erwecken und doch seinen Enthusiasmus nicht dampfen wollte.

»Sagtest du nicht, dass du und Whitestone nie besonders gute Freunde wart?«

Er zogerte. »N-ja.« Eine kleine Runzel furchte seine Stirn. Die Wahrheit war, dass er und Whitestone sich nie hatten leiden konnen. Der Anruf von heute Abend war eine gro?e

Uberraschung gewesen. Beim Zusammentreffen schien sich Whitestone nicht so ganz wohl in seiner Haut zu fuhlen. Als er ihm die Situation erklart und Larry gesagt hatte: »Es uberrascht mich, dass du gerade an mich gedacht hast«, entstand eine peinliche Pause, und dann hatte Whitestone gesagt: »Demiris will einen hervorragenden Piloten, und das bist du.« Es war fast, als ob Whitestone ihm den Job aufdrangen wollte und Larry ihm einen Gefallen erwiese, wenn er annahme. Er schien sehr erleichtert, als Larry sagte, er ware interessiert, und machte dann den Eindruck, als ob er es eilig hatte wegzukommen. Alles in allem war es ein sonderbares Treffen gewesen.

»Es konnte die Chance meines Lebens sein«, sagte Larry zu Catherine. »Demiris zahlte Whitestone funfzehntausend Drachmen im Monat. Das sind funfhundert Dollar, er lebte wie ein Konig dort.«

»Aber wurde das nicht bedeuten, dass du in Griechenland leben musstest?«

»Wir wurden in Griechenland leben«, verbesserte Larry sie. »Bei einem solchen Gehalt konnten wir genug sparen, um uns nach einem Jahr unabhangig zu machen. Ich muss es versuchen.«

Catherine zogerte, wahlte ihre Worte sorgsam. »Larry, es ist so weit weg, und du kennst Constantin Demiris nicht. Es muss hier einen Job fur einen Flieger geben, der ...«

»Nein!« Sein Ton klang wutend. »Niemand hier schert sich darum, wie gut man als Pilot ist. Alles, was hier zahlt, ist, wie lange man seine verdammten Gewerkschaftsbeitrage entrichtet hat. Dort druben ware ich unabhangig. Es ist genau das, wovon ich getraumt habe, Cathy. Demiris hat eine Flotte von Flugzeugen, wie du es dir nicht vorstellen kannst, und ich werde wieder fliegen, Baby. Der einzige, den ich zufrieden stellen musste, ware Demiris, und Whitestone sagt, ich werde ihm gefallen.«

Sie dachte wieder an Larrys Job bei der PanAm und die

Hoffnungen, die er darauf gesetzt hatte, und seine Misserfolge bei den kleinen Fluglinien. Mein Gott, dachte sie. In was lasse ich mich da ein? Es wurde bedeuten, das Unternehmen aufzugeben, das sie sich aufgebaut hatte, an einem fremden Ort unter Fremden zu leben mit einem Mann, der fast ein Fremder war.

Er beobachtete sie. »Machst du mit?«

Sie blickte in sein eifriges Gesicht. Das war ihr Mann, und wenn sie ihre Ehe aufrechterhalten wollte, wurde sie zu leben haben, wo er lebte. Und wie schon ware es, wenn es klappte. Er ware wieder der alte Larry. Der bezaubernde, amusante, wunderbare Mann, den sie geheiratet hatte. Sie musste es riskieren.

»Naturlich mache ich mit«, sagte Catherine. »Warum fliegst du nicht hin und sprichst mit Demiris ? Wenn du den Job kriegst, komme ich nach.«

Er lachelte jungenhaft. »Ich wusste ja, dass ich mich auf dich verlassen kann, Baby.« Er schlang die Arme um sie und druckte sie fest an sich. »Zieh lieber dein Nachthemd aus«, sagte Larry, »sonst bohre ich noch Locher hinein.«

Aber wahrend Catherine es langsam auszog, dachte sie daran, wie sie es Bill Fraser beibringen sollte.

Am nachsten Morgen flog Larry nach Athen, um sich Cons-tantin Demiris vorzustellen.

In den nachsten Tagen horte Catherine nichts von ihrem Mann. Als die Woche sich hinzog, hoffte Catherine, dass es in Griechenland nicht geklappt hatte und Larry bald nach Hause kommen wurde. Selbst wenn er die Stellung bei Demiris bekame, konnte man nie wissen, wie lange er sie behalten wurde.

Sicherlich konnte er in den Staaten eine Stellung finden.

Sechs Tage nach Larrys Abreise erhielt Catherine ein Ferngesprach aus Ubersee.

