ist denn der Quacksalber? Sie haben mir doch einen Arzt versprochen nach dem Mittagessen?«

»Er ist hier, Eure Hoheit«, sagte Don Reba. »Befehlen Sie, zu rufen?«

»Befehle ich? Da hort sich alles auf! Wenn Sie solche Schmerzen im Knie hatten, wurden Sie quieken wie ein Schwein …! Lassen Sie ihn sofort bringen!«

Rumata lehnte sich in seinem Stuhl zuruck, um besser zu sehen. Don Reba hob die Hand uber seinen Kopf und schnalzte mit den Fingern. Die Tur ging auf, und in den Saal trat unter standigen Verbeugungen ein gebuckter alter Mann in einer bodenlangen Mantille, welche mit den Abbildungen von silbernen Spinnen, Sternen und Schlangen geschmuckt war. Unter dem Arm hielt er eine langliche, flache Tasche. Rumata war besorgt und ein wenig enttauscht: Er hatte sich Budach ganz anders vorgestellt. Ein weiser Mann und Humanist, der Autor des allumfassenden Traktats uber die Gifte, konnte doch unmoglich so unruhig hin und her laufende entzundete Augen haben, vor Furcht bebende Lippen und ein klagliches, unterwurfiges Lacheln. Aber da fiel ihm der Dichter Gur ein. Offenbar war die Verfolgung eines irukanischen Spions ein literarisches Gesprach im Kabinett Don Rebas wert. Reba am Ohr zu fassen ware schon, dachte er und schnalzte im Geist mit der Zunge. Ins Verlie? sollte man ihn schleppen. Und den Folterknechten sagen: Da habt ihr einen irukanischen Spion, der sich als arkanarischer Sicherheitsminister verkleidet hat. Der Konig hat befohlen, aus ihm herauszubekommen, wo sich der echte Minister befindet. An die Arbeit! Und wehe euch, wenn er fruher stirbt als in einer Woche … Er mu?te sogar sein Gesicht mit der Hand bedecken, damit ihn niemand sehen konnte. Welch ein schreckliches Ding, dieser Ha? …

»Na, na also, komm schon her, du Quacksalber«, sagte der Konig. »Ach du, mein Bruderchen, du Geistesriese. Na, setz dich her, setz dich, sag ich dir, und fang schon an!«

Der ungluckliche Budach machte sich ans Werk. Sein Gesicht verzerrte sich vor Angst.

»Weiter, weiter«, maulte der Konig. »Mach schon weiter, sag ich dir! Auf die Knie mit dir, deine eigenen Knie werden dir doch nicht weh tun? Hat sie sich selbst geheilt, der Teufel! Und jetzt zeig einmal deine Zahne her! Sooo. Na, allerhand, deine Zahne.Wenn ich nur solche hatte … Und auch die Hande sind in Ordnung, kraftig. Gesund ist er, gesund, und trotzdem ein Geistesriese … Na ja … Also, mein Taubchen, mach weiter, kuriere mich, was stehst du da herum …«

»Eu-eure Ma-majestat … ge-geruhen das kranke Bein zu zeigen … das Bein …«, brachte der Arzt stotternd hervor. Rumata hob die Augen.

Der Arzt kniete vor dem Konig nieder und untersuchte vorsichtig sein Bein.

»He, he!« schnaubte der Konig. »Was soll das! Ruhr mich nicht an! Hast du einmal damit begonnen, so kurier mich nun!«

»M-mir ist schon alles klar, Eure Majestat«, murmelte der Arzt nervos und machte sich eilig daran, in seiner Tasche zu kramen. Die Gaste horten auf zu kauen. Die Aristokraten niederen Adels am unteren Tischende standen sogar von ihren Sitzen auf und reckten die Halse, brennend vor Neugierde.

Budach entnahm der Tasche einige Flaschchen aus Stein, entkorkte sie, roch an einem nach dem andern und stellte sie dann in einer Reihe auf. Dann nahm er den Pokal des Konigs und fullte ihn zur Halfte mit Wein. Wahrend er mit seinen Handen uber dem Pokal geheimnisvolle Bewegungen vollfuhrte, flusterte er Beschworungsformeln und go? dann rasch den Inhalt samtlicher Flaschchen in den Becher. Im Saal verbreitete sich ein deutlicher Geruch von Salmiakgeist. Der Konig kniff die Lippen zusammen, schaute in den Becher, rumpfte die Nase und blickte zu Don Reba hin. Der Minister lachelte mitfuhlend. Den Hoflingen stockte der Atem. Was tut er denn blo?, dachte Rumata verwundert, der Alte hat doch die Gicht! Was hat er da zusammengebraut? In seinem Traktat ist doch deutlich gesagt: Die geschwollenen Gliedma?en mit dem dreytaegichten Gifte der Schlange Qu eynreyben. Moglicherweise ist das zum Einreiben?

»Was soll das?« fragte der Konig mi?trauisch und deutete mit dem Kopf zum Becher hin. »Zum Einreiben, was?«

»Ganz und gar nicht, Eure Majestat«, sagte Budach. Er hatte sich schon etwas gefa?t. »Das ist innerlich.«

»In-ner-lich?« Der Konig blies die Backen auf und lehnte sich im Sessel zuruck. »Ich will nicht innerlich! Reib mich ein!«

»Wie Eure Majestat befehlen«, sagte Budach gehorsam. »Aber ich gestatte mir, Majestat zu warnen, da? eine Einreibung uberhaupt nichts nutzen wird.«

»Warum machen dann alle Einreibungen«, sagte der Konig murrisch, »und du willst mir unbedingt diese Scheu?lichkeit einflo?en?«

»Eure Majestat«, sagte Budach und richtete sich stolz auf. »Diese Arznei ist allein mir bekannt. Ich habe damit den Onkel des Herzogs von Irukan geheilt. Und was die Einreiber betrifft, so haben sie Majestat nicht gesund gemacht …«

Der Konig schaute zu Don Reba. Don Reba lachelte mitfuhlend. »Du Gauner!« sagte der Konig mit unangenehmer Stimme zu dem Arzt. »Du Bauernlummel! Du lausiger Besserwisser!« Er ergriff den Pokal. »Da, ich schmei? dir den Becher zwischen die Zahne …« Er

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