Sally legte auf den uber die Brucke schlendernden Hauser an. Die Brucke schaukelte zwar, aber sie glaubte, dass ihre Chance, einen Treffer zu landen, bei mehr als funfzig Prozent lag. Sie wurde noch gro?er werden, sobald er stehen blieb.
Hauser ging ungefahr drei?ig Meter an die Broadbents heran, dann hielt er an.
Sie konnte ihn toten - sie
Die Antwort war nicht schwierig. Dies hier war nicht der Film
Sally zahlte zehn Soldaten. Vier waren auf ihrer Seite, sechs auf der anderen. Sie hatte keine Chance, alle auszuschalten. An die auf der anderen Seite - sie waren praktisch au?er Schussweite - kam sie schon gar nicht heran. Die Pa-tronenkammer der Springfield enthielt nur funf Kugeln.
Wenn sie verschossen waren, musste sie den Verschluss zuruckziehen und die funf nachsten Patronen mit der Hand einlegen. Ein langwieriges Verfahren. Au?erdem verfugte sie ohnehin nur uber zehn Schuss.
Was sie auch tat: Es musste mit funf Schussen zu schaffen sein.
In Sally flammte ein Gefuhl von Panik auf. Sie musste sich etwas ausdenken. Sie brauchte einen Plan, der ein Resultat erbrachte, das sie alle uberleben lie?. Hauser stolzierte mit einem Gewehr auf ihre Freunde zu. Er hatte eindeutig die Absicht, sie zu toten. Ja, sie wurde ihn toten mussen - aber dann war auch fur die Broadbents alles aus.
Ihr Kopf war ein Chaos. Sie durfte keinen Fehler machen.
Eine zweite Chance gab es nicht. Es musste beim ersten Mal klappen. Sally ging jede Option durch, die ihr in den Sinn kam, aber alle endeten auf gleiche Weise: mit dem Tod der Broadbents. Ihre Hand zitterte. Hausers Gestalt ruckte im Zielfernrohr.
Sally schaute hilflos zu, als Hauser mit der Waffe auf sie zielte. Er lachelte. Er wirkte wie ein Mensch, dem ein Vergnugen bevorstand.
79
Tom musterte den uber die Brucke kommenden Hauser.
Sein Gesicht zeigte ein arrogantes, triumphierendes Lacheln. Er blieb etwa drei?ig Meter vor ihnen stehen und richtete die Mundung seiner Waffe auf Tom. »Rucksack abnehmen und hinlegen.«
Tom nahm den Rucksack vorsichtig vom Rucken, doch statt ihn hinzulegen, hielt er ihn an einem Riemen uber den Abgrund. »Da ist der Codex drin.«
Hauser feuerte einen Schuss ab, der etwa drei?ig Zentimeter vor Tom ein Stuck Bambus aus dem Gelander riss.
Tom ruhrte sich nicht. Der Rucksack baumelte weiterhin uber dem Abgrund. »Wenn Sie mich erschie?en, fallt er runter. «
Stille. Hauser richtete die Mundung seiner Waffe auf Maxwell Broadbent. »Na schon. Legen Sie ihn hin, sonst stirbt Ihr Daddy. Das war die letzte Warnung.«
»Soll er mich doch umbringen«, knurrte Broadbent.
»Und nach dem Daddy sind Ihre beiden Bruder dran. Seien Sie nicht blod, legen Sie das Ding hin.«
Nach einem kurzen Moment legte Tom den Rucksack hin.
Er hatte keine Wahl.
»Jetzt die Machete.«
Tom zog die Machete aus der Scheide und lie? sie fallen.
»Na bitte«, sagte Hauser. Seine Miene entspannte sich. Er schaute Toms Vater an. »Dass wir uns noch mal wiedersehen, Max ...«
Der alte Mann, der sich auf seine Sohne stutzte, um nicht zu fallen, hob den Kopf. »Du hast mit
Das Lacheln auf Hausers Gesicht sah nun frostiger aus.
»Ganz im Gegenteil. Du wirst das Vergnugen haben, sie vor dir sterben zu sehen.«
Broadbents Kopf fuhr ein Stuck herum. Tom hielt sich fest. Die Brucke schwankte leicht. Kalte Dunstschwaden waberten herauf. Borabay machte einen Schritt nach vorn, doch Philip hielt ihn auf.
»Ja, nun, wer ist der Erste? Der Indianer? Nein, den nehmen wir spater. Wir machen es nach dem Alter. Philip? Gehen Sie von den anderen weg, damit ich euch nicht alle auf einmal umbringen muss.«
Philip trat nach einem kurzen Zogern beiseite. Vernon streckte eine Hand nach ihm aus, erwischte seinen Arm und wollte ihn zuruckhalten. Philip schuttelte ihn ab und machte noch einen Schritt.
»Du wirst in der Holle schmoren, Hauser!«, brullte Maxwell Broadbent.
Hauser lachelte hoflich und hob die Mundung des Gewehrs. Tom wandte seinen Blick ab.
80
Doch der Schuss fiel nicht. Tom schaute auf. Irgendetwas hinter ihnen hatte Hausers Aufmerksamkeit abgelenkt.
Tom drehte sich um und sah einen schwarzen Blitz: Ein Tier hupfte uber ein Bruckentau auf sie zu. Ein Affchen, das mit erhobenem Schweif dahinflitzte: Knilch.
Als Knilch mit einem Freudenschrei in Toms Arme sprang, sah er, dass ein Kanister an seinen Bauch gebunden war. Das Ding war fast so gro? wie Kniich selbst. Es war der Alubehalter mit dem Flussiggas fur den Campingkocher. Auf seine Umhullung war etwas gekritzelt: ICH KANN DAS DING TREFFEN. S.
Hauser hob sein Schie?eisen. »Okay, beruhigt euch. Keiner ruhrt sich. Zeigen Sie mir, was der Affe Ihnen da gerade gebracht hat. Und zwar
Tom wurde schlagartig klar, was Sally vorhatte. Er nahm Knilch den Kanister ab.
»Strecken Sie den Arm aus. Zeigen Sie mir das Ding.«
Tom hielt ihm den Kanister hin. »Das ist ein Liter Flussiggas.«
»Werfen Sie das Ding uber die Brucke.«
»Zu uns gehort eine Scharfschutzin«, sagte Tom mit ruhiger Stimme. »Ihre Kanone zielt genau
Wie Sie wissen, ist der Inhalt hochst feuergefahrlich.«
Hausers Miene verriet weder die Spur eines Gefuhls noch eine andere Reaktion. Er hob blo? sein Gewehr.
»Wenn sie den Kanister trifft, geht die Brucke in Flammen auf, Hauser. Dann sind Sie abgeschnitten und sitzen fur immer in der Wei?en Stadt fest.«
Zehn elektrisierende Sekunden vergingen. Dann erwiderte Hauser: »Wenn die Brucke brennt, sterben Sie auch.«
»Sie wollen uns doch sowieso umbringen.«
»Sie bluffen doch nur«, erwiderte Hauser.
Tom antwortete nicht. Die Sekunden gingen dahin. Hausers Miene war undurchdringlich.
»Vielleicht durchlochert sie ja auch
Hauser hob sein Gewehr. Im gleichen Moment traf eine Kugel mit einem