<Ich werde handeln zur rechten Zeit>, sprach finster Belisarius und ließ sich auf dem Ehrensitz nieder.
Da eilte verwirrten Haares und fliegenden Gewandes der junge Anicius in das Gemach, ein Schwert in der Hand. <Flieht>, rief er, <wir sind entdeckt und verraten.>
Belisar erhob sich gespannt.
<Man ist in mein Haus gedrungen. Meine Sklaven sind gefangen. Eure Waffen, die ich geborgen, sind gefunden und -aus sicherstem, nur mir bekanntem Versteck - eure Briefe und Urkunden und ach! auch meine Briefe verschwunden. Aber noch mehr. Als ich in den Hain des Constantinus bog, der dieses Haus umgibt, glaubte ich, in den Gebüschen Waffen und Männer klirren und flüstern zu hören. Man ist mir gefolgt; rettet euch.>
Die Verschwornen stoben nach den Türen.
Nur Belisarius blieb ruhig stehen vor dem Ehrensitz.
<Faßt euch>, mahnte der Hausherr, <nehmt euch ein Beispiel an eurem Haupt und Helden.>
Aber da scholl vor der großen Haustüre der Ruf der Tuba: für mich das Zeichen, meinen Späherposten zu verlassen und mich meinem Herrn anzuschließen, der an der Spitze der kaiserlichen Lanzenträger und Goldschildner mit dem Präfekten von Byzanz und mit Leo, dem Archon der Palastwache, in das Haus stürmte, dessen Fenster und Türen alle umstellt wurden.
Prachtvoll sah er aus, mein Gebieter», rief Syphax begeistert, «als er, vom purpurnen Helmbusch umflattert, die rotschimmernde Fackel in der Linken, das Schwert in der Rechten, in das Gemach stürmte: so mag der Feuerdämon aussehn, wenn er in Afrika aus dem flammenden Berge taucht.
Ich zog das Schwert und sprang an seine linke Seite, den fehlenden Schild zu ersetzen.
Und er hatte mir geboten, den jungen Anicius gleich unschädlich zu machen. <Nieder mit jedem, der widersteht>, gebot Cethegus, <im Namen Justinians.> Sein Schwert war über und über rot, denn mit eigner Hand hatte er die Leibwächter niederstoßen helfen, die Belisar am Ausgang des Hains aufgestellt hatte.
<Ergebt euch>, rief er den Erschrockenen zu, <und du, Archon des Palastes, verhafte alle die Verschwörer, verstehst du? Alle.>
<Ist's möglich? Schändlicher Verräter! > schrie der junge Anicius und sprang mit dem Schwerte gegen meinen Herrn. <Ja, das ist der purpurfarbne Helmbusch: stirb, Mörder meines Bruders.>
Aber schon lag er schwer getroffen zu unsern Füßen, ich riß mein Schwert aus seiner Brust und entwaffnete Photius, der allein noch Widerstand wagte. Die andern ließen sich greifen wie vom Gewitter betäubte Hammel.
<Brav, Syphax! Durchsucht seine Kleider nach Geschriebenem! Nun bist du fertig, Archon?> fragte mein Herr.
Der Archon hatte scheu vor Belisar haltgemacht, der in seiner Ruhe verharrte. <Wie?> zweifelte er jetzt, <soll ich auch den Magister Militum? ->
<Alle, habe ich gesagt. Verstehst du nicht mehr griechisch? Du siehst ja -: ihr alle seht es -: er ist das Haupt der
Verschwörung, er trägt den Stab, er steht an dem Ehrenplatz.>
<Ha>, schrie nun Belisarius, <steht es so? Wachen herbei! Helft, meine Leibwächter, Marcellus, Barbatio, Ardaburius!>
<Die Toten hören nicht, Magister Militum. Gib dich gefangen! In des Kaisers Namen! Sieh hier sein großes Siegel! Er hat mich für heute nacht zu seinem Stellvertreter ernannt, und tausend Lanzen starren um diesen Saal.>
<Treue ist Wahnsinn>, rief Belisar, warf das Schwert weg und hielt die starken Arme dem Archonten hin, der ihn fesselte.
