Diebeiden drehten sich um undblickten Tracy an. Sie warenbaff. Der jungere Mann runzelte die Stirn.»Was machen Sie denn hier? Es sollte Sie doch ein Dienstwagen vomBahnhof abholen?«Er sprach nicht mehr mit Sudstaatenakzent.

«Dann lassen Sie uns zuruckfahren und den Wagen suchen«, schlug Tracy vor.

«Geht nicht. Wirbearbeiten jetzt einen anderen Fall«, erklarte Trevor.»Wir mussen diese Maschine unbedingt erreichen.«

«Aber erst geben Sie mir die Juwelen wieder«, forderte Tracy.

«Das konnen wir leider nicht«, erwiderte ThomasBowers.»IstBeweismaterial. Wir schicken Ihnen eine Quittung.«

«Ich will keine Quittung. Ich will die Juwelen.«

«Bedaure«, sagte Trevor.»Wir durfen sie nicht aus der Hand geben.«

Jetzt waren siebeim Tor zum Flugsteig. Trevor gabdem Angestellten von der Fluggesellschaft seineBordkarte. Tracy schaute sich verzweifelt um und sah einen Polizisten.»Officer!«rief sie.»Officer!«

Diebeiden Mannerblickten sich verdattert an.

«Sind Sie verruckt geworden?«zischte Trevor.»Wollen Sie, da? wir alle verhaftet werden?«

Der Polizist kam auf die drei zu.»Ja, Mi?? Haben Sie Probleme?«

«Oh, Probleme kann man das nicht nennen«, sagte Tracy frohlich.»Diese beiden reizenden Herren haben den wertvollen Schmuck wiedergefunden, den ich verloren hatte, und werden ihn mir jetzt gleich zuruckgeben. Ich hatte schonbefurchtet, ich mu?te das FBI verstandigen.«

Die zwei Mannerblickten sich nervos an.

«Diebeiden Herren haben gemeint, Sie konnten mich vielleicht vorsichtshalber zum Taxibegleiten.«

«Klar kann ich das. Mit Vergnugen.«

Tracy wandte sich den zwei Mannern zu.»Sie konnen mir den Schmuck jetzt geben. Jetzt kann nichts mehr passieren. Dieser nette Herr von der Polizei wird sich meiner annehmen.«

«Also, horen Sie«, wandte TomBowers ein,»es ware doch wirklichbesser, wenn wir Sie…«

«Nein, auf keinen Fall«, widersprach Tracy.»Ich wei?, wie wichtig es fur Sie ist, diese Maschine zu erreichen.«

Die zwei Mannerblickten einander hilflos an. Sie konnten nichts machen. Widerwillig zog TomBowers das Ledertaschchen aus seinem Anzug.

«Ja, das ist es!«rief Tracy. Sie nahmBowers das Taschchen aus der Hand, offnete es und schaute hinein.»Gott sei Dank. Es ist alles noch da.«

TomBowers machte einen letzten verzweifelten Versuch.»Wir konnten es auch fur Sie verwahren, bis…«

«Nein, das ist wirklich nicht notig«, sagte Tracy munter. Sie offnete ihr Portemonnaie und uberreichte denbeiden Mannern je einen Funfdollarschein.»Hier — als kleines Dankeschon.«

Die anderen Passagiere warenbereits durchs Tor gegangen. Der Angestellte von der Fluggesellschaft sagte:»Jetzt mussen Sie sich aberbeeilen, meine Herren.«

«Nochmals vielen Dank!«rief Tracy strahlend, als sie davonschritt, den Polizisten zur Seite.»Man findet heutzutage so selten ehrliche Menschen!«

18

ThomasBowers, der eigentlich Jeff Stevens hie?, sa? am Fenster und schaute nach drau?en, als die Maschine startete. Er hobein Taschentuch an seine Augen, und seine Schulternbewegten sich ruckartig auf und ab.

Dennis Trevor, dessen wirklicher NameBrandon Higgins war, sa? neben ihm undbetrachtete ihn verwundert.»He«, sagte er,»sind doch nur Moneten. Deswegenbrauchst du nicht gleich zu heulen.«

Jeff Stevens wandte sich seinem Partner zu. Tranen stromten ihm ubers Gesicht, und Higgins merkte, da? Jeff sichbog vor Lachen.

«Was ist denn mit dir los?«wollte Higgins wissen.»Zum Lachen ist es auch nicht.«

Jeff sah das anders. Wie Tracy Whitney sie am Flughafen ubertolpelt hatte — das war der genialste Trick, den er je erlebt hatte. Conrad Morgan hatte ihnen gesagt, die Frau sei eine Amateurin. Mein Gott, dachte Jeff, was wurde sie erstbringen, wenn sie ein Profi ware? Tracy Whitney war die schonste Frau, die Jeff Stevens je gesehen hatte. Und raffiniert war sie auch. Jeffbrustete sich damit, derbeste Schwindler weit undbreit zu sein, und sie hatte ihn reingelegt. Onkel Willie hatte sie geliebt, dachte er.