»Catherine?«

»Hallo, Liebling.«

»Pack deine Sachen. Du sprichst mit dem neuen Privatpiloten von Constantin Demiris.«

Zehn Tage spater war Catherine auf dem Weg nach Griechenland.

ZWEITES BUCH

Noelle und Catherine

Athen 1946

Menschen formen manche Stadte, manche Stadte formen Menschen. Athen ist ein Amboss, der den Hammerschlagen von Jahrhunderten standgehalten hat. Von den Sarazenen, den Angeln, den Turken ist es erobert und gebrandschatzt worden, doch jedes Mal hat es geduldig uberlebt. Athen liegt am sudlichen Ende der gro?en zentralen Ebene Attikas, die sich sanft zum Saronischen Golf im Sudwesten hinab erstreckt und im Osten von dem majestatischen Berg Hymettos uberragt wird. Unter der glanzenden Patina der Stadt findet man immer noch ein von antiken Geistern erfulltes und den reichen Traditionen zeitlosen Ruhms durchtranktes Dorf, dessen Bewohner ebenso sehr in ihrer Vergangenheit wie in der Gegenwart leben, einen Ort standig wechselnder uberraschungsvoller Entdeckungen und letzten Endes unerkennbar.

Larry wartete am Flughafen Hellenikon auf Catherines Maschine. Sie sah ihn auf die Rampe zueilen, ihr mit erwartungsvollem und erregtem Gesicht entgegenkommen. Er sah gebraunter und hagerer aus, als wie sie ihn beim letzten Mal gesehen hatte, und schien gelost und entspannt zu sein.

»Du hast mir gefehlt, Cathy«, sagte er, als er sie in seine Arme schloss.

»Du mir auch.« Und als sie die Worte aussprach, erkannte sie, wie ernst sie ihr waren. Sie verga? immer wieder die starke physische Wirkung, die Larry auf sie ausubte, wenn sie sich nach einer Trennung wieder trafen, und jedes Mal war sie von neuem uberwaltigt.

»Wie hat Bill Fraser denn die Nachricht aufgenommen?« fragte Larry, als er ihr durch die Zollkontrolle half.

»Er hat gro?es Verstandnis gezeigt.«

»Ihm blieb wohl keine andere Wahl, oder?« meinte Larry.

Catherine dachte wieder an ihr Gesprach mit Bill Fraser. Er hatte sie schockiert angesehen. »Du willst nach Griechenland, um dort zu leben? Warum, um Gottes willen?«

»Es steht so im Kleingedruckten meines Ehe Vertrags«, hatte sie leichthin erwidert,

»Ich meine, warum kann Larry nicht hier eine Stellung finden, Catherine?«

»Ich wei? nicht, warum, Bill. Immer scheint irgend etwas schief zu gehen. Aber er hat eine Stellung in Griechenland und scheint das Gefuhl zu haben, dass es dort klappen wird.«

Nach seinem ersten impulsiven Protest hatte Fraser sich gro?artig verhalten. Er hatte ihr alles leicht gemacht und darauf bestanden, dass sie ihren Anteil an der Firma behielt. »Du wirst nicht ewig fortbleiben«, wiederholte er immer wieder.

Catherine dachte an seine Worte, wahrend sie zusah, wie Larry einen Trager herbeiwinkte, um ihr Gepack zu einer Limousine zu schaffen.

Er sprach mit dem Trager griechisch, und Catherine bewunderte sein Sprachtalent.

»Warte nur, bis du Constantin Demiris kennen lernst«, sagte Larry. »Er ist der reinste Konig. Alle Gro?en Europas scheinen sich unaufhorlich zu uberlegen, wie sie ihm gefallig sein konnen.«

»Ich freue mich, dass du ihn magst.«

»Und er mag mich.«

Sie hatte ihn nie so glucklich und begeistert erlebt. Sie sah darin ein gutes Omen.

Auf dem Weg zum Hotel schilderte Larry ihr seine erste Begegnung mit Demiris. Larry war auf dem Flughafen von einem livrierten Chauffeur abgeholt worden und hatte gebeten, sich Demiris' Flugzeuge ansehen zu konnen. Der Chauffeur hatte ihn zu einem riesigen Hangar am au?ersten Ende des

Flugfeldes gebracht, in dem sich drei Maschinen befanden, und Larry hatte sie kritisch inspiziert. Die Hawker Siddeley war eine Pracht, und er sehnte sich danach, hinter ihrem Steuerknuppel zu sitzen und sie zu

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