»Wenn ich nur wu?te, was fur eine Droge sie bekommen haben«, meinte der Arzt.»Ich habe so etwas noch nie gesehen. Aber es ist im Gehirn lokalisiert, die andere Infektion nicht.«
Ortegas buschige Brauen stiegen hoch.
»
»Ja. Sie scheint jede Zelle ihrer Korper befallen zu haben. Irgendeine Art Enzym, wie mir scheint, krasses Schmarotzertum. Uberall Gewebezerfall, der sich standig fortsetzt. Wurden Sie diesen Schwamm erkennen, wenn Sie ihn sahen?«
Die beiden anderen schuttelten die Kopfe.
»Wir haben beide vor langer Zeit die Wirkung beobachtet, aber den Stoff selbst, unter dem Mikroskop, nein.«
An der Tur wurde es laut. Sie ging auf, und ein anderes Wesen stand vor ihnen.
Es war ungefahr einsfunfzig gro? und stand auf zwei dicken Tentakeln ohne Gelenke. Davon besa? es mehr — noch drei Paare, entlang der Korpermitte. Jeder Fuhler schien am Ende gespalten zu sein, so da? er etwas aufheben konnte, wie etwa mit einem Faustling, oder sich um etwas zu schlingen vermochte. Das Wesen stand auf dem hinteren Paar, brauchte aber mindestens vier, um auf sie zuzugehen. Das Gesicht war breit, mit kurzer, flacher Nase, gewolbten Nasenflugeln und zwei runden Augen, die wie gro?e Samtlappen aus leuchtendem Bernstein aussahen. Der Mund hatte einen verschiebbaren Kiefer, und im Inneren war, wie Ortega wu?te, eine lange, strickartige Zunge zusammengerollt, die als neuntes Greiforgan verwendet werden konnte. Auf beiden Seiten des Kopfes besa? es untertassenartige Stellen, vom Kopf ein wenig abgehoben, die aber an Gelenken auf- und zuzugehen schienen.
Als das Wesen den Raum betrat, verbla?te jedoch alles vor den riesigen Flugeln. Sie liefen am ganzen Rucken entlang. Die Schwingen waren leuchtend orangerot und bedeckt mit konzentrischen braunen Ringen.
Vardia und der Ambreza traten einen Schritt zuruck. Ortega blieb, wo er war, obwohl das grimmige Gesicht beinahe angsterregend wirkte. Keiner von den anderen hatte je zuvor einen Yaxa gesehen, Ortega schon. Er kannte dieses Wesen sogar. Er glitt auf den Neuankommling zu.
»Wooley!«rief er.»Ich freue mich sehr, da? Sie kommen konnten!«
Das Wesen blieb kalt, distanziert, sagte aber:»Hallo, Ortega.«Es blickte auf die regungslosen Korper von Renard und Nikki.»Sind sie das?«
Ortega nickte sachlich.
»Dr. Muhar hat Zellgewebe unter dem Mikroskop. Konnen Sie hineinschauen, oder sollen wir es projizieren?«
Der Yaxa ging zum Mikroskop und betrachtete die Probe mit einem seiner sonderbaren Augen.
»Es ist Schwamm«, sagte das Wesen.»Kein Zweifel.«Er richtete den Blick auf die beiden Gestalten auf den Betten.»Wie weit schon fortgeschritten?«
»Funf Tage ohne Dosis«, erwiderte Ortega.»Was wurden Sie sagen?«
Der Yaxa uberlegte kurz.
»Kommt darauf an, wie sie angefangen haben. Der Zellverfall ist noch nicht weit fortgeschritten, aber der Geist wird zuerst zerruttet. Wenn sie von durchschnittlicher Intelligenz waren, sollten sie viel schlauer sein als der Dorftrottel — fur ein, zwei Tage noch. Dann tritt der Ruckfall ins Animalische ein. Sie werden gro?e nackte Affen. Ich wurde sie so schnell wie moglich durch den Schacht laufen lassen. Sofort.«
»Das meine ich auch«, sagte Ortega.»Und ich bin Ihnen sehr dankbar, da? Sie von so weit her gekommen sind.«
»Sie stammen von dem neuen Mond?«fragte der Yaxa.
»Ja. Und wenn
Zum erstenmal zeigte das Wesen Empfindung. Seine Stimme klang rauh und erregt.
»Der Chef des Schwammsyndikats? Und Sie haben ihn einfach so durchschlupfen lassen?«
Ortega hob alle sechs Hande.
