Trelig ging voraus, Zinder und Yulin folgten. Da? sie in eine bestimmte Richtung gefuhrt wurden, war unubersehbar — die Offnung vor ihnen blieb, aber hinter ihnen schlossen die Wesen sich sofort zusammen.

Yulin prufte sein Atemgerat. Noch etwa zwei Stunden. Er hoffte, da? ihr Ziel nicht sehr weit entfernt war.

Gut eine Stunde spater erreichten sie einen Felsvorsprung. Viele Wesen hielten sich dort auf — vielleicht Tausende..

»Yulin, da, sehen Sie!«rief Trelig aufgeregt.

Ben Yulin starrte in die sternenbeleuchtete Dunkelheit am Felsen und konnte schlie?lich eine schwarzere Stelle erkennen.

»Eine Hohle?«meinte er enttauscht.»Verdammt, wir sind zu ihrem Anfuhrer gebracht worden, oder was er sonst ist.«

»Nein, nein«, sagte Trelig.»Meine Renard-Augen mussen besser sein als Ihre Tschang-Augen. Sehen Sie sich die Form des Loches an.«

Yulin ging naher hin. Es war gro?, vielleicht an allen sechs Seiten zwei Meter lang.

Sechs Seiten?

»Ein Hexagon!«stie? Yulin hervor.»Sie haben verstanden!«

»Wir werden sehen«, gab Trelig zuruck.»Offenkundig wollen sie, da? wir hineingehen, und wir konnen es ruhig tun. Die Luft geht langsam zu Ende. Fertig?«

»Gut, gehen wir«, erwiderte Yulin und betete darum, da? sie nicht einfach eine Hohle betreten wurden, wo die Regierung dieser Wesen hauste.

Trelig ging voran. Er schien nicht in eine Hohle oder ein Loch zu treten — er trat einfach vor, schien kurz zu erstarren und verschwand. Yulin stie? Zinder an, der genausogut wu?te, wie wenig Luft sie noch hatten, und deshalb ebenfalls hineintrat und verschwand. Ben Yulin nahm einen letzten kostbartiefen Atemzug und folgte ihm.

Es war ein sonderbares Gefuhl, so, als falle man in ein endloses, gigantisches Loch. Es war unangenehm und scheu?lich, aber sie mu?ten es ertragen.

Das Gefuhl horte so plotzlich auf, wie es entstanden war, und sie fanden sich in einer sonderbaren Hohle, in der andere von den Wesen zu sehen waren.

»O nein«, sagte Yulin entsetzt.»Das ist nur ein Verkehrssystem.«

Trelig wollte antworten, als eine geisterhafte Gestalt, den Wesen so unahnlich wie den Menschen, herankam. Sie war riesengro? — mindestens drei Meter hoch und fast ebenso breit. Sie besa? gefahrlich aussehende Krallen und Insektenbeine und trug eine Art Schutzpanzer.

»Was, zum Teufel —?«begann Trelig, aber dann winkte ihnen die Gestalt, drehte sich um und ging durch die Hohle.

»Unser neuer Fuhrer«, sagte Yulin.»Ich glaube, die Farbflecken gefallen mir besser. Also, gehen wir. Die Luft ist bald verbraucht.«

Sie schritten durch einen Gang, dann glitt eine Tur zur Seite, und sie stellten fest, da? es sich um eine Art Luftschleuse handelte. Sie schlo? sich hinter ihnen und offnete sich kurze Zeit spater auf der Vorderseite. Das Wesen war vorangegangen, aber sie sahen es drau?en warten.

Drau?en, das war eine lange, breite Halle aus einem orangefarbenen kristallinen Material, das funkelte. Es war strahlend hell hier, und Yulin war nicht der einzige, dem die sechseckigen Turreihen auffielen.

Das gro?e Insektenwesen ging langsam den Korridor hinunter, und sie folgten ihm. Der Weg schien weit zu sein, und nach Yulins Uhr am Atemgerat nahm er zwanzig Minuten in Anspruch.

Plotzlich standen sie in einer riesigen Kammer. Riesig war kaum der richtige Ausdruck dafur. Die Kammer hatte sechs Seiten, was inzwischen beinahe als naturlich erschien, aber sie war von derart gigantischer Ausdehnung, da? es geraume Zeit dauerte, um das wahrnehmen zu konnen. Auch die Mitte hatte die Form eines immensen, glasigen Sechsecks, um die ein Gelander und offenbar ein Laufgang herumfuhrten. Eine einzelne machtige, sechseckige Lampe hing wie ein Juwel von der Decke.

Der Laufgang war genau das, und mehr. Das gro?e Wesen betrat ihn, ging ein Stuck darauf entlang, damit sie auch auf die kunststoffartige, federnde Oberflache treten konnten, dann pre?te er eine Klaue auf eine Stelle an der Wand.

