Eile … Eine Dame erwartet mich.«

Don Ripat leckte noch einmal seine Lippen, machte eine ungeschickte Verbeugung und ging seitlich ab. Rumata kam plotzlich ein glucklicher Gedanke.

»Ubrigens, mein Freund«, rief er ihm wohlwollend nach, »wie gefiel Ihnen denn die kleine Intrige, die wir heute fruh Don Reba gespielt haben?«

Don Ripat blieb bereitwillig stehen. »Wir sind au?erst befriedigt«, sagte er. »Nicht wahr, das war doch allerliebst?«

»Ganz prachtig war das! Die Fuhrung der Grauen ist sehr froh daruber, da? Sie nun endlich ganz offen fur uns Partei ergreifen. So ein kluger Mensch wie Sie, Don Rumata, und gibt sich mit Baronen ab, mit adeligen Ausgeburten …«

»Mein teurer Ripat!« sagte Rumata von oben herab und machte sich zum Weggehen bereit. »Sie vergessen anscheinend, da? von der Hohe meiner Herkunft herab uberhaupt kein Unterschied ersichtlich ist zwischen dem Konig und Ihresgleichen. Auf Wiedersehen!« Zuversichtlichen Schrittes ging er durch die Korridore, schwenkte ohne die geringste Unsicherheit in die Nebengange ein und schob die Wachen schweigend aus dem Weg. Er hatte nur eine verschwommene Vorstellung davon, was er jetzt tun wurde, aber er war sich sicher, da? dies ein erstaunlicher und seltener Zufall war. Er mu?te das Gesprach zwischen den beiden Spinnen horen. Nicht umsonst hatte Don Reba fur den lebenden Waga vierzehnmal mehr versprochen als fur den toten …

Aus den schweren lila Vorhangen traten zwei Graue Leutnants mit entblo?ten Klingen hervor.

»Seid gegru?t, Freunde«, sagte Don Rumata und blieb zwischen ihnen stehen. »Ist der Minister auf seinem Zimmer?«

»Der Minister ist beschaftigt, Don Rumata«, sagte einer der beiden Leutnants.

»Ich werde warten«, sagte Rumata und begab sich zwischen die Vorhange.

Hier war es stockfinster, man konnte die Hand nicht vor den Augen sehen. Rumata tastete sich durch Stuhle, Tische und schwere gu?eiserne Laternenuntersatze. Einige Male horte er deutlich jemandes Atem uber seinem Ohr, und er fuhlte sich von starkem Knoblauch- und Biergeruch umhullt. Dann sah er einen schwachen Lichtstreifen, horte die vertraute heisere Tenorstimme Waga Kolesos und blieb stehen. Im selben Augenblick pre?te sich ihm eine Lanzenspitze vorsichtig, aber unmi?verstandlich zwischen die Schulterblatter. »Ruhig, Dummkopf!« sagte er gereizt, aber leise. »Ich bin es, Don Rumata!«

Die Lanze zog sich zuruck. Rumata schob einen Stuhl zu dem Lichtstreifen hin, setzte sich nieder, schlug ein Bein uber und gahnte so laut, da? man es horen mu?te. Dann beobachtete er. Die Spinnen waren zusammengetroffen. Don Reba sa? in angespannter Pose, stutzte die Ellbogen auf den Tisch und verschrankte die Finger. Zu seiner Rechten lag auf einem Sto? Papier ein schweres Wurfmesser mit holzernem Griff.

Auf dem Gesicht des Ministers lag ein angenehmes, wenn auch etwas starres Lacheln. Der ehrenwerte Waga sa? auf dem Sofa mit dem Rucken zu Rumata. Er glich einem wunderlichen alten Magnaten, der die letzten drei?ig Jahre seines Lebens vollig abgeschieden auf einem Landsitz zugebracht hatte.

»Die Murgeln sind verkrochnet«, sagte er, »und die Krachstampeln schlurren uns bangs mit aufgequapperten Greumen um die Warrein. Und das sind schon zwanzig lange Zackerlinge. Krumpf und krassig wurde ich denen auf die Schnolle schraben. Aber die Zackerlinge scharmaunern zunklich. Darauf brimstern wir auch unseren Frunke. Das ist unser Beispall …«

Don Reba umfa?te sein ausrasiertes Kinn.

 »Schwurrebar eingebrohmt«, sagte er nachdenklich. Waga zuckte mit den Schultern.

»Das ist krapaul unser Beispall. Mit uns zu kruckeln wurde ich Ihnen nicht flarren. Also auf Krammscheid?«

»Auf Krammscheid«, sagte der Sicherheitsminister fest entschlossen.

»Und schmacks ab«, sagte Waga und erhob sich. Rumata, der diesem Unsinn verblufft zugehort hatte, entdeckte in Wagas Gesicht einen buschigen Schnurrbart und einen kleinen grauen Spitzbart. Ein echter Hofling aus der Regierungszeit des vorigen Konigs.

»Es war eine angenehme Unterhaltung«, sagte Waga. Don Reba erhob sich ebenfalls.

»Das Gesprach mit Ihnen verschaffte mir gro?tes Vergnugen«, sagte er. »Zum erstenmal in meinem Leben sehe ich einen so kuhnen Menschen wie Sie, Verehrtester …«

»Ich auch«, sagte Waga mit gelangweilter Stimme. »Ich bin ebenso erstaunt wie stolz uber die Kuhnheit des Ersten Ministers unseres Konigreichs.«

Er dreht Don Reba seinen Rucken zu und ging, auf einen Stock gestutzt, dem Ausgang zu. Don Reba wandte seinen nachdenklichen Blick nicht von ihm ab und legte seine Hand zerstreut auf den Griff des Messers. Unmittelbar darauf pustete jemand im Rucken Rumatas aus voller Kraft, und der lange blaue Lauf eines Blasrohres fuhr an seinem Ohr vorbei zu dem Spalt zwischen den Vorhangen. Eine Sekunde lang

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