York oder Philadelphia; Kirchen, Bankhauser, Theater, Concertsale, gro?e Universitat fur den Fernen Westen; ungeheuere Niederlagen; luxuriose Hotels und Restaurants. Cafe Francais; vorzuglich gut daselbst.

Denver gegrundet 1858 an der Vereinigung des Cheery Creek und des Platte River. 1859 gab es hier erst drei Frauen. Dasselbe Jahr das erste Kind geboren. Zwanzig Jahre spater funfundzwanzigtausend Einwohner. Anhaltende Einwanderung. Heute nahezu hundertsiebentausend Seelen.

Denver genannt die Unvergleichliche, die Stadt ohne Rivalin. Luft erster Wahl, Sauerstoff erster Sorte, bei viertausendachthundertzweiundsiebzig Fu? (1485 Meter) Meereshohe. Gro?e Bergkette des Colorado im Westen, siebentausendfunfhundert Fu? (2286 Meter) hoch, unten ganz grun, am Gipfel stets wei?. Rund um die Stadt viele Landhauser. Gewinne ich die Partie, so baue ich mir eines am Ufer des Cheery Creek, einem reizenden Platzchen fur eine Villegiatur. Werde Wagen, Pferde, Hunde, wei?e und schwarze Diener haben. Bin vom Gouverneur des Staates sehr gut aufgenommen worden. Hat mich ermuthigt und gelobt, auch – ich glaube nicht ohne Ursache – eine gro?e Summe auf mich gewettet.«

»23. Mai. – Ausflug bis nach den zu Stadten herangewachsenen Bergmannsdorfern Auroria, Golden City, Golden Gate und Oro City, lauter Namen von gutem, doch nicht so lautem Klange wie Leadville, die Stadt des Bleies, wo jahrlich von diesem einundsiebzigtausend Tonnen aus der Erde geholt werden. Eine neuere Stadt, fur mich, sie zu besuchen, zu fern.«

»24. Mai. – Mit der Eisenbahn bis Pueblo (sudliches Colorado) langs des Fu?es der gro?en Bergkette. Wichtiges Industriecentrum wegen der Steinkohlengruben und der Petroleumquellen. Kaufe eine oder zwei, wenn ich die Partie gewinne. Durch Colorado Springs, genannt die Stadt der Millionare, gekommen; beruhmt durch ihre warmen Quellen, von wirklichen oder angeblichen Kranken bereits viel besucht. Die Fontaine gesehen, das ist aber ein Flu?, der Colorado Springs durchzieht und sich bei Pueblo in den Arkansas ergie?t, auch den merkwurdigen Monument Park mit seinen architektonischen Felsgebilden und seinem wunderbaren Panorama. Colorado steht in den Vereinigten Staaten an erster Stelle bezuglich der Ausbeute an Blei, an zweiter bezuglich der an Silber und Gold (jahrlich uber hundertzwanzig Millionen) und an dritter Stelle bezuglich seiner Oberflache von hundertviertausend Quadratmeilen (299.500 Quadratkilometer).«

»25. Mai. – Zuruckgekehrt aus der Schweiz – naturlich der amerikanischen – in der ostlichen Verzweigung der Coloradokette; ebenso schon wie der Nationalpark von Wyoming und vielleicht schoner als die europaische Schweiz. Ich spreche freilich als Burger der Vereinigten Staaten. Hier findet man im Norden, in der Mitte und im Suden unvergleichlich schone Parke. Mit welchem Entzucken erinnere ich mich des Parks von Fair Play mit seinem Rahmen majestatischer Berge, auf die der vierzehntausend Fu? (4267 Meter) hohe Lincoln herniederschaut. Habe die Jumeauxseen bewundert in einer breiten, vom Arkansas durchstromten Thalschlucht, getrennt durch eine lange Morane, der eine zweiundeinehalbe Meile (4 Kilometer) lang und anderthalb Meilen (1•4 Kilometer) breit, der andere etwa halb so gro?. Bliebe gern vierzehn Tage in dem guten Hotel von Derry. Habe schon beschlossen, ein Landhaus in Denver und zwei Kohlengruben in Colorado mit meinen zukunftigen Millionen anzukaufen. Warum sollte ich mir den Besitz einer Sennhutte am Ufer der Twin Lakes versagen?…

Die gro?en Pics der Felsenberge gesehen, die der Sierra Madre im hochstgelegenen Theile Amerikas, die Urgesteinmassen, die sich auf einer Bodenflache von dreihundertfunfundsiebzig Meilen (571 Kilometer) Seitenlange aufthurmen. Au?er Ru?land konnte man fast die gro?ten Staaten Europas darauf unterbringen. Das wahrhafte Ruckgrat Nordamerikas, das mit seinen westlichen Auslaufern ein Viertel der Vereinigten Staaten bedeckt Nehmt die Alpen, die Pyrenaen und den Kaukasus zusammen, und das reichte noch nicht aus, die Felsengebirge aufzubauen!

Keine Zeit gehabt, nach dem Sainte-Croixberge zu gehen, der das Nordende der nationalen Bergkette bildet und 1873 von Hayden und Whitney bei deren Forschungsreise durch diese Gegend seinen Namen erhielt. Bin aber durch die Pforte des Gartens der Gotter in diesen selbst (vier Meilen von Colorado Jonction) eingedrungen, einen Park ohnegleichen, dessen Felsbildungen versteinerten Riesen einer antediluvianischen Familie ahneln, und bin am Fu?e des Teocalli hingewandert, der eine Art Burggrafenschlo? darstellt, das in der lustigen Hohe von zweitausendfunfhundert Fu? (762 Meter) erbaut ware.

