gefahrlich dieser Mann sein konnte.
Adolf Zuckerman wurde jetzt von Armand Grangier ins Kreuzverhor genommen.
«Erzahl mir mehr von dieserBarone?, die du zu der Sache mit dem Schatzschiffbequatscht hast.«
An der Wut in Grangiers Stimme erkannte Zuckerman, da? etwas verkehrt gelaufen war, ganz furchtbar verkehrt.
Er schluckte und sagte:»Sie ist verwitwet, und ihr Mann hat ihr einen dickenBatzen Geld hinterlassen, und sie hat gesagt, da? sie hunderttausend Dollar investiert. Sobald wir das Geld haben, sagen wir naturlich, mit demBergungsschiff ist was passiert und wirbrauchen noch mal funfzigtausend. Dann wieder hunderttausend und so weiter… du wei?t schon, wie immer.«
Er sah den verachtlichen Ausdruck in Armand Grangiers Gesicht.»Was… was gibt's denn fur Probleme, Chef?«
«Die Probleme«, sagte Grangier hart,»sind folgende: Ich habe eben einen Anruf von einem meiner Jungs in Parisbekommen. Er hat einen Pa? fur deineBarone? gefalscht. Sie hei?t in Wirklichkeit Tracy Whitney und ist Amerikanerin.«
Zuckermanbekam plotzlich einen trockenen Mund. Er leckte sich die Lippen.»Sie… sie war wirklich interessiert, Chef.«
«Ach was! Sie ist eine Superganovin! Du hast versucht, eine Schwindlerin zubeschwindeln!«
«Aber… aber warum hat sie dann ja gesagt? Warum hat sie mir keinen Korbgegeben?«
Armand Grangiers Stimme war eisig.»Ich wei? es nicht, Professor. Aber ich werde es herausfinden. Und wenn ich es herausgefunden habe, schicke ich die Dame zum Schwimmen in dieBucht. Mich halt niemand zum Narren. Jetzt lang dir mal das Telefon her, Professor. Sag ihr, ein Freund von dir hatte angeboten, die Halfte des Gelds aufzubringen, und da? ich auf dem Weg zu ihrbin. Schaffst du das?«
Zuckerman antwortetebeflissen:»Sicher, Chef. Da mach dir nur gar keine Gedanken.«
«Ich mache mir aber Gedanken«, sagte Armand Grangier langsam.»Ich mache mir eine Menge Gedanken uber dich, Professor.«
Armand Grangier konnte Ratsel nicht ausstehen. Das Lugenmarchen vom versunkenen Schatz tat seine Wirkung schon seit Hunderten von Jahren, doch darauf fielen nur leichtglaubige Kretins herein. Eine Superganovin schluckte eine solche Geschichte einfach nicht. Und das war das Ratsel, das Grangier zu schaffen machte. Er hatte die Absicht, es zu losen, und wenn er es gelost hatte, wurde er die Frau anBruno Vicente weiterreichen. Vicente spielte gern einbi?chen Katz und Maus mit seinen Opfern, bevor er sie erledigte.
Armand Grangier lie? sich von seinem Chauffeur zum Hotel du Palais fahren, stieg aus seiner Limousine, betrat die Hotelhalle und naherte sich JulesBergerac, einem wei?haarigenBasken, der hier schon seit seinem funfzehnten Lebensjahr arbeitete.
«In welcher Suite logiert dieBarone? Marguerite de Chantilly?«
Es war eine strikte Regel, da? der Concierge die Zimmernummer von Gasten nicht verriet, aber fur Armand Grangier galten Regeln dieser Art nicht.
«Suite 312, Monsieur Grangier.«
«Merci.«
«Und Zimmer 311.«
Grangier hatte sichbereits zum Gehen gewandt. Nunblieber stehen.»Was?«
«DieBarone? hat auch noch das Zimmer neben ihrer Suite.«
«Aha. Und wer ist da drin?«
«Niemand.«
«Niemand? Sind Sie sicher?«
«Ja, Monsieur. Es ist immer abgeschlossen. Nicht einmal die Zimmermadchen durfen rein.«
Grangier runzelte verwirrt die Stirn.»Haben Sie einen Hauptschlussel?«
«Naturlich. «Ohne auch nur eine Sekunde zu zogern, langte der Concierge unter den Empfangstisch, griff sich einen Hauptschlussel und gabihn Armand Grangier. Julesbeobachtete, wie Armand Grangier zum Aufzug schritt. Einem Mann wie Grangier schlug man nichts ab.
