daran. Waren Sie nicht in der Lage, sie mit dem Geruchssinn zu erfassen, dann gabe es uberhaupt keine Moglichkeit, sie vom Original zu unterscheiden. Nicht die geringste.«
»Haben Sie versucht, mit ihnen zu reden?«frage der Chugach. »Wir hatten sie auf dem Weg hierher so fest verpackt, da? das unmoglich war. Wir hatten keine Ahnung, womit wir es zu tun hatten, nur, da? es mit dem Vermischen von Blut zusammenhangen mu?te. Wir konnten uns auf kein Risiko einlassen.«
»O ja, wir haben mit ihnen gesprochen. Ich kann Ihnen die Tonbander vorspielen, wenn Sie wollen — oder Sie konnen uber die Sprechanlage mit ihnen reden.«
»Nur eine Zusammenfassung. Ich mu? wieder hinauf, wie Sie wissen. Inzwischen wird man dahintergekommen sein, da? ich verschwunden bin, und Gro?alarm gegeben haben.«
»Nun, alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, da? sie eine ganze Weile alle behaupteten, sie waren ganz normale Menschen. Sie protestierten gegen die gemeine Behandlung. Bateen behauptete sogar, er sei der Meinung gewesen, der Zigeuner habe ihn berauben wollen, und seine Reaktion sei Notwehr gewesen.«
»Nicht schlecht. Nur erfolglos.«
Der Wissenschaftler zog die Schultern hoch.
»Er — sie alle — konnten sich uberall herausreden, nur bei uns nicht. Sie schlugen auch keinen anderen Ton an, bis wir die Blutproben nahmen — von fern, versteht sich — und die Untersuchungen anstellten. Erst dann raumte Bateen ein — nein, er
Marquoz seufzte.
»Ich hoffe, er blufft nur. Die Konsequenzen behagen mir nicht.«
»Was meinen Sie?«fragte Van Tschu besorgt.
»Nun, wenn
»Krieg, meinen Sie«, sagte der Wissenschaftler erschrocken. »Ein echter interstellarer Krieg?«
»Bis zum Tod, wobei die andere Seite die Trumpfe in den Handen halt«, bestatigte Marquoz. »Ich meine, wir sollten mit diesen Leuten lieber Schlu? machen, wenn wir konnen, und zwar so schnell wie moglich — und dann auf eine Abmachung hinarbeiten, wenn das geht, was ich bezweifle. Wenn Sie Ihre Spurgerate herstellen, was Sie tun werden, wissen die Dreel, da? ihre Tarnung erkannt ist, da? wir ihnen auf die Schliche gekommen sind. Es ist wohl besser, wir erfahren ganz schnell, womit wir es zu tun haben.«Der Chugach wollte gehen, aber Van Tschu rief ihn zuruck.
»Wie sind Sie eigentlich auf all das gekommen?«fragte der Wissenschaftler. »Ich wei?, Sie konnen sie riechen, aber warum sind gerade Sie, der einzige, der den Gestank wahrnehmen kann, zufallig auf diesen Provinzplaneten geraten, genau an den richtigen Ort, um das zu erschnuppern?«
»Ganz einfach«, sagte Marquoz trocken und ging zur Tur. »Ich stolpere von einem Unfall in den anderen.«
Kwangsi, die Ratszimmer des Kom-Bundes
Sie waren alle versammelt, samtliche Rate der Welt-Kommune, mit Ausnahme der durch Unfall oder Krankheit verhinderten. Wenn man die menschlichen und nicht-menschlichen zusammenrechnete, vertrat der Rat 2160 Welten, und 2144 Ratsmitglieder waren zur Stelle, eine noch nie dagewesene Zahl.
Eine Ratsversammlung war stets eindrucksvoll: Da waren die Vertreter aus allen menschlichen Welten au?er jenen unterentwickelten an der Grenze, die noch keine Selbstregierung besa?en, und die machtigen Zentaurgestalten der Rhone-Welten, fast so zahlreich wie die der Menschen; das Dutzend Kafski in einem besonderen amphibischen Teil, der Bequemlichkeit halber, die ihre quallenartigen Korper in hochster Anspannung wellten; ferner die Tarak, die gro?en Bibern glichen, die Milikud, Erscheinungen, die wie winzige Wirbelwinde aussahen; und alle anderen, selbst der einsame Vertreter der Chugach. Sie alle wu?ten, weshalb sie hier waren; nur gefiel es ihnen nicht.
Der Prasident war in dieser Amtszeit ein Mensch, ein Riese von Mann mit dunkler Haut und schneewei?en Haaren. Sein schimmernd wei?es Ratsgewand verlieh ihm selbst in einer so gro?en Halle eine beherrschende Stellung. Er hie? Marijido Varga. Seine einzige Schwache war seine dunne, piepsige Stimme, aber in einem so gro?en Raum, wo so viele, automatisch ubersetzte Sprachen gesprochen wurden und die Techniker der Kommunikationscomputer die Stimme ohnehin der Position anpa?ten, spielte das keine Rolle.
