sie wurde schlafen konnen, aber wenigstens konnte sie hei? duschen und sich dann hinlegen. Sie war erschopft, hatte Ruckenschmerzen, weil sie sich krampfhaft ubergeben hatte, und stank nach ihrem eigenen Schwei?.
Sie schaltete den Computer aus und schleppte sich muhsam in den ersten Stock hinauf, wobei sie das Gelander umklammerte, weil sie zu wissen glaubte, dass sie sonst ohnmachtig werden und die Treppe hinuntersturzen wurde. Das hei?e Wasser linderte ihre Ruckenschmerzen, und ein paar Tylenol wurden sie bis gegen zwei Uhr vermutlich weiter lindern; sie war davon uberzeugt, dass sie dann noch immer wach sein wurde. Als sie das Tylenol in den Medizinschrank zuruckstellte, nahm sie das Flaschchen mit Ambien heraus, behielt es fast eine Minute lang in der Hand und stellte es dann ebenfalls zuruck. Es wurde ihr keinen Schlaf bringen, sondern sie nur benommen
Sie legte sich hin und sah zu dem Nachttisch auf der anderen Seite des Betts hinuber. Bobs Wecker. Bobs Ersatzlesebrille. Ein Buch mit dem Titel
Sie knipste ihre Lampe aus, sah Stacey Moore mit gefesselten Handen tot vor dem Maiskasten knien, in dem ihr Kopf steckte, und machte wieder Licht. In den meisten Nachten war das Dunkel ihr Freund - der gutige Vorbote des Schlafs -, aber nicht in dieser Nacht. Heute Nacht war das Dunkel von Bobs unaussprechlichem Harem bevolkert.
Aber wenn man genugend Katzenhaare findet …
Sie lag da, sogar noch wacher, als sie zu sein befurchtet hatte, und ihre Gedanken bewegten sich im Kreis, mal dachte sie an die Opfer, mal an ihre Kinder, mal an sich selbst, sogar an eine langst vergessene Geschichte aus der Bibel uber Jesus, der im Garten Gethsemane betete. Als sie glaubte, mindestens eine Stunde mit diesem elend sorgenvollen Rundlauf verbracht zu haben, sah sie auf Bobs Wecker, dass nur zwolf Minuten verstrichen waren. Sie richtete sich kurz auf einem Ellbogen auf, um den Wecker von sich weg zum Fenster hinzudrehen.
Irgendwann merkte sie, dass sie sich an ein Jahr in fruher Kindheit erinnerte, in dem sie auf der Suche nach Spiegeln durchs Haus gestreift war. Sie hatte sich vor ihnen aufgebaut, beide Hande seitlich ans Gesicht gelegt und mit der Nasenspitze das Glas beruhrt, ohne jedoch zu atmen, damit der Spiegel nicht beschlug.
Wenn ihre Mutter sie so antraf, war sie immer weggeschubst worden.
Wie alt war sie damals gewesen? Vier? Funf? Zu jung, um zu erklaren, dass sie sich ohnehin nicht fur ihr Spiegelbild interessierte - jedenfalls nicht in erster Linie. Sie war davon uberzeugt gewesen, Spiegel seien Portale in eine andere Welt, und was sie darin sah, sei nicht
Im Lichtkreis ihrer Nachttischlampe dosend, ohne es recht zu merken, vermutete Darcy, dass sie einige Zeit bei einem Kinderpsychiater hatte verbringen mussen, wenn sie imstande gewesen ware, ihrer Mutter zu erklaren, wonach sie Ausschau hielt, und ihr von dem Dunkleren Madchen erzahlt hatte, das nicht ganz sie selbst war. Dabei war es nicht das Madchen gewesen, das sie interessiert hatte, es war niemals das Madchen gewesen. Interessiert hatte sie die Vorstellung, hinter den Spiegeln liege eine ganze neue Welt, und wenn man durch dieses andere Haus (das Dunklere Haus) gehen und aus der Tur treten konne, erwarte einen dort der Rest jener Welt.
