schnitt.

»Ja«, sagte ich. »ich bin verdammt sicher, dass sie in der Erwartung zu sterben hierher kam. Und ich glaube, mir ging es ebenso. Wir haben nie wirklich daran gedacht, wieder zuruckzukommen. Und wenigstens konnen wir auf diese Weise zusammen sterben.«

»Und wann genau wolltet ihr mir das sagen?«, fragte Giles.

Ich sah ihn an. »Du kannst immer noch gehen«, sagte ich. »Das Portal ist immer noch da und steht offen. Du hast alles getan, was man von dir erwarten konnte, und hast Molly und mich so lange unterstutzt, dass wir tun konnten, was notig war.«

»Nein«, sagte Giles. »Es gibt einen besseren Weg. Gib mir das Klagliche Ende.«

»Was?«

»Ich werde es tun«, sagte Giles.

»Entschuldigt«, sagte die Drohne in Molly. »Aber ich halte immer noch ein sehr scharfes Messer an meine Kehle.«

»Nimm Molly mit dir durch das Portal«, sagte Giles. »Ich werde das mit dem Knopfdrucken erledigen, die Hungrigen Gotter in die Luft jagen und den Vorhang fallen lassen. Wenn sie zerstort sind, sollte das mit den Abscheulichen ebenfalls erledigt sein, einschlie?lich dem in Molly. Ihr beide konnt zusammen leben, Eddie. Mein Geschenk an euch.« Er lachelte kurz. »Dafur, dass ihr mir Dinge gezeigt habt, die ich nie fur moglich gehalten hatte. Dafur, dass ihr mich in eure Familie aufgenommen habt. Und weil - weil ich nie das erlebt oder gekannt habe, was ihr beide, du und Molly, miteinander habt und erlebt.«

»Ich dachte … du sagtest doch, du hattest in deiner Zeit Arger wegen einer Frau gehabt?«

»Oh, es gab immer Frauen«, sagte Giles Todesjager. »Das gehort zum Job, wenn man Oberster Krieger ist. Aber niemand Besonderes. Niemals eine, die etwas bedeutet hatte. Also nimm deine Molly und hau ab. Ich kann das erledigen. Eigentlich muss ich es sogar tun. Irgendeiner muss das Tor von dieser Seite aus schlie?en, um sicherzugehen, dass die weltenzerstorenden Energien nicht durch das Tor in eure Welt ruckkoppeln. Ich habe ein paar Energiegranaten, die reichen mussten, die Energiematrix zu unterbrechen und das Portal zu schlie?en.«

»Ich hab dich doch nicht all die Jahre zuruckgehen lassen, nur damit du stirbst«, sagte ich.

»Vielleicht hast du genau das«, sagte Giles. »Wer wei?? Die Zeit spielt uns allen komische Streiche.«

»Ich habe einen Dolch an meiner Kehle«, kreischte Molly.

Giles Arm schoss nach vorn und riss Molly den Dolch einfach aus der Hand. »Nein, hast du nicht. Und jetzt benimm dich.«

Molly funkelte erst ihn, dann mich bose an. Ihre Augen wurden gefahrlich dunkel. »Glaubst du wirklich, dass man den Gottern mit einem Mechanismus Angst machen kann? Mit eurer kleinen Schachtel Technik?«

»Da gibt's nur einen Weg, das rauszufinden«, sagte Giles. »Jetzt gib die Box schon her, Eddie.«

»Das wird nicht funktionieren«, sagte Molly. »Wir werden es nicht funktionieren lassen. Nichts passiert hier, das wir nicht erlauben.«

Und dann sahen wir alle hoch, verwirrt, als ein neues Gerausch in die hohere Dimension hereinbrach, ein triumphierendes Heulen wie ein riesiges Dampfventil, das wie ein Dopplerton aus einer unendlichen Entfernung zu uns herubertonte. Die Himmel brachen auseinander und der Zeitzug donnerte uber den uberhellen Himmel. Er stampfte direkt uber die berghohen Hungrigen Gotter hinweg. Ein gro?es, schwarzes Monster von einer altmodischen Dampflok, mit rohrender Maschine und seltsamen Energien, die um sie funkelten und fluoreszierten. Sie zog einen Schweif von regenbogenfarbenen, ausgesto?enen Tachyonen hinter sich am Himmel her.

Jacob und Jay Drood, der lebende und der tote, hatten es doch geschafft.

Die Hungrigen Gotter kreischten auf, ein schrecklicher, unertraglicher Schrei, voller Zorn, Bosheit und Verachtung. Emport daruber, dass etwas aus einer geringeren Welt es wagte, in ihr verstecktes Heim einzudringen. Ivor lie? sein Dampfventil trotzig pfeifen, ein klares, helles Gerausch. Der Zeitzug kam jetzt mit kontrollierter Geschwindigkeit herunter und hielt dann einfach in der Luft an, als ware die Zeit selbst stehengeblieben. Nichts bewegte sich um uns herum, alles war still und plotzlich stand der Geist von Jacob Drood direkt vor mir und lachelte sein altes, verschmitztes Lacheln.

Er streckte einen Zeigefinger aus und stupste Molly an die Stirn. Sie schwankte plotzlich und schuttelte den Kopf.