Sie fielen beinahe um, als der Laufgang sich zu bewegen begann.

Es dauerte fast zehn Minuten, halb herumzukommen, zu einer weiteren Offnung in der Wand. Schlie?lich blieben sie stehen, und das unheimliche Wesen, das ihnen wie ein Hummer aus durchsichtigem Glas vorkam, ging langsam einen neuen Korridor hinunter.

Sie erreichten einen Raum, viel kleiner als die Kammer oder die Hohle vorher. Auch dort gab es eine Luftschleuse, die jedoch fast genau quadratisch war. Decke und drei Wande sahen normal aus.

Die vierte war absolute Schwarze.

»Sieht nach einer neuerlichen Transferierung aus«, sagte Trelig.»Hoffentlich bekommen wir in den nachsten vierzig Minuten unsere Art von Luft.«

»Sechsunddrei?ig«, korrigierte Yulin duster.

»Sie lassen uns nicht sterben«, sagte Trelig zuversichtlich.»Sie haben sich zuviel Muhe gemacht.«

Er trat ohne Zogern in die Schwarze, gefolgt von den beiden anderen.

Wieder empfanden sie das Fallgefuhl, diesmal langer. Sie tauchten in einem ahnlichen Raum wieder auf, und alle drei hatten schworen mogen, da? sie den ersten gar nicht verlassen hatten. Yulins Me?uhr zeigte immer noch sechsunddrei?ig Minuten an, was bedeutete, da? der lange Sturz keine Zeit erfordert hatte. Das ist unmoglich, sagte er sich. Und dann fiel es ihm auf — ein schwaches Summen, ein kaum horbares Heulen.

Und die Me?uhr reagierte.

»Trelig! Wir haben Strom! Das elektrische System arbeitet wieder!«schrie er.

Sie wurden von Erregung und Erleichterung uberwaltigt.

»Verge?t nicht, da? wir von jemandem manipuliert werden«, warnte Trelig sie jedoch sofort.»Sie wissen vielleicht mehr, als wir glauben. Vergessen Sie nicht, da? Sie Mavra Tschang sind, und da? ich Renard bin. Verwenden Sie nie mehr einen anderen Namen.«Die Stimme klang schneidend.»Wenn wir gemeinsam befragt werden, lassen Sie mich reden. Wenn wir getrennt sind, sagen Sie die Wahrheit bis zu unserer Verwandlung. Sie wissen nicht, wer im anderen Schiff war, verstanden?«

Yulin beruhigte sich.

Plotzlich ging die Tur auf, und eine dritte Art von Wesen kam herein.

Sie starrten es alle an, den wechselnden Wundern der Rassen auf der Schacht-Welt noch nicht gewachsen. Es war knapp unter zwei Meter gro?, mit einem dicken, glatten, grunhautigen Korper, der in zwei runden, dicken Beinen ohne erkennbare Gelenke auslief. Zwei durre Arme wuchsen knapp uber der Mitte heraus und schienen an den Spitzen kleinere Auslaufer zu besitzen. Der Kopf, auf einem unfa?bar dunnen Hals, sah aus wie eine grune Kurbiskopflaterne, der Mund war zu einem Ausdruck standiger Uberraschung geweitet, dazu gab es zwei starre, fast leuchtende Scheiben als Augen. Keine Spur von Nase oder Ohren. Auf dem Ganzen wuchs ein einziges gro?es, breites Blatt, das Eigenleben zu besitzen schien und sich langsam der starksten Lichtquelle entgegendrehte.

Das Wesen hielt in den linken Fuhlern eine Art Tafel, hob sie hoch und zeigte sie ihnen, damit sie sie lesen konnten. Die Mitteilung war in der ublichen Konfoderationssprache abgefa?t, was Treligs Verdacht bestatigte, da? die Bewohner dieser Welt uber sie und ihre Herkunft durchaus Bescheid wu?ten. In Blockschrift stand dort:

SIE KONNEN IHRE ANZUGE ABLEGEN. SIE VERMOGEN DIE LUFT ZU ATMEN. WENN SIE FERTIG SIND, FOLGEN SIE MIR ZUR BESPRECHUNG.

Trelig akzeptierte die Garantie und nahm den Helm ab. Er atmete ein. Die Luft war gut. Er schaltete das Atemgerat aus, der Anzug sank zusammen, schien zu seinen Fu?en zu einem Haufen Kunststoff zusammenzuschmelzen. Trelig half Zinder, dasselbe zu tun. Yulin wollte ihrem Beispiel folgen, aber plotzlich wurde ihm ubel, Blut staute sich in seiner Kehle, er brach zusammen.

Teliagin

Am fruhen Nachmittag des dritten Tages geschah das, was Mavra Tschang mehr furchtete als den

Вы читаете Exil Sechseck-Welt
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату