geworden war. Thomas Colfax sah Adam an. »Wir sind im Geschaft. Ich will es schriftlich, und ich will es mit der Unterschrift des Generalstaatsanwalts.«
»Sie kriegen es.« Adam blickte sich in dem schabigen Motelzimmer um. »Lassen Sie uns von hier verschwinden.«
»Ich gehe nicht in ein Hotel. Moretti hat uberall Augen und Ohren.«
»Nicht da, wo ich Sie jetzt hinbringe.« Zehn Minuten nach Mitternacht fuhren ein Militarlastwagen und zwei Jeeps mit schwerbewaffneten Marineinfanteristen vor dem Capitol-Motel auf. Vier Militarpolizisten gingen in Zimmer 14 und erschienen kurz darauf mit Thomas Colfax, den sie zur Ladeflache des Lastwagens eskortierten. Der Konvoi setzte sich in Bewegung. Ein Jeep fuhr an der Spitze, der andere hinter dem Laster. Das Ziel war Quantico, Virginia, funfunddrei?ig Meilen sudlich von Washington. Die drei Wagen der Karawane fuhren schnell und trafen vierzig Minuten spater in dem US-Marinestutzpunkt Quantico ein. Der Kommandant des Stutzpunktes, Generalmajor Roy Wallace, und eine Abteilung schwerbewaffneter Marinesoldaten warteten am Tor. Als die Karawane anhielt, sagte Wallace zu dem Captain: »Der Gefangene wird direkt in den Bau gebracht. Kein Wort darf mit ihm gewechselt werden.« Roy Wallace beobachtete den Konvoi, der auf das Gelande fuhr.
Er hatte einen Monatslohn dafur gegeben, wenn er gewu?t hatte, wer sich in dem Laster befand. Seinem Kommando unterstand der dreihundertzehn Morgen gro?e Marinestutzpunkt und ein Teil der FBI-Akademie. Es war das Hauptquartier der Trainingsoffiziere der Marine der Vereinigten Staaten. Wallace hatte noch nie zuvor einen Zivilisten als Gefangenen beherbergt. Es war au?erhalb jeder Vorschrift. Vor zwei Stunden hatte er einen Anruf vom Oberkommando der Marinestreitkrafte erhalten. »Ein Mann befindet sich auf dem Weg zu Ihrem Stutzpunkt, Roy. Ich mochte, da? Sie das gesamte Militargefangnis raumen und ihn dabehalten, bis Sie weitere Befehle erhalten.«
Wallace glaubte, falsch verstanden zu haben. »Sagten Sie, den ganzen Bau raumen, Sir?«
»Richtig. Der Mann mu? vollig allein bleiben. Niemand darf in seine Nahe. Verdoppeln Sie die Zahl der Wachtposten. Verstanden?«
»Jawohl, General.«
»Und noch was, Roy. Wenn dem Mann irgend etwas passiert, wahrend Sie fur ihn verantwortlich sind, esse ich Ihren Arsch auf Toast zum Fruhstuck.« Und der General hatte aufgehangt.
Generalmajor Wallace sah den Laster auf den Bau zurollen und ging dann in sein Buro zuruck und klingelte nach seinem Adjutanten, Captain Alvon Giles.
»Wegen dieses Mannes, den wir in den Bau stecken...«, begann Wallace. »Ja, Sir?«
»Unsere wichtigste Aufgabe ist seine Sicherheit. Sie selber suchen die Wachen aus, und zwar mit der Lupe. Niemand anderer kommt in seine Nahe. Keine Besucher, keine Post, keine Pakete. Verstanden?«
»Ja, Sir.«
»Ich mochte, da? Sie personlich in der Kuche sind, wenn sein Essen gekocht wird.«
»Ja, Sir.«
»Falls jemand sich ubertrieben fur ihn interessiert, mochte ich sofort daruber informiert werden. Irgendwelche Fragen?«
»Nein, Sir.«
»Sehr schon, Al. Bleiben Sie am Ball. Wenn irgend etwas schieflauft, esse ich Ihren Arsch auf Toast zum Fruhstuck.«
49
Jennifer erwachte von dem leisen Trommeln eines leichten Morgenregens. Sie lag im Bett und lauschte, wie er das Haus mit zarten Schlagen bearbeitete. Sie blickte auf den Wecker. Es war Zeit, aufzustehen. Eine halbe Stunde spater ging sie hinunter ins E?zimmer, um mit Joshua zu fruhstucken. Er war nicht da. Mrs. Mackey trat aus der Kuche. »Guten Morgen, Mrs. Parker.«
»Guten Morgen. Wo ist Joshua?«
»Er wirkte so mude, da? ich ihn etwas langer schlafen lie?. Er mu? erst morgen wieder in die Schule.« Jennifer nickte. »Gute Idee.«
Sie fruhstuckte und ging hinauf, um sich von Joshua zu verabschieden. Er lag im Bett und schlief fest. Jennifer setzte sich auf die Bettkante und sagte leise: »He, Schlafmutze, mochtest du auf Wiedersehen sagen?« Langsam offnete er die Augen. »Sicher, Freund, Ciao.« Seine Stimme war schlaftrunken. »Mu? ich aufstehen?«
»Nein. Wei?t du was? Warum faulenzt du heute nicht ein bi?chen? Du kannst hierbleiben und dich amusieren. Es regnet zu stark, um drau?en zu spielen.«
Er nickte schlafrig. »Okay, Mama.« Seine Augen schlossen sich, und er war wieder eingeschlafen.