»Was? Was ist passiert?«, fragte sie. »Eddie, warum siehst du mich so an? Und Jacob, was machst du denn hier?«

»Ich rette die Welt«, sagte Jacob gro?artig. »Ich habe gerade den Reset-Knopf fur euch gedruckt. Ich wei? allerdings nicht, wie lange das anhalt, also passt auf. Ich muss euch ein paar Sachen sagen.«

»Was machst du hier?«, fragte ich. »Ich meine, warum bist du nicht oben im Zeitzug?«

»Das bin ich«, meinte Jacob. »Ich bin oben und gleichzeitig hier unten. Es ist erstaunlich, was man alles lernen kann, wenn man tot ist. An zwei Orten gleichzeitig zu sein, ist ein Kinderspiel, wenn man keinen materiellen Korper hat, um den man sich sorgen muss. Na, eigentlich muss ich das ja schon, aber das ubernimmt Jay gerade.« Sein uraltes Gesicht wurde ernst. Er warf einen Blick auf Ivor, die Zeitlok, die jetzt still am furchtbaren Himmel uber den lebenden Bergen stand. »Hor zu, die Zeit wird jeden Moment weiterlaufen. Ivor kann sie nicht lange aufhalten, nicht gegen den kombinierten Willen der Hungrigen Gotter, selbst mit all der Extrakraft, die er wahrend der Reise gesammelt hat. Oh, Mann, Eddie, wir waren an Orten … das Universum ist so viel gro?er, als jeder von uns glauben wurde! Also, wenn die Zeit weiterlauft, werde ich wieder oben in Ivor sein. Jay und ich werden den Zeitzug dann zum Zweck eines hochstwahrscheinlich apokalyptischen Aufpralls mitten in die Hungrigen Gotter steuern. Alle zeitlichen Energien, die Ivor in sich hat, wird er in einer einzigen Explosion freigeben. Der Knall wird nicht gro? genug sein, um die Hungrigen Gotter zu zerstoren, aber doch genug, um das Klagliche Ende starten zu konnen, egal, wie sehr die Vielwinkligen versuchen, es zu unterdrucken. Also, du darfst dann nicht hier sein, Eddie.«

»Aber wenn das Portal offen bleibt …«, fragte Giles.

»Wir konnen genug Energie zuruckbehalten, um es zu schlie?en, kurz vor der Detonation«, sagte Jacob. »Ivor ist eine bemerkenswert gebildete Maschine, wenn man erst einmal gelernt hat, seine Sprache zu sprechen. Er ist zu viel mehr fahig, als man jemals von ihm wollte. Er will nicht sterben - aber er ist ein Drood und versteht, was Pflicht bedeutet. Er ist fur eine Dampfmaschine ubrigens auch sehr pragmatisch. Dass ich hier bleiben muss, versteht sich. Beide Ichs. Ich habe mit Ivor die Sache so arrangiert, dass er mit einem gewissen Betrag der Zeitenergie sicherstellt, dass mein Tod das Ergebnis zeitigt, das es sollte. Beim Aufschlag wird Jay sterben, aber sein Geist wird in der Zeit zuruckgeschickt, um der Familiengeist zu werden. Und ich … werde endlich frei sein. Um weiterzugehen - und woanders Arger zu machen! Ich freue mich schon darauf.«

»Muss es denn so kommen?«, fragte ich. »Gibt es keine andere Moglichkeit?«

»Wir haben Gluck, diese eine zu haben, Eddie«, sagte Jacob freundlich. »Die Hungrigen Gotter werden zerstort, die Welt gerettet. Wir haben nicht das Recht, mehr zu erwarten.« Er sah Giles an. »Da ist sogar genug temporare Energie ubrig, um dich nach Hause zu schicken, Junge. Den ganzen Weg in die Zukunft. Halt einfach die Box fest und vertrau mir. Schlie? die Augen, wenn es hilft.« Er wandte sich wieder an mich. »Auf Wiedersehen, Eddie. Du warst immer ein guter Freund. Und der Sohn, den ich nie hatte. Hor blo? nicht auf, der Familie Feuer unterm Hintern zu machen, nur weil ich nicht mehr da bin, um dich anzustacheln.«

»Auf Wiedersehen, Jacob«, sagte ich. »Ich wunschte …«

»Ich wei?«, sagte er.

Er verschwand und Ivors trotziges Dampf-Pfeifen erklang wieder inmitten des aufbrandenden schrecklichen Krachs der Hungrigen Gotter. Der Zeitzug schoss durch den wei?gluhenden Himmel und zog einen Schweif Tachyonendampf hinter sich her, als er unerbittlich auf die lebenden Berge zuflog. Giles streckte seine Hand nach dem Klaglichen Ende aus und ich gab es ihm. Er wog es in seiner Hand und lachelte kurz. »Auf Wiedersehen, Eddie. Auf Wiedersehen, Molly. Ich habe meine Zeit bei euch genossen. Es war … interessant.«

»Auf Wiedersehen, Giles«, sagte ich. »Wo auch immer du hingehst und wo auch immer du endest, vergiss nie, du gehorst zur Familie.«

Ich nahm Molly am Arm und ging in Richtung Portal. Es schnappte vor mir zu und war einfach weg. Molly riss auf einmal ihren Arm aus meiner Hand. Sie lachte jubelnd. Ihr Gesicht und ihr Korper gehorten nicht mehr ihr. »Du wirst nie hier rauskommen! Wir haben das Tor geschlossen, und du bist hier mit uns gefangen! Jacob wird diese Welt niemals zerstoren, solange du hier bist!«

»Naturlich wird er das«, sagte ich. »Er ist ein Drood.«

»Stimmt«, sagte Giles. »Nichts spielt eine Rolle, nur die Familie, die Ehre und die Pflicht. Ich verstehe das

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