in Wahrheit sah er wunderbar aus, schlank und sonnengebraunt und gelost. Catherine wunschte sich verzweifelt, dass sie sich das Haar hatte kammen und Lippenstift auftragen konnen. »Wie fuhlst du dich, Cathy?« fragte er. »Prachtig. Selbstmord bekommt mir immer ausgezeichnet.« »Man hatte nicht damit gerechnet, dass du durchkommen wurdest.« »Es tut mir leid, dass ich dich enttauscht habe.« »Es ist nicht sehr nett von dir, so etwas zu sagen.« »Aber es ist doch wahr, Larry, oder nicht? Dann warst du mich doch los gewesen.«
»Um Gottes willen, ich will dich doch nicht so loswerden. Ich will doch nur die Scheidung.«
Sie blickte ihn an, diesen bronzebraunen, gut aussehenden Mann, den sie geheiratet hatte. Sein Gesicht war jetzt etwas verlebter, der Mund ein wenig harter, sein jungenhafter Charme etwas abgenutzt. Woran hangte sie sich noch? Sieben Jahre voller Traume? Sie hatte sich ihm mit soviel Liebe und hohen Hoffnungen hingegeben, und sie konnte sie nicht aufgeben, konnte nicht ertragen sich einzugestehen, dass ihr Leben sich in eine durre Einode verwandelt hatte. Sie dachte an Bill Fraser und ihre Freunde in Washington und die glucklichen Tage mit ihnen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal laut gelacht oder auch nur gelachelt hatte. Doch alles das spielte in Wirklichkeit keine Rolle. Letzten Endes wollte sie Larry nicht gehen lassen, weil sie ihn immer noch liebte. Er stand vor ihr und wartete auf ihre Antwort. »Nein«, sagte Catherine. »Nie werde ich in eine Scheidung einwilligen.«
Larry traf Noelle an jenem Abend in dem verlassenen Kloster Kaisariani und berichtete ihr uber sein Gesprach mit Catherine.
Noelle horte ihm gespannt zu und fragte: »Meinst du, dass sie ihre Ansicht andern wird?«
Larry schuttelte den Kopf. »Catherine kann dickkopfig wie der Teufel sein.«
»Du musst noch einmal mit ihr sprechen.«
Das tat Larry. In den nachsten drei Wochen erschopfte er jedes Argument, das er sich denken konnte. Er flehte, schmeichelte, tobte, bot ihr Geld an, doch nichts konnte Catherine ruhren. Sie liebte ihn nach wie vor, und sie war sicher, wenn er es nur versuchte, konnte auch er sie wieder lieben.
»Du bist mein Mann«, sagte sie eigensinnig, »und du wirst mein Mann bleiben, bis ich sterbe.«
Er wiederholte vor Noelle, was sie gesagt hatte.
Noelle nickte. »Ja«, sagte sie.
Larry sah sie uberrascht an. »Was ja?«
Sie lagen am Strand bei der Villa. Unter ihnen ausgebreitete weiche wei?e Badetucher schutzten ihre Korper vor dem hei?en Sand. Der Himmel war von einem tiefen berauschenden Blau, von wei?en Zirruswolkchen gefleckt.
»Du musst sie loswerden.« Sie erhob sich und schlenderte zur Villa zuruck, ihre langen, graziosen Beine schritten leicht uber den Sand. Larry blieb liegen, ratlos, glaubte, sie missverstanden zu haben. Sie konnte doch nicht gemeint haben, er solle Catherine toten.
Und dann erinnerte er sich an Helena.
Sie sa?en auf der Terrasse und a?en zu Abend. »Siehst du denn das nicht ein? Sie verdient nicht zu leben«, sagte Noelle. »Sie halt dich nur aus Rachsucht fest. Sie versucht, dein Leben zu ruinieren, unser Leben, Liebling.«
Sie lagen rauchend im Bett, die gluhenden Enden ihrer Zigaretten blinkten in der Unendlichkeit der Spiegel an der Decke.
»Du wurdest ihr einen Gefallen tun. Sie hat schon einmal versucht, sich umzubringen. Sie will sterben.«
»Ich konnte es nie, Noelle.«
»Wirklich nicht?«
Sie streichelte sein nacktes Bein, strich zu seinem Bauch hinauf und beschrieb kleine Kreise mit der Spitze ihrer Fingernagel. »Ich werde dir helfen.«
Er wollte den Mund offnen, um zu protestieren, aber Noelles Hande hatten ihn gefunden und begannen, an ihm zu arbeiten, sich in entgegen gesetzter Richtung zu bewegen, die eine sanft und langsam, die andere hart und schnell. Und Larry stohnte und griff nach ihr und verdrangte Catherine aus seinen Gedanken.
