»Am anderen Ende«, erwiderte Larry. Er parkte den Wagen, nahm Catherines Arm und fuhrte sie zum Schalter der PanAm.
Das attraktive Madchen hinter dem Desk begru?te Larry mit Namen.
»Das ist meine Frau«, sagte Larry stolz. »Das ist Amy Winston.«
Sie begru?ten einander.
»Komm.« Larry nahm Catherines Arm, und sie gingen auf die Abflugrampe zu.
»Larry«, begann Catherine. »Wo ...«
»Hor mal, du bist das lauteste Madchen, das ich je zum Essen eingeladen habe.«
Sie waren bei Gate 37 angekommen. Zwei Manner hinter dem Schalter fertigten die Passagiere ab. Auf der Informationstafel stand: »Flug 147 nach Paris – Abflug 13 Uhr.«
Larry ging zu einem der Manner hinter dem Desk. »Hier ist sie, Tony.« Er gab dem Mann einen Flugschein. »Cathy, das ist Tony Lombardi. Das ist Catherine.«
»Ich habe schon viel von Ihnen gehort«, sagte der Mann lachelnd. »Ihr Ticket ist in Ordnung.« Er ubergab Catherine das Ticket.
Catherine blickte es vollig verwirrt an. »Was soll das?«
»Ich habe dich angelogen«, lachelte Larry. »Wir gehen nicht hier zum Essen. Ich bringe dich nach Paris zum Maxim.«
Catherines Stimme brach. »M-Maxim? In Paris? Jetzt?«
»Jawohl.«
»Ich kann nicht«, klagte Catherine. »Ich kann jetzt nicht nach Paris fliegen.«
»Naturlich kannst du.« Er grinste. »Ich habe deinen Pass in
der Tasche.«
»Larry«, sagte sie, »du bist verruckt! Ich habe nichts anzuziehen und unheimlich viele Termine. Ich«
»Ich werde dir Kleider in Paris kaufen. Sag deine Termine ab. Fraser kann ein paar Tage ohne dich auskommen.«
Catherine starrte ihn an, wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie entsann sich aller Vorsatze, die sie gefasst hatte. Larry war ihr Mann. Er hatte den Vorrang. Catherine begriff, dass es fur Larry nicht wichtig war, ihr einfach Paris zu zeigen, sondern sich vor ihr in Szene zu setzen und sie in das Flugzeug einzuladen, in dem er Navigator war. Fast hatte sie ihm den Spa? verdorben. Sie legte ihre Hand in die seine und lachelte zu ihm auf.
»Worauf warten wir?« sagte Catherine. »Ich sterbe vor Hunger.«
Paris war ein toller Wirbel von Vergnugungen. Larry hatte sich eine ganze Woche frei genommen, und es schien Catherine, dass jede Tag- und Nachtstunde voll ausgefullt war. Sie wohnten in einem bezaubernden kleinen Hotel am linken Ufer.
An ihrem ersten Morgen in Paris fuhrte Larry Catherine in ein elegantes Geschaft auf den Champs-Elysees, das er offenbar fur sie leer kaufen wollte. Aber sie kaufte nur, was sie brauchte, und war entsetzt uber die hohen Preise.
»Wei?t du, was dein Problem ist?« sagte Larry. »Du machst dir zuviel Sorgen ums Geld. Du bist auf der Hochzeitsreise.«
»Ja, Sir«, sagte sie. Aber sie weigerte sich, ein Abendkleid zu kaufen, das sie nicht brauchte. Als sie Larry fragte, wo all das Geld herkomme, wollte er nicht daruber sprechen, aber sie bestand darauf, es zu erfahren.
»Ich habe einen Vorschuss auf mein Gehalt genommen«, sagte Larry. »Ist das so eine gro?e Sache?«
Und Catherine hatte nicht das Herz, etwas dagegen zu sagen. Er ging wie ein Kind mit Geld um, achtlos und gro?zugig, und das war ein Teil seines Charmes.
Wie es auch der Charme von Catherines Vater gewesen war.
Larry zeigte ihr Paris wie einer Touristin: den Louvre, die Tuilerien und den Invalidendom mit Napoleons Grab. Sie gingen zu den Hallen, dem beruhmten Markt von Paris, und sahen das frische Obst und das Fleisch und Gemuse, das die Bauern vom Lande nach Paris bringen; sie verbrachten ihren letzten Sonntag in Versailles und dinierten dann im Coq Hardi au?erhalb von Paris. Es waren perfekte zweite Flitterwochen.
Hai Sakowitz sa? in seinem Buro und sah die wochentlichen Personalberichte durch. Vor ihm lag der Bericht uber Larry Douglas. Sakowitz lehnte sich in seinem Stuhl zuruck und studierte ihn sorgfaltig, wobei er gedankenverloren auf seiner Unterlippe herum biss. Endlich lehnte er sich nach vorn und druckte auf eine Sprechtaste. »Schicken Sie ihn herein«, sagte er.
