«Das hat nichts mit Geld zu tun. Ich kann hier nicht tatenlos rumsitzen und mich aushalten lassen. Ich mu? arbeiten.«
Louise dachte einen Moment daruber nach.»Na schon, mein Engel. Ich rede mitBudge. Er hat auch einBorsenmaklerburo. Mochtest duBorsenmakler werden?«
«Ich mochteblo? den Arsch hochkriegen«, erwiderte Jeff.
Budgebrachte Jeff in seinem Maklerburo unter. Jeff hatte noch nie einen Jobmit geregelter Arbeitszeit gehabt. Es wird mir gefallen, dachte er.
Aber es gefiel ihm gar nicht. Erbliebnur dabei, weil er seiner Frau einen Gehaltsscheck nach Hausebringen wollte.
«Wann kriegen wir Kinder?«fragte er Louise nach einem faulen Sonntagsfruhstuck.
«Bald, Liebling. Ich versuch's.«
«Komm insBett. Versuchen wir's noch mal.«
Jeff sa? am Mittagstisch, der im Pilgrim Clubfur seinen Schwager und ein halbes Dutzend anderer Industriekapitane reserviert war.
Budge verkundete:»Meine Fleischwarenfabrik hat eben ihren Jahresbericht rausgebracht, Leute. Unsere Gewinne liegen jetztbei vierzig Prozent.«
«Warum auch nicht?«lachte einer der Manner am Tisch.»Du hast die Inspektoren und Veterinare nicht umsonstbestochen. «Er wandte sich den anderen zu.»Unser schlauerBudge kauft minderwertiges Fleisch ein, la?t es als
erstklassige Ware deklarieren und verscheuert es fur ein Vermogen weiter.«
Jeff war schockiert.»Aber davon ernahren sich doch Menschen. Sie geben dieses Fleisch ihren Kindern zu essen. Er meint das nicht ernst, Budge, oder?«
Budge grinste und grolte:»Da schaut mal, wer hier in Moral macht!«
In den nachsten drei Monaten lernte Jeff seine Tischgenossenbesser kennen, als ihm liebwar. Ed Zeller hatte eine Million Dollar Schmiergelderbezahlt, um eine Fabrik im Auslandbauen zu konnen. Mike Quincy, der Generaldirektor eines Mischkonzerns, war ein Halsabschneider, der die Konkurrenz mit unlauteren Mitteln kaputtmachte. Alan Thompson, der reichste Mann am Tisch, prahlte mit der» Arbeitnehmerpolitik «seiner Firma.»Fruher haben wir unsere Graukopfchen immer gefeuert — ein Jahrbevor ihreBetriebsrente fallig war. Auf die Art haben wir einen Haufen Geld gespart. Jetzt ist das leider gesetzlich nicht mehr moglich.«
Alle Manner am Tisch hinterzogen systematisch Steuern, ubten sich in der Kunst des Versicherungsbetruges, falschten ihre Unkosten, ernannten ihre augenblicklichen Geliebten zu Sekretarinnen und Assistentinnen und setzten sie alsBetriebsausgaben ab.
Heiliger Gott, dachte Jeff. Die sind wie die Leute vom Vergnugungspark. Blo? feiner angezogen.
Ihre Frauen waren auch nichtbesser. Sie nahmen alles, was sie kriegen konnten, und gingen fremd, wann immer sich die Gelegenheitbot. Erinnert mich irgendwie ans Schlusselspiel, dachte Jeff.
Als er Louise erzahlte, was er empfand, lachte sie nur.»Sei nicht so naiv, Jeff. Dein Leben macht dir doch Spa?, oder?«
Nein, es machte ihm keinen Spa?. Er hatte Louise geheiratet, weil er glaubte, siebrauche ihn. Wenn sie erst
Kinder hatten, wurde sich alles andern. Das meinte er mit Sicherheit zu wissen.
«La? uns Kinder kriegen. Es wird Zeit. Wir sind jetzt schon ein Jahr verheiratet.«
«Nur Geduld, mein Engel. Ich warbeim Arzt, und er hat gesagt, bei mir ist alles in Ordnung. Vielleicht solltest du auch mal zum Arzt gehen und uberprufen lassen, obbei dir alles in Ordnung ist.«
Jeff machte einen Termin aus.
«Sie sind hundertprozentig zeugungsfahig«, sagte der Arzt. Und es passierte immer noch nichts.
