Theile von Illinois und langte am 8. Juni neun Uhr siebenunddrei?ig Minuten morgens in Chicago an.

Welch guten Empfang fand hier der Commodore Urrican seitens derer, die ihm trotz allen Mi?geschicks treu geblieben waren! Die Verpflichtung, die Partie nun wieder von vorn anzufangen, zeugte freilich von recht au?ergewohnlichem Pech. Mit dem Ausfall des Wurfelns am Tage seines Eintreffens in Chicago schien Fortuna der orangefarbenen Flagge aber wieder freundlicher lacheln zu wollen.

Der Commodore verscharrte das Schriftstuck unter einem Felsblock. (S. 327.)

Neun durch sechs und drei – es war das drittemal, da? diese Zahl seit dem Anfange des Match Hypperbone geworfen worden war – das erstemal fur Lissy Wag, das zweitemal fur den unbekannten X. K. Z. und das drittemal fur den Commodore.

Nachdem Hodge Urrican erst nach Florida und dann nach Californien gewiesen worden war, hatte er jetzt nur einen Schritt zu thun, um sich in das sechsundzwanzigste Feld, den an Illinois grenzenden Staat Wisconsin zu begeben, wo sich zur Zeit keiner der Partner aufhielt. In den Wettbureaus schnellte sein Curs wieder in die Hohe und stand bald mit dem Tom Crabbe’s und Max Real’s auf gleicher Stufe.

Siebentes Capitel.

Im Hause der South Halsted Street.

Am 1. Juni um acht Uhr morgens offnete sich die Thur des Hauses South Halsted Street Nr. 3997 in Chicago vor einem jungen Manne, der Malergerathe auf dem Rucken trug und dem ein junger Neger mit einer Reisetasche in der Hand folgte.

Welches Erstaunen und welche Freude fur Frau Real, als ihr geliebter Sohn ins Zimmer trat und sie ihn in die Arme schlie?en konnte.

»Du… Max… bist Du es wirklich?…

– In eigener Person, Mutterherz!

– Und jetzt in Chicago… wo Du in…

– Richmond sein solltest? vervollstandigte Max Real ihre Worte.

– Jawohl… in Richmond!…

– Beruhige Dich nur, liebe Mutter. Ich habe Zeit genug, nach Richmond zu kommen, da Chicago aber auf meiner Reiseroute lag, hatte ich – meiner Meinung nach – das Recht, hier einige Tage zu verweilen und sie mit Dir zu verleben…

– Du laufst aber Gefahr, den Anschlu? zu verfehlen, liebes Kind!

– Ich wurde es aber nie verfehlt haben, Dich unterwegs einmal zu umarmen, mein Mutterchen!… Bedenke nur, seit zwei langen Wochen hab’ ich Dich nicht gesehen!

– Ach, Max, wie sehn’ ich mich danach, da? diese Partie beendigt ware…

– Und ich nicht minder!

– Naturlich zu Deinen Gunsten!

– Sei daruber ganz ruhig! Ist mir’s doch, als hatt’ ich den Schlusselbund zu William I. Hypperbone’s Panzerschrank schon in der Tasche, antwortete Max Real lachend.

– Jedenfalls bin ich glucklich, Dich einmal zu sehen, lieber Sohn… recht, recht glucklich!«

Max Real befand sich in Cheyenne in Wyoming, wo er am 29. Mai, nach der Ruckkehr von seinem Ausfluge nach dem Nationalpark des Yellowstone, die dritte, ihn betreffende Depesche – acht durch funf und drei Augen – ausgehandigt bekam. Das achte Feld nach dem von Wyoming eingenommenen achtundzwanzigsten aber war Illinois. Er hatte die Zahl acht also zu verdoppeln, und die Zahl sechzehn fuhrte den jungen Maler nach dem vierundvierzigsten Felde, nach Richmond City in Virginien.

Zwischen Chicago und Richmond liegt ein sehr verzweigtes Netz von Bahnen, die die Strecke von der einen Stadt zur anderen binnen vierundzwanzig Stunden bequem zu durchmessen gestatten. Da Max Real jetzt vierzehn Tage – vom 29. Mai bis zum 12. Juni – zur Verfugung hatte, konnte er diese nach Belieben hinbringen, und es erschien ihm angezeigt, wenigstens eine Woche im Mutterhause der Ruhe zu pflegen.

Von Cheyenne am Nachmittage abgereist, war er achtundvierzig Stunden spater in Omaha und den Tag darauf in Chicago ebenso in vollem Wohlsein eingetroffen, wie der fur die Sclaverei schwarmende Tommy, der sich als freier Burger des freien Amerika noch immer ebenso unbehaglich fuhlte, wie ein armer Teufel in Kleidern, die ihm viel zu weit sind.