Irgendwann in der Nacht erwachte Larry, in kaltem Schwei? gebadet. Er hatte getraumt, Noelle sei fortgelaufen und habe ihn verlassen. Sie lag neben ihm im Bett, und er nahm sie in die Arme und druckte sie fest an sich. Den Rest der Nacht uber lag er wach, dachte daran, was es fur ihn bedeutete, wenn er sie verlore. Er war sich nicht bewusst, dass er eine Entscheidung getroffen hatte, aber am Morgen, wahrend Noelle das Fruhstuck bereitete, fragte er plotzlich: »Was passiert, wenn wir gefasst werden?«
»Wenn wir schlau sind, passiert das nicht.« Falls seine Kapitulation sie befriedigte, verriet sie es durch kein Zeichen.
»Noelle«, sagte er ernst, »jeder in Athen wei?, dass Catherine und ich uns getrennt haben. Wenn ihr etwas zusto?t, wird die Polizei verdammt misstrauisch werden.«
»Selbstverstandlich wird sie das«, stimmte Noelle gelassen zu. »Deshalb muss alles sehr sorgfaltig geplant werden.«
Sie deckte fur sie beide den Fruhstuckstisch, setzte sich und begann zu essen. Larry schob seinen Teller von sich, ohne ihn anzuruhren.
»Ist es nicht gut?« fragte Noelle besorgt.
Er starrte sie an, fragte sich, was fur ein Mensch sie sein musste, dass sie ihr Fruhstuck genie?en konnte, wahrend sie den Mord an einer anderen Frau plante.
Spater, als sie segelten, sprach Larry wieder davon, und je mehr sie daruber sprachen, um so wirklicher wurde es. Was als fluchtige Idee begonnen hatte, gewann durch Worte Fleisch, bis es Tatsache geworden war.
»Es muss wie ein Unfall aussehen«, sagte Noelle, »damit es nicht zu einer Untersuchung durch die Polizei kommt. Die Polizei in Athen ist sehr klug.«
»Und was wird, wenn sie doch untersucht?«
»Sie wird es nicht. Der Unfall wird sich nicht hier ereignen.«
»Wo denn?«
»In Ioannina.« Sie neigte sich vor und begann zu sprechen.
Er horte aufmerksam zu, wahrend sie ihren Plan erlauterte, jeden Einwand widerlegte, den er erhob, brillant improvisierte. Als Noelle schlie?lich fertig war, musste Larry zugeben, dass ihr Plan fehlerfrei war. So konnte es ihnen wirklich gelingen.
Paul Metaxas war nervos. Das im allgemeinen joviale Gesicht des griechischen Piloten war streng und gespannt, und seine Mundwinkel zuckten nervos. Er hatte keinen Termin bei Constantin Demiris, und man drang nicht einfach bei dem gro?en Mann ein, aber Metaxas hatte dem Butler gesagt, es sei dringend, und jetzt stand Paul Metaxas in der riesigen Halle von Demiris' Villa vor dem gro?en Mann, starrte ihn an und stammelte unbeholfen: »Ich – ich bitte sehr um Entschuldigung, dass ich Sie belastige, Herr Demiris.« Er wischte sich verstohlen die schwei?igen Hande an der Hose seiner Fliegeruniform ab.
»Ist etwas mit einem der Flugzeuge passiert?«
»Nein, ich – es – es handelt sich um etwas Personliches.«
Demiris sah ihn ohne jedes Interesse an. Es gehorte zu seinen Prinzipien, sich nicht mit den Angelegenheiten seiner Untergebenen abzugeben. Dafur hatte er seine Sekretare. Er wartete darauf, dass Metaxas weiter sprach.
Paul Metaxas wurde mit jedem Augenblick nervoser. Er hatte eine Reihe schlafloser Nachte verbracht, ehe er den Entschluss gefasst hatte, der ihn jetzt hierher fuhrte. Was er jetzt tat, widersprach seinem Charakter und war ihm selbst widerwartig, aber er war ein Mann von uneingeschrankter Loyalitat, und seine Treuepflicht galt in erster Linie Constantin Demiris.
»Es handelt sich um Mademoiselle Page«, sagte er.
Darauf folgte ein Augenblick des Schweigens.
»Kommen Sie mit«, sagte Demiris. Er ging dem Piloten in die getafelte Bibliothek voraus und schloss die Tur. Demiris nahm eine flache agyptische Zigarette aus seinem Platinetui und zundete sie an. Er musterte den schwitzenden Metaxas. »Was ist mit Mademoiselle Page?« fragte er fast gedankenverloren.
Metaxas schluckte. Sollte er einen Fehler begangen haben? Wenn er die Situation richtig eingeschatzt hatte, wurde seine Information mit Interesse aufgenommen werden, doch wenn er sich irrte ...
Er verfluchte seine Voreiligkeit, die ihn hierher gefuhrt hatte, aber jetzt blieb ihm keine andere Wahl, als bei