<In den Kerker alle Gefangenen. Photius und Belisar, getrennt, in den Rundturm des Anastasius, im Palaste selbst. Ich eile zum Kaiser, bringe ihm seinen Ring und dieses Eisen>, er hob das Schwert des Belisar vom Boden, <und melde ihm, daß er ruhig schlafen kann. Die Verschwörung ist aus. Das Reich ist gerettet.>
Schon am andern Morgen begannen die Verhöre in dem Hochverratsprozeß. Viele Zeugen wurden vernommen: auch ich. Ich beschwor, daß ich Belisar als Haupt der Verschwörung hatte begrüßt werden und handeln sehn. Das Wachstäfelchen hatte ich selbst aus des Photius Kleidern gezogen.
Belisar wollte sich auf das Zeugnis seiner Leibwächter berufen: aber sie lagen alle tot.
Auf der Folter gestanden Photius und andere Gefangene, daß Belisar endlich eingewilligt habe, das Haupt der Verschwörung zu werden. Antonina wurde streng in dem roten Hause bewacht. Die Kaiserin weigerte ihr die stürmisch verlangte Unterredung.
Sehr schwer belastete es sie selbst wie Belisar, daß Späher der Kaiserin beschworen, sie hätten den jungen Anicius, in dessen Zisterne man die Waffen und Urkunden der Verschwörer gefunden, und der mit Gewalt hatte gebändigt werden müssen, wochenlang viele Nächte heimlich in Belisars Haus schleichen sehen: und daß dies Anicius selbst, Antonina und Belisar hartnäckig und unverschämt leugneten, während es ganz
zweifellos bewiesen war, empörte die Richter aufs äußerste.
Ich mußte Antonina gleich nach der Verhaftung Belisars von meinem Herrn melden, daß dieser im höchsten Grade überrascht gewesen, Belisar wirklich als Haupt der Verschworenen anzutreffen, und ihr zugleich sagen, nicht bloß Briefe des Hasses habe Cethegus in der Zisterne des Anicius gefunden. Bei diesem meinem Wort, das ich selber nicht verstand, sank die schöne Frau ohnmächtig zusammen.
Übrigens brachen wir von Byzanz auf, ehe noch das Urteil über Belisar gefällt war. Nur Photius und die meisten Verschworenen waren bereits zum Tode verurteilt, als wir uns mit der kaiserlichen Flotte einschifften nach Epidamnus, wo meines Herrn Kriegstribunen und Söldner und starke, ursprünglich für den Perserkrieg bestimmte Streitkräfte des Kaisers auf uns harrten.
Denn meinem Herrn war die neu geschaffene Würde eines Magister Militum per Italiam verliehen und der Befehl über das <erste Heer>. Das <zweite> soll uns Prinz Areobindos nachführen, wenn er das leichte Geschäft vollbracht hat, mit fünffacher Übermacht die kleinen gotischen Besatzungen in den paar Städten von Epirus und den Inseln zu bezwingen. Die sind verloren, wie Sandkörner, die in das Meer gefallen.»
«Was verlautet von der Belisar drohenden Strafe? Ich hätte es nie geglaubt, daß dieser Mann... -»
«Die Richter werden ihn gewiß zum Tode verurteilen: denn er ist schlagend überführt. Und man streitet, ob in dem Kaiser der Romäer die alte Gnade siegen werde oder der neue Zorn. Man meint: er werde die Todesstrafe in Blendung und Verbannung umwandeln. Sehr schlimm für Belisar, sagt mein Herr, dies unsinnige Leugnen. Und ihm fehlt als Rechtsbeistand und kluger Helfer sein Freund Prokopius, der fern in Asien die Bauwerke des Kaisers aufsucht.
Cethegus aber betrieb die Einschiffung des Heeres zu
Epidamnus so geheim, daß die dummen Goten hier bei Ancona kaum davon vernahmen. Auch bauten sie auf den Waffenstillstand und erwarteten den bevorstehenden Friedensschluß. Den Vorwand für die Flottenrüstung gewährten Verheerungen, die fremde Schiffe aus Thuleland auf den Inseln des Kaisers anrichteten. So überfiel mein Herr die gotische Flotte in der Nacht,
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