naherten.

Die Junioren latschten einfach ubers Gras.

Barnaby stand wutend auf. »Herrgott! Wollen Sie alle Spuren zertrampeln?«

Die Manner blieben stehen, doch der Anfuhrer, ein gro?er Bursche im Anzug, ging weiter. »Wer sind Sie uberhaupt?«

Seine Stimme klang lassig und hochnasig.

»Ich bin Detective Lieutenant Hutchinson Barnaby«, erwiderte Barnaby. »Und das ist Sergeant Harry Fenton. Wir sind von der Polizei von Santa Fe.«

Fenton warf den Mannern ein kurzes Lacheln zu. Es war aber kaum mehr als ein Zahnefletschen.

»Sind Sie die Sohne?«

»Ja, genau«, sagte der Anzug.

Fentons Lippen zuckten erneut.

Barnaby brauchte einen Moment, um die Sohne als mogliche Verdachtige abzuschatzen. Der Hanf-Hippie hatte ein ehrliches, offenes Gesicht. Er war vielleicht nicht die hellste Leuchte im Laden, aber sicher kein Rauber. Barnaby registrierte respektvoll, dass die Pferdekacke an den Stiefeln des Cowboy-Typs echt war. Dann war da noch der Laffe im Anzug, der aussah wie ein New Yorker. Laut Hutch Barnabys Einstellung war jeder New Yorker ein potentieller Morder. Selbst die New Yorker Omas. Er musterte die Manner erneut: Drei unterschiedlichere Bruder konnte man sich nicht vorstellen. Komisch, dass so was in einer Familie vorkam.

»Dies hier ist ein Tatort, meine Herren, deswegen muss ich Sie bitten, das Gelande zu verlassen. Gehen Sie durchs Tor nach drau?en, stellen Sie sich unter einen Baum und warten Sie auf uns. In Ordnung? Laufen Sie bitte nicht hier herum; fassen Sie nichts an und reden Sie nicht miteinander uber das Verbrechen oder uber das, was Sie beobachtet haben.«

Barnaby drehte sich um, dann fiel ihm noch etwas ein:

»Die ganze Sammlung ist weg?«

»Das hab ich doch schon am Telefon gesagt«, sagte der Anzug.

»Wie viel - uber'n Daumen - war sie wert?«

»Ungefahr funfhundert Millionen.«

Barnaby griff an seine Hutkrempe und schaute Fenton an.

Der Ausdruck unverhullter Freude auf dem Gesicht seines Kollegen reichte aus, um einem Zuhalter Angst einzujagen.

Als Barnaby zum Haus ging, fiel ihm ein, dass er lieber vorsichtig sein sollte, denn dieser Fall wurde zu jeder Menge Nachfragen fuhren. Das FBI, Interpol und Gott wei? wer wurden sich einmischen. Aber es war wohl in Ordnung, wenn sie sich kurz umsahen, bevor die Spurensicherung aufkreuzte. Er klemmte die Daumen hinter den Gurtel und schaute sich das Haus an. Ob die Sammlung wohl versichert gewesen war? Auch das musste eruiert werden. Wenn ja, war Maxwell Broadbent vielleicht nicht ganz tot. Vielleicht schlurfte er in diesem Moment in Begleitung eines scharfen Hasen am Strand von Phuket Margaritas.

»War Broadbent versichert?«, fragte Fenton.

Barnaby grinste seinen Partner an, dann richtete er den Blick wieder auf das Haus. Er begutachtete die eingeschlagene Scheibe, das Durcheinander der Fu?abdrucke auf dem Kies, das zertrampelte Buschwerk. Die frischen Spuren hatten die Sohne hinterlassen, aber es gab hier auch noch eine ganze Reihe alterer Fu?abdrucke. Barnaby sah, wo der Um-zugslaster geparkt hatte, wo er schwerfallig hin und her manovriert worden war. Offenbar waren seit dem Raub ein bis zwei Wochen vergangen.

Das Wichtigste war das Aufspuren der Leiche - falls es eine gab. Barnaby betrat das Haus. Er begutachtete die Klebebander, das Blisterverpackungsmaterial, die Nagel und liegen gebliebenen Holzstuckchen. Auf dem Laufer fanden sich Sagespane. Au?erdem bemerkte er schwache Vertiefungen. Die Leute hatten tatsachlich eine Tischsage mitgebracht. Man hatte au?ergewohnlich professionelle Arbeit geleistet, die nicht ohne Larm abgegangen war. Die Diebe hatten nicht nur genau gewusst, was sie taten, sie hatten sich auch Zeit gelassen, um das Ding richtig zu drehen.

Barnaby hob die Nase witternd in die Luft. Es roch nicht nach dem su?sauren Gestank einer Leiche.

Im Haus wirkte der Raub ebenso lang her wie drau?en. Es musste vor einer Woche passiert sein. Vielleicht auch vor zweien. Barnaby buckte sich und schnuffelte am Ende eines abgesagten Holzstucks. Es roch nicht wie frisch abgesagt.

