Helfershelfer nach dem Deckhause, sich dort der vorhandenen Waffen zu bemächtigen. Len Cannon stürzte sich auf mich, um mich niederzustechen. Ich hatte aber schon einen Revolver in der Hand und drohte, ihm den Schädel zu zerschmettern. Mein Auftreten schreckte die Leute zurück, vorzüglich als einige brave Matrosen mir beisprangen. Die anderen wichen nach dem Vorderdeck aus, und ich ließ Flig Balt und Len Cannon ergreifen und beide in Eisen legen.
Ein zweiter Auflehnungsversuch war nicht mehr zu befürchten. Die Fahrt ging unter günstigen Umständen weiter. Am 1. Januar umschiffte der 'James-Cook' das Vorgebirge und traf den übernächsten Tag auf der Reede von Hobart-Town ein.
Das ist alles, was ich berichten kann, schloß Karl Kip, und ich habe hier nichts als die reine Wahrheit gesagt.«
Er trat darauf zur Zeugenbank zurück, mit der Gewißheit, daß man seiner Aussage vollen Glauben schenkte, und als er sich neben Hawkins und Nat Gibson wieder niedergelassen hatte, begrüßten ihn diese mit einem dankbaren Händedruck.
»Angeklagter, was haben Sie zu sagen? fragte jetzt der Vorsitzende.
- Nichts!« antwortete Flig Balt.
Nacheinander wurden nun die übrigen Zeugen aufgerufen, und sie bestätigten in allen Punkten die Darstellung Karl Kips.
Hawkins gestand seinen Irrtum bezüglich Flig Balts unumwunden zu, einen Irrtum, den Harry Gibson vollkommen geteilt hatte, da dieser ja Flig Balt stets das beste Vertrauen entgegenbrachte. Der Reeder hatte nach der in Kerawara begangenen Mordtat gar nicht gezögert, dem Bootsmanne für die Rückfahrt den Befehl über die Brigg anzuvertrauen. Die Mehrzahl der Mannschaft schien damit recht zufrieden zu sein. Als das Schiff aber im Norden des Korallenmeeres in einen Sturm geriet, zeigte es sich deutlich, daß der neue Kapitän seiner Aufgabe nicht gewachsen war. Er hatte völlig den Kopf verloren, und ohne das Eingreifen Karl Kips wäre der 'JamesCook' sicherlich dem Untergange geweiht gewesen. Auch an dieser Stelle wollte diesem Hawkins nochmals den wärmsten Dank aussprechen.
Der nach dem Reeder aufgerufene Nat Gibson konnte dessen Bericht wiederum nur bestätigen. Als er aber auf seinen Vater zu sprechen kam, fühlte man es aus seinen Worten heraus, welcher Ingrimm gegen die Mörder seine Seele erfüllte.
Auch Pieter Kip gab, nur abgekürzt, den Bericht seines Bruders wieder. Er beleuchtete das Mißtrauen, das sie beide von Anfang an gegen den Bootsmann gehegt hätten, und den Verdacht, der sofort in ihnen aufgestiegen wäre, als Karl Kip den Kurswechsel des Fahrzeuges bemerkt hatte. Auch er zweifelte nicht, daß diese Kursänderung in verbrecherischer Absicht vorgenommen worden sei, was sich ja bald durch den Versuch einer Auflehnung eines Teiles der Besatzung bestätigt hätte.
Die Aussagen der Matrosen Wickley, Hobbes, Burnes und des Schiffsjungen Jim stimmten damit und untereinander vollkommen überein. Sie erklärten, versucht worden zu sein, sich an der Meuterei zu beteiligen, und wenn sie von dem Auftritte am 30. Dezember überrascht worden seien, bevor sie den Kapitän Kip von dem geplanten Anschlage unterrichten konnten, so hätten sie sich doch sofort auf seine Seite gestellt.
Der Vorsitzende widmete ihnen ein warmes Lob, das die Leute gewiß verdient hatten.
Die Aussagen der vorgeladenen Zeugen waren hiermit beendet. Jetzt sollten die anderen, in der Angelegenheit mehr oder minder belasteten Personen abgehört werden, die gewiß etwas unruhig darüber waren, wie die Verhandlung für sie ausgehen werde.
Zunächst wurde Vin Mod über das, was er wußte, befragt.
