vierzigtausend Kilometer Umfang. Hmmm… das ist interessant!«

»Was denn?«

»Der Durchmesser ist von Pol zu Pol genau gleich«, erwiderte sie betroffen.»Das ist fast ausgeschlossen. Das verdammte Ding ist exakt kugelformig, kein Meter Abweichung!«

»Ich dachte, die meisten Planeten sind rund«, meinte er verwirrt.

Sie schuttelte den Kopf.

»Nein, es hat nie einen ganz runden gegeben. Rotation, Kreislauf, alles fordert seinen Tribut. Planeten wolben sich oder werden birnenformig, es gibt alle moglichen Formen. Ungefahr rund, ha — aber dieses Ding ist vollkommen rund, so, als hatte«- sie verstummte fur einen Augenblick —,»als hatte jemand es — gebaut«, schlo? sie staunend. Bevor Renard etwas erwidern konnte, lenkte sie das Schiff auf den fremden Planeten zu.

»Sie wollen hin?«fragte er.

Mavra nickte.

»Wenn wir es uberstanden haben, dann die Leute auf Neu-Pompeii auch«, sagte sie.»Das hei?t, da? da hinten irgendwo ein wutentbrannter, wahrscheinlich mordlustiger Antor Trelig ist, zusammen mit einer Menge zu Tode erschrockener Leute. Wenn er noch alles unter seiner Gewalt hat, ware es fur uns drei besser, dieses Schiff zu sprengen, als zu landen. Wenn nicht, wurden wir in eine menschliche Holle treten.«

Renards Miene war ausdruckslos. Mavra, mit der Steuerung beschaftigt, beachtete ihn kaum. Der Planet hatte jetzt die Gro?e einer Apfelsine. Das grune Gitter lie? erkennen, da? Neu-Pompeii im Begriff stand, dahinter zu verschwinden.

»Es hat eine senkrechte Achse!«sagte sie erregt.»Der Planet ist wirklich von jemandem gebaut worden!«Sie sah Renard an.»Was ist los mit Ihnen?«

Er befeuchtete die Lippen und starrte vor sich hin.

»Der Schwamm«, sagte er dumpf.»Er kommt jeden Tag um achtzehn Uhr mit einem Lieferschiff. Ihr Schiff ist nicht mitgekommen, also das andere auch nicht, wenn es uberhaupt schon in der Nahe war.«Er sah sie angstvoll an.»Heute gibt es keinen Schwamm. Es wird nie wieder Schwamm geben. Nicht fur mich, nicht fur sie

Mavra begriff plotzlich, was durch seinen Kopf ging, und Nikki wurde dasselbe durchmachen. Sie hatten sie hinten festgeschnallt und fast vergessen.

»Dann bleibt als einzige Hoffnung, da? auf dieser Welt jemand lebt, der ein gutes Chemielabor hat«, sagte sie nach einer Pause.

Renard lachelte schwach.

»Nett von Ihnen, aber selbst wenn das der Fall ware — bis wir uns mit den Leuten in Verbindung setzen und eine Moglichkeit finden, mit ihnen zu reden, ihnen das Problem zu erklaren und etwas von ihnen zusammenmixen zu lassen, haben Sie zwei nackte Affen vor sich.«

»Was bleibt sonst?«sagte sie achselzuckend. Plotzlich fiel ihr etwas ein.»Ich frage mich, ob die Aufseher auf Neu-Pompeii schon dahintergekommen sind. Was werden sie tun, wenn die Lieferung nicht um achtzehn Uhr kommt und ihre Angst immer gro?er wird?«

»Wahrscheinlich das, was ich auch tun wurde. Trelig suchen und die letzte Befriedigung darin finden, ihn zu Tode zu foltern.«

»Der Computer!«sagte Mavra erregt.»Er kann die Sucht heilen! Wenn wir auf irgendeine Weise mit ihm in Verbindung treten konnen —«Sie begann verzweifelt alle Frequenzen abzusuchen, ein Rufzeichen einzutasten, das Obie erkennen wurde, wenn er es horte.

Es knisterte und krachte im Funkgerat. Mehrmals glaubten sie Stimmen zu horen, aber es waren fremdartige Sprachen, oder die Stimmen klangen so unmenschlich, da? es ihnen kalt uber den Rucken lief.

Dann meldete sich plotzlich eine vertraute Stimme.

»Tja, Mavra, ich sehe, Sie haben es nicht geschafft«, sagte Obie seufzend.

Mavra seufzte ebenfalls.

