um ihn. Aus diesem Kampf ging als Siegerin ein hubscher Schlangenmensch weiblichen Geschlechts hervor. Siebliebfur Jeff jahrelang das Nonplusultra, an dem er die anderen Frauen ma?.

Onkel Willie lie? Jeff in moglichst vielen VergnugungsparkJobs arbeiten.»Eines Tages gehort das alles dir«, erklarte er dem Jungen,»und im Griffbehalten kannst du's nur, wenn du mehr davon verstehst als die anderen.«

Jeffbegann mit einem Wurfspiel: Die Leute von drau?en zahlten gutes Geld dafur, da? sie einenBall gegen sechs Katzen aus Zeltleinwand schleudern durften, die in ein Netz plumpsten, und zu gewinnen war der ubliche Schie?budenplunder. Die Katzen hatten einen holzernen Fu? und standen auf einem verhangtenBord. Der Mann, der dieBudebetrieb, zeigte der Kundschaft, wie leicht es war, die Katzen umzuschmei?en. Doch wenn die Kundschaft es versuchte, wurde ein zweiter Mann tatig, der sich hinter demBord versteckte: Er druckte einen Stock gegen den holzernen Fu? der Katzen. Nicht einmal ein Kraftmensch hatte sie ins Netzbefordern konnen.

«He, Sie setzen zu weit unten an«, sagte der Mann, der dieBudebetrieb.»Sie mussen ganz locker in die Mitte werfen.«

Ganz locker in die Mitte war das Stichwort fur den Partner mit dem Stock. Er nahm ihn vom holzernen Fu? weg, und der Mann, der dieBudebetrieb, schmi? die Katzen vomBord. Dann sagte er:»Sehen Sie, was ich meine?«Das war das Stichwort fur den Partner, den Stock erneut anzulegen. Und es gabimmer wieder Leute von drau?en, die ihrer kichernden Freundin die Starke ihres Wurfarms vorfuhren wollten.

Eines der eintraglichsten Spiele war das mit der Maus. Eine lebende Maus wurde in die Mitte eines kreisrunden Tisches unter ein Schalchen gesetzt. Am Rand des Tischesbefanden sich zehn numerierte Locher, und in jedes dieser Locher konnte die Maus rennen, wenn sie losgelassen wurde. Die Mitspieler setzten auf eines der Locher. Wer richtig gewettet hatte, gewann. Nur gewann nie jemand.

«Wie funktioniert das?«erkundigte sich Jeffbei Onkel Willie.»Nimmt man da dressierte Mause?«

Onkel Willie lachte schallend.»Wer hat denn die Zeit, Mause zu dressieren? Nein, nein, es ist ganz einfach. Unser Mann stellt fest, auf welche Nummer niemand gesetzt hat, tut ein Tropfchen Essig auf den Finger undberuhrt damit den Rand des Loches, in das die Maus rennen soll. Und in das rennt sie dann auch.«

Karen, eine attraktive jungeBauchtanzerin, lehrte Jeff das Schlusselspiel. Jeff arbeitete damals gerade als Ausrufer in einer der Schaubuden.

«Wenn du am Samstagabend fertigbist«, sagte Karen,»dann nimm ein paar Mannerbeiseite — naturlich immer nur einen auf einmal — und verkauf ihnen den Schlussel zu meinem Wohnwagen.«

Der Schlussel kostete funf Dollar. Um Mitternacht tigerten dann zwolf oder mehr Manner um den Wohnwagen herum. Karenbefand sich zu dieser Zeit in einem Hotel am Ort und teilte dasBett mit Jeff. Wenn die Manner am nachsten Morgen wiederkamen, um sich zu rachen, war der Vergnugungspark langst weitergezogen.

In den nachsten vier Jahren lernte Jeff eine Menge uber die menschliche Natur. Er entdeckte, wie einfach es war, Gier zu wecken, und wie einfaltig die Leute oft sein konnten. Sie glaubten die unmoglichsten Geschichten, weil sie sie glauben wollten.

Mit achtzehn sah Jeff phantastisch gut aus. Selbst diebeilaufigsteBeobachterinbemerkte sofort mit Wohlgefallen seine schonen grauen Augen, seinen hohen Wuchs und sein dunkles lockiges Haar. Die Manner wiederum hatten Freude an seinem Witz und an seiner Unbeschwertheit. Kinder schenkten ihm prompt ihr Vertrauen, als sprachen sie auf etwas Kindliches in ihm an. DieBesucherinnen des Vergnugungsparks flirteten heftig mit Jeff, aber Onkel Willie sagte warnend:»La? dich nie mit den Madchen von drau?en

ein, mein Junge. Ihr Vater ist immer der Sheriff.«

Die Frau eines Messerwerfers war der Grund dafur, da? Jeff den Vergnugungspark verlie?. Die Show war soeben in Milledgeville/Georgia eingetroffen, und dieBuden und Zelte wurden aufgebaut. Der Vergnugungspark hatte eine neue Attraktion: einen sizilianischen Messerwerfer, genannt der Gro?e Zorbini, und dessen schoneblonde Frau. Wahrend der Gro?e Zorbini seine Siebensachen in einem der Zelte auslud, lud seine Frau Jeff in das gemeinsame Hotelzimmer des Paares ein.

«Zorbini ist den ganzen Tagbeschaftigt«, sagte sie.»Da konnten wir uns doch einbi?chen amusieren.«

Das horte sich gut an.

Diebeiden gingen also ins Hotel und setzten sich zunachst in dieBadewanne. Das Wasser war angenehm warm, die Zunge der Gattin des Gro?en Zorbini desgleichen, und als Jeff gerade selig hinuber sank, flog die Tur auf und der Gro?e Zorbini trat ein. Er warf einenBlick auf Jeff und seine Frau und schrie:»Tu sei una puttana! Vi ammazzo tutti e due! Dove sono i miei coltelli?«

Jeff verstand zwar kein einziges Wort, den Ton dagegen erfa?te er gleich. Wahrend der Gro?e Zorbini aus demBad sturmte, um seine Messer zu holen, hupfte Jeff aus der Wanne und schnappte sich seine Kleider. Er sprang aus dem Fenster und rannte nackt, wie Gott ihn geschaffen hatte, ein Ga?chen entlang. Hinter sich horte er einenBruller, und dann zischte ein Messer an seinem Kopf vorbei. Ein zweites folgte. Beim dritten war er au?er Wurfweite. Er zog sich in einer stillen Ecke an, schlich auf verstohlenen Wegen zumBahnhof und nahm den nachstenBus, der die Stadt verlie?. Sechs Monate spater war er in Vietnam.

Jeder Soldat erlebt einen anderen Krieg, und Jeff kehrte mit

einer tiefen Verachtung fur dieBurokratie und einer dauerhaften Abneigung gegen Autoritaten aus Vietnam zuruck. Er war zwei Jahre in einem Krieg gewesen, der nicht gewonnen werden konnte. Die Vergeudung von Geld, Material und Menschenleben entsetzte ihn, und die Tauschungsmanover und Lugen der Generale und Politiker widerten ihn an. Es waren verbale Taschenspielertricks. Niemand au?er ihnen will diesen Krieg, dachte Jeff. Es ist eine Gaunerei. Die gro?te Gaunerei der Welt.

Eine Woche vor Jeffs Entlassung erreichte ihn die Nachricht, da? Onkel Willie gestorben war. Den Vergnugungspark gabes nicht mehr. Die Vergangenheit war abgeschlossen. Jeff nahm sich vor, die Zukunft zu genie?en.

Die folgenden Jahre waren fur Jeff ein einziges Abenteuer. Erbetrachtete die ganze Welt als Vergnugungspark und die Menschen als Kundschaft, die sichbereitwillig tauschen lie?. Er ersann seine eigenen Gaunereien. Er setzte Anzeigen in die Zeitung undbot einBild des Prasidenten — in Farbe! — fur nur einen Dollar an. Wenn er das Geld erhalten hatte, schickte er dem Absender eineBriefmarke mit dem Prasidenten drauf. Er teilte in Kleinanzeigen, die in Illustrierten erschienen, der Offentlichkeit mit, esblieben nur noch sechs Tage Zeit, funf Dollar einzusenden. Danach sei es zu spat. Er fuhrte nicht weiter aus, wofur die funf Dollar gut waren, aber das Geld flo? in Stromen. Drei Monate lang verkaufte erbei einer Schwindelfirma falsche Olaktien per Telefon.

Er liebte Schiffe, und als ihm ein Freund einen Jobauf einem Schoner vermittelte, der nach Tahiti fuhr, heuerte Jeff als Matrose an.

Der Schoner war ein prachtiges Holzschiff, funfzig Meter lang, mit einem Salon fur zwolf Gaste und einer Kombuse mit Mikrowellenofen. Die Quartiere der Crewbefanden sich im Vordeck. Au?er dem Kapitan, dem Steward und dem Koch

waren funf Matrosen anBord. Und Passagiere naturlich auch, acht insgesamt.

Die Schiffseignerin war Louise Hollander, eine funfundzwanzigjahrige goldblonde Schonheit, deren Vater halbMittelamerika gehorte. Die anderen Passagiere warenBekannte von ihr, mannliche und weibliche Mitglieder der Schickeria. Wenn die Crew am Abend in der Koje lag, machte sie diese Leute verachtlich und ri? Witze uber sie. Aber Jeff mu?te sich eingestehen, da? er sie um ihren Hintergrund, ihre Erziehung und ihr selbstsicheres Auftretenbeneidete. Sie kamen aus reichen Familien und hatten diebesten Schulenbesucht. Seine Schule — das waren Onkel Willie und der Vergnugungspark gewesen.

Am ersten Tag auf See arbeitete Jeff in der hei?en Sonne. Er schrubbte gerade das Deck, als eine Frau neben ihn trat.

«Sie sind neu hier.«

Erblickte auf.»Ja.«

«Haben Sie einen Namen?«

«Jeff Stevens.«

«Das ist ein hubscher Name.«

Jeff au?erte sich nicht.

«Wissen Sie, wer ichbin?«

«Nein.«

«Ichbin Louise Hollander. Dieses Schiff gehort mir.«

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