Wahrend seines Aufenthaltes wollte Max Real zwei unterwegs angefangene Bilder vollenden, das eine die Stadt Kansas nahe dem Fort Riley, das andere die Wasserfalle des Fire Hole im Nationalpark darstellend. In der Ueberzeugung, die beiden Gemalde zu anstandigem Preise zu verkaufen, sollte ihn das schadlos halten, wenn ein ungunstiges Geschick ihn etwa verurtheilte, im weiteren Verlaufe seiner Fahrten wiederholt Einsatze zu entrichten.

Entzuckt, den geliebten Sohn einige Tage bei sich zu haben, stimmte Frau Real dessen Absichten nach allen Seiten zu und druckte ihn nochmals sturmisch aus Herz.

Nun plauderten die beiden, erzahlten allerlei und verzehrten ein gutes Fruhstuck, das zwischen Mutter und Sohn getheilt ja um so besser schmeckte und den jungen Mann fur die Restaurants in Kansas und Wyoming reichlich entschadigte. Obgleich er mehrmals an Frau Real geschrieben hatte, mu?te er doch uber seine Reise vom ersten Anfang an noch einmal berichten, die verschiedenen Zwischenfalle schildern, das Abenteuer mit den Tausenden durch die Ebenen von Kansas irrenden Pferden beschreiben und seine Begegnung mit dem Titbury’schen Ehepaare in Cheyenne haarklein erzahlen. Daraufhin erfuhr er durch seine Mutter erst die Unannehmlichkeiten, die das Ehepaar im Staate Maine in Calais erlebt hatte, da? Titbury auf Grund des Gesetzes bezuglich alkoholischer Getranke verurtheilt und verhaftet worden sei und welch schlimme pecuniare Folgen das noch fur ihn gehabt habe.

»Und wie steht es jetzt im Ganzen mit der Partie?« fragte Max Real.

Um ihn daruber leichter aufzuklaren, fuhrte Frau Real den jungen Mann in ihr Zimmer und wies auf eine auf dem Tische ausgebreitete Landkarte hin, die mit kleinen, verschieden gefarbten Flaggen besteckt war.

Bei seinen Fahrten durch das weite Land hatte sich Max Real nur wenig um seine Mitspieler bekummert und in den Hotels und Bahnhofen die aufliegenden Zeitungen kaum angesehen. Jetzt brauchte er nur diese Karte zu besichtigen, um sofort, wenn er die Farben eines jeden der Sieben kannte, auf dem Laufenden zu sein. Seine Mutter hatte ubrigens die Wechselfalle des Match Hypperbone von Anfang an gewissenhaft verfolgt.

»Wer ist nun, fragte er zuerst, diese blaue Flagge, die sich an der Spitze befindet?

– Das ist die Tom Crabbe’s, mein Sohn, den das gestrige Auswurfeln, das vom 31. Mai, nach dem siebenundvierzigsten Felde, dem Staate Pennsylvanien, verwiesen hat.

– Ei, Mutterherz, da wird sein Traineur John Milner aber jubeln! Wenn aber der dumme Boxer, dieser Fabrikant von Faustschlagen, davon das Geringste begreift, soll sich der Ocker auf meiner Palette gleich in Scharlach verwandeln!… Und die rothe Flagge?

– Die des X. K. Z., die sich auf dem sechsundvierzigsten Felde, dem des Districts von Columbia, befindet.«

Dank der vorgeschriebenen Verdoppelung von zehn, also durch zwanzig Augen, hatte der Mann mit der Maske in der That einen Sprung uber zwanzig Felder, von Milwaukee in Wisconsin bis nach Washington, dem Sitze der Regierung der Vereinigten Staaten, machen konnen, der ihm durch das engmaschige Bahnennetz in den betreffenden Landestheilen wesentlich erleichtert worden war.

»Man hat noch immer keine Ahnung, wer der Unbekannte ist? fragte Max Real.

– Nicht die geringste, liebes Kind.

– Ich bin uberzeugt, Mutter, da? er in den Agenturen eine wichtige Rolle spielt und da? viele hohe Wetten auf ihn eingegangen werden.

– Ja, viele Leute glauben an seine Gewinnaussichten, und ich gestehe, auch mir flo?t er gewisse Befurchtungen ein.

– Da sieht man, was es bedeutet, eine geheimni?volle Personlichkeit zu sein!« erklarte Max Real.

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