begleichen…
– Hier!« sagte Frau Titbury, wahrend sie Herrn Inglis ein Bundel Banknoten hinhielt, das ihr Gatte ihr ubergeben hatte.
Herr Titbury ware bald gestorben, als er sah, wie der Schurke das Bundel ergriff und es gemachlich durchzahlte. Keines Wortes war er machtig, als der Rauber dann sagte:
… die ostliche Verzweigung der Colloradokette, schoner als die europaische Schweiz… (S. 287.)
»Es ist wohl unnothig, da? ich Ihnen eine Quittung hieruber ausstelle, nicht wahr?… Doch seien Sie unbesorgt, ich werde Ihnen die Summe gutschreiben. Und jetzt hab’ ich Ihnen mit einem freundschaftlichen Guten Abend nur noch zu wunschen, da? Sie die Millionen des Match Hypperbone gewinnen!«
Die Thur stand offen, und ohne sich weiter aufzuhalten, sturmte das Ehepaar hinaus.
Schon war es fast Nacht und nicht einmal die nachste Umgebung zu erkennen, so da? es kaum moglich war, der Polizei den Schauplatz dieses tragikomischen Auftrittes zu beschreiben. Vor allem galt es jetzt aber, schnellstens nach Great Salt Lake City zu kommen, dessen Lichter man in der Entfernung von drei Meilen (5 Kilometer) den Crescent River stromaufwarts schimmern sah. Herr und Frau Titbury erreichten denn auch nach einer Stunde das Neue Zion, wo sie in dem ersten Hotel, auf das sie trafen, abstiegen. So theuer wie im Cheap Hotel konnte es hier gewi? nicht sein!
Am nachsten Tage, dem 2. Juni, begab sich Hermann Titbury nach dem Bureau des Sherifs, um seine Klage anzubringen und um die Verfolgung des Robert Inglis anzusuchen. Vielleicht gelang es jetzt noch, diesem die dreitausend Dollars wieder abzunehmen.
Der Sherif – ein recht intelligenter Beamter – horte aufmerksam die Mittheilungen des Bestohlenen uber den Dieb an. Leider konnte Herr Titbury uber das »Gasthaus« nur sehr unbestimmte Angaben machen. Er war des Abends dahin gefuhrt worden… des Abends auch von dort fortgegangen. Als er vom Chape Hotel des Crescent River sprach, antwortete ihm der Sherif, da? er ein Gasthaus dieses Namens nicht kenne und da? es einen Crescent River im Lande uberhaupt nicht gebe. Es werde also schwierig sein, sich des Uebelthaters zu bemachtigen, zumal da dieser sammt seinen Helfershelfern inzwischen schon entflohen sein durfte. Selbst wenn man den Burschen eine ganze Compagnie Geheimpolizisten in das berg-und walderfullte Land nachschicken wollte, wurde das sicherlich fruchtlos sein.
»Sie sagten, Herr Titbury, fragte der Sherif, jener Mann hei?e…?
– Inglis… der elende Wicht… Robert Inglis…
– Ja, ja, das ist der Name, den er Ihnen genannt hat; in Anbetracht aller Umstande zweifle ich aber nicht, da? es sich um den beruchtigten Bill Arrol handelt. Ich kenne seine Methoden schon langst… das war auch nicht sein erster Versuch…
– lind Sie haben ihn gleichwohl noch nicht verhaftet?
– Noch nicht, erklarte der Sherif; vorlaufig lassen wir ihn nur sorgsam beobachten… eines schonen Tages werden wir ihn schon fassen.
– Fur mich ware es die hochste Zeit!
– Ja freilich, doch auch fur ihn wird die Zeit kommen, wo man ihn elektrokuliert oder am Galgen aufknupft…
– Und mein Geld, Herr Sherif, mein Geld…
– Ich bitte Sie, da mu?te man den Teufelskerl von Bill Arrol erst erwischen, und das ist kein so leichtes Ding! Ich kann Ihnen, Herr Titbury, nur versprechen, da? Sie ein Endchen von dem Strick, womit er gehenkt wird, erhalten sollen, und wenn die Partie dann noch nicht beendigt ware, wurden Sie sicher sein, sie mit Hilfe eines solchen Talismans zu gewinnen!«
Das war alles, was Titbury bei diesem Original von Sherif der Mormonenhauptstadt erreichen konnte.
Viertes Capitel.
Die grune Flagge.
Die grune Flagge war die Harris T. Kymbale’s, die Flagge, die auf den Karten aufgesteckt wurde, um sein Eintreffen in dem oder jenem Staate kenntlich zu machen, und die dem vierten Partner in Uebereinstimmung mit der vierten Stelle im Sonnenspectrum, welche die grune Farbe einnimmt, zuertheilt worden war. Der Hauptberichterstatter der »Tribune« war damit sehr zufrieden… Grun ist ja die Farbe der Hoffnung.