»Wir wu?ten nichts davon. Sie sahen genauso aus wie die anderen. Woher sollte ich das wissen?«
»Es ist wahr«, warf Vardia ein.»Sie waren so freundlich und sanft und zivilisiert — vor allem der da.«Sie wies auf Renard.
»Ach! Dummkopfe!«zischte der Yaxa.»Jedem, der so lange ohne Schwamm gewesen ist, hatte man das anmerken mussen! Das hatte Ihnen nicht entgehen durfen!«
»Kommen Sie, Wooley!«erwiderte Ortega scharf.»Sie sind ein Fanatiker, und das aus gutem Grund. Aber wir haben mit dergleichen doch nicht rechnen konnen. In der letzten Zeit ist es hier drunter und druber gegangen.«
Die Nasenlocher des gro?en Falters offneten sich, und er schnob buchstablich.
»Ach, verdammt! War ja zu erwarten, da? Sie versagen. Geben Sie mir den Namen des Halunken. So schlau wird er nicht immer sein. Eines Tages erwische ich ihn. Das wissen Sie.«
Serge Ortega nickte.
»Antor Trelig«, erwiderte er.
Das Wesen neigte den gro?en Kopf und sagte:»Ich mu? wieder nach Hause. Es geht viel vor. Sie horen aber von mir.«
Es drehte sich um, was mit den machtigen Schwingen nicht ganz einfach war, und verlie? den Raum.
»Du meine Gute«, entfuhr es Vardia.»Wer ist denn das?«
Ortega lachelte.
»Jemand, den Sie einmal gekannt haben. Ich erzahle es Ihnen bei Gelegenheit. Jetzt haben wir Dringenderes zu tun. Wir mussen diese beiden durch den Schacht bringen und mit dem Rat sprechen.«
Fur die Botschafter gab es keinen Ratssaal. Die ganze Verstandigung erfolgte uber Sprechanlagen, sowohl aus diplomatischen Grunden als auch deshalb, um es allen einfacher zu machen. Ohnehin hatte es nicht fur alle Platz gegeben.
Ortega fa?te die Ergebnisse zusammen und fugte hinzu:»Ich habe Nachforschungen nach der ersten Gruppe eingeleitet und hoffe, da? jeder Meldung erstattet, wenn sie in einem Hex auftauchen. Samtliche Neuzugange mussen uberpruft werden. Diese Leute sind raffiniert.«
»Ortega?«tonte es aus dem Lautsprecher.»Hier Robert L. Finch von Der Nation.«
Ortega gluckste leise.
»Ich wu?te nicht, da? Die Nation Namen kennt«, sagte er, weil er sich erinnerte, da? sie kommunal denkende Roboter waren.
»Die Nation hat auch ihre Neuzugange«, erwiderte Finch.»Wenn es sich um Dinge wie diese handelt, wird die angemessene
»Gut, was wollen Sie?«
»Warum haben Sie diese Frau, Mavra Tschang, bei den Lata gelassen? Sie treiben doch nicht schon wieder Ihre kleinen Spielchen, wie?«
Ortega atmete tief ein.
»Ich wei?, da? sie durch den Schacht gehen sollte, und das wird auch fruher oder spater geschehen. Im Augenblick ist sie in ihrer ursprunglichen Form viel nutzlicher — der einzige solche Neuzugang hier. Ich werde zu gegebener Zeit alles erklaren.«
Es gefiel ihnen nicht, aber sie nahmen es hin. Andere Fragen folgten, eine ganze Flut, zumeist neben der Sache. Die meisten zogen sich auf die Haltung zuruck, da? sie das Ganze nichts anging. Immerhin, er hatte seine Pflicht getan. Die Sitzung war beendet.
Vardia sa? bei ihm im Buro und sah ihn nun an.
»Was ist der wahre Grund, warum Sie Mavra Tschang verstecken?«
»Nicht verstecken, meine liebe Vardia«, entgegnete Ortega lachelnd.»Alle sechshundertsiebenunddrei?ig Rassen mit Zone-Botschaften wissen, da? sie bei den Lata ist. Sie ist der Koder — ein erkennbares Objekt, das unsere Beute aufscheuchen konnte.«
»Und wenn sie den Koder nicht annehmen? Die Tatsache, da? sie eine qualifizierte Raumschiffpilotin ist, noch in einer Form, die fur den Betrieb eines Raumschiffs am geeignetsten ist, hat mit Ihren Uberlegungen wohl