Schwanenhelm» - «Der weiße Mantel!» - «Aber er ritt ein weißes Roß?» fragte der Führer. -
«Ja, zuerst», antwortete einer der Reiter. «Aber als das fiel von meinem Speer - da hoben sie ihn - ich stand ja dabei - auf diesen Rappen.»
«Gut», rief der Führer, «genug, dann hast du freilich recht.
Und ich kenne den Rappen.»
«Ein edles Tier! Wie es aushält, bergan, obwohl es blutet.»
«Ja, er ist edel! Und er soll stehen, der Rappe, gebt acht: Halt, Pluto! auf die Knie.» Und zitternd, schnaubend hielt das kluge, treue Roß, trotz Sporn und Schlag, und senkte langsam die Vorderfüße in den Sand.
«Verderben bringt's, Barbar, des Präfekten Roß zu reiten! Da! Nimm das für's Forum! und das für's Kapitol! und das für Julius!»
Und wütend schleuderte der Führer drei Wurfspeere nacheinander, den eigenen und zwei von Syphax, die er diesem entriß, in den Rücken, daß sie vorn herausdrangen, sprang vom Roß, zog das Schwert heraus und riß des zur Erde Gestürzten Haupt an dem Helm empor.
«Julius!» schrie er entsetzt.
«Du, o Cethegus?»
«Julius! Du darfst nicht sterben.» Und leidenschaftlich suchte er das Blut zu hemmen, das dem aus drei Wunden floß.
«Wenn du mich liebst», sprach der Sterbende - «rette ihn: -rette Totila!» Und die sanften Augen schlossen sich für immer.
Cethegus tastete nach dem Herzen: er legte ihm das Ohr auf die entblößte Brust.
«Es ist aus», sagte er dann tonlos. «O Manilia! Julius - dich hab' ich geliebt. Und er starb, seinen Namen auf den Lippen! Es ist vorbei», sprach er dann grimmig. «Das letzte Band, das mich an Menschenliebe fesselte, - ich mußt' es selbst zerhaun, durch höhnisch äffenden Zufall. Es war die letzte Schwäche. Jetzt, Menschheit, bist du mir tot. Hebet ihn auf das edle Pferd: das, mein Pluto, sei dein letzter Dienst im Leben: und bringt ihn... -dort oben ragt eine Kapelle: dorthin bringt ihn: und laßt ihn durch Priester feierlich bestatten. Sagt da oben nur: er hat als Mönch geendet - er starb für seinen Freund. Er verdient ein christlich Begräbnis. Ich aber», schloß er furchtbar, «ich gehe, nochmal seinen Freund zu suchen: ich will sie rasch vereinigen -auf ewig.» Und er stieg wieder zu Pferd.
«Wohin?» fragte Syphax, «zurück nach Taginä?»
«Nein! Dort hinab in jenen Wald. Da wird er geborgen sein.
Denn daher kam Julius.»
*
Während dieser Vorfälle hatte sich der König erholt und erkräftigt und ritt auf dem Pferde des Julius mit Adalgoth, Aligern und einigen Reitern geradeaus durch den Wald, an dessen östlichem Saum der Weg zu dem Kapellenhügel emporstieg: schon sahen sie die weißen Mauern deutlich schimmern, als sie aus dem Waldweg bogen.
Aber da erscholl vom Süden, von ihrer rechten Seite her, gellendes Geschrei: und über das offene Blachfeld sprengte, von dem Calsius her, eine starke Schar von Reiten gegen sie an.
Der König erkannte den Führer. Und ehe seine Begleiter ihm zuvorkommen konnten, spornte er sein Roß, fällte den Speer und schoß dem Feind entgegen. Wie zwei Blitze, aus sich entgegengrollenden Gewittern, trafen die beiden Reiter zusammen.
«Übermütiger Barbar!»
«Elender Verräter!»
Und beide sanken vom Roß. Mit solcher Wucht waren sie aufeinandergeprallt, daß keiner der Deckung, jeder nur des Stoßes gedacht hatte.
Furius Ahalla war tot vom Roß gestürzt, denn der König hatte ihm den Speer mit solcher Kraft durch den Goldschild und den Panzer in das Herz gestoßen, daß der Schaft in der Wunde brach.
Aber auch der König sank sterbend in Adalgoths Arme: der Lanzenstoß hatte ihn gerade unter der Kehlgrube in Hals und
Brust getroffen.
Adalgoth riß Valerias blaues Bannertuch hervor aus dem Gürtel und suchte das strömende Blut zu hemmen -, umsonst -: das helle Blau war sofort tief gesättigt vom Rot.
«Gotia!» hauchte er noch, «Italia - Valeria!»
In diesem Augenblick, ehe das ungleiche Gefecht beginnen konnte, erreichte Alboin mit seinen Langobarden-Reitern die Stelle: er war dem Korsen gefolgt, ungewillt, müßig zu bleiben, während des Mauerkampfes um Taginä.
Schweigend, ernst, gerührt sah der Langobardenfürst auf die Leiche des Königs. «Er hat mir das Leben geschenkt - ich konnte seins nicht retten», sprach er ernst.
Einer seiner Reiter wies auf die reiche Rüstung des Toten.
«Nein», sprach Alboin: «dieser königliche Held muß bestattet werden in allen Ehren königlicher Waffen.»
«Dort oben, auf der Felshöhe, Alboin», sprach Adalgoth traurig, «harret seiner längst die Braut und - selbstgewählt, das Grab.»
«Bringt ihn hinauf: ich gebe frei Geleit der edeln Leiche und den edeln Trägern. Ihr Reiter, folgt mir zurück in die Schlacht.»
Neununddreißigstes Kapitel
Aber die Schlacht war aus: wie Alboin und auch der Präfekt zu ihrem größten Staunen und Verdruß erfuhren, als sie wieder bei Taginä eintrafen.
Den Präfekten hatte, als er eben in den Pinienwald von Norden her eingebogen war und hier des Königs Spur verfolgen wollte, ein Eilbote des Liberius erreicht, der ihm gebot, augenblicklich zurückzukehren: Narses sei bewußtlos: und höchste Gefahr verlange augenblicklich Entscheidung.
Narses bewußtlos, - Liberius ratlos, - der schon sicher
geglaubte Sieg gefährdet: - das wog doch schwerer als die zweifelhafte Aussicht, dem halbtoten König den Todesstoß zu geben. Eilig sprengte Cethegus zurück des Weges, den er gekommen, nach Taginä.
Hier rief ihm Liberius entgegen: «Zu spät: ich habe alles schon abgeschlossen und bewilligt. Waffenstillstand. Der Rest der Goten zieht ab.»
«Was?» donnerte Cethegus, - er hätte gern alles gotische Blut als Grabopfer auf seines Lieblings Grab geschüttet «Abzug? Waffenstillstand? Wo ist Narses?»
«Bewußtlos liegt er in seiner Sänfte: in argen Krämpfen. Der Schreck, die Überraschung - es warf ihn nieder - und kein Wunder!»
«Welche Überraschung? Rede, Mensch!»
Und kurz erzählte Liberius, daß sie unter furchtbarem Blutvergießen, «denn diese Speer-Goten standen wie die Mauern» - in Taginä eingedrungen waren und im Straßenkampf Haus für Haus, ja Gemach für Gemach, erstürmen mußten -«Zoll für Zoll mußte man zerhacken einen Führer, der, den einstürmenden Anzalas
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