Er hatte sich ubrigens auch nicht uber die Art und Weise zu beklagen gehabt, wie das Schicksal ihn als Tourist und als Spieler behandelte. Durch das erste Auswurfeln von zwolf Augen nach Neumexiko geschickt, war ihm jetzt durch zehn – vier und sechs – Augen das zweiundzwanzigste Feld, Sudcarolina, an der Grenze des Bundesgebietes, und darin Charleston, dessen bedeutendste Stadt, als Ziel angewiesen. Es war ihm uberdies nicht unbekannt, da? die Wettlustigen sich in den Agenturen um ihn rissen, da? er auf allen Markten der Erde zum Satze von eins gegen neun »verlangt« war – ein Verhaltni?, das seine Mitbewerber nie erreicht hatten – und da? man ihn uberall als Hauptfavoriten erklart hatte.
Glucklicherweise hatte der Reporter bei der Abfahrt aus Santa-Fe es nicht gehort, wie Isidorio, der hochst praktische Wagenfuhrer, erklarte, er werde nicht funfundzwanzig Cents auf ihn zu verwetten wagen, und folglich vertraute Kymbale nach wie vor ruhig seinem guten Sterne.
In der Zeit vom 21. Mai bis zum 4. Juni sollte er sich nach dem sudlichen Carolina begeben, und da die Reise von der Station Clifton aus mittels Eisenbahn jedenfalls ohne Schwierigkeiten erfolgte, hatte er keine besondere Eile.
Harris T. Kymbale verlie? Santa-Fe also am 21., und diesmal kam er mit einem reichlichen Trinkgelde davon und brauchte den neuen Kutscher nicht erst mit Hunderttausenden, nicht einmal mit Hunderten von Dollars zu kodern. Noch am Abend desselben Tages traf er in der Station Clifton ein, von wo aus das Dampfro? ihn nach Ueberschreitung des Breitengrades, der die Sudgrenze des Staates Colorado bildet, in Denver, der Hauptstadt dieses Bundesstaates, absetzte.
Ohne Rucksicht auf die Bemerkung des ehrwurdigen Burgermeisters von Buffalo, nach der er nicht sich selbst, sondern den Wettenden gehore, die auf ihn gesetzt hatten. hielt Harris T. Kymbale hier folgendes Selbstgesprach und entwarf folgende Plane:
»Da bin ich nun in einen der schonsten Theile der Union gekommen… mit den Felsengebirgen im Westen, im Osten mit den fruchtbarsten Ebenen, mit einem von Blei, Silber und Gold gespickten Erdboden, durch den Strome von Petroleum hinflie?en… nach einem Gebiete, nach dem sich Auswanderer durch seine Naturschatze und mu?ige Leute durch seine prachtigen Badeorte, die Heilsamkeit seines Klimas und die Reinheit seiner Atmosphare gleichma?ig hingezogen fuhlen!… Dazu kenne ich dieses herrliche Land noch nicht und habe jetzt die Gelegenheit, es kennen zu lernen. Kann ich wohl darauf rechnen, da? mich der Zufall im Verlaufe der Partie noch einmal hierher verschluge?… Das ist doch gar zu unsicher. Nach Sudcarolina zu gelangen, hab’ ich andererseits drei bis vier Staaten zu durchqueren, die ich bereits besucht habe und die mir nichts Neues zu bieten vermogen. Da ist es wohl am besten, die ganze mir verfugbare Zeit Colorado zu widmen, und das soll denn auch geschehen. Bin ich nur am Vormittage des 4. Juni in Charleston, so wei? ich nicht, was meine Partner gegen mich einwenden konnten. Uebrigens thu’ ich, was mir gefallt, und die, denen das nicht pa?t, ei nun, die mogen…« u. s. w. u. s. w.
Statt also auf der Bahn, die von hier aus Oaklay, Topeka und Kansas verbindet, seine Reise fortzusetzen, bezog Harris T. Kymbale am 21. ein hubsches Hotel in der Hauptstadt Colorados.
Immerhin verweilte er nur funf Tage, bis zum Abend des 26., in diesem Staate. Ein Reporter ist jedoch – das wird niemand wundernehmen – im Stande, in so kurzer Zeit mehr auszurichten, als jeder andere Mensch in der doppelten Frist. Das ist eine Sache des professionellen Trainings. Zum Beweise durfte es genugen, einen Blick auf die Blatter des Notizbuches zu werfen, dessen sich Harris T. Kymbale dann als Unterlage zu seinen Artikeln fur die »Tribune« bediente.
»22. Mai. – Denver besichtigt. Elegante Stadt; breite, schattige Stra?en prachtige Laden, ganz wie in New