Hand an. Sie dachte an Connie Garrett. Jennifers Herz begann zu schlagen, und ein feiner Schwei?film bildete sich auf ihrer Stirn. Sie nahm ein Aspirin aus der Schublade und blickte auf die Uhr an der Wand. Es war vier. Sie hatten nur bis funf Uhr Zeit, um ihren Antrag beim Obersten Gerichtshof einzureichen. »Wie lange wurde es dauern, den Antrag zu formulieren?« fragte Jennifer Dan Martin, der mit ihr litt. Er folgte ihrem Blick. »Mindestens drei Stunden. Wenn nicht vier. Es gibt keine Moglichkeit.« Es mu? eine geben, dachte Jennifer.
Sie fragte: »Hat Nationwide Motors nicht uberall in den Vereinigten Staaten Filialen?«
»Ja.«
»In San Francisco ist es erst ein Uhr. Wir konnten dort gegen sie klagen und spater eine Verlegung des Gerichtsstandes beantragen.«
Dan Martin schuttelte den Kopf. »Jennifer, alle Unterlagen sind hier. Selbst wenn wir eine Kanzlei in San Francisco fanden und sie daruber ins Bild setzen konnten, was wir erreichen wollen, damit sie dort neue Unterlagen vorbereiten - selbst dann haben wir keine Chance, die Maschine vor funf Uhr in Gang zu setzen.«
Aber sie wollte nicht aufgeben. »Wie spat ist es in Hawaii?«
»Elf Uhr morgens.«
Jennifers Kopfschmerzen verschwanden wie durch Zauberei, und sie sprang auf. »Wir kriegen sie! Versuch herauszufinden, ob Nationwide Motors dort eine Geschaftsstelle unterhalt. Sie mussen doch eine Fabrik, ein Verkaufsburo oder eine Garage -irgend etwas dort haben. Wenn ja, klagen wir dort gegen sie.«
Dan Martin starrte sie einen Moment lang an, und dann leuchteten seine Augen auf. »Kapiert!« Er war schon auf dem Weg zur Tur.
Jennifer hatte noch immer Patrick Maguires selbstgefalligen Ton im Ohr. Sagen Sie Ihrer Mandantin, ich wunsche ihr mehr Gluck beim nachstenmal. Es wurde kein nachstes Mal fur Connie Garrett geben. Es mu?te diesmal sein.
Drei?ig Minuten spater summte der Hausapparat auf Jennifers Schreibtisch, und Dan Martin sagte aufgeregt: »Nationwide Motors stellt Lenksaulen auf der Insel Oahu her.«
»Wir haben sie! Setz dich mit einer Anwaltskanzlei dort in Verbindung und sorg dafur, da? sie sofort tatig werden.«
»Denkst du an irgendeine bestimmte Firma?«
»Nein. Kummere dich nur darum, da? sie dem ortlichen Anwalt von Nationwide die Klage rechtzeitig zustellen. Sie sollen uns sofort anrufen, wenn sie alles erledigt haben. Ich warte hier im Buro.«
»Kann ich sonst noch etwas tun?«
»Beten!«
Der Anruf aus Hawaii kam um zehn Uhr am selben Abend. Jennifer ri? den Horer hoch, und eine sanfte Stimme sagte: »Ich mochte gern Mi? Jennifer Parker sprechen.«
»Am Apparat.«
»Hier ist Mi? Sung von der Kanzlei Gregg und Hoy in Oahu. Wir mochten Ihnen mitteilen, da? wir vor funfzehn Minuten dem Anwalt der Nationwide Motors Corporation Ihre Klage zugestellt haben, wie Sie gewunscht hatten.« Jennifer atmete langsam aus. »Danke. Ich danke Ihnen von Herzen.«
Cynthia schickte Joey La Guardia herein. Jennifer hatte den Mann noch nie in ihrem Leben gesehen. Er hatte angerufen und sie gebeten, ihn in einem Fall von Korperverletzung zu vertreten. Er war klein, kraftig gebaut und trug einen teuren Anzug, der aussah, als ware er mit aller Sorgfalt fur jemand anderen geschneidert worden. Auf seinem linken Finger steckte ein riesiger Diamantring.
La Guardia lachelte, zeigte gelbe Zahne und sagte: »Ich brauche Hilfe. Jeder kann mal einen Fehler machen, richtig, Mi? Parker? Die Bullen haben mich aufgegabelt, weil ich ein paar Jungs die Hucke versohlt habe, aber ich dachte, die Kerle waren hinter mir he r gewesen, verstehen Sie? Die Stra?e war dunkel, und als ich sie so auf mich zukommen sah - nun, da unten geht's manchmal ein bi?chen rauh zu. Ich hab's ihnen gegeben, bevor sie den Spie? umdrehen konnten.« Irgend etwas an seinem Benehmen fand Jennifer absto?end und falsch. Er bemuhte sich zu sehr, gewinnend zu wirken. Er zog eine gro?e Geldrolle heraus.
