fortfliegen und euch zerfetzen lassen. Vielleicht sollten wir das alle tun.«
»Ich verstehe viel von diesen Schiffen«, erklarte Ben.»Vielleicht kann ich etwas tun.«
»Warum nicht? Soll jemand mitkommen?«
»Renard? Wie ist es mit Ihnen?«sagte Ben schnell.
Trelig dachte jedoch weiter. Im Augenblick war das zu gefahrlich.
»Gehen Sie nur, und nehmen Sie das Madchen mit. Fur uns spielt das ohnehin keine gro?e Rolle. Ich sehe spater nach.«
Yulin war enttauscht; es war ihm so leicht vorgekommen. Aber man konnte wenig tun. Er machte sich mit Nikki auf den Weg. Es waren nur wenige Leute unterwegs; und sie erreichten den Raumflughafen nach ungefahr funfzehn Minuten. Alles wirkte verlassen. Yulin atmete zum erstenmal auf. Es war wirklich beinahe zu einfach. Er betrat das Terminal und blieb stehen.
Ein gro?er Mann mit dem Gesicht eines Wikingers sa? auf einer Theke und schien betrunken zu sein. Yulin versuchte sich an seinen Namen zu erinnern.
»Aha! Ihr sitzt also in der Falle wie wir auch!«schrie der andere und trank aus einer Flasche.»Ich dachte, Sie waren entkommen!«Rumney sprang auf. Er war nackt.»Alles ist verloren«, sagte er.»Ihr konnt nicht fort, ich kann nicht fort, keiner kann fort. Es bleibt also nichts anderes ubrig, als sich zum letztenmal zu betrinken. Warum nicht? Wir konnen uns miteinander amusieren. Ich nehme euch alle beide.«Er hielt ihnen die Flasche hin.»Trinkt.«
Yulin wich zuruck, aber der Mann war zu schnell. Er spielte mit ihr und lachte wie ein Wahnsinniger.
»Horen Sie, wie immer Sie hei?en«, sagte Ben,»es ist nicht alles verloren. Ich glaube, ich kann uns hier rausholen, wenn Sie es zulassen.«
Rumney dachte kurz nach, dann grinste er.
»Nicht schlecht. Hinterher kannst du herumbasteln, soviel du willst.«
Yulin verfluchte sich dafur, da? er die Pistole weggegeben hatte.
»Ich will nichts als eine Frau«, sagte Rumney.»Ich habe einen Schwanz, du hast einen —«Er verstummte plotzlich und starrte Yulin an.»Du hast keinen!«schrie er wutend.
Yulin erschrak noch mehr. Es stimmte! Obie hatte ihn wortlich genommen und die letzte Codierung Mavra Tschangs verwendet, ohne die Anderungen!
»Immer langsam«, sagte er, wahrend er zum Ausgang zuruckwich.»Sie haben etwas entdeckt, okay. Sie wissen, da? ich Sie vielleicht doch retten kann. Lassen Sie es mich versuchen.«
Yulin sprang zur Rampe, und Rumney sturzte sich auf ihn, stie? ihn zu Boden und hielt ihn fest. Die Flasche flog an die Wand und verfehlte Zinder nur knapp.
Rumney begann an Yulins fast durchsichtiger Kleidung zu zerren.
»Mal sehen, ob du darunter 'ne Frau bist«, knurrte er.
Yulin war entsetzt, mehr als je zuvor in seinem Leben. Wahrend Rumney den Stoff zu zerrei?en versuchte, konnte Yulin den rechten Arm befreien und mit den spitzen Fingernageln zusto?en. Rumney schrie auf, dann schien er zu erstarren und brach auf ihm zusammen. Rumney war schwer wie ein Bleisack. Yulin konnte sich nicht bewegen, nicht atmen.
»Nikki«, achzte er,»hilf mir, ihn wegzurollen.«
Aber Zinder dachte nicht daran mitzuhelfen.
Yulin fluchte und wand sich und stemmte sich gegen die schwere Last.
»Wenn du dich wenigstens wegrollen wurdest«, fluchte er und zu seiner Uberraschung tat Rumney genau das.
Er raffte sich muhsam auf, zerquetscht und zerschlagen. Er hustete ein wenig Blut und rang nach Atem. Es gab keinen Zweifel, da? er es bei weitem vorzog, einsachtzig gro? und ein Mann zu sein.
»Du am Boden!«zischte er.»Wie hei?t du?«
»Rumney. Bull Rumney«, murmelte der Mann.
Ben Yulin bestaunte Mavra Tschangs Einfallsreichtum. Offenbar waren diese Injektoren von einem Genie eingepflanzt worden. Eine sehr gefahrliche Dame, die. Er hoffte beinahe, da? sie noch lebte.