Naturlich hatte diese Idee sich wieder gegeben, und dank einer neuen Puppe (die sie nach dem Pfannkuchensirup, den sie so liebte, Mrs. Butterworth nannte) und einer neuen Puppenstube war sie zu akzeptableren Kleinmadchenphantasien ubergegangen: kochen, putzen, einkaufen, das Baby ausschimpfen, sich zum Abendessen umziehen. Jetzt, nach all den Jahren, hatte sie doch einen Weg durch den Spiegel gefunden. Nur erwartete sie in dem Dunkleren Haus kein kleines Madchen; stattdessen gab es anscheinend einen Dunkleren Ehemann, der die ganze Zeit hinter dem Spiegel gelebt und dort schreckliche Dinge getan hatte.
Aber dann uberwaltigte der Schlaf Darcy, und obwohl diese sanfte Nahrmutter sie nicht weit tragen konnte, glatteten die Falten auf ihrer Stirn und in den Winkeln ihrer geroteten, verschwollenen Augen sich etwas. Sie war dem Bewusstsein nahe genug, um sich zu bewegen, als ihr Mann in die Einfahrt abbog, aber nicht genug, um aufzuwachen. Das hatte sie vielleicht getan, waren die Scheinwerferstrahlen des Suburban uber die Zimmerdecke gehuscht, aber Bob hatte sie schon eine halbe Stra?e vorher ausgeschaltet, um sie nicht aufzuwecken.
8
Eine Katze streichelte ihre Wange mit samtweicher Pfote. Ganz leicht, aber sehr nachdrucklich.
Darcy versuchte sie wegzuwischen, aber ihre Hand schien eine halbe Tonne zu wiegen. Und dies war ohnehin nur ein Traum - es musste einer sein, weil sie keine Katze hatten.
Jetzt streichelte die Pfote ihren Pony und die Stirn darunter, und das konnte keine Katze sein, weil Katzen nicht reden konnten.
»Wach auf, Darce. Wach auf, Schatz. Wir mussen miteinander reden.«
Eine Stimme, sanft und wohltuend wie die Beruhrung. Bobs Stimme. Und keine Katzenpfote, sondern eine Hand. Bobs Hand. Nur konnte das nicht seine sein, weil er in Montp…
Sie riss die Augen auf, und da war er tatsachlich, sa? neben ihr auf der Bettkante und streichelte ihr Gesicht und ihr Haar, wie er es manchmal tat, wenn sie gesundheitlich nicht ganz auf dem Posten war. Er trug einen Dreiteiler von Joseph A. Bank (dort kaufte er alle seine Anzuge und nannte das Geschaft - ein weiterer seiner halb amusanten Ausdrucke - »Joss-Bank«), aber Weste und Hemdkragen waren aufgeknopft. Sie konnte sehen, dass ein Ende seiner Krawatte wie eine rote Zunge aus seiner Jackentasche ragte. Der Bauch quoll ihm uber den Gurtel, und ihr erster zusammenhangender Gedanke war:
»Wa…?« Es kam als fast unverstandliches Krachzen heraus.
Er lachelte und streichelte weiter ihr Haar, ihre Wange, ihren Nacken. Sie rausperte sich und versuchte es noch einmal.
»Was machst du hier, Bobby? Es muss schon …« Sie hob den Kopf, um auf seinen Wecker zu sehen, aber das nutzte naturlich nichts. Sie hatte das Zifferblatt zum Fenster hin weggedreht.
Er sah auf seine Armbanduhr. Er hatte gelachelt, wahrend er sie wachgestreichelt hatte, und er lachelte auch jetzt. »Viertel vor drei. Nachdem wir telefoniert haben, habe ich
Seine Hand, die ihr Gesicht streichelte. Diese Beruhrung war ihr vertraut, selbst der Geruch war vertraut,