ausgebreitet und wurde von einer herunterhängenden Laterne erleuchtet. Sofort wurde McClellan das Ziel eines gewalttätigen Insektenangriffs. Mißmutig versuchte er, mit der Karte fertig zu werden, damit er die Laterne löschen und sich ins Zelt zurückziehen konnte.

Mit einem roten Stift kennzeichnete er den Punkt, an dem sie sich befanden: fünfzehn Meilen nördlich einer kleinen Stadt namens Willard. In dem Gebiet weiter nördlich gab es nur vereinzelte Bauernhäuser und ein oder zwei winzige Dörfer, deren Bewohner wahrscheinlich ziemlich isoliert waren. Man konnte davon ausgehen, daß sie Hilfe dringend nötig hatten, obwohl niemand ganz genau sagen konnte, wie es den einzelnen Familien in diesem Gebiet ging, das McClellans Truppe noch durchkämmen mußte. Was sie erwartete, darüber konnten sie nur spekulieren, weil das Kommunikationsnetz schon ganz zu Anfang des Notstandes zusammengebrochen war.

Der Bezirk war in Sektoren aufgeteilt worden, und jeder dieser Sektoren wurde von Freiwilligen und Truppenmitgliedern der Nationalgarde durchstreift. Ein Ziel war es, den Kontakt zur Außenwelt für die Menschen in diesem Gebiet wiederherzustellen. Zum einen waren die Telefonleitungen zusammengebrochen, zum anderen waren auch einige

Elektrizitätswerke stillgelegt. In diesen Gemeinden sollten außerdem wieder Sicherheit, Ruhe und Ordnung hergestellt werden, denn die Menschen in den Dörfern und Kleinstädten hatten nicht nur mit den grauenhaften Zombies zu kämpfen, sondern dort wurde die Ordnung auch von Plünderern und Vergewaltigern bedroht, die das Durcheinander ausnutzten. Außerdem sollten Rettungstrupps in die besonders einsamen Landstriche geschickt werden, weil es sehr gut möglich war, daß einige Leute in ihren Häusern festsaßen und keine Gelegenheit hatten, sich zu verteidigen oder um Hilfe zu rufen.

Zufälligerweise war McClellans Abschnitt besonders gefährlich. Zusätzlich zu den kürzlich Verstorbenen aus dem Krankenhaus, den Leichenschauhäusern und

Bestattungsunternehmen war noch ein Bus voller Menschen durch eine Absperrung gerast und eine Uferböschung hinuntergerauscht, weil der Fahrer zu Tode erschrak, als die Toten hinter einer Kurve plötzlich vor seinem Bus auftauchten. Man konnte davon ausgehen, daß alle Insassen den Tod gefunden hatten, denn als McClellans Truppe an der Unfallstelle auftauchte, wanderten dort nur wenige Zombies ziellos herum. Sie wurden abgeschossen und auf der Stelle verbrannt. Eine dieser scheußlichen Kreaturen, aus deren Brustkorb mehrere Rippen herausragten, trug die Uniform eines Busfahrers, und deshalb war McClellan klar, was mit den anderen geschehen war. Lange bevor die Wahrheit an die Öffentlichkeit drang, wußten McClellan und seine Männer, die in den gefährdeten Gebieten unterwegs waren, daß die Aggressoren wieder zum Leben erwachte Tote waren und daß jeder, der starb, eine gute Chance hatte, auch ein Aggressor zu werden. Obwohl viele Männer mit Messern und Macheten ausgerüstet wären, um sich vor Wunden und Verseuchung zu schützen, war ihr wichtigstes Anliegen, die Kannibalen nicht allzu dicht an sich heranzulassen. Wo es ging, schossen sie die Angreifer aus der Ferne nieder, zerrten die Toten dann mit Fleischerhaken an eine bestimmte Stelle, wo sie aufeinandergelegt wurden. Dann wurden sie mit Benzin überschüttet und angezündet. Jeder, der einen Fleischerhaken angefaßt hatte oder mit einem der gräßlichen Wesen in Berührung gekommen war, wusch sich die Hände mit Unmengen von Seife und Wasser und desinfizierte sie danach mit Alkohol. Es war nicht bekannt, ob diese Maßnahmen wirklich nützten, aber bis jetzt hatte es zumindest den Anschein - und außerdem wußte niemand, was man unter diesen Umständen sonst tun konnte.