Jennifer verbrachte den Nachmittag im Gericht, und als sie fertig war und nach Hause zuruckkehrte, war es bereits nach sieben. Der Nieselregen, der den ganzen Tag gefallen war, hatte sich in eine Sturmflut verwandelt. Als Jennifer den Wagen die Zufahrt hinauflenkte, sah das Haus wie eine belagerte Burg aus, umgeben von einem grauen, schaumenden Festungsgraben.
Mrs. Mackey offnete die Vordertur und half Jennifer aus dem tropfenden Regenmantel. Jennifer schuttelte die Feuchtigkeit aus ihrem Haar und fragte: »Wo ist Joshua?«
»Er schlaft.«
Jennifer blickte Mrs. Mackey besorgt an. »Hat er den ganzen Tag geschlafen?«
»Himmel, nein. Er ist aufgestanden und hat hier rumgeturnt. Ich habe ihm Abendessen gemacht, aber als ich hinaufgegangen bin, um ihn herunterzuholen, war er schon wieder eingedost, und da habe ich ihn schlafen lassen.«
»Ich verstehe.« Sie ging nach oben in Joshuas Zimmer und trat leise ein. Joshua schlief. Sie beugte sich vor und beruhrte seine Stirn. Er hatte kein Fieber; seine Farbe war normal. Sie fuhlte seinen Puls. Alles war in bester Ordnung, abgesehen von ihrer Phantasie. Die ging wieder mal mit ihr durch. Joshua hatte wahrscheinlich den ganzen Tag uber wie ein Wilder gespielt, und es war nur normal, da? er jetzt mude war. Sie schlupfte aus dem Zimmer und ging wieder nach unten. »Warum bereiten Sie ihm nicht ein paar Sandwiches, Mrs. Mackey? Stellen Sie sie ihm ans Bett. Dann kann er sie essen, wenn er aufwacht.«
Jennifer a? an ihrem Schreibtisch zu Abend und bereitete den morgigen Proze?tag vor. Sie dachte daran, Michael anzurufen und ihm zu sagen, da? sie zuruck war, aber sie zogerte, so kurz nach der Nacht mit Adam mit ihm zu sprechen... Spat nach Mitternacht horte sie auf zu lesen. Sie stand auf und reckte sich, um die Spannung in Rucken und Nacken zu lockern. Sie legte die Unterlagen in ihren Diplomatenkoffer, schaltete das Licht aus und ging nach oben. Sie blickte zu Joshua ins Zimmer. Er schlief noch immer. Die Sandwiches neben seinem Bett waren unberuhrt.
Als Jennifer am folgenden Morgen zum Fruhstuck hinunterging, sa? Joshua am Tisch, bereits fur die Schule angezogen. »Morgen, Mama.«
»Guten Morgen, Liebling. Wie fuhlst du dich?«
»Gro?artig. Ich war wirklich mude. Mu? die mexikanische Sonne gewesen sein.«
»Ja, mu? wohl.«
»Acapulco ist wirklich schon. Konnen wir in meinen nachsten Ferien wieder hinfahren?«
»Ich wu?te nicht, warum wir das nicht konnen sollten. Freust du dich, wieder in die Schule zu gehen?«
»Ich verweigere die Aussage, weil sie mich belasten konnte.«
Mitten am Nachmittag unterbrach Cynthia bei einer Zeugenbefragung.
»Entschuldigen Sie, da? ich Sie store, aber Mrs. Stout ist in der Leitung und...«
Joshuas Hauslehrerin. »Stellen Sie durch.« Jennifer hob den Horer ab. »Hallo, Mrs. Stout. Stimmt irgend etwas nicht?«
»O nein, alles ist in bester Ordnung, Mrs. Parker. Ich wollte Sie nicht beunruhigen. Ich wollte Ihnen nur vorschlagen, da? es nicht schlecht ware, wenn Joshua etwas mehr Schlaf bekame.«
»Was meinen Sie damit?«
»Er ist heute fast wahrend jeder Stunde eingeschlafen. Sowohl Mi? Williams wie auch Mrs. Toboco haben es erwahnt. Vielleicht konnten Sie darauf achten, da? er etwas fruher ins Bett kommt.«