Hirnrinde voll erfa?t wurde und den Betroffenen zuerst in ein Tier, dann in eine Pflanze verwandelte, die einfach dalag und verhungerte. Eine Lobotomie in Zeitlupe.

Der Schwamm war nicht die Droge, sondern das Gegenmittel. Kein wirksames, da er immer wieder gegeben werden mu?te, aber die Absonderungen der Schwamme hielten das Wachstum des Mutationsstammes auf. Wenn man Schwamm brauchte, wurde man zum Sklaven des Syndikats. Der Stoff war fur die Kom-Welten zu gefahrlich, als da? man ihn herumliegen lassen durfte; der Schwamm selbst enthielt das suchterregende Material. Aber habgierige, ehrgeizige Politiker besa?en ihn, zuchteten ihn und herrschten damit.

Angesichts einer solchen Zukunft schlang der Aufseher den Schwamm aus dem Plastikbeutel gierig hinunter. Die Dosis reichte nicht aus, aber sie wurde uberzeugend wirken.

»Es ist echt!«rief der Aufseher, offensichtlich erstaunt.»Es ist der echte Stoff!«

»Ein Kilogramm im Tausch fur eure Waffen!«schrie Trelig.»Jetzt — oder wir warten ab!«

»Die Nachricht ist nach oben gegangen«, meldete sich eine neue, tiefere Stimme aus dem Lautsprecher.»Okay, wir kommen heruber — vier von uns. Die anderen sorgen dafur, da? ihr uns nicht abknallt. Ihre Waffen bekommt ihr, wenn wir das Kilo haben und ihr herauskommt. Nicht fruher.«

Trelig wartete eine Weile und grinste bosartig.

Drei weitere Aufseher traten zu dem ersten und blickten erwartungsvoll auf den Eingang.

»Okay, hier ist das Kilo!«rief Trelig, als er das Packchen hinauswarf.

Sie sturzten sich darauf, und einer lief damit zuruck, wahrend die anderen Trelig nervos die Sicht versperrten.

»Wenn sie es nun nicht sofort nehmen?«flusterte Yulin.

»Sie tun es«, sagte Trelig zuversichtlich.»Sie sind uberfallig. Wie wirksam ist der Stoff denn?«

»Funf oder sechs Minuten lang wird er ein grandioses Gefuhl vermitteln«, erwiderte Ben.»Danach, nun, sie sollten eigentlich alle schwere Herzanfalle bekommen und umkippen.«

Trelig sah ihn besorgt an.

»Sollten? Sie meinen, es bestehen Zweifel?«

»Nein, nein, eigentlich nicht, das habe ich nicht gemeint. Nein, das Zeug konnte eine ganze Armee toten. Lassen Sie ihnen zehn Minuten Zeit, nicht langer.«

»Glauben Sie, da? sie nach oben laufen?«fragte Trelig.»Oder da? einer lange genug am Leben bleibt und die Nachricht durchgibt?«

Yulin uberlegte.

»Nein, ich bezweifle, ob sie sich die Zeit nehmen, nach oben zu gehen. Wie Sie selbst sagen, sind sie uberfallig.«

»Und woher wissen wir, wann sie umgefallen sind? Wollen Sie die erste Zielscheibe abgeben? Oder vielleicht der Doc hier?«

»Nicht notig. Obies Sensoren sind noch aktiv.«Er ging zur Konsole.»Obie, leben die Aufseher noch?«

»Nein, Ben«, erwiderte der Computer.»Jedenfalls kann ich in ihrem alten Bereich kein Leben feststellen. Sie sind ganz plotzlich weggewesen. Sie haben sie glatt gemordet.«

»Spar dir den Sarkasmus«, knurrte Yulin.»Hast du den Sprechverkehr mit der Oberflache mitgehort?«

»Ich habe da keine gro?en Moglichkeiten. Ich wei? es nicht.«

Ben Yulin nickte und wandte sich Trelig zu.

»Nun, Hindernis eins bis sechs waren geschafft. Aber auf der Oberflache wird es viel schwieriger werden. Irgendwelche Ideen?«

Trelig uberlegte. Seine Augen funkelten.

»Fragen Sie die Maschine, ob an der Oberflache jemand wei?, wer mit dem ersten Schiff entkommen ist«, sagte er.

»Woher soll Obie das wissen? Ich meine, wenn er nicht einmal den Sprechverkehr uberwachen kann. Warum? Woran denken Sie?«

»In meiner Position mu? man an alles denken«, erwiderte Trelig.»Zum Beispiel waren beide Schiffe in der Lage, mindestens die Halfte der Gaste aufzunehmen. Das Weite gesucht haben aber nur Mavra Tschang, Nikki Zinder und der Aufseher. Warum?«

Yulin uberlegte.