Als McClellan vor ein paar Stunden sein Fernsehinterview gegeben hatte, hatte es in seiner Truppe weder Tote noch Verletzte gegeben, und daran hatte sich auch während der letzten acht Stunden auf dem Feld nichts geändert.

Hin und wieder hatten sie sich aufgeteilt, und es war ihnen gelungen, während dieses langen Tages einige isolierte Bauernhäuser zu sichern. Ein paar Menschen waren noch am Leben gewesen, aber sie waren auch über ein paar Tote gestolpert, die angefressen worden waren. Sie hatten auch einige Wesen abgeschossen, wenn es offensichtlich war, daß sie nicht mehr tot und auch keine Menschen mehr waren.

Jetzt, mit den Erfahrungen dieses Tages, hatte der Sheriff die Möglichkeit, die Aufgabe, die noch vor ihm lag, einschätzen und beurteilen zu können. Wieder betrachtete er die Karte, auf der das Gebiet eingezeichnet war, das noch durchkämmt werden mußte. Er ging davon aus, daß er drei oder vier Tage dafür brauchte, wenn er die Männer nur gehörig antrieb. Er haßte es, sie unter Druck zu setzen, könnte es aber mit Nachdruck, wenn es sein mußte. Und es gab Situationen, wie zum Beispiel diese hier, wo es absolut notwendig war. Jeder konnte sich ausrechnen, daß eine Menge Menschenleben davon abhing, wie schnell seine Truppe in der Lage war, zu ihnen zu stoßen.

Als McClellan auf eine Mücke schlug, die sich gerade auf seiner Stirn niedergelassen hatte, fiel ein großer Schatten auf seinen Kartentisch. Als er aufblickte, stand sein Hilfssheriff,

George Henderson, vor ihm.

George war ein kräftiger, drahtiger Mann mittlerer Größe, der Jagdkleidung trug, die schon gut eingetragen war und sich seinem Körper angepaßt hatte, wie es Kleidungsstücke nun mal tun, wenn sie sich an den Körper ihres Trägers gewöhnt haben. Er nahm sein Gewehr von der Schulter und kratzte sein stoppeliges Kinn.

»Sie stehen mir im Licht«, sagte McClellan mürrisch. Sein Kopf war nach vorne geneigt, als betrachte er immer noch die Karte.

George stieß ein kurzes Grunzen aus, das gerade noch als Lachen durchgehen konnte, und trat beiseite. Es ärgerte ihn, daß ihm keine schlagfertige Antwort einfiel, die er McClellan vor den Kopf knallen konnte. Statt dessen sagte er: »Ich habe die Wachen kontrolliert. Fünf von den Hundesöhnen haben gepennt.«

»Sie machen Witze«, sagte McClellan und schob den Kartentisch beiseite, als wolle er losziehen und über die fünf Männer herfallen.

»Ja«, sagte George.

Er meinte, ja, er habe einen Witz gemacht. Dann kicherte er, und diesmal war es McClellan, der nur kurz schnaubte.

»Alle Wachen sind auf ihren Posten gewesen«, sagte George. »Ich habe ihnen aufgetragen, schwarzen Kaffee mitzunehmen, damit sie wach bleiben.«

»Wenn eine dieser Kreaturen in dieses Lager gelangen sollte, während diese Männer in ihren Schlafsäcken -«

»Ein Großteil von ihnen hat eine Pistole mit in den Schlafsack genommen. Und die, die keine haben, haben ihre Gewehre oder Macheten in Reichweite.«

»Wir dürfen die Feuer nicht ausgehen lassen«, sagte McClellan. »Geben Sie beim nächsten Wachwechsel den Befehl

aus, daß die Lagerfeuer die ganze Nacht über mit Holz versorgt werden müssen.«

»In Ordnung«, sagte George. »Aber daran habe ich auch schon gedacht. Das wollte ich ihnen sowieso auftragen.«

McClellan grunzte, als ob George nicht fähig wäre, sich so etwas selbst einfallen zu lassen.

»Sie sind nur genervt, weil Ihnen das nicht gleich eingefallen ist«, sagte George. Er zog einen Klappstuhl heran und nahm in der Nähe des Tisches Platz. »Sitze ich Ihnen immer noch im Licht?« fragte er. In seiner Stimme schwang ein Hauch Sarkasmus mit.

»Warum gehen Sie nicht los und besorgen sich eine Tasse Kaffee?« war McClellans einzige Antwort - als schlage er das nur vor, um George loszuwerden.

»Haben Sie welchen?« fragte George.

»Nee. Ich will ja nicht wach bleiben.«

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