Ich darf jedoch nicht saumen, nicht vergessen, da? der Gouverneur von Colorado und nicht wenige seiner Beamten, soviel ich wei?, auf mich gewettet haben. Am 26. also nach Denver zuruckgekehrt, die Baustelle meines zukunftigen Landsitzes besichtigt, die von prachtigen Baumriesen an einem Arm des Cheery Creek beschattet wird.«

Harris T. Kymbale hat im Vorstehenden der Hauptstadt Colorados und dem gleichnamigen Staate nicht zu viel Schones nachgesagt. Doch wie viel Blut hat der Boden dieses herrlichen Landes getrunken! Vor 1867 lagen hier die ersten Ansiedler in stetem Kampfe mit den Cheyennen, den Arrapahoen, den Kaysways, den Comanchen, Apachen und anderen wilden Sippen der Rothhaute, die von grausamen Hauptlingen, wie Schwarzer Kessel, Wei?e Antilope, Linke Hand, Verrenktes Knie, Kleiner Mantel u. a., angefuhrt wurden. Wer konnte je die schrecklichen Metzeleien von Sand Creek vergessen, die 1864 den Wei?en unter Fuhrung des Oberst Chivington zuerst die Herrschaft im Lande sicherten?

Den Nachmittag des 26. verbrachte die grune Flagge in der glanzenden Hauptstadt. Hier war im Regierungspalaste zu Ehren des Reisenden eine gro?e Gesellschaft versammelt worden. In den Vereinigten Staaten mi?t man den Werth eines Mannes bekanntlich an seinem Vermogen, und in der Meinung der Coloradier wie seiner eigenen Ansicht nach war Harris T. Kymbale sechzig Millionen Dollars werth. Er sah sich also von den prunkliebenden Amerikanern seinem Verdienste entsprechend gefeiert, von den Leuten, die Gold nicht nur in ihren Geldschranken, in ihren Taschen und ihrem Erdboden besitzen, sondern es auch noch in den Namen ihrer bedeutendsten Stadte haben!

Harris T. Kymbale erhob den Revolver bis zur Stirnhohe. (S. 294.)

Am nachsten Tage, am 27. Mai, verabschiedete sich der vierte Partner vom Gouverneur, inmitten eines gro?en Zusammenlaufes ihm zujubelnder Leute. Der Zug verlie? Denver, erreichte die Grenze beim Fort Wallace, durchma? Kansas von Westen nach Osten, rollte dann durch Missouri an dessen Hauptstadt Jefferson City voruber und hielt endlich an seinem ostlichen Ziele am Abend des 28. im Bahnhofe von Saint-Louis.

Harris T. Kymbale beabsichtigte nicht, in dieser gro?en, ihm schon bekannten Stadt zu verweilen, und hoffte auch, durch die Wechselfalle des Spieles niemals hierher verwiesen zu werden, denn die Stadt entsprach dem zweiundfunfzigsten Felde, d. h. im Edlen Gansespiele dem des Gefangnisses. Ueberdies versprachen ihm die Staaten, die er vor dem Eintreffen in Sudcarolina beruhren mu?te, Tennessee, Alabama und Georgia, weit lohnendere Ausfluge. So erwahlte er sich also nur eines der besten Hotels von Saint-Louis, um hier eine Nacht der ihm recht nothigen Ruhe zu pflegen und am nachsten Tage mit dem ersten Zuge weiter zu fahren.

Nichts schien seine Reise storen oder ihn verhindern zu sollen, am bestimmten Tage in Charleston zu sein. Und doch war’ er beinahe nicht rechtzeitig dort eingetroffen, ja es ihm fast unmoglich geworden, je wieder zu reisen, und zwar infolge eines Zwischenfalles, den kein Mensch hatte voraussehen konnen.

Gegen siebeneinviertel Uhr schlenderte Harris T. Kymbale auf dem Perron des Bahnhofes dahin, um sich uber die Abfahrtszeiten der Zuge zu unterrichten, als er plotzlich an ein Individuum, das aus einem der Bureaus heraustrat, tuchtig anrannte oder von diesem angerannt wurde.

Das veranla?te folgenden zarten Wortwechsel:

»Tolpel!

– Dummkopf!

– Sehen Sie doch vor sich hin!

– Und Sie hinter sich!«

Noch weiter flogen kraftige Worte wie Revolverkugeln hin und her, wie das ja meist geschieht, wenn zwei Personen von lebhaftem Charakter und reizbarem Temperament aneinander gerathen.

Einer der beiden war das in hohem Grade, und das wird der Leser glauben, wenn er hort, da? der eine… Hodge Urrican war.

Harris T. Kymbale erkannte seinen Concurrenten.

»Der Commodore! rief er.

– Der Zeitungsschreiber!« erhielt er zur Antwort mit einer Stimme, die aus einem Feuerschlunde zu kommen schien.

Es war in der That der Commodore Urrican, diesmal ohne seinen getreuen Turk, und man konnte es ein

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