»Weil sie hinausgeschlichen sind. Tschang sollte das Madchen herausholen, nicht die Leute oben retten. Je mehr Leute von einer Verschworung wissen, desto gro?er ist die Gefahr, entdeckt zu werden.«

»Jetzt fangen Sie an, zu begreifen. Es sind ziemlich viele, und sie kennen einander kaum. Ich mochte auch vermuten, da? sie sich mit den Aufsehern nur schlecht verstehen. Kurz nachdem das Schiff startete, war der Teufel los. Wollen wir wetten, da? manche sogar nicht einmal vom Verschwinden des Schiffes wissen?«

»Die Wachen —«, begann Yulin.

»Wissen nur, da? das Schiff fort ist. Sie wissen auch, da? ohne den Code das zweite Schiff von den Stationen in den Umlaufbahnen zerstort werden wurde. Sie wissen gar nicht, wer hier wer ist oder wie viele Leute es sind. Das Madchen war mehr oder wenig isoliert, und der Aufseher — was bedeutet ein einzelner? Er konnte hier unten umgekommen sein. Verstehen Sie jetzt?«

»Sie meinen, wir sollen uns als diejenigen ausgeben, welche verschwunden sind?«sagte Yulin fassungslos.

Trelig sah ihn ungeduldig an.

»Wir mussen ihr Vertrauen gewinnen, sie uberraschen. Wir mussen zu diesen Besuchern als Freunde kommen, sie davon uberzeugen, da? wir gegen die Aufseher stehen, ihre Hilfe in Anspruch nehmen, das Schiff zu erreichen. Wir mussen mit dem Schiff fort, bis sie hier alle tot sind. Allein schaffen wir das nicht.«

»Verstehe«, sagte Yulin, aber man sah, da? es ihm nicht gefiel. Er sah zu Gil Zinder hinuber, der leer und erschopft vor sich hin starrte.

»Was ist mit ihm?«fragte Yulin.

»Er mu? mit«, erwiderte Trelig.»Er kann mit Obie umgehen, und Obie wird fur ihn alles tun. Ihn hier zu lassen, hie?e, dort in den Schacht zu springen.«

Yulin nickte und sah Trelig an. Der Rat zeigte ein seltsames Lacheln.

»Wollen Sie vorangehen?«fragte Yulin ihn.

Das Grinsen wurde breiter.

»Nein, ich glaube nicht. Sie konnen es also?«

Yulin nickte dumpf.

»Dann machen wir es so«, fuhr Trelig fort.»Zuerst versuchen Sie herauszufinden, wer der Aufseher war. Obie mu?te das klaren konnen. Dann wird einer von uns der Aufseher ohne die Sucht, versteht sich! —, einer Nikki Zinder und der dritte Mavra Tschang. Alle in nicht unterbrechbarer Folge vorausprogrammiert, das ist klar. Es ist nicht so, da? ich Ihnen nicht vertraue, aber man kommt nur an die Spitze, wenn man das Undenkbare tut, und man bleibt oben, wenn man das Undenkbare denkt.«

Yulin seufzte und gab auf.

»Wer wollen Sie sein?«fragte er.

»Wir mussen uns das uberlegen, und die Zeit drangt«, erwiderte Trelig.»Der alte Mann hier — nun, wir brauchen naturlich irgendeinen geistigen Zwang. Machen Sie ihn zu seinem eigen Fleisch und Blut. Verhaltensmuster werden auch einprogrammiert werden mussen«, erinnerte er den jungeren Wissenschaftler.»Es darf keine Fehler geben. Wir werden nicht nur wie diese Leute aussehen mussen, sondern auch gehen wie sie, reden wie sie, fast denken wie sie, wahrend wir innerlich bleiben, was wir sind. Es spricht einiges dafur, da? der Aufseher einer der hoheren Range war, und sie sind sexuell alle durcheinander. Ich bin Hermaphrodit, also sollten sich keine Probleme ergeben. Dann werden Sie Mavra Tschang.«

»Ich mochte lieber keine Frau sein«, widersprach Yulin.

»Es wird Ihnen nichts ausmachen, wenn Sie durch das Gerat gegangen sind«, gab Trelig zuruck.»Und wenn Sie das machen, zeigen Sie mir gleich, wie es geht.«

Yulin seufzte und wandte sich der Konsole zu.

»Obie?«sagte er.»Hast du die Identitat des Aufsehers, der mit Mavra Tschang entkommen ist?«

»Es war Renard«, erwiderte der Computer.»Ich kann ihn nicht orten, und er ist nicht von oben heruntergekommen. Es hat oben ein paar Tote gegeben, so da? ein kleiner Zweifel bleibt.«

»Er mu? es sein«, sagte Trelig.»Er gehorte zu den Bewachern des Madchens. Alles pa?t. Ich gehe das

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