auf Yulin in dieser Verfassung genauso, wie die richtige Nikki auf die richtige Mavra reagiert hatte.

»Wie gesagt, ich hatte gern wenigstens einen von Ihnen eine Weile hierbehalten, wahrend wir uns mit der neuen Lage befassen«, fuhr Ortega fort,»aber mit dem Schwammproblem und dem kritischen Zustand von Burgerin Tschang ist das nicht moglich. Der Botschaftsrat hat deshalb entschieden, da? Sie so schnell wie moglich eingeweiht und durch den Schacht geschickt werden sollen.«

»Das ist also eine Botschaft?«sagte Trelig.»Das habe ich mir beinahe gedacht.«

»Samtliche Sechsecke der sudlichen Halbkugel haben hier Vertretungen, auch wenn sie nicht alle benutzt werden«, erwiderte Ortega.»Das ist der einzige Weg zur wechselseitigen Kommunikation. Es gibt funfzehnhundertsechzig Hexagons auf der Schacht-Welt. Die siebenhundertachtzig sudlich der Aquatorbarriere — Sie haben vielleicht auch gesehen, da? es wirklich eine Barriere ist — enthalten entweder auf Kohlenstoff basierendes Leben oder konnen in einer Umwelt auf Kohlenstoffgrundlage existieren. Die nordliche Halfte, die anderen siebenhundertachtzig enthalten Leben, das nicht auf Kohlenstoff beruht. Sie erlebten Uchjin im Norden und haben eine Vorstellung davon, wie verschiedenartig die Formen dort sein konnen.«

Die drei Menschen nickten.

»Ich mochte aber ganz weit ausholen. Der Anfang war, was diese Welt angeht, eine Rasse von Wesen, die bei Ihnen die Markovier genannt werden. Eine gro?e Rasse. Sie sahen ungefahr aus wie riesige menschliche Herzen mit sechs gleichma?ig verteilten Fuhlern. So wie die menschliche Zahlenkunde auf Funf, Zehn oder Zwanzig beruhte, grundete ihre Mathematik auf der Sechs. Diese Zahl beherrschte ihr ganzes Leben — deshalb haben wir Sechsecke, und deshalb gibt es 1560 davon. Fast eine perfekte Zahl fur Wesen, die alles auf die Sechs abstellten. Es gibt sogar die Meinung, da? sie sechs Geschlechter hatten, aber lassen wir das. Jedenfalls erreichten sie die hochste Ebene physischer Entwicklung, die man fur erreichbar halt, und, was ebenso wichtig ist, sie erreichten auch die hochste Stufe materieller Technologie. Ihre Welten waren uber viele Galaxien verstreut — nicht Sternsysteme, Galaxien! Sie bauten auf einer Welt einen ortlichen Computer, programmierten ihn mit allem, was sie sich vorstellen konnten, dann legten sie eine Felskruste darum. Sie bauten ihre Stadte, und jeder Markovier war geistig mit dem Computer verbunden. Die Architektur war nur ein gemeinsamer Bezugsrahmen, denn durch die Verbindung mit ihren Computern konnten sie sich einfach wunschen, was immer sie wollten, und der Computer nahm eine Umwandlung von Energie in Materie vor, und da war es.«

»Hort sich nach einem gottahnlichen Dasein an«, meinte Trelig.»Was ist mit ihnen geschehen? Ich wei? ein wenig von den Markoviern. Sie sind alle tot.«

»Alle bis auf einen«, bestatigte Ortega.»Was sie getotet hat, war im Grunde die Langeweile. Unsterblich, jeder Wunsch sofort erfullt, und sie kamen sich vor, als verrotteten sie — oder als fehle ihnen etwas. Der Gipfel materiellen Glucks war erreicht, und er genugte nicht. Ihre besten Gehirne — und was mussen das fur Gehirne gewesen sein! — taten sich zusammen und entschieden schlie?lich, da? die markovische Entwicklung irgendwo einen falschen Weg eingeschlagen hatte. Sie kamen zu der Erkenntnis, da? die Rasse entweder zugrunde gehen wurde, oder sie mu?ten etwas anderes tun.«

»Was denn?«fragte Ben.

»Zuerst bauten sie die Schacht-Welt, das Au?erste an markovischem Computer. Statt einer dunnen Computerschicht in einem vorhandenen Planeten war der ganze Planet ein einziger, gigantischer Computer. Wenn eine dunne Schicht vorher ortlich alles hervorbringen konnte, dann stellen Sie sich einen massiven Planeten von vierzigtausend Kilometern Umfang vor, der nur aus einem markovischen Computer besteht. Darauf sitzen wir hier. Dann brachten sie die ubliche Kruste an, so da? wir etwas mehr als vierzigtausend Kilometer Umfang haben.«

»Aber warum alle die Sechsecke, die verschiedenen Rassen auf der Oberflache?«fragte Trelig.

»Das war der nachste Schritt im gro?en Plan. Die gro?ten Kunstler der markovischen Rasse wurden zusammengerufen, alle gro?en Geister, die sie besa?en. Jeder bekam ein Sechseck, mit dem er sich abgeben konnte. Jedes Sechseck ist eine Miniaturwelt. In der Nahe des Aquators betragt die Seitenlange ungefahr dreihundertfunfundfunfzig Kilometer, also die Breite sechshundertfunfzehn Kilometer. Sie sind sorgfaltig angelegt worden. Und in jedem Hexagon durften die Kunstler eine vollstandige, selbsterhaltende Biosphare schaffen, mit einer einzelnen beherrschenden Lebensform und allem zusatzlichen Leben fur ein geschlossenes Okosystem. Das beherrschende Leben zu Beginn bestand aus Markoviern selbst, die sich freiwillig gemeldet hatten.«

»Sie meinen, sie haben auf das Paradies verzichtet, um anderer Leute Spielzeug zu werden?«sagte Trelig entsetzt.

