Reklame fur Sonnencreme entstiegen, und sah geradezu lacherlich fit aus. Er tanzte mit einer schonen, geschmeidigenBrunetten, die ein karminrotes Taftkleid trug und sichbesitzergreifend an ihm festklammerte. Jeff sah Tracy im selben Moment und grinste.

Der Kerl hat allen Grund zum Grinsen, dachte Tracy erbittert. In den vergangenen vierzehn Tagen hatte sie mit aller Sorgfalt zwei Einbruche durchgeplant. Sie war ins erste Haus eingestiegen und hatte den Safe geoffnet, um ihn gahnend leer zu finden. Jeff Stevens war vor ihr dagewesen. Beim zweiten Mal hatte sie sich uber das Grundstuck auf das fragliche Anwesen zubewegt und plotzlich das Aufheulen eines Motors gehort. Eine Sekunde darauf hatte sie Jeff erspaht, der mit einem Sportwagen davonbrauste. Er hatte ihr wieder eins ausgewischt. Es war emporend. Und jetzt ist er in dem Haus, in das ich als nachstes einbrechen will, dachte Tracy.

Jeff und seine Partnerin naherten sich, und Jeff sagte lachelnd:»Guten Abend, Graf.«

Der Graf erwiderte das Lacheln.»Ach, Jeff. Guten Abend. Es freut mich sehr, da? Sie kommen konnten.«

«IhrenBall wollte ich mir doch nicht entgehen lassen!«Jeff deutete mit dem Kopf auf die sinnlich wirkende Frau in seinen Armen.»Das ist Mi? Wallace. Der Graf de Matigny.«

Der Graf wandte sich Tracy zu.»Herzogin, darf ich Ihnen

Mi? Wallace und Mr. Jeff Stevens vorstellen? Die Herzogin de Larosa.«

Jeff hobfragend die Augenbrauen.»Pardon. Ich habe den Namen der Dame nicht verstanden.«

«Larosa«, sagte Tracy gelassen.

«De Larosa… de Larosa…«, Jeffbetrachtete Tracy eingehend.»Der Name kommt mir irgendwiebekannt vor. Ja, naturlich! Ich kenne Ihren Gatten. Ist er hier?«

«Er ist inBrasilien«, antwortete Tracy zahneknirschend.

Jeff lachelte.»Schade. Wir sind fruher immer zusammen auf Pirsch gegangen. Bevor er den Jagdunfall hatte.«

«Den Jagdunfall?«fragte der Graf.

«Ja«, bestatigte Jeffbetrubt.»Seine Flinte ist losgegangen — ein dummes Versehen —, und der Schu? hat ihn an einer sehr, sehr empfindlichen Stelle getroffen. «Er wandte sich Tracy zu.»Darf man hoffen, da? er je wieder gesund wird?«

Tracy sagte tonlos:»Ichbin sicher, da? erbald ahnlich gesund ist wie Sie, Mr. Stevens.«

«Wunderbar. Gru?en Sie ihnbitte herzlich von mir, wenn Sie ihn sehen, Herzogin.«

Die Musik machte eine Pause. Der Graf entschuldigte sichbei Tracy:»Verzeihen Sie, meine Liebe, aber ich habe einige Gastgeberpflichten zu erfullen. «Er druckte ihr die Hand.»Vergessen Sie nicht, da? Sie an meinem Tisch sitzen.«

Als der Graf davonging, sagte Jeff zu seiner Partnerin:»Mein Engel, du hast doch eine Packung Aspirin in deine Umhangetasche gesteckt, nicht? Konntest du mir wohl eins holen? Ich habe Kopfschmerzen, die furchterlich zu werden drohen.«

«Ach, mein armer Su?er. «Mi? Wallace hatte einen anbetenden Ausdruck in den Augen.»Naturlich hole ich dir eins. Deine Su?e ist gleich wieder da.«

Tracybeobachtete, wie die Dame enteilte. Dann fragte sie Jeff:»Haben Sie keine Angst, da? Sie zuckerkrank werdenbei

dieser Affare?«

«Oh, das nehme ichbilligend in Kauf. Weil Mi? Wallace so su? ist. Wie geht's Ihnen, Herzogin?«

Tracy lachelte. Nicht Jeffs, sondern der Umstehenden wegen.»Das kann Ihnen doch egal sein, oder?«

«Nein. Es ist mir so wenig egal, da? ich Ihnen einen guten Rat gebe. Versuchen Sie nicht, in dieses Chateau einzubrechen.«

«Warum nicht? Wollen Sie mir zuvorkommen?«

Jeff nahm Tracybeim Arm und fuhrte sie zu einer einsamen Ecke in der Nahe des Flugels, an dem ein dunkelaugiger junger Mann seelenvolle Meuchelmorde an amerikanischen Schlagernbeging. Nur Tracy konnte Jeffs Stimme uber die Musik hinweg horen.»Ich habe etwas geplant, ja«, antwortete er,»aber es ist zu gefahrlich.«

«Wirklich?«Tracy hatte allmahlich Spa? an dem Gesprach. Es war ihr eine Erleichterung, da? sie sich nicht mehr verstellen mu?te.

