scharfes Aroma von ungewaschenem Korper und irukanischen Parfums aus. Ihre Lippen waren brennendhei?, feucht und klebrig von Su?igkeiten. Er versuchte sich mit aller Kraft zu uberwinden und den Ku? zu erwidern, was ihm offensichtlich auch gelang, denn Dona Okana stohnte noch einmal laut auf und lie? sich mit krampfhaft geschlossenen Lidern in seine Arme fallen. Das schien eine ganze Ewigkeit zu dauern. Na, ich werd es dir schon geben, du Schlange, dachte Rumata und druckte sie kraftig. Irgend etwas begann zu krachen, das Korsett – oder auch die Rippen –, die Schone winselte jammerlich, offnete verwundert die Augen und zappelte kraftlos, um sich zu befreien. Rumata lie? sie eilig los. »Draufganger …«, sagte sie, schweratmend und ganz hingerissen. »Du hattest mich beinahe erdruckt …«
»Ich brenne vor Liebe«, murmelte er schuldbewu?t. »Ich auch. Ich habe schon so auf dich gewartet! Gehen wir doch! Schnell …«
Sie zog ihn hinter sich her, durch irgendwelche eisigkalte Zimmer. Rumata griff nach seinem Tuch und wischte sich heimlich die Lippen ab. Nun erschien ihm dieses ganze Theater schon vollig aussichtslos. Es mu? sein, dachte er. Was man nicht alles uber sich ergehen la?t!… Mit Worten kommst du hier nicht davon. Heiliger Micky, warum sie sich hier am Hof nie waschen? Und dann dieses eigentumliche Temperament … wenn wenigstens Don Reba dazukame … Sie zerrte ihn schweigend hinter sich her, mit zielgerichteter Kraft, wie die Ameisen tote Larven ziehen. Rumata kam sich vor wie ein Idiot und murmelte irgendwelchen werbenden Unsinn von »flinken Fu?chen« und »rosaroten Lippen«, Dona Okana aber kicherte nur in einem fort. Sie beforderte ihn in ein uberheiztes Boudoir, das ubrigens wirklich ganz mit Teppichen behangen war, warf sich auf das riesige Bett und stierte ihn mit ihren feuchten, hyperasthetischen Augen an. Rumata erstarrte zur Saule. In dem Boudoir roch es eindeutig nach Wanzen. »Du bist schon!« flusterte sie laut. »Komm schon her zu mir. Ich hab so lange gewartet!« Rumata wandte die Augen ab, ihm wurde ubel. Uber sein Gesicht liefen prickelnd ein paar Schwei?perlen. Ich kann nicht, scho? es ihm durch den Kopf. Zum Teufel mit all den Informationen … Eine Fuchsin ist sie … Eine Affin … Das ist schon wider die Natur, das ist schmutzig. Dreck ist zwar besser als Blut, aber das hier ist noch viel schlimmer als Dreck.
»Was zogern Sie denn, edler Don?« schrie Dona Okana plotzlich mit keuchender Stimme. »Kommen Sie doch, ich warte!«
»Geh zum Teufel …«, entfuhr es Rumata zwischen den Zahnen. Sie sprang auf und eilte zu ihm hin. »Was ist mit dir? Bist du betrunken?«
»Ich wei? nicht«, pre?te er heraus. »Es ist schwul hier.«
»Vielleicht sollte ich eine Tasse bestellen?«
»Was denn fur eine Tasse?«
»Ach was … Das vergeht …« Ihre Finger zitterten vor Ungeduld, als sie sich daranmachte, seine Weste aufzuknopfen. »Du bist schon …«, murmelte sie atemlos.
»Aber du bist ja schuchtern wie ein Neuling. Das hatte ich von dir nie vermutet … Es ist aber sehr reizvoll, ich schwore es dir beim heiligen Bara …!«
Wohl oder ubel mu?te er sie nun bei den Handen nehmen. Er blickte sie von oben herab an und sah ihr lackglanzendes, unordentliches Haar, ihre runden, nackten Schultern, uber die kleine Klumpchen Puder kollerten, und ihre winzigen rosaroten Ohren. Abscheulich, dachte er. Daraus wird nichts. Aber schade, sie mu? doch einiges wissen … Don Reba plaudert im Schlaf … Er nimmt sie zuden Verhoren mit, und sie liebt Verhore … Ich kann nicht … »Nun?« fragte sie gereizt.
»Ihre Teppiche sind sehr hubsch, Dona«, sagte er laut. »Aber ich mu? jetzt gehen.«
Zuerst verstand sie nicht, dann aber verzerrten sich ihre Zuge. »Wie kannst du es wagen?« flusterte sie bose, aber er hatte schon mit den Handflachen die Tur ertastet, schlupfte auf den Korridor und machte sich rasch aus dem Staub. Von heut an wasche ich mich nicht mehr, dachte er. Hier mu? man ein Dreckfink sein, aber kein Gott!
»Du Klepper!« schrie sie ihm nach. »Du elendes altes Weib! Ins Loch mit dir …!«
Rumata ri? heftig ein Fenster auf und sprang in den Hof hinab. Eine Zeitlang stand er dann unter einem Baum und saugte gierig die kalte Luft ein.
Dann fiel ihm die dumme wei?e Feder ein. Er ri? sie wutend herunter und zertratsie unter seinem Stiefel. Bei meinem Freund Paschka ware auch nichts herausgekommen, dachte er. Bei niemandem. (Bist du uberzeugt? – Ja. – Dann taugt ihr eben nichts. – Aber mir wird ubel davon! – Dem Experiment sind deine Gefuhle egal. Wenn du nicht kannst, dann la? die Finger davon! – Ich bin doch kein Tier! – Wenn es das Experiment erfordert, mu? man zum Tier werden. – Das Experiment kann so etwas nicht fordern. – Wie du siehst, es kann! – Aber dann …! – Was, dann? – Er wu?te nicht, was dann folgen wurde. – Dann … Dann … Nun gut, sagen wir halt, ich bin ein schlechter Historiker. – Er zuckte mit den Schultern – Versuchen wir, ein besserer zu werden. Lernen wir, uns in ein Schwein zu verwandeln …)
Es war Mitternacht, als er bei seinem Haus anlangte. Er loste nur die Spangen an seinem Fes, warf sich, ohne sich auszuziehen, auf einen Diwan im Salon und schlief ein wie ein Toter. Er wurde geweckt von dem unwilligen Schreien Unos und einem gutmutigen