»Obie!«rief sie.»Obie, wie sieht es da unten aus?«

Es blieb einen Augenblick still, dann erwiderte der Computer:»Schlimm. Dr. Zinder hat sich als erster erholt und mit mir in Verbindung gesetzt, und ich erhielt einige seiner Anweisungen, bevor Ben ihn wegri?. Zwei von den Aufsehern waren dabei, und sie horten, wie ich zu Dr. Zinder sagte, da? wir in einem ganz anderen Bereich des Weltraumes sind. Sie begannen nach Schwamm zu schreien, und Trelig erscho? sie.«

»Sie sind also schon dahintergekommen«, erklarte sie.»Was ist auf der Oberflache?«

»Trelig sagte sich, da? sie hinaufgehen und versuchen mu?ten, die anderen Aufseher unter Kontrolle zu halten. Sie hatten ihn hier unten in der Falle gehabt. Er hofft, da? er ihre Behandlung durch mich zur Heilung der Sucht fur die Verhandlungen einsetzen kann, aber ich schatze nicht, da? er viel Erfolg haben wird. Die meisten wurden einfach nicht glauben, da? er sie heilen kann, und die ubrigen waren noch aufgebrachter, weil es eine solche Heilung gibt und sie nicht angewendet worden ist. Ich bin uberzeugt davon, da? sie nur so lange mitmachen, bis die Heilung stattgefunden hat, um ihn dann doch umzubringen.«

»Und wenn du dir das ausrechnen kannst, kann Trelig es auch«, meinte Mavra.»Eine Heilung bringt ihm nichts. Obie, gibt es irgendeine Moglichkeit, da? wir zu dir hineinkonnten? Da ist Nikki — und einer der Aufseher, ein Verbundeter namens Renard.«

Obie seufzte wieder. Es war sonderbar, eine so menschliche Stimme und Reaktion von einer Maschine zu horen, aber Obie war viel mehr als eine Maschine.

»Ich furchte, nein, jedenfalls nicht im Augenblick. Der gro?e Spiegel ist im Kontakt mit dem Schacht erstarrt — dem gigantischen Markovier-Computer, der die Welt dort unten betreibt. Ich kann ihn im Augenblick nicht beeinflussen. Es kann eine Weile dauern — Tage, Wochen, sogar Jahre —, bis ich einen Weg finde, mich loszumachen, wenn es uberhaupt einen gibt. Und was den kleinen Spiegel angeht — Trelig ist kein Dummkopf. Er ist gegangen, aber zuerst hat er Abwehrmechanismen in Betrieb genommen, auf die ich keinen Einflu? habe. Wenn ich den gro?en Spiegel hatte, konnte ich sie ausschalten, aber das ist nicht der Fall. Jeder, der versucht, in den kleinen Raum zu gelangen, mu? zuerst uber die Brucke im Schacht. Die Brucke wird den Tod bedeuten, wenn Treligs Code nicht genannt wird, und den kenne ich nicht.«

»Kannst du dann verhindern, da? jemand anderer alles zerstort?«

»Ich denke schon. Ich mu? Strom durch die Schachtwande leiten. Das sollte jeden daran hindern, auf die Brucke zu treten.«

»Gut, Obie, ich mu? wohl hin und Treligs edlen Hals retten«, sagte sie und schaltete auf Schub. Der neue Mond, der Neu-Pompeii geworden war, befand sich hinter dem fremden Planeten, und sie gab einen Abfangvektor ein.

»Warte! Nicht!«rief Obies Stimme.»Abbrechen! Sie mussen unter Neu-Pompeii hereinkommen, wenn Sie die Oberseite erreichen wollen, und dabei geraten Sie zu nahe an die Schachtwelt heran.«

Aber es war zu spat. Das Raumschiff flog bereits auf den Planeten zu, spurte die Zugkraft und benutzte sie, um auf die andere Seite herumzufegen.

Hier bot sich ein unfa?barer Anblick. Die Welt schimmerte aus der Nahe wie ein Traumgebilde und glich trotzdem einem riesigen, fremdartigen Juwel. Sie war auf irgendeine Weise facettiert; zahllose sechseckige Facetten irgendeiner Art, und unter dem, was die Facettierung hervorrief, die Andeutung von weiten Meeren, Gebirgen und grunen Flachen, uber denen Wolken dahinfegten. Das hei?t, so sah es unterhalb des Aquators aus. Der Aquator selbst wirkte seltsam, wie fur den Globus eines Kindes entworfen. Ein dicker Streifen, halb durchsichtig, aber mit Bernsteinfarbung, zog sich wie ein breites Plastikband um die Welt. Der Norden — auch er zeigte sechseckige Facetten, aber die Landschaften dort enthielten nichts Vertrautes; er war unheimlich, ode, fremdartig. Auch die Pole sahen sonderbar aus — weite Flachen, doch von nichtspiegelnder Dunkelheit, beinahe so, als gabe es sie gar nicht.

Der Anblick bannte sie fest. Und Schub und Brennschlu? waren vorher eingegeben worden. Um wegzukommen, wurde Mavra ohnehin tangential zum Aquator herumfliegen mussen.

»Zu spat! Zu spat!«klagte Obie.»Schnell! Alle rasch in die Rettungskapseln!«

Mavra war verwirrt. Alles schien normal zu sein, und plotzlich sah sie Neu-Pompeii, halb grun und glanzend, halb mit dem gro?en Spiegel uberzogen.

»Tun wir lieber, was er sagt«, meinte Renard hastig.»Wo ist das Rettungsboot? Ich hole Nikki.«

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