Die Eroffnungszeremonie war schlicht. Varga stand auf, fuhrte mit einem symbolischen Hammer drei Schlage aus, die an jedem Ratssitz ein Signal ertonen lie?en, dann verkundete er:»Die Sitzung ist eroffnet.«Er schwieg kurze Zeit, damit Spatankommlinge sich niederlassen konnten, und fuhr fort:»Diese Sondersitzung wird wegen eines dringenden Notfalls einberufen. Der Kom-Bund wird, wie wir alle glauben, von einem au?eren Feind bedroht, der alle Bitten um Frieden und Einigung abweist, und dessen einziges Ziel vollige korperliche und geistige Versklavung oder Ausrottung zu sein scheint.«Er berichtete von den Dreel und ihrer Entlarvung. »Seit wir uns dieser Bedrohung bewu?t wurden, die ich als eine Invasion bezeichnen mu?, ist das Hohe Prasidium des Rates zusammengetreten und hat folgende Ma?nahmen angeordnet: Erstens die Entwicklung von Spurgeraten, damit wir Freund und Feind unterscheiden konnen. Dank der ruckhaltlosen Mitarbeit unserer Bruder, der Chugach, ist das bewaltigt worden. Sie werden jedoch verstehen, da? es einige Zeit erfordert, solche Gerate herzustellen und sie in ausreichenden Mengen an jedermann zu verteilen. Zu diesem Zweck sind die Hilfsmittel von einem halben Dutzend Rassen zusammengefa?t worden. Zweitens eine sorgfaltige Uberwachung von Grenzwelten jenseits der Parkatin- Linie. Die Ergebnisse zeigen eine betrachtliche Einsickerung dieser Bereiche. Mindestens eine Welt, namlich Madalin, ist vollig uberrannt worden. Wir konnten den Stutzpunkt des Gegners jedoch nicht ausmachen und nehmen an, da? es sich um ein Mutterschiff oder mehrere Raumschiffe handelt. Der gesunde Menschenverstand verlangt, da? wir davon ausgehen, das Mutterschiff — oder mehrere Schiffe — werde von Kampf-Raumfahrzeugen mindestens in Flottenstarke begleitet.«
Diese Einschatzung erregte Unruhe. Das Eindringen einer feindlichen Raumflotte von unbekannter Schlagkraft und ungewisser Position in den Kom-Bereich kundigte eine Katastrophe an.
»Drittens haben wir die Erforschung von Verteidigungsmoglichkeiten angeordnet. Bislang haben wir erfahren, da? der Dreel-Organismus nur in Organismen mit einem Blutstrom von Temperaturgrenzen zwischen zehn Grad unter Null bis etwa funfundachtzig Grad daruber wirksam wird.«
Die Milikud und mehrere andere Rassen, die entweder keinen Blutstrom besa?en oder deren Systeme au?erhalb der Temperaturgrenzen lagen, schienen ein wenig aufzuatmen, aber Varga machte der Erleichterung ein rasches Ende.
»Wir haben Signale von au?erhalb unserer Grenzen aufgefangen, die darauf hindeuten, da? die Dreel alle Rassen vernichten, die sie nicht ubernehmen und gebrauchen konnen. Diese Information wurde indirekt durch unsere beinahe pathologisch selbstsicheren Gefangenen bestatigt. Die Dreel unternehmen einen Feldzug, um aus dem Universum ein Dreel-Universum zu machen — und niemand wei?, wie lange das schon im Gange ist. Sie scheinen andere Formen hoherer Intelligenz einfach unertraglich zu finden.«
Wieder gab es erhebliche Unruhe, obwohl die Zuhorer das meiste schon wu?ten.
»Zur Frage des Schutzes«, fuhr der Prasident fort. »Der Dreel ist eine Art Virus, und Impfstoffe fur jene Rassen, die sie brauchen, sind von unseren ausgezeichneten Kom-Labors und Medizinalcomputern bereits entwickelt worden. Es wird jedoch Wochen dauern, bis die Impfstoffe in gro?en Mengen hergestellt werden konnen, und Monate oder langer, bis jeder geimpft werden kann. Sie mussen mir glauben, da? wir hier so schnell wie moglich vorgehen. Inzwischen hangen wir leider von den Spurgeraten ab, die keine Ideallosung darstellen. Die Dreel behalten einen Korper bei, toten aber den Intellekt. Wir konnen die Dreel in einem Korper vernichten, aber dann bleibt eben nur dieser — ein Korper, der lebt, aber wenig mehr ist als ein Grashalm, hirnlos und unfahig, fur sich selbst zu sorgen. Demzufolge haben wir, au?er bei Opfern, die fur Forschungs- oder Verhorzwecke gebraucht