denen auf der Erde durchaus verwandt. Also waren solche Analogien auch auf dem Festland logisch.“

„Ja. Ich zerbreche mir schon die ganze Zeit den Kopf.

Keiner der Biologen will sich au?ern. Was meinen Sie?“

„Sie wollen nicht daruber sprechen, weil es einfach unglaublich scheint: Es sieht aus, als hatte irgend etwas das Leben nicht an Land gelassen, es gehindert, aus dem Wasser aufzusteigen.“

„Eine Ursache dafur kann es allenfalls einmal gegeben haben, zum Beispiel eine Supernovaexplosion in allernachster Nahe. Sie wissen ja, die Zeta der Leier ist vor mehreren Millionen Jahren eine Nova gewesen. Vielleicht hat die harte Strahlung das Leben auf den Kontinenten ausgerottet, in den tieferen Meeresregionen aber haben die Organismen uberdauert.“

„Hatte es eine solche Strahlung gegeben, wie Sie sagen. Dann mu?ten heute noch Spuren davon zu finden sein. Indessen ist die Radioaktivitat des Bodens in dieser Gegend der Galaxis au?ergewohnlich gering. Au?erdem ware die Evolution in den Jahrmillionen weiter vorangeschritten.

Selbstverstandlich waren keine Wirbeltiere da, immerhin aber primitive Formen. Haben Sie bemerkt, da? die Uferzone vollig ohne Leben ist?“

„Habe ich. Hat das wirklich so gro?e Bedeutung?“

„Entscheidende Bedeutung. Das Leben entsteht in der Regel in den Ufernischen, spater zieht es in die tieferen Meeresregionen. Hier kann es nicht anders gewesen sein.

Nur mu? es von irgend etwas verdrangt worden sein. Und ich glaube, dieses Etwas verwehrt ihm noch heute den Weg an Land.“

„Wieso?“

„Weil die Fische sich vor den Sonden angstigen. Auf den Planeten, die ich kenne, hatten die Tiere niemals Angst vor Apparaten. Sie haben keine Angst vor Dingen, die sie nie gesehen haben.“

„Sie meinen also, sie hatten Sonden bereits gesehen?“

„Was sie gesehen haben, wei? ich nicht. Aber wozu brauchen sie den magnetischen Sinn?“

„Eine verdammte Geschichte!“ brummte Rohan. Er betrachtete die zerfetzten Metallgirlanden und beugte sich uber das Gelander.

Die verbogenen Enden der schwarzen Metallstabe erzitterten im Luftstrom des Roboters. Ballmin kniff mit einer langen Zange Drahte ab, die aus einer tunnelartigen Offnung herausragten.

„Ich will Ihnen mal was sagen“, fuhr er fort. „Hier haben nicht einmal sonderlich hohe Temperaturen geherrscht, niemals, das Metallwiese sonst an der Oberflache Oxydationsspuren auf. Also entfallt auch Ihre Feuerhypothese.“

„Hier bricht jede Hypothese zusammen“, knurrte Rohan.

„Im ubrigen sehe ich nicht ein, wie man dieses verruckte Gestrupp mit dem Untergang des ›Kondors‹ in Zusammenhang bringen kann. Das ist doch alles tot.“

„Da? mu? es nicht immer gewesen sein.“

„Vor tausend Jahren, einverstanden, aber nicht vor ein paar Jahren. Wir haben hier nichts mehr zu suchen. Kehren wir nach unten zuruck.“

Sie wechselten kein Wort mehr, bis der Roboter vor den grunen Signallampen aufsetzte. Rohan beauftragte die Techniker, die Fernsehkameras einzuschalten und einen Situationsbericht an den „Unbesiegbaren“ zu senden.

Er zog sich mit den Wissenschaftlern in die Kabine des Leitfahrzeuges zuruck. Nachdem sie Sauerstoff in den winzigen Raum geblasen hatten, a?en sie und tranken Kaffee aus Thermosflaschen dazu. Ober ihnen brannte eine runde Leuchtstoffrohre. Das wei?e Licht war Rohan angenehm.

Er konnte den rotlichen Tag des Planeten nicht mehr ausstehen.