»Dann hor gut zu, Bull Rumney«, fauchte Yulin.»Du bleibst hier starr liegen, bis ich etwas anderes sage, verstanden?«
Der gro?e Mann nickte langsam, dann wurde er steif.
»Fotushaltung, Rumney«, sagte Yulin und geno? seine Macht fur einen Augenblick.
Rumney gehorchte und erstarrte wieder.
»Los, Zinder, kummern wir uns um das Schiff«, sagte Yulin, Mavra ahnlicher, als er ahnte.
Sie betraten das Raumschiff.
Es war nicht Treligs Jacht; die hatte Tschang genommen. Sie hatten die Fahre, die Notrationen fur vielleicht drei Wochen enthielt, nicht mehr. Yulin fluchte halblaut, wahrend er alles uberprufte. Er war nicht der beste Pilot der Welt, aber ein brauchbarer. Er suchte nach einer Waffe, fand aber — naturlich — keine. Trelig war kein Risiko eingegangen.
Seufzend schlo? Yulin die Luke und setzte sich, um zu warten. Er dachte nicht daran, zu den Gebauden von Neu-Pompeii zuruckzukehren.
Es dauerte mehrere Stunden, bis Trelig kam, und Ben Yulin hatte wieder angefangen, sich Sorgen zu machen. Als er endlich Gerausche horte, offnete er die Luke und sah drei Aufseher kommen. Davon war gewi? einer Trelig. Diese Mischgeschopfe sahen alle gleich aus. Alle wirkten grimmig, und einer, nicht Trelig, stieg als erster ein, gefolgt von den beiden anderen. Ben fing Treligs Blick und ein kaum merkliches Nicken auf.
»Wir haben beschlossen, da? jeder, der will, versuchen kann, zu entkommen«, sagte der erste Aufseher zu der Frau auf dem Pilotensitz.»Wenn ihr abgeschossen werdet, geht es schnell. Wenn nicht — um so besser fur euch.«
»Und Sie?«fragte Yulin.
»Ich werde sterben — schnell, nicht langsam«, sagte der Aufseher dumpf.»Wir haben uns in einer Sitzung dafur entschieden. Wir sind gerade damit fertig geworden, die armen Teufel zu erschie?en, denen es viel schlechter ging als uns. Keiner von uns will so werden. Wir helfen den Leuten, die den Fluchtversuch unternehmen wollen, alles zusammenzupacken und dann ist Schlu?.«
Yulin sah, da? Trelig hinter den beiden langsam die Pistole zog und sie auf sie richtete.
»Ich verstehe«, sagte er.»Wir werden versuchen, unser Bestes zu tun. Leben Sie wohl.«
Der Aufseher wollte etwas sagen, aber in diesem Augenblick feuerte Trelig zwei kurze Sto?e, bei voller Ladung. Die beiden Aufseher schienen von einem grellorangeroten Leuchten erfa?t zu werden, dann erloschen sie langsam. Es blieb nichts von ihnen ubrig als ein paar Sengspuren auf dem Teppich und ein au?erordentlich unangenehmer Geruch.
»Luke zu! Nichts wie weg hier!«rief Trelig, und Yulin lie? sich das nicht zweimal sagen. Ein Heulen und Vibrieren, dann wurde das Dock abgeworfen, und das Raumschiff hob ab.
»Langsam, Sie Idiot!«fauchte Trelig.»Bringen Sie uns nicht um! Wir sind unterwegs! Niemand kann uns einholen!«
Yulin starrte ihn kurze Zeit an, dann schien er aus seiner Versunkenheit zu erwachen.
Die Robotstationen verlangten den Code, und Trelig gab ihn durch.
»Wohin?«fragte Yulin.
»Sehen wir uns auf jeden Fall diesen unglaublichen Planeten an«, erwiderte Trelig.»Ich bin selbst neugierig.«
Yulin lenkte das Schiff zuruck zu dem schimmernden Planeten.
»Gil Zinder!«rief Trelig.»Kommen Sie nach vorn!«
Das dicke Madchen loste die Gurte und ging nach vorn zum Bildschirm.
»Unglaublich!«sagte Gil Zinder mit der Stimme seiner Tochter.
»Aber warum gibt es zwei vollkommen verschiedene Halften?«meinte Trelig.»Im Suden sieht man zwar auch die vielen Facetten, aber man erkennt Grun und Meere und dergleichen. Unsere Art von Welt. Dann kommt der breite Bernsteinstreifen um den Aquator, und daruber befindet sich eine vollig andere Art von Welt.«
»Die Pole sind auch interessant«, sagte Zinder.»Sehen Sie, wie dunkel und dick sie sind und wie gro?. Fast wie riesige Gebaude, Hunderte, vielleicht Tausende von Kilometern im Durchmesser.«
Yulin steuerte das Schiff auf einen der Pole zu. In der Mitte zeigte sich ein riesiger, gahnender sechseckiger