Von dem arglistigen Burschen durfte man sich freilich keiner wahrheitsgetreuen Schilderung der Vorgänge versehen. Er bemühte sich denn auch, jede Verantwortlichkeit von sich abzuwälzen; er habe niemals - jetzt wie früher-geglaubt, daß Flig Balt den Kurs der Brigg hätte verändern wollen, wie Karl Kip das vermutete. Flig Balt wäre ein tüchtiger Seemann, wofür verschiedene Beweise vorlägen. seine Anordnungen bei dem Sturme wären ganz zweckmäßig gewesen, so daß er es höchst ungerechtfertigt finde, daß man ihm das Kommando wieder abgenommen hätte.
»Genug!« fiel der Vorsitzende ein, dem der Ton und das Auftreten Vin Mods tief mißfiel.
Der Matrose suchte seinen Platz wieder auf, doch nicht ohne einen forschenden Blick auf Flig Balt geworfen zu haben, der ihm mit einem kaum bemerkbaren Zeichen antwortete. Der Blick Vin Mods wollte aber sagen:
»Nun rede bald. es ist Zeit dazu!«
Die Aussagen Sextons und Bryces waren von keinerlei Bedeutung. Noch unter der Nachwirkung des Trinkgelages am Vorabende und unter dem Einflusse einer halben Trunkenheit verstanden sie kaum die an sie gerichteten Fragen.
Nach ihnen rief der Vorsitzende Flig Balt noch einmal auf. Die Gerichtsverhandlung neigte sich dem Ende zu, und bevor die Richter sich zur Beratschlagung zurückzogen, kam dem Bootsmanne das Recht zu, noch einmal das Wort zu ergreifen.
»Sie wissen, wessen Sie angeklagt sind, Flig Balt, sagte er zu dem Bootsmanne, haben die Beschuldigungen gehört, die von den Zeugen vorgebracht wurden. Haben Sie darauf etwas zu entgegnen?
- Ja!« erklärte der Angeklagte, jetzt aber mit sehr verschiedenem Tone gegen den, womit er vorher »Nein« geantwortet hatte.
Nach dem Richtertische zu gewendet, doch mit noch niedergeschlagenen Augen und leicht geschlossenem Munde, wartete er, daß der Vorsitzende ihm eine bestimmtere Frage vorlegen sollte.
Das ließ denn auch nicht auf sich warten.
»Flig Balt, fuhr der Richter fort, wie wollen Sie sich gegen die Tatsachen, die hier vorgebracht worden sind, verteidigen?
- Indem ich jetzt selbst Anklage erhebe,« antwortete der Bootsmann.
Keineswegs beunruhigt, sondern nur erstaunt, sahen Hawkins, Nat Gibson und die Gebrüder Kip einander an. Keiner von ihnen konnte sich vorstellen, worauf Flig Balt hinauswollte, oder gegen wen er eine Anklage zu erheben wagte.
»Ich war der Kapitän des 'James-Cook', begann dieser, und hatte meine Berufung als solcher von Herrn Hawkins in bindender Weise empfangen. Ich sollte die Brigg nach Hobart-Town zurückführen, und was der eine oder der andere auch denken mochte, ich würde sie nach Hobart-Town zurückgebracht haben. Da wurde ein neuer Kapitän an meine Stelle gesetzt. Und wer?. Ein Fremder, ein Holländer. Engländer an Bord eines englischen Schiffes können es sich aber nicht gefallen lassen, unter dem Befehle eines Fremden zu fahren. Das war es, was uns gegen Karl Kip zur Auflehnung trieb.
- Gegen Ihren Kapitän, fiel der Vorsitzende ein, und das gegen Recht und Gesetz, denn er stand rechtmäßig an seiner Stelle, und Sie hatten ihm einfach zu gehorchen!
- Zugegeben, meinte Flig Balt mit entschiedenem Tone. Ich leugne nicht, daß wir uns in dieser Hinsicht vergangen haben.
Ich habe dagegen folgendes zu sagen: Wenn Karl Kip mich der Meuterei gegen ihn anklagt und, übrigens ohne Beweise, beschuldigt, den 'James-Cook' aus seinem Kurse gebracht zu haben, um mich des Schiffes zu bemächtigen, so klage ich ihn eines Verbrechens an, von dem er sich nicht wird rein waschen können.«
Auf die so schwere Beschuldigung schnellten Karl und Pieter Kip, obwohl sie noch gar nicht wußten, worauf diese sich gründete, von ihrem Platze in die Höhe, als wollten sie sich auf
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