Ballmin spuckte aus; der heimtuckisch in das Mundrohrchen der Atemmaske eingedrungene Sand knirschte beim Essen zwischen den Zahnen.

„Das erinnert mich an etwas“, sagte Gralew unverhofft, wahrend er die Thermosflasche zuschraubte. Sein dichtes, schwarzes Haar glanzte im Schein der Leuchtstoffrohre.

„Ich erzahle es Ihnen, aber Sie durfen es nicht ernst nehmen.“

„Wenn es Sie uberhaupt an etwas erinnert, so ist das schon sehr viel“, erwiderte Rohan mit vollem Mund.

„Also, was ist es?“

„Nichts Besonderes. Ich habe mal eine Geschichte gehort, eigentlich beinahe ein Marchen. Ober die Bewohner der Leier…“

„Wieso Marchen? Sie haben wirklich gelebt. Achramian hat eine Monographie daruber verfa?t“, bemerkte Rohan.

Auf der Schalttafel hinter Gralew zuckte ein Lampchen, das Zeichen, da? die Verbindung mit dem „Unbesiegbaren“ hergestellt war.

„Ja. Payne vermutete, einigen sei es gegluckt, sich zu retten.

Aber ich bin ziemlich sicher, da? das nicht stimmt. Sie sind alle bei der Explosion der Nova umgekommen.“

„Sechzehn Lichtjahre von hier entfernt“, sagte Gralew.

„Ich kenne das Buch nicht. Aber ich habe — ich wei? nicht mehr, bei welcher Gelegenheit — gehort, da? sie versucht haben, sich in Sicherheit zu bringen. Angeblich haben sie Raumschiffe auf alle Planeten anderer Sterne in ihrer Umgebung geschickt. Sie waren schon recht gut mit der Raumschiffahrt bei annahernd Lichtgeschwindigkeit vertraut.“

„Und was weiter?“

„Das ist eigentlich alles. Sechzehn Lichtjahre sind keine allzugro?e Entfernung. Vielleicht ist eins ihrer Schiffe hier gelandet?“

„Sie glauben also, da? sie hier sind?“

„Ich wei? es nicht. Sie sind mir einfach eingefallen, als ich die Ruinen sah. Das konnten ja ihre Gebaude gewesen sein.“

„Wie sehen sie eigentlich aus?“ fragte Rohan. „Waren sie menschenahnlich?“

„Nach Achramian ja“, entgegnete Ballmin. „Aber das ist nur eine Hypothese. Von ihnen ist weniger ubriggeblieben als vom Pithekanthropus.“

„Komisch.“

„Durchaus nicht. Ihr Planet war jahrtausendelang in der Chromosphare der Nova untergetaucht. Zeitweilig uberstieg seine Oberflachentemperatur zehntausend Grad. Sogar der Grundfels der Planetenkruste machte eine vollstandige Metamorphose durch. Von den Meeren blieb nicht die Spur, die ganze Planetenkugel wurde ordentlich durchgebraten.

Denken Sie nur, zehntausend Jahre mitten im Novafeuer!“

„Die Bewohner der Leier hier? Weshalb sollten sie sich verborgen halten? Und wo?“

„Vielleicht sind sie ausgestorben. Verlangen Sie nicht zuviel von mir. Ich habe einfach ausgesprochen, was mir eingefallen ist.“

Stille trat ein. Am Steuerpult flammte ein Alarmsignal auf. Rohan schnellte hoch und griff nach den Kopfhorern.

„Hier Rohan. Wie? Sind Sie es? Ja! Ja! Ich hore…

Gut, wir kehren sofort um!“

Leichenbla? sagte er zu den anderen: „Gruppe zwei hat den ›Kondor‹ gefunden. Dreihundert Kilometer von hier…“

Der „Kondor“

Von weitem wirkte die Rakete wie ein schiefer Turm. Die Sandmassen rings um sie verstarkten diesen Eindruck. Da der Wind standig von Westen blies, war der Sandwall dort bedeutend hoher als im Osten. Mehrere Zugmaschinen im Umkreis waren fast ganz zugeweht, sogar der au?er Gefecht gesetzte Energiewerfer, der mit offener Haube dastand, war halb verschuttet. Aber das Heck lie? die Dusenoffnungen sehen, weil es in einer frei

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