en, und ich glaube, man konnte keinen besseren finden.« Er zogerte.

»Weiter«, sagte Eastman.

»Das Problem ist, dass es hier in Manhattan nicht viele feindliche Kampfflieger gibt. Ich habe Burschen wie Douglas

gekannt. Aus irgendeinem Grund, den ich nie herausgefunden habe, ist ihr Leben nur auf Gefahr eingestellt. Sie machen die verrucktesten Dinge, wie unmogliche Berge besteigen oder auf den Grund des Ozeans tauchen, oder was immer zum Teufel sie an Gefahren finden konnen. Wenn ein Krieg ausbricht, steigen sie nach oben wie Sahne in hei?em Kaffee.« Er schwang seinen Stuhl herum und blickte aus dem Fenster. Eastman stand wartend da, sagte aber nichts.

»Ich habe so ein Gefuhl bei Douglas, Carl. Irgend etwas stimmt mit ihm nicht. Vielleicht, wenn er Kapitan eines unserer Flugzeuge ware und es selbst floge, konnte er es schaffen. Aber ich glaube nicht, dass er psychologisch darauf vorbereitet ist, Befehle von einem ersten Offizier und einem Piloten hinzunehmen, besonders wenn er denkt, er konnte hundertmal besser fliegen als sie alle.« Er schwang den Stuhl wieder zuruck, um Eastman anzusehen. »Und das Komische daran ist, dass er es wahrscheinlich konnte.«

»Sie machen mich nervos«, sagte Eastman.

»Mich selbst auch«, gestand Sakowitz. »Ich glaube nicht, dass er« Er hielt inne und suchte nach dem richtigen Wort, »gefestigt ist. Wenn man mit ihm spricht, bekommt man das Gefuhl, dass er ein Stuck Dynamit im Hintern hat, das jeden Augenblick explodieren kann.«

»Was gedenken Sie zu tun?«

»Wir tun es ja. Er wird zur Schule gehen, und wir werden ein Auge auf ihn haben.«

»Vielleicht wird er ein Versager sein«, sagte Eastman.

»Sie kennen diese Typen nicht. Er wird den Kurs als Nummer eins in seiner Klasse beenden.«

Sakowitz' Prophezeiung stimmte.

Der Trainingskurs bestand aus vier Wochen Bodenschule, denen ein zusatzlicher Monat Flugtraining folgte. Da die Kursteilnehmer bereits erfahrene Piloten mit langjahriger Praxis waren, war der Kurs auf einen doppelten Zweck ausgerichtet: einmal, um Facher wie Navigation, Radio, Fernmeldewesen, Kartenlesen und Blindfliegen summarisch zu wiederholen, die Kenntnisse der Manner wieder aufzufrischen und ihre eventuellen Schwachen festzustellen, zum anderen, um sie mit der neuen Apparatur, die sie gebrauchen wurden, vertraut zu machen.

Das Blindfliegen wurde in einem Simulierflugzeug geubt, einem kleinen Modell eines Cockpits, das auf einem beweglichen Podest ruhte und es dem Piloten im Cockpit ermoglichte, mit dem Flugzeug alle Manover auszufuhren, einschlie?lich uberzogener Kurven, Loopings, Abtrudeln und Rollen. Eine schwarze Kappe wurde uber das Cockpit gezogen, so dass der Pilot blind flog und nur die ihm sichtbaren Instrumente benutzen konnte. Der Ausbilder au?erhalb der Simuliermaschine gab dem Piloten Befehle, wie er sich zu verhalten habe beim Starten und Landen sowie im Falle von heftigem Wind, Sturm, Annaherung an Bergketten oder jeder sonst moglichen Gefahr. Die meisten unerfahrenen Piloten bestiegen das Simulierflugzeug mit einem gewissen Selbstvertrauen, aber sie fanden bald heraus, dass die kleinen Maschinen viel schwieriger zu handhaben waren, als es zunachst schien. Es war ein schauriges Gefuhl, allein in dem winzigen Cockpit zu sitzen, wahrend alle Sinne von der Au?enwelt abgeschnitten waren.

Larry war ein begabter und aufmerksamer Schuler, der formlich in sich einzog, was man ihn lehrte. Er

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