»Hier. Einen Tausender jetzt gleich und den anderen, wenn wir vor Gericht gehen. Okay?«
»Mein Terminkalender ist voll fur die nachsten Monate. Ich werde Ihnen gern einen anderen Anwalt empfehlen.« Seine Stimme wurde eindringlich. »Nein. Ich will keinen anderen. Sie sind die Beste.«
»Bei einem simplen Korperverletzungsfall brauchen Sie nicht den Besten.«
»Horen Sie«, sagte er, »ich leg' noch 'was drauf!« Seine Stimme klang fast verzweifelt. »Zwei Tausender jetzt und...« Jennifer druckte auf den Knopf unter ihrem Tisch, und Cynthia trat ein.
»Mr. La Guardia mochte gehen, Cynthia.« Joey La Guardia starrte Jennifer sekundenlang an, dann schnappte er nach seinem Geld und stie? es in die Tasche zuruck. Wortlos verlie? er das Buro. Jennifer druckte den Knopf der Sprechanlage.
»Ken, wurdest du bitte fur eine Minute herkommen?« Ken brauchte weniger als eine halbe Stunde, um einen vollstandigen Bericht uber Joey La Guardia zusammenzustellen. »Sein Vorstrafenregister ist eine Meile lang«, erzahlte er Jennifer. »Seit seinem sechzehnten Lebensjahr war er Stammgast im Knast. Er ist auf Bewahrung entlassen worden. Letzte Woche wurde er wegen Korperverletzung und Mi?handlung festgenommen. Er hat zwei alte Manner zusammengeschlagen, die der Organisation Geld schuldeten.« Plotzlich fugte sich das Puzzle zusammen. »Joey La Guardia arbeitet fur die Organisation?«
»Er ist einer von Michael Morettis Schlagern.« Kalte Wut stieg in Jennifer auf. »Kannst du mir die Telefonnummer von Michael Moretti besorgen?« Funf Minuten spater sprach sie mit Moretti. »Das ist aber ein unerwartetes Vergnugen, Mi? Parker. Ich...«
»Mr. Moretti, ich lasse mich nicht kaufen.« »Woruber sprechen Sie?«
»Horen Sie zu. Horen Sie gut zu. Ich bin nicht kauflich. Weder jetzt noch irgendwann. Ich werde weder Sie noch irgend jemanden, der fur Sie arbeitet, vertreten. Alles, was ich von Ihnen will, ist, in Ruhe gelassen zu werden. Haben Sie mich verstanden?«
»Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
»Raus damit.«
»Wollen Sie mit mir zu Mittag essen?«
Jennifer hangte auf.
Cynthias Stimme drang aus dem Lautsprecher der Sprechanlage. »Ein Mr. Patrick Maguire mochte Sie sprechen, Mi? Parker. Er hat keinen Termin, aber er sagte...« Jennifer lachelte vor sich hin. »Lassen Sie ihn warten.« Sie erinnerte sich an ihr Telefongesprach. Es geht nicht darum, wie man spielt - es geht darum, zu gewinnen oder nicht, richtig? Sie sind nicht schlecht, Schatzchen, aber ich bin schon etwas langer im Geschaft als Sie. Sagen Sie Ihrer Mandantin, ich wunsche Ihr mehr Gluck beim nachstenmal.
Jennifer lie? Patrick Maguire eine Dreiviertelstunde warten, ehe sie Cynthia klingelte. »Schicken Sie Mr. Maguire herein, bitte.« Patrick Maguires herzliche Art war verschwunden. Er war ausgetrickst worden und scheute sich nicht, das zuzugeben. Er ging auf Jennifers Tisch zu und blaffte: »Sie machen mir eine Menge Arger, Freundchen.«
»Tue ich das, Freundchen?«
Er setzte sich hin, ohne da? sie ihn dazu aufgefordert hatte. »Horen wir mit der Spiegelfechterei auf. Ich habe einen Anruf vom Generalanwalt der Nationwide Motors bekommen. Sie sind bereit, die Sache beizulegen.« Er griff in seine Tasche, holte einen Umschlag hervor und reichte ihn Jennifer. Sie offnete ihn. Der Umschlag enthielt einen Scheck, ausgestellt auf Connie Garrett. Er lautete auf einhunderttausend Dollar. Jennifer schob den Scheck wieder in den Umschlag und gab ihn Patrick Maguire zuruck.
»Das ist nicht genug. Wir klagen auf funf Millionen Dollar.« Maguire grinste. »Nein, das tun Sie nicht. Weil sich Ihre Mandantin namlich nicht in den Gerichtssaal traut. Ich habe sie gerade besucht. Sie haben keine Aussicht, sie zu einem Auftritt vor Gericht zu bewegen. Und ohne sie haben Sie keine Chance.«
Jennifer sagte verargert: »Sie hatten kein Recht, mit Connie Garrett zu sprechen, ohne da? ich dabei war.«
»Ich habe uns allen damit nur einen Gefallen getan. Nehmen Sie das Geld und rennen Sie, Freundchen.«
Jennifer stand auf. »Machen Sie, da? Sie rauskommen. Bei Ihrem Anblick dreht sich mir der Magen um.« Patrick Maguire erhob sich. »Ich wu?te gar nicht, da? irgend etwas Ihren Magen dazu bringen kann, sich umzudrehen.« Und er verlie? den Raum mitsamt dem Scheck. Wahrend sie ihm nachsah, fragte Jennifer sich, ob sie nicht vielleicht einen schrecklichen Fehler begangen hatte. Sie dachte daran, was hunderttausend Dollar fur