Der Ulik zuckte mit den Schultern, was bei sechs Armen beachtlich war.

»Wegen der krassen Langeweile gab es keinen Mangel an Freiwilligen. Sie wurden sterblich, mu?ten die Spielregeln akzeptieren, wie die Erbauer sie festgelegt hatten, und den Beweis liefern, da? das System lebensfahig war. Wenn sie das konnten, stellte der Zentralcomputer irgendwo im Universum eine Welt dafur fest, und die Bewohner wurden dorthin verbracht. Sie konnten die Zeit beschleunigen, sie verlangsamen, alles. Die Welt, in die sie eintraten, war in Ubereinstimmung mit den Gesetzen der Physik, selbst wenn sie unter Zeitraffung geschaffen wurde. Im richtigen Augenblick der Evolution peng! Die Rasse wurde hinzugefugt. Dann wurde eine neue geschaffen, um jene zu ersetzen, die fortgegangen war, und die Experimente begannen von neuem.«

»Sie sagen damit, da? wir alle Markovier sind«, erklarte Yulin.»Ihre Abkommlinge, meine ich.«

Ortega nickte.

»Ja, genau. Und die Rassen hier sind die letzten Exemplare — das hei?t die Nachkommen der letzten. Manche gingen nicht oder wollten nicht gehen, andere hatten ihre Bestandigkeit nicht erwiesen, als es zu wenige Markovier gab, um das Projekt zu uberwachen. Wir sind die Nebenprodukte der Stillegung hier.«

»Und diese Rassen leben seit dieser Zeit hier?«fragte Trelig.

»O ja«, erwiderte Ortega.»Und die Zeit existiert hier. Man wird alt, man stirbt. Manche sterben jung, andere leben langer, als Sie es fur moglich halten wurden, aber es gibt trotzdem einen Durchgang der Generationen. Die Bevolkerungsdichte wird vom Computer gesteuert — wenn es in einem Sechseck zu viele Bewohner gibt, fallt die Geburtenrate fur einige Zeit. Geht die Bevolkerung durch Katastrophen, Kampfe oder aus sonstigen Grunden zuruck, dann nimmt die Fortpflanzung zu. In jedem Sechseck ist die Bevolkerungsdichte naturlich verschieden. Manche Rassen sind so klein, da? es nur eine Viertelmillion Bewohner gibt, andere konnen bis zu drei Millionen vertragen.«

»Ich verstehe nicht, warum nicht uberall Seuchen und Epidemien verbreitet sind«, sagte Yulin.»Und wieso gibt es nicht standig Kriege? Es spricht doch vieles dafur, da? verschiedenartige Rassen nicht miteinander auskommen.«

»Das ist wahr. Aber Sie konnten das gute Systemtechnik nennen. Seuchen gibt es, doch durch Veranderungen im Boden oder in der Atmosphare werden sie ebenso gestoppt wie durch geographische Barrieren — Gebirge, Meere, Wusten und dergleichen. Was Bakterien und Viren betrifft, so haben wir genug davon, aber die verschiedenen Rassensysteme sind so unterschiedlich, da? Mikroben, die auf eine Rasse wirken, bei einer anderen vollig unschadlich sind. Kriege dagegen sind nicht praktikabel. Es gibt zwar ortliche Kampfe, aber nichts in gro?em Ma?stab. Die Sechsecke sind so angeordnet, da? die Grundregeln sich unterscheiden. Wir glauben, da? das geschehen ist, um die Probleme durch Mangel an Rohstoffen und dergleichen auf den verschiedenen wirklichen Welten zu erproben, wohin die Bewohner dann gingen. Wie gesagt, die Naturgesetze mu?ten aufrechterhalten werden. In manchen Sechsecken funktioniert daher alles, in manchen gibt es begrenzte Technologie — sagen wir, Dampfmaschinen, wahrend elektrische Generatoren ihre Ladung nicht halten. In anderen geht es nur mit Muskelkraft. Sie sind mit Ihrem Schiff in eine Zone nichttechnologischer Art geraten, es funktionierte nicht mehr, und Sie sturzten ab.«

»Das war es also!«sagte Trelig.»Nur deshalb ist kurze Zeit alles wieder gelaufen, als ich die Flugel ausfahren mu?te. Wir waren uber ein hochtechnologisches Sechseck geflogen.«

»Genau.«

»Aber wurde ein hochtechnologisches Sechseck nicht eines mit geringer Technologie erobern?«wandte Yulin ein.

»Das mochte man meinen, nicht? Aber nein, so geht das nicht. Ein Hoch-Tech-Hex wird von seinen Maschinen abhangig, wie Sie im Norden. Es lernt, wie man fliegende Maschinen und machtige Waffen herstellt — und dann mu? es in ein Sechseck eindringen, wo nichts davon funktioniert. Und wo zwei Sechsecke von derselben Art aneinandergrenzen, nun, da ist das eine Land und das andere Wasser, oder eines hat eine Atmosphare, die fur das andere hochst unangenehm ist, und was dergleichen mehr ist. Vor langer Zeit hat ein General versucht, gro?e

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