Ben saß an einer Betonwand gelehnt in einer Ecke und weinte leise.

Er betrachtete die Wunde an seinem Arm. Und die Blutspritzer auf seiner Hose.

Oben war der Lärm der Zombies verstummt. Vielleicht waren immer noch ein paar im Haus und lauerten schweigend.

Vor Erschöpfung sackte schließlich Bens Kopf nach unten, und er fiel in einen qualvollen, nervösen Schlaf.

Seine letzten Gedanken galten seinen Kindern.

Sonnenaufgang.

Vogelgezwitscher. Dann das Bellen von Hunden und menschliche Stimmen.

Die Sonne ging auf, strahlend hell und warm. Dunst lag über dem hohen Gras einer Weide.

Entfernte Geräusche.

Das Surren eines Hubschraubers.

Männer mit Hunden und Waffen, die durch einen Wald marschierten, der unterhalb der Weide lag. Schreie... gedämpfte Unterhaltung... Das Hecheln von Hunden, die an ihren Leinen zogen... Sheriff McClellans Truppe.

Ben schrak zusammen und wurde plötzlich wach - er schreckte auf und wußte nicht, was los war.

Er glaubte, einen Hubschrauber gehört zu haben. Oder vielleicht hatte er auch nur geträumt.

Er lauschte.

Nichts.

Dann, ein wenig entfernt, das Schlagen von Metallflügeln.

Ein Hubschrauber. Ganz bestimmt.

Ben umklammerte das Gewehr, horchte und schaute sich um. Der Keller war nicht mehr dunkel, aber richtig hell war es auch nicht. Es war staubig und feucht. Unterschiedliche Grautöne tauchten im Keller auf. Ein kleines bißchen Sonnenlicht drang durch die winzigen Kellerfenster weit oben.

Das Hubschrauberbrummen wurde zusehends lauter... und erstarb dann. Ben strengte seine Ohren an, aber er konnte nichts mehr hören, das auf menschliche Aktivitäten schließen ließ.

Schließlich stand er zaghaft auf und versuchte an den Leichen von Helen und Harry Cooper vorbeizukommen, ohne einen Blick auf sie werfen zu müssen. Langsam schlich er die Kellertreppe hoch.

Die Stufen knarzten. Das Geräusch irritierte ihn, aber er blieb nur einen kurzen Augenblick stehen. Dann stieg er weiter zur verbarrikadierten Tür hinauf.

Ein paar Männer, die Schäferhunde neben sich führten, kamen aus dem Wald und blieben am Rand der sonnenbeschienenen, dunstigen Weide kurz stehen. Sie blickten sich aufmerksam um, weil auf der Weide möglicherweise Gefahren lauerten. Die Stiefel und Hosenbeine der Männer waren feucht, denn sie waren lange Zeit durch das nasse Gras marschiert.

Sheriff McClellan war neben dichtem Buschwerk stehengeblieben. Er keuchte aufgrund seines Übergewichts und weil es eine schwierige Aufgabe war, die Männer durch den Wald zu führen. Keiner von ihnen hatte etwas gegessen oder eine Pause gemacht. McClellan hatte sein Gewehr und seine Pistole bei sich und einen Munitionsgürtel über die Schulter geworfen. Er warf einen Blick zurück und wischte sich mit einem zusammengeknäulten, schmutzigen Taschentuch den Schweiß von der Stirn.

Nach ihm kamen noch einige andere Männer aus dem Wald ins Freie gelaufen. McClellan brüllte ihnen entgegen.

»Na los - macht jetzt mal etwas schneller! Man kann ja nie sagen, womit wir's jetzt hier oben zu tun haben werden -«

Er brach ab, als sein Hilfssheriff, George Henderson, zu ihm trat und den Mund öffnete, um ihm etwas mitzuteilen.

Aber McClellan sprach zuerst.

»Haben Sie Kontakt zu den Streifenwagen gehalten, George?«

George trug ein Schweißband und war mit einem Gewehr und einer Seitenwaffe ausgerüstet - außerdem trug er ein Sprechgerät auf dem Rücken. Schwer atmend bewegte er die Schultern und zog die Riemen seines Gepäcks fest. »Ja... sie wissen, wo wir sind. Die sollten uns beim Bauernhof der Millers treffen.«

»Gut«, sagte McClellan. »Die Männer sind hundemüde. Die können eine Ruhepause und heißen Kaffee vertragen...« Dann drehte er sich zu den Männern um, die von hinten anmarschiert kamen, und rief: »Jetzt müssen wir uns ranhalten - die Streifenwagen erwarten uns mit Kaffee und belegten Broten beim Haus!«

Die Männer liefen über die Weide, und schon bald darauf kämmten sie vorsichtig das Waldstück auf der anderen Seite durch.

Ben stand oben auf der Kellertreppe, legte das Ohr an die verbarrikadierte Tür und lauschte angespannt.

Schon seit langem hatte er keinen Hubschrauberlärm mehr gehört; vielleicht war der irgendwo gelandet oder war wieder weggeflogen. Ben wünschte sich, er wäre oben gewesen, dann hätte er ihm vom Rasen aus zuwinken können.

Dann - ganz weit weg - hörte er das unverkennbare Bellen eines Hundes.

Er horchte lange Zeit, aber er hörte ansonsten nichts mehr.

Er war kurz davor, die Barrikade herunterzureißen und das Risiko einzugehen, nach draußen zu laufen und sich dort umzusehen.

Als sich die Männer durch den schmalen Baumgürtel auf der anderen Seite der Weide arbeiteten, kamen sie auf den Friedhof, den Barbara und John besucht hatten, um den Kranz für ihren Vater abzulegen. Die Truppe marschierte weiter und lief zwischen den Grabsteinen hindurch.

Ein Stück weiter die Straße hinunter, auf einem Abhang, stießen sie auf Barbaras Wagen, dessen Fensterscheibe eingeschlagen war. Das Licht war eingeschaltet, aber die Batterie war offenbar leer. Blutspuren waren nicht zu sehen, und die Männer konnten auch keine Leichen in der Nähe des Wagens entdecken.

»Wer auch immer hiermit gefahren ist, er konnte wahrscheinlich fliehen und ist entkommen«, sagte McClellan voller Hoffnung. »Weiter, Männer! Hier können wir nichts mehr ausrichten.«

Die Männer verließen den Friedhof und kamen auf die zweispurige Asphaltstraße, wo mehrere Streifenwagen standen und auf sie warteten. Außerdem waren da noch ein oder zwei Motorradpolizisten. Einer von ihnen stieg ab und salutierte vor McClellan.

»Hallo, Sheriff! Na, wie steht's?«

McClellan ging auf den Motorradpolizisten zu, tupfte seine Stirn ab und blieb stehen, um ihm die Hand zu schütteln. In der Zwischenzeit holte die Truppe auf und formierte sich neu.

McClellan sagte: »Bin wirklich froh, euch Jungs zu sehen, Charlie. Wir sind schon ganz schön fertig, aber ich will die Aktion nicht abbrechen, bevor wir dort drüben bei dem MillerHaus sind. Hoffentlich haben wir keine Zeit vertrödelt, während jemand auf unsere Hilfe wartet. Wir werden erst mal nachschauen und dann eine Pause einlegen und Kaffee trinken.«

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