Onkel Willie hatte Jeff erzogen. Jeffs Mutter, eine reiche Erbin, hatte einen Luftikus geheiratet, der die Wie?werde?ich?schnell?reich?Projekte nur so aus dem Armel schuttelte — blo? verwirklichen konnte er sie leider nie. Jeffs Vater war ein Charmeur, dunkelhaarig und gutaussehend, zungenfertig und uberzeugend, und nach funf Jahren Ehe hatte er es geschafft,

das Vermogen seiner Frau durchzubringen. Jeffs fruheste Erinnerungenbeschrankten sich auf Geldstreitigkeiten seiner Eltern und au?ereheliche Affaren seines Vaters. Es war eine sehr ungluckliche Verbindung, und der kleine Junge hatte sich geschworen: Ich heirate nie.

DerBruder seines Vaters, Onkel Willie, besa? einen reisenden Vergnugungspark, und wenn er in die Nahe von Marion/Ohio kam, wo Jeff und seine Eltern wohnten, besuchte er sie immer. Er war der vergnugteste Mensch, den Jeff kannte, stets optimistisch, stets voll von rosigen Zukunftstraumen.

Er versaumte es nie, aufregende Geschenke fur den Jungen mitzubringen, und lehrte ihn wunderbare Zauberkunststucke. Onkel Willie hatte als Zaubererbei einem Vergnugungspark angefangen und ihn aufgekauft, als derbisherigeBesitzer pleite ging.

Jeff war vierzehn, als seine Mutterbei einem Verkehrsunfall starb. Zwei Monate spater heiratete sein Vater eine neunzehnjahrige Kellnerin.»Als Mann kann man nicht allein leben, das ist unnaturlich«, erklarte er Jeff. Doch der Junge grollte ihm und empfand die Gefuhllosigkeit seines Vaters als Verrat.

Mr. Stevens hatte damals einen Vertreterposten und war drei Tage pro Woche unterwegs. Eines Abends, als Jeff mit seiner Stiefmutter allein zu Hause war, wurde er dadurch wach, da? die Tur zu seinem Zimmer aufging. Ein paar Momente spater spurte er einen warmen, nackten Korper neben seinem. Jeff setzte sich erschreckt auf.

«Halt mich ganz, ganz fest, Jeffie«, flusterte seine Stiefmutter.»Ich furchte mich so, wenn's donnert.«

«Es… es donnert doch gar nicht«, stotterte Jeff.

«Konnte aber. In der Zeitung hat's gehei?en, es gibt Regen. «Sie druckte sich an ihn.»Schlaf mit mir, Baby.«

Der Junge geriet in Panik.»Okay. Konnen wir das in Dads

Bett machen?«

«Meinetwegen. «Sie lachte.»Hast wohl 'n Spleen, wie?«

«Geh du schon mal voraus«, sagte Jeff.»Ich komme gleich nach.«

Sie stieg aus demBett und ging ins Schlafzimmer. Noch nie in seinem Leben hatte sich Jeff so schnell angezogen. Er hupfte aus dem Fenster und machte sich auf den Weg nach Cimarron/Kansas, wo Onkel Willies Vergnugungspark gastierte. Uber das, was geschehen war, verlor er kein Wort.

Als Onkel Willie ihn fragte, warum er von zu Hause ausgerissen sei, sagte Jeff lediglich:»Ich habe mich mit meiner Stiefmutter nicht vertragen.«

Onkel Willie telefonierte mit Jeffs Vater, und nach einem langen Gesprach wurdebeschlossen, da? der Jungebeim Vergnugungsparkbleiben sollte.»Hier lernt er mehr als in der Schule«, verhie? Onkel Willie.

Der Vergnugungspark war eine eigene Welt.»Wir sind Trickkunstler«, erklarte Onkel Willie,»aber du darfst eines nicht vergessen, Junge: Du kannst die Leute nur dann ubers Ohr hauen, wenn sie gierig sind.«

Die Leute vom Vergnugungspark wurden Jeffs Freunde. Die einen hatten Schaustellerkonzessionen, die anderen tratenbei irgendwelchen Darbietungen auf — die dickste Frau der Welt zumBeispiel und die von obenbis unten tatowierte Lady —, wieder andere uberwachten das Geschehen in den Spielbuden oder arbeiteten als Hilfskrafte. Naturlich gabes hier auch viele hubsche Madchen, und die fuhlten sich alle zu dem Jungen hingezogen. Jeff hatte die Sensibilitat seiner Mutter und das gute Aussehen seines Vaters geerbt, und die Damen stritten sich

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