das alles vor sich geht.«

»Was Sie sehen werden, ist, wie nichts vor sich geht, aber dann haben Sie eben auch ein leichtes Leben. Hatte das auch machen sollen, als ich jung war. Nein, ich mu?te naturlich Farmer werden. Frei und unabhangig, sagte ich damals. Keine Vorgesetzten.«

Er zischte bose.»Am Ende kennt man nichts als Steuern und Vorschriften, Vorschriften und Steuern.«

»Ich kann Sie gut verstehen.«Trelig schaute sich um, als habe er es eilig.»War sehr nett, mit Ihnen reden zu konnen, und ich wunsche Ihnen viel Gluck und Wohlstand, aber ich mu? weiter.«

»War mir ein Vergnugen. Wollen Sie nicht einen Schluck gutes Bier trinken? Bis Druhon sind es nur noch ein, zwei Stunden.«

Das war eine gute Nachricht.

»Vielen Dank, nein«, sagte er.»Ich mu? in die Stadt. Aber ich werde an Sie denken, Sir, wenn ich reich und machtig bin.«

»Tun Sie das, junger Mann«, sagte der andere lachend, und Trelig hupfte weiter.

Unterwegs unterhielt er sich, selbstsicherer geworden, mit mehreren anderen Wesen. Sie waren zumeist schlichte Gemuter, dem Boden verbunden. Die Frauen waren etwas kleiner und von glatterer Haut, die Stimmen klangen ein wenig hoher, aber sonst gab es keine Unterschiede.

Er erfuhr, da? das Land Makiem hie?, wie seine Bewohner auch. Es war ublich, wenn auch nicht uberall der Fall, da? Rassen- und Weltname ubereinstimmten. Er bekam au?erdem zu horen, da? der Staat eine Erbmonarchie war. Das war keine so angenehme Nachricht. Verwaltet wurde das Hexagon von einer gro?en Burokratie, deren Angehorige aus allen Bereichen des Lebens durch Prufungen ausgesiebt wurden. Das entsprach Trelig.

Druhon, die Hauptstadt, war eine Uberraschung. Erstens war sie riesengro? — eine echte Gro?stadt, aus dem Urwald herausgerodet, auf einer Reihe kleiner Hugel in einiger Hohe uber dem Sumpf. Im Westen lag ein weiter, klarer See, in dem viele Bewohner schwammen. Trelig hatte ein Jucken gespurt; jetzt erriet er den Grund. Obwohl die Leute hier Landbewohner waren, blieben sie nah am Meer, aus dem sie hervorgekommen waren, und sie mu?ten von Zeit zu Zeit zuruckkehren, um sich feucht zu halten. Aber einmal am Tag mochte auch ein Abspritzen mit dem Wasserschlauch genugen.

Eine weitere Uberraschung waren die Gebaude selbst. Riesige Schlosser und gro?e Gebaude aus Stein verrieten hohe Geschicklichkeit beim Bau, massive Holzturen und Figuren aus Messing und Eisen auf Toren, Zaunen und uber den Turen zeigten hohe handwerkliche Fahigkeiten. Wenn man bedachte, da? es sich hier offensichtlich um ein nichttechnologisches Sechseck handelte, hatten die Bewohner eine wirklich erstaunliche, moderne Kultur entwickelt. Sein Respekt wuchs.

Ein Problem war zunachst die Frage des Geldes. Er ging durch die Stra?en voller Verkaufsstande, wo Riesenfrosche ihre Waren feilhielten. Es gab Geld, und die Leute gaben es aus. Er sah, da? die Makiem alles, was sie brauchten oder benutzten, in den Mundern trugen. Auch die Geruche und Sehenswurdigkeiten der Stadt erregten ihn. Ferner sah er Tatowierungen, geheimnisvolle Symbole mit irgendeinem Gerat auf den Unterbauch gezeichnet. Nicht alle hatten sie — die meisten Farmer zum Beispiel nicht —, aber hier trugen viele Leute sie. Er vermutete, da? es sich um Abzeichen der Autoritat handelte. Vielleicht Polizisten und Regierungsbeamte.

Die Polizei, der seine erste Sorge galt, war am einfachsten auszumachen. Er wu?te nicht, wie viele Leute in dieser Stadt lebten, aber eine Viertelmillion mu?ten es gewi? sein. Dadurch gab es Stauungen auf den Stra?en. Er sah viele Wagen, gezogen von Rieseninsekten, die langer als die Makiem waren. Diese glichen Heuschrecken. Das alles verlangte Verkehrsregelung, also gab es Verkehrspolizisten.

Er sah sich mehrere an und achtete vor allem auf die gro?en Symbole an ihrer Brust — eine Art Doppelrad mit zwei schragen Balken.

Er betrachtete die gro?en Gebaude mit den Turmen und Flaggen. Ohne Zweifel Regierungsbauten. Das gro?te davon mit vielen Eisengittern und hohen Toren war offenkundig der konigliche Palast. Am Tor standen Wachen mit gefahrlich wirkenden Armbrusten und Piken und einem unglaublich komplizierten Symbol auf der Brust, das sich im Zaun in Abstanden wiederholte.