Er hob einen Grashalm auf, den jemand ins Haus geschleppt hatte, und zerbroselte ihn zwischen den Fingern.

Trocken. Auch die von einem schlurfenden Stiefel ins Haus getragenen Erdklumpchen waren absolut droge. Barnaby erinnerte sich: Heute vor zwei Wochen hatte es zum letzten Mal geregnet. An diesem Tag war es passiert; hochstens vierundzwanzig Stunden nach dem Regen, als der Boden noch nass gewesen war.

Er schlenderte durch einen riesigen gewolbten Mittelgang.

Sein Blick fiel auf die mit Bronzeplatten versehenen Sockel, auf denen einst Statuen gestanden hatten. Die gekalkten Wande zeigten schwach erkennbare Rechtecke. Dort hatten Gemalde gehangen. Auf Eisengestellen waren blassgelbe Kreise zu sehen, auf denen einst antike Behaltnisse gestanden hatten. In den leeren Regalen gab es verstaubte Lucken.

Auch dort hatten vermutlich Schatze geruht. Dunkle Stellen in den Bucherregalen zeigten an, wo man Bucher entfernt hatte.

Barnaby kam an die Schlafzimmertur und begutachtete eine Reihe schmutziger hinein- und hinausfuhrender Fu?abdrucke. Noch mehr getrocknete Erde. Herrgott, es waren mindestens ein halbes Dutzend Leute gewesen. Sie hatten sich heftig abgeplackt und waren mindestens einen, wenn nicht gar zwei Tage hier gewesen.

Im Schlafzimmer stand ein Apparat. Barnaby erkannte in ihm einen jener Schaumstoffautomaten, wie man sie bei UPS einsetzte. In einem anderen Raum fand er einen Ein-schwei?er fur gro?ere Gegenstande. Er stie? auf Holzstapel, Filzrollen, Metallverschlussband, Schrauben, Muttern und mehrere Handsagen. Liegen gebliebene Geratschaften, ein paar tausend Dollar wert. Die Diebe hatten sich nicht die Muhe gemacht, irgendetwas anderes mitzunehmen: Im Wohnzimmer standen ein Fernseher im Wert von tausend Dollar, ein Videorekorder, ein DVD- Player und zwei Computer. Barnaby dachte an seinen eigenen Schrottfernseher und an seinen Videorekorder und an die Raten, die er fur die Gerate noch abzahlte, mit denen seine Frau und ihr neuer Freund sich zweifellos jeden Abend Pornofilme rein-zogen.

Er stieg vorsichtig uber eine am Boden liegende Videokas-sette hinweg. »Drei zu funf, dass der Typ tot ist. Zwei zu funf, dass es sich um Versicherungsbetrug handelt.«

»Du lasst wahrhaftig kein Vergnugen aus, das das Leben einem bietet, Fenton.«

Irgendjemand musste diese ganzen Aktivitaten hier oben doch gesehen haben. Das Haus stand auf einem Hugel und war von Santa Fe aus uberall sichtbar. Hatte er sich vor zwei Wochen die Muhe gemacht, einen Blick aus dem Fenster seiner Hutte im Tal zu werfen, hatte er den Raub vielleicht sogar selbst beobachtet: Hier waren in der Nacht bestimmt alle Lichter an gewesen, und die Lasterscheinwerfer hatten den Hugel hinab geleuchtet. Er wunderte sich erneut uber die Dreistigkeit der Diebe. Wieso waren sie so rotz-frech vorgegangen? Das war doch nicht normal.

Barnaby warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Sie hatten nicht mehr viel Zeit. Der Wagen der Spurensicherung wurde jeden Moment hier sein.

Er durchquerte rasch und methodisch die Raume und schaute sich um. Notizen machte er sich allerdings keine.

Denn Notizen, das hatte er gelernt, kehrten immer wieder zuruck, um einen zu piesacken. Alle Raume waren geplundert. Die Leute hatten wirklich perfekt gearbeitet. In einem Zimmer hatten sie einen Haufen Schachteln ausgepackt.

Uberall lag Papier auf dem Boden verstreut. Barnaby hob ein Blatt auf. Es war irgendein Lieferschein. Er war vor einem Monat ausgestellt worden und bezog sich auf franzosische Kochtopfe und Pfannen im Wert von vierundzwan-zigtausend Dollar sowie deutsche und japanische Messer.

Wollte der Typ ein Restaurant aufmachen?

Im hinteren Teil des Schlafzimmers stie? er auf einen Schrank, der so gro? war, dass man in ihn hineingehen konnte - und auf eine riesige Stahltur, die einen Spalt offen stand.

»Fort Knox«, meinte Fenton.

Barnaby nickte. Irgendwie war es verwunderlich, dass es in einem Haus voller Millionen-Dollar-Gemalden

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