Armand Grangier naherte sich der Suite derBarone?. Die Tur war angelehnt. Er stie? sie ganz auf und trat ein. Der Salon war leer.»Hallo! Ist da jemand?«
Eine melodische Frauenstimme drang aus einem anderen Raum:»Ichbin imBad! Dauert nur noch eine Minute. Bitte, schenken Sie sich einen Drink ein.«
Grangier machte einen kleinen Streifzug durch die Suite und schlenderte ins Schlafzimmer. Wertvoller Schmuck war nachlassig auf einer Frisierkommode ausgebreitet.
«Ich komme sofort!«rief die Stimme aus demBad.
«Lassen Sie sich nur Zeit, Barone?.«
Von wegenBarone?, dachte Grangier erbittert. Egal, was fur ein Spielchen du da treibst, cherie — es wird in die Hose gehen. Er spazierte zu der Tur, die zum angrenzenden Zimmer fuhrte. Sie war abgesperrt. Grangier zog den Hauptschlussel aus der Tasche, sperrte sie auf und trat ins Zimmer, das von einem eigenartigen, muffigen Geruch erfullt war. Der Concierge hatte gesagt, es sei unbewohnt. Warumbrauchte die sogenannteBarone? dann dieses Zimmer? GrangiersBlick wurde von etwas gefangengenommen, das hier seltsam fehl am Platz schien. Ein dickes, schwarzes Kabel schlangelte sich von einer Steckdose aus uber denBoden und verschwand in einem Wandschrank. Die Tur war gerade so weit offen, da? das Kabel nicht eingeklemmt wurde. Neugierig ging Grangier zu dieser Tur und offnete sie.
An einer Leine hingen an Wascheklammern HundertdollarNoten zum Trocknen. Auf einem Schreibmaschinentisch darunter stand ein Gerat, das mit einem Tuch zugedeckt war. Grangier schlug das Tuch zuruck. Eine kleine Druckerpresse mit einer noch druckfeuchten Hundertdollar?Note. Neben der Presse einige Stapel Papier — genau das Format der amerikanischen Wahrung — und ein Papierschneider. Auf demBoden lagen mehrere nicht ganz regelma?ig zugeschnittene Scheine.
Hinter Grangiers Rucken fragte eine erboste Stimme:»Was haben Sie hier zu suchen?«
Grangier wirbelte herum. Tracy Whitney war ins Zimmer getreten.
Armand Grangier sagte leise:»Sie wollten uns also mitBluten abspeisen. «Erbetrachtete ihr Gesicht, dessen Ausdruck sich in Sekundenschnelle veranderte. Erst Leugnung, dann Emporung und schlie?lich Trotz.
«Na schon«, raumte Tracy ein.»Das stimmt. Aber es ware vollig egal gewesen. Niemand kann diese falschen Scheine von den echten unterscheiden.«
«Quatsch!«fauchte Grangier. Es wurde ihm eine Lust sein, die sogenannteBarone? zur Schnecke zu machen.
«DieseBluten sind erstklassig.«
«Tatsachlich?«Grangiers Stimme troff vor Verachtung. Er nahm eine der feuchtenBanknoten von der Leine und schaute sie sich fluchtig an. Dann untersuchte er sie genauer. Exzellent.»Wer hat die Druckplatten gemacht?«
«Das spielt doch keine Rolle. Horen Sie, ich kann die hunderttausend Dollarbis Freitag fertig haben.«
Grangierblickte Tracy verwundert an. Und als er merkte, was sie dachte, mu?te er schallend lachen.»Mon Dieu«, sagte er,»Sie sind wirklich damlich. Das Schatzschiff gibt es nicht.«
Tracy warbaff.»Was soll das hei?en? Professor Zuckerman hat mir gesagt…«
«Und Sie haben ihm das abgekauft? Aber, aber, Barone?. «Erbetrachtete noch einmal dieBanknote in seiner Hand.»Die nehme ich mit.«
Tracy zuckte die Achseln.»Bitte, soviel sie wollen. Ist ja nur Papier.«
Grangier raffte eine Handvoll der feuchten HundertdollarNoten zusammen.»Woher wollen Sie wissen, da? hier nicht mal eins von den Zimmermadchen reinschneit?«
«Ich zahle ihnen gutes Geld dafur, da? sie's lassen. Und wenn ich weggehe, sperre ich den Wandschrank ab.«
Sie ist cool, dachte Grangier. Aber das wird ihr keineswegs das Leben retten.
«Bleiben Sie im Hotel«, sagte er herrisch.»Ich schicke Ihnen gleich einen Freund von mir vorbei, den Sie kennenlernen sollen.«
Armand Grangier hatte vorgehabt, Bruno Vicente sofort auf die Frau anzusetzen, aber irgendeine Ahnung hielt ihn davon ab. Er untersuchte nochmals eine derBanknoten. Es waren schon vieleBluten durch seine Hande gegangen, aber nie auch nur annahernd so gute wie diese. Der Mensch, der die Druckplatten angefertigt hatte,