«Horen Sie auf mich, Tracy«, sagte Jeff ernst.»Lassen Sie die Finger davon. Erstens kommen Sie nicht heil durch den Garten. In der Nacht wird immer ein hollisch scharfer Hund losgelassen.«

Tracy lauschte jetzt aufmerksam. Jeff schien tatsachlich etwas zu planen.

«Alle Fenster und Turen sind mit Alarmdrahten versehen. Die Alarmanlage ist direkt mit der Polizeiwache verbunden. Und selbst wenn Sie es schaffen wurden, ins Haus zu gelangen — da drin ist ein wahres Spinnennetz von unsichtbaren Infrarotstrahlen.«

«Das wei? ich«, sagte Tracy ein wenigblasiert.

«Dann wissen Sie sicher auch, da? der Alarm nicht ausgelost wird, wenn Sie in den Strahl treten, sondern wenn Sie aus dem Strahl treten. Die Infrarotsensoren spuren die Warmeveranderung. An irgendeinem Punkt geht die

Alarmanlage unweigerlich los.«

Das hatte Tracy nicht gewu?t. Wie hatte Jeff es erfahren?

«Warum erzahlen Sie mir das alles?«

Jeff lachelte, und Tracy dachte, nie habe er attraktiver ausgesehen.»Ich will nicht, da? Sie geschnappt werden, Herzogin. Ich habe Sie gern um mich. Wir konnten wirklich gute Freunde werden, Tracy.«

«Da irren Sie sich«, widersprach Tracy. Sie sah, wie JeffsBegleiterin nahte.»Hier kommt Ihre Su?e. Viel Vergnugen.«

Als Tracy ging, horte sie Jeffs Partnerin sagen:»Ich habdir ein Glas Champagner mitgebracht, damit du die Tablette leichter runterkriegst, Su?er.«

Nach dem Souper — das aus mehreren Gangenbestand und au?erst uppig war — nahm der Graf de Matigny Tracybeiseite.»Sie sagten, da? Sie gern einenBlick auf meine Gemalde werfen wurden. Ware es Ihnen jetzt recht, Herzogin?«

«Mit dem gro?ten Vergnugen«, antwortete Tracy.

DieBildersammlung des Grafen war ein regelrechtes Privatmuseum. Italienische und niederlandische Meister, franzosische Impressionisten und Picassos in Hulle und Fulle. Die lange Galerie war eine Augenweide, ein Fest der Farben und Formen. Monets und Renoirs, Canalettos und Guardis, ein exquisiter Memling, ein Rubens und ein Tizian und fast eine ganze Wand voll Cezannes… Die Sammlung war von unschatzbarem Wert.

Tracybetrachtete dieBilder lange und geno? ihre Schonheit.»Ich hoffe, da? sie gut gesichert sind.«

Der Graf lachelte.»Dreimal haben Diebe versucht, an meine Kunstschatze heranzukommen. Der erste ist von meinem Hund getotet und der zweite zum Kruppel gebissen worden. Der dritte sitzt eine langjahrige Gefangnisstrafe ab. Das Chateau ist eine uneinnehmbare Festung, Herzogin.«

«Freut mich zu horen, Graf.«

Von drau?en kam plotzlich helles Licht.»Das Feuerwerkbeginnt«, sagte der Graf.»Ich glaube, es wird Ihnen gefallen. «Er nahm Tracys weiche Hand zwischen seine ledrigen, durren Finger und fuhrte sie aus der Galerie.»Ich fahre morgen fruh nach Deauville. Ich habe dort eine Villa, direkt am Meer. Ubers nachste Wochenende habe ich ein paar Freunde eingeladen. Wollen Sie auch kommen?«

«Im Prinzip sehr gern«, sagte Tracybedauernd,»aber mein Mann wird allmahlich nervos. Erbesteht darauf, da? ich nachBrasilien zuruckkehre.«

Das Feuerwerk dauerte fast eine Stunde, und Tracy nutzte den Umstand, da? die Gaste abgelenkt waren, um das Chateau auszukundschaften. Was Jeff gesagt hatte, stimmte genau: Die Chancen fur einen erfolgreichen Einbruch waren fast gleich Null, doch eben das schien Tracy verlockend, ja unwiderstehlich. Sie wu?te, da? sich im Schlafzimmer des Grafen Juwelen im Wert von zwei Millionen Dollar und ein halbes Dutzend Meisterwerke derbildenden Kunstbefanden, darunter eine Zeichnung von Leonardo da Vinci.

Das Chateau ist eine Schatzkammer, hatte Gunther Hartog gesagt. Die Schutzvorkehrungen sind dementsprechend. Unternehmen Sie nichts, bevor Sie einen todsicheren Plan haben.

Nun, ich habe einen Plan, dachte Tracy. Ober todsicher ist oder nicht, wird sich morgen herausstellen.

Die folgende Nacht war kuhl und wolkig, und die hohen Mauern um das Chateau wirktenbedrohlich. Tracy stand im Schatten. Sie trug einen schwarzen Overall, Schuhe mit Gummisohlen und Glacehandschuhe. Uber der Schulter hatte sie eine Umhangetasche. Sie mu?te einen Moment lang an die Mauern des Gefangnisses denken,

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