Ohne Zweifel das konigliche Symbol. Er lernte schnell. Das Jucken nahm zu. Seine Haut fuhlte sich trocken und unbehaglich an, als wolle sie sich ablosen. Er beschlo?, zum gro?en See hinunterzugehen. Dort herrschte reges Treiben, aber er konnte ungehindert ins Wasser gleiten, das erstaunlich kalt war. Er spurte die Kalte aber nur wenige Augenblicke, dann schien die Temperatur zu steigen, bis sie genau richtig war. Kaltblutig, entschied er, es war nicht die Wassertemperatur, die gestiegen war, sondern seine Korpertemperatur hatte sich gesenkt.

Das Schwimmen gelang so muhelos wie vorher das Hupfen. Seine kraftigen Hinterbeine trieben ihn schnell durch das Wasser, und er glitt auf naturliche Weise dahin. Das Jucken lie? jedoch nicht nach, und nach einiger Zeit tauchte er hinunter.

Plotzlich geschah etwas Seltsames. Eine Membran glitt uber seine Augen herab, durchsichtig wie Glas, aber ein vollkommener Schutz. Auch sein Sehvermogen schien sich zu verandern, weniger tiefen- und farbenempfindlich zu werden, jedoch den Schattierungen von Hell und Dunkel gut angepa?t. Seine Nase schien sich durch innere Klappen abzuschlie?en, aber da? er nicht atmete, storte ihn nicht. Er fragte sich, wie lange er unter Wasser bleiben konnte, und beschlo?, es auszuprobieren.

Je langer er unten blieb, desto weniger schien es ihm auszumachen. Er hatte das seltsame Gefuhl, da? er flach, kaum merklich atmete, obwohl es keine Luftblaschen gab. Er hatte auch keine Kiemen. Er kam schlie?lich zu der Vermutung, da? seine Haut dem Wasser ein gewisses Ma? an Sauerstoff entziehen konnte. Das reichte zwar nicht, wie er feststellte, dafur, standig unter Wasser zu leben, aber er konnte mindestens eine halbe Stunde, wenn nicht viel langer, unten bleiben, bevor er wieder heraufkommen und Luft holen mu?te.

Er tauchte an einer der Inseln auf und schaute sich um. Der gro?e Palast auf dem hochsten Hugel war von Fackeln und vielfarbigen Glaslampen hell beleuchtet. Er wirkte wie aus einem Marchen.

Widerwillig schwamm er zum Ufer zuruck. Er spurte Hunger, und es gab viel zu tun. Die Luft wirkte, als er herausstieg, bedruckend hei? und schwer. Sein Korper pa?te sich aber bald an, und er lief weiter.

Anruchige Kneipen schien es hier, wie er nach einiger Zeit zugeben mu?te, nicht zu geben. Was auch fehlte, war Sex. Sie schienen sich damit einfach nicht abzugeben. Keine Paare, die verliebt zu sein schienen, keine Avancen. Freundschaftliche Gruppen, gemischt, aber keine sexuellen Anreize. Um nicht aufzufallen, beschlo? er, zum Stadtrand zuruckzukehren, woher er gekommen war. Vielleicht wurde sich irgend etwas ergeben; wenn nicht, konnte er immer noch in den Wald zuruckkehren und ihn als vorubergehenden Stutzpunkt benutzen.

* * *

Die weibliche Makiem erschien zuerst wie vom Himmel gesandt. Sie war offenbar wohlhabend, vielleicht Landwirtin, nur fur den Abend in die Stadt gekommen. Keine Tatowierung. Jung und sehr klein.

Und vollig betrunken.

Sie konnte nicht hupfen, konnte kaum kriechen, lallte etwas vor sich hin oder sang vielleicht, auch wenn es nur Grunz- und Knarrlaute waren. Sie fiel um und rollte in den Graben.

»Ach, Schei?e!«horte er sie laut schimpfen, aber einige Sekunden danach begann sie zu schnarchen.

Er hupfte zu ihr hinuber. Seine Sehfahigkeit im Dunkeln entsprach etwa der eines Menschen.

Sie lag auf dem Rucken, die gro?en, gebogenen Beine hatte sie ausgestreckt. Er betrachtete sie zunachst. Aus Notwendigkeit und Erfahrung hatte er festgestellt, wie ein Makiem die Toilette benutzte und wo er das tat, aber auf keinen Fall konnte dieser Apparat sexuellen Zwecken dienen. Auch bei ihr war nicht viel zu entdecken. Er wandte sich wichtigeren Dingen zu und betastete vorsichtig ihren Kieferbeutel; er enthielt etwas, vielleicht einen Geldbeutel. Er zogerte kurz, dann schuttelte er sie. Sie ruhrte sich nicht.

Uberzeugt davon, da? sie nicht aufwachen wurde, beugte er sich vor und versuchte ihren Mund zu offnen.

Dieser blieb fest zugeklemmt, als hatte man ihn verschwei?t.

Trelig wollte aufgeben, als sie einen lauten Schnarchton von sich gab und der Mund ein wenig aufging, weil sie sich auf die Seite drehte. Er griff vorsichtig in den Mund hinein — und spurte eine glatte, knochenharte Platte, die so genau hineinpa?te, da? er sie nicht einmal zu ergreifen vermochte. Sie wachte nicht auf, aber der Mund klappte plotzlich zu und klemmte seine Hand ein. Er versuchte sie herauszuziehen, ohne Erfolg. Fast eine halbe Stunde lang plagte er sich ab, aber es war unmoglich, die Hand herauszurei?en.

Er geriet beinahe in Panik, vor allem, als ihre Zunge das Objekt betastete. Dann zuckte die Zunge plotzlich

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