An einem schwarzen Montag krachte fur Jeff die Welt zusammen. Es fing am Morgen an, als er in Louises Hausapotheke Kopfschmerztabletten suchte. Stattdessen fand er ein ganzes Fach voll Antibabypillen. Eine der Packungen warbeinah leer. Daneben lagen in aller Unschuld ein Rohrchen mit wei?em Pulver und ein kleiner goldener Loffel. Und das war, wie gesagt, erst der Anfang.
Mittags sa? Jeff in einem tiefen Sessel im Pilgrim Clubund wartete aufBudge. Hinter ihm unterhielten sich zwei Manner. Sie sprachen so laut, da? er wohl oder ubel zuhoren mu?te.
«Also, sie schwort Stein undBein, da? ihr Italiener einen Funfundzwanzigzentimeterschwanz hat — mindestens!«
Ein Wiehern war die Antwort. Und dann:»Tja, je langer, je lieber… das war immer schon Louises Devise.«
Die reden von einer anderen Louise, sagte sich Jeff.
«Deswegen hat sie wohl auch unseren Freund vom Vergnugungspark geheiratet. Aber sie erzahlt wirklich lustige Geschichten von ihm. Du wirst es nicht glauben, was er neulich…«
Jeff stand auf und ging.
Noch nie war er so zornig gewesen. Er wollte toten. Den Italiener. Und Louise. Mit wieviel Mannern hatte sie im vorigen
Jahr geschlafen? Und in dieser ganzen Zeit hatten die Leute uber ihn gelacht. Budge und Ed Zeller und Alan Thompson hatten sich samt ihren Gattinnen ungeheuer amusiert — auf seine Kosten. Und Louise… er hatte siebeschutzen wollen. Jeffs erste Regung war, seine Sachen zu packen und sich aus dem Staubzu machen. Aber das war zubillig. Er hatte nicht die Absicht, dieser verdammtenBagage den letzten Lacher zu gonnen. Als Jeff am Nachmittag nach Hause kam, war Louise nicht da.»Madame ist schon am Vormittag weggegangen«, sagte Pickens, derButler.»Ich glaube, sie hatte mehrere Verabredungen.«
Nein, nur eine, dachte Jeff. Sie fickt sich gerade mit diesem Langschwanzitaliener die Seele aus dem Leib. Herrgott!
Als Louise zu Hause eintrudelte, hatte sich Jeff wieder vollig in der Gewalt.»Na, hast du einen netten Tag verbracht?«fragte er.
«Ach, die ublichen faden Sachen, Liebling. Terminbei der Kosmetikerin, bi?chen eingekauft… Und wie war'sbei dir, mein Engel?«
«Hochinteressant«, antwortete Jeff wahrheitsgema?.»Ich habe einiges mitgekriegt, was ich noch nicht wu?te.«
«Budge sagt, du machst deine Sache sehr gut.«
«Ja«, bestatigte Jeff.»Und ich werde siebald noch vielbesser machen.«
Louise streichelte seine Hand.»Mein kluger Mann. Wollen wir fruh zuBett gehen?«
«Heute nicht«, sagte Jeff.»Ich habe Kopfschmerzen.«
Die nachste Woche verbrachte er mit Planungsarbeiten.
Mit der Verwirklichung des Projektsbegann erbeim Mittagessen im Club.»Wei? jemand von euch uber ComputervergehenBescheid?«fragte er.
«Warum?«wollte Ed Zeller wissen.»Mochtest du so was auch mal machen?«
Gelachter.
«Nein, es ist mir ernst«, sagte Jeff.»Das ist ein echtes Problem. Leute zapfen Computer an, bringenBanken, Versicherungen und andereBranchen um Milliarden — und es wird immer schlimmer.«
«So was mu?te dir doch eigentlich liegen«, bemerkteBudge.
«Ich habe jemanden kennengelernt, der einen Rechner entwickelt hat. Er sagt, sein System konne nicht geknackt werden.«
«Und das mochtest du andern«, scherzte Mike Quincy.
«Nein. Ich mochte Geld zur Forderung dieses Mannesbeschaffen. Und ich habe mirblo? uberlegt, objemand von euch uber ComputerBescheid wei?.«
«Nein«, erwiderteBudge grinsend.»Aber uber die finanzielle Forderung von Erfindern wissen wirBescheid, was, Leute?«
Abermals Gelachter.
Zwei Tage spater lief Jeff im Cluban seinem gewohnten Tisch vorbei und erklarteBudge:»Tut mir leid, da? ich heute nicht mit euch zusammensitzen kann. Ich habe einen Gast.«
Jeff ging zu einem anderen Tisch, und Alan Thompson sagte hohnisch lachelnd:»Wahrscheinlich speist er heute mit derbartigen Lady aus dem Vergnugungspark.«