Einen Augenblick spater kam Larry zur Tur herein, er trug seine PanAm-Uniform und seine Flugtasche. Er lachelte Sakowitz fluchtig zu. »Guten Morgen, Chef«, sagte er.
»Setzen Sie sich.«
Larry lie? sich lassig in einen Stuhl gegenuber dem Schreibtisch fallen und zundete sich eine Zigarette an.
Sakowitz sagte: »Ich habe hier einen Bericht, wonach Sie sich letzten Montag in Paris funfundvierzig Minuten zu spat bei Ihrer Flugeinweisung gemeldet haben.«
Larrys Gesichtsausdruck veranderte sich. »Ich war in eine Parade auf den Champs-Elysees geraten. Das Flugzeug ist punktlich abgeflogen. Ich wusste nicht, dass es hier wie in einem Jugendlager zugeht.«
»Hier geht es zu wie bei einer Fluglinie«, sagte Sakowitz ruhig. »Und da geht alles nach Plan.«
»O. K.«, sagte Larry zornig. »Ich werde mich von den Champs-Elysees fernhalten. Noch etwas?«
»Ja. Captain Swift meint, Sie hatten vor den letzten beiden Starts ein paar Drinks gekippt.«
»Das ist eine verdammte Luge!« fuhr Larry auf.
»Warum sollte Captain Swift lugen?«
»Weil er furchtet, dass ich ihm seinen Job wegnehme.« In Larrys Stimme lag bitterer Zorn. »Dieser Hurensohn ist eine angstliche alte Jungfer, die schon vor zehn Jahren hatte in Pension gehen sollen.«
»Sie sind mit vier verschiedenen Kapitanen geflogen«, sagte Sakowitz. »Welche haben Ihnen gefallen?«
»Keiner von ihnen«, erwiderte Larry. Er merkte die Falle zu spat. Schnell fugte er hinzu: »Ich meine – sie sind schon in Ordnung. Ich habe nichts gegen sie.«
»Mit Ihnen fliegen die auch nicht gerne«, sagte Sakowitz ruhig. »Sie machen sie nervos.«
»Was zum Teufel soll das hei?en?«
»Das hei?t, im Falle einer Notlage will man des Mannes ganz sicher sein, der neben einem sitzt. Bei Ihnen fuhlen sie sich nicht sicher.«
»Ach, zum Teufel«, explodierte Larry. »Ich habe vier Jahre lang Notlagen uber Deutschland und im Sudpazifik erlebt und habe jeden Tag Kopf und Kragen riskiert, wahrend die hier unten auf ihren fetten Hintern sa?en und gro?e Gehalter kassierten; und die sollen kein Vertrauen zu mir haben? Sie scherzen wohl!«
»Niemand behauptet, dass Sie in einem Kampfflugzeug nicht gro?artig sind«, erwiderte Sakowitz ruhig. »Aber wir befordern hier Passagiere. Es ist eine andere Art von Sport.«
Larry sa? da, ballte die Fauste und versuchte, seinen Zorn zu unterdrucken. »O. K.«, sagte er murrisch. »Ich hab's verstanden. Wenn Sie nun fertig sind, mein Flug geht namlich in ein paar Minuten.«
»Ein anderer ubernimmt den Flug«, sagte Sakowitz. »Sie sind entlassen.«
Larry starrte ihn unglaubig an. »Ich bin was?«
»Irgendwie ist es wohl auch meine Schuld, Douglas. Ich hatte
Sie von vornherein nicht einstellen sollen.«
Larry sprang auf, seine Augen funkelten vor Zorn. »Warum zum Teufel haben Sie's dann getan?« fragte er erregt.
»Weil Ihre Frau einen Freund namens Bill Fraser hat ...«, begann Sakowitz.
Larry sprang auf und knallte uber den Schreibtisch hinweg seine Faust in Sakowitz' Gesicht. Der Schlag warf Sakowitz gegen die Wand. Diesen Schwung benutzte er, um hochzu-schnellen. Er traf Larry zweimal, wich etwas zuruck und versuchte, sich wieder in die Gewalt zu bekommen.
»Machen Sie, dass Sie hier rauskommen«, sagte er. »Und zwar sofort!«
Larry starrte ihn an, sein Gesicht war vor Hass verzerrt. »Sie Hurensohn«, sagte er. »Ich wurde nicht mehr in die Nahe dieser Fluglinie gehen, selbst wenn Sie mich auf den Knien darum baten!« Er drehte sich um und sturmte aus dem Buro.
Sakowitz stand da und blickte ihm nach. Seine Sekretarin eilte herein. Sie sah den umgeworfenen Stuhl